
Bevor mein Praktikum auf Sizilien begann, ging es für mich erst einmal zu einer zweitägigen Einführungsveranstaltung nach Rom, die als Vorbereitung auf die Tätigkeit als Fremdsprachenassistenzkraft dienen sollte. Das Praktikum, organisiert vom Deutschen Pädagogischen Austauschdienst, dauert insgesamt sechs Monate und wird mit 850€ im Monat vergütet. Bei der Bewerbung sollten Präferenzen für die Zuteilung der Regionen in Italien angegeben werden und Sizilien stand auf meiner Liste ganz oben. Mir wurde ein Sprachgymnasium in Agrigent zugeteilt, wo ich zwölf Stunden die Woche in der Schule arbeite, zuzüglich Vor- und Nachbereitungszeit des Unterrichts. Die Stunden sind auf zwölf verschiedene Klassen verteilt, die ich alle einmal in der Woche sehe. Da ich in meiner ersten Woche über 200 neue Schüler kennengelernt habe, fiel es mir zunächst schwer alle Namen zu lernen und die Schüler auseinanderzuhalten. Zu Beginn des Schuljahrs hatten weder die Schüler noch ich einen festen Stundenplan, was die Sache nicht gerade überschaubar machte. Das italienische Gymnasium besuchen Schüler der Klassen 9 bis 13, ich persönlich unterrichte nur in den Klassen 9-12. Der Schultag beginnt morgens um 8:00 und endet schon um 13:00 Uhr, dafür gehen die Schüler aber auch samstags zur Schule. Ich arbeite dienstags drei, mittwochs fünf und donnerstags und freitags jeweils zwei Stunden vor Ort. Samstags und montags habe ich regulär frei, wodurch mir viel Zeit zum Reisen bleibt. In den Klassen assistiere ich den Lehrern beim Unterrichten, gestalte aber auch viel selbst, indem ich zum Beispiel Gruppenarbeiten anleite, Spiele vorbereite, das Hör- und Leseverständnis der Schüler gezielt fördere und Hausaufgaben im Plenum korrigiere. Die Arbeit macht mir großen Spaß, vor allem da ich die Schüler mit der Zeit immer besser kennenlerne. Ich werde im Flur fleißig von allen auf deutsch gegrüßt und sie freuen sich immer sehr, wenn ich da bin.

Die Schule organisiert regelmäßig Aktivitäten und Events, wie zum Beispiel einen Tag im Kino oder Theater, Sporttage, Erasmusprojekte, Tag der offenen Türen oder Informations- und Aufklärungsveranstaltungen zur Drogenprävention oder geschlechterspezifischen Gewalt. Vor kurzem durfte ich bei einem Klassenausflug zum Goethe-Institut nach Palermo mitkommen, wo wir eine Ausstellung zu Alexander von Humboldt gesehen und an einem Workshop teilgenommen haben. Es ist schön zu sehen, wie sehr sich die Schule für die Interessen der Schüler engagiert, gleichzeitig bedeutet es allerdings auch, dass der Unterricht regelmäßig ausfällt. Eine Veranstaltung, die ich nie nachvollziehen werden kann, ist die “assemblea di scuola”, die einmal im Monat ganztägig stattfindet. Die Grundidee davon ist, dass die Schüler ihre neuen Vertreter und Schulsprecher wählen und über das Verbesserungspotenzial der Schule sprechen, und so theoretisch den Schulalltag mitbestimmen können. In der Praxis bedeutet das jedoch absolutes Chaos auf dem Schulhof, wo sich alle versammeln, was eher unseren deutschen Mottotagen ähnelt.
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