Eindrücke aus Brisbane, einer Stadt im „Sunshine State“

Hi, ich bin Jessica, Medizinstudentin in Münster und befinde mich nun schon seit 3 1/2 Monaten in Australien. Davon den letzten Monat in Brisbane, wo ich meine Famulatur in der Gastroenterologie absolviere.

Heute ist Montag, der 5. Dezember und somit nicht nur der Geburtstag meines Papas, sondern auch der 5. Tag im Sommer, der beginnt hier nämlich am 1. Dezember. Als ich hier ankam, war also noch Frühling und allein dieser war schon ziemlich warm, mit hoher Luftfeuchtigkeit. Egal, was man tut, der ganze Körper klebt. Und wenn man anfängt, so wie ich, Rad zu fahren, ganz gleich wie kurz die Strecke auch ist, man kommt immer als wandelnde Pfütze am Ziel an. „Ja, ja, ich bin das Radfahren gewohnt. Das mache ich zu Hause auch immer“, habe ich noch in der ersten Woche zu meinen Gasteltern gesagt. Mittlerweile weiß ich, dass Hitze, Berge und hohe Luftfeuchtigkeit ein wahres Todesurteil für das  Radfahren sind. Aber ich bleibe tapfer – wenn Münsteraner das nicht durchhalten, wer dann?

Trotzdem gefällt mir die Stadt sehr gut. Sie ist jung, im steten Wachstum und es gibt viel zu unternehmen. Vom Stadtstrand in South Bank direkt am Brisbane River gelegen, über tausende Lokale und Cafés, botanische Gärten, Berge mit Wanderrouten oder Museen, die Stadt bietet jede Menge, so das garantiert jeder zufrieden gestellt ist.

Apropos Cafés: Australier lieben es, zu jeder Tageszeit in einem kleinen Straßencafé einzukehren, eine Kleinigkeit zu essen und einen Baristakaffee zu trinken – auch wenn ich keinen Kaffeee trinke, diese angenehme Atmosphäre und Genusskultur werde ich sehr vermissen!

Überhaupt richtet sich das Leben hier sehr nach dem Wetter, welches zur Zeit jeden Tag zwischen 30 und 38 Grand schwankt. Wo unsereins todtraurig zur Uni oder Arbeit trottet, wenn 30+ Grad angesagt sind, freut sich hier jeder, wenn er Tätigkeiten in Gebäuden nachgehen kann. Hier sorgen die Klimaanlagen für kühle Luft  – ich persönlich friere dann meist und war auch schon erkältet. Aber auch das Essen richtet sich nach dem Wetter. Vom beliebten Aussie-BBQ über Salat, es gilt: draußen und/oder frisch und leicht. Ich bin bisher noch nicht einmal auf die Idee gekommen Pizza oder Pasta zu essen – dafür ist es für mich wirklich zu warm…

Aber was macht der Brisbane-Bewohner, wenn es zu heiß ist, er nicht schwimmen gehen kann oder der Deckenventilator am Limit läuft? Genau! Er hofft auf Regen und ein Gewitter, die einzige Möglichkeit, das Ganze wieder abzukühlen. Und wenn ich Gewitter sage, meine ich auch GEWITTER. Ich selbst war am Wochenende auf dem Weg nach Hause, als der Himmel in Minuten pechschwarz wurde. Als der Regen loslegte, konnte man kaum noch die Autos auf der Straße erkennen und Blitze zuckten im Sekundentakt am Himmel auf. Als der Regen nachließ und die schwarzen Wolken weiterzogen, hinterließen sie einen schrill-gelben Himmel – irgendwie gespenstisch. Zu Hause erzählte mir dann mein Gastvater, dass ich bei grünem Himmel vorsichtig sein müsste. „Grün?“, „Ja, dann gibt’s Hagel!“ Das hat mich dann doch geschockt und ich hoffe hier keinen grünen Himmel zu Gesicht zu bekommen, jedenfalls nicht, wenn ich mich außerhalb eines Gebäudes aufhalte.

Naja – und dann ist da noch die Weihnachtszeit. Ich hatte mir vorgenommen, offen für Neues zu sein und war sehr gespannt, wie die Vorweihnachtszeit in Australien bzw. in einem Land der südlichen Hemisphäre wohl sein musste. Vor allem wird es für mich das erste Mal sein, dass ich Weihnachten am Morgen des 25. Dezembers feiern werde. Aber, ganz ehrlich, bei dieser Hitze kommt einfach keine Weihnachtsstimmung auf. Geschmückte Plastiktannenbäume gibt es zwar auch hier überall und auch besinnliche Musik wird zu Hause, im Radio und im Supermarkt rauf- und runtergespielt, aber es ist einfach nicht wirklich weihnachtlich. Dafür bin ich doch zu sehr von unseren eigenen Bräuchen und Gewohnheiten geprägt und so kommt es, dass ich das erste Mal während meines tollen Abenteuers etwas Herzschmerz verspüre. Glühwein trinken, Kekse backen, die Kälte und manchmal etwas Schnee spüren und vor allem unsere Weihnachtsmärkte vermisse ich gerade sehr. Trotzdem glaube ich, dass die Feiertage selbst aufregend und spannend für mich sein werden und ich freue mich auf typische Speisen und andere Traditionen.

Und auch Silvester wird anders als gewohnt sein. Es wird unglaublich warm sein und ich werde  dieses Jahr kein eigenes Feuerwerk zünden – das ist hier nämlich nicht erlaubt. Man muss also in die Stadt, um eines der öffentlichen Feuerwerke bei South Bank oder an der Story Bridge zu bewundern. Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit…

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