Die Großstadt nebenan

Hallo da draußen vor den Flimmerkisten,

Mein Name ist Jasmin und ich mache für sechs Monate ein Praktikum bei GSK (GlaxoSmithKline) im Bereich der medizinisch-biologischen Forschung. Ich bin mittlerweile seit vier Monaten dort und mittlerweile habe ich mich sehr gut eingelebt. Nun habe ich endlich die Zeit euch ein wenig zu berichten. Doch bevor ich euch von meiner Anfangszeit dort erzähle, erstmal etwas vorweg.

Wie bin ich überhaupt an das Praktikum gekommen? – Wie so oft im Leben ist es eine gute Portion Glück und die richtigen Kontakte. Eine Kommilitonin von mir, die im selben Labor arbeitete, wo ich meinen Bachelor gemacht habe, war 2012 für ein Auslandspraktikum bei GSK. Als ich ihr mitteilte, dass ich einen Aufenthalt in England plane, aber noch nicht so recht wüsste bei welchen Firmen ich es versuchen sollte, schlug sie vor bei ihrem damaligen Betreuer für mich nachzufragen. Ungefähr ein Jahr bevor meine Reise losging fing so meine Planung an. Ein paar Emails und es stand fest, dass mir eine Wohnung organisiert werden würde und wann ich ankommen sollte. Meine Freundin hatte ihren Platz damals über einen Dozenten an der WWU Münster erhalten. Er arbeitete eng mit der Firma zusammen und konnte daher einen Praktikumsplatz vermitteln.

In London angekommen ging es für mich weiter nach Stevenage, einem Vorort, der ca. 30 Minuten Zugfahrt von der Großstadt entfernt liegt. Mit der U-Bahn und der OysterCard oder einem Tagesticket (falls man den ganzen Tag herumfährt) kommt man in London ziemlich gut und vor allem zügig von A nach B. In Stevenage sah die Lage schon etwas anders aus. Zehn Buslinien fahren zwar in alle Himmelsrichtungen aber leider nur bis 23 Uhr und an Sonntagen teilweise gar nicht. Daher habe ich mir gleich am ersten Wochenende ein Fahrrad organisiert. Mit dem Rad kann ich nun auf den wundervollen Fahrradautobahnen zur Arbeit radeln. Das dauert ganze fünf Minuten. Das mit dem Linksverkehr klappt sogar ganz gut. Bisher unfall- und kollisionsfrei. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt.

2014-08-30 13.27.19-12014-09-15 17.27.13Die Fahrradautobahn von Stevenage – Ein  ganz eigenes Verkehrssystem

In der zweiten Woche hatte ich jedoch eine kleine Nahtoderfahrung. Nachdem ich beim Fahrradtuning war, versuchte ich, meinen Weg nach Hause zu finden. Die schönen Fahrradautobahnen, auf denen man, ungestört vom Autoverkehr, überall hinkommt, sind leider etwas tückisch. Denn „überall“ ist etwas übertrieben. Es ist zwar möglich überall hinzukommen (mehr oder weniger ungefährlich), aber das bedeutet auch meist unglaublich lange Umwege zu fahren, nur um die Straßenseite zu wechseln. Die Seitenstraßen sind nicht sonderlich gut mit Fahrradwegen außerhalb der Autofahrbahn vernetzt. Sobald man auch nur ein Stückchen zu weit fährt, ist plötzlich kein Fahrradweg mehr da und man steht mitten auf der Straße. So kam es, dass ich vom Fahrradhändler aus ein Stück auf der Straße fahren musste, um zur nächsten Unterführung zu gelangen. Leider verpasste ich die Einfahrt zur Fahrradautobahn und landete plötzlich mitten auf einer Hauptverkehrskreuzung. Schluck. Da es sich leider bei diesen Kreuzungen um Kreisverkehre handelt, die Fuß- und Fahrradwege  verlaufen darunter, musste ich wohl oder übel mit den Autos (und die Autos mit mir) dadurch… zweispurig… Ich sag euch. Das passiert mir nie wieder!

Am Tag meiner Ankunft wurde ich am Flughafen abgeholt und zunächst zur Firma gefahren. Vor den Toren angekommen musste ich mir zuerst im „Visitor Center“ einen entsprechenden Besucherausweis organisieren. Kurz darüber nachgedacht….Oh NEIN! Im „Visitor Center“ muss ich mir jetzt ganz allein einen Besucherausweis besorgen auf Englisch! Die ersten paar Worte fallen einem noch schwer (vielleicht auch nicht allen 😉 …) aber danach geht alles ganz unbeschwert und flüssig. Die meisten Engländer sind begeistert, dass man ihre Sprache bereits so gut spricht, da sie häufig keine Fremdsprache wirklich beherrschen.

Ich wohne bei einer Gastfamilie und habe dort mein eigenes Zimmer. Die Wohnungslage ist eigentlich ziemlich angenehm für Studenten. Es gibt einige WG-Häuser, in denen ein reges Kommen und Gehen herrscht. Die meisten der IP-Studenten (eng. Industrial Placement), die gleichzeitig mit mir in der Firma ihr Praktikum begonnen haben, wohnen in eben diesen Häusern. Sie sind alle noch Bachelorstudenten, da es hier eher unüblich ist einen Master zu machen. Die überwiegende Mehrheit beginnt nach Abschluss ihres Bachelors bereits ihren PhD. Zudem haben viele beim Start ihres Praktikums kaum Laborerfahrung. So kommt es auch dazu, dass man seine eigenen Lehrerskills mal ausprobieren muss.

2014-08-31 12.06.442014-09-04 21.20.16

Dann stand irgendwann am Anfang auch mal mein  erster offizieller Arbeitstag an. Wie bereits geübt, musste ich mir auch an diesem Tag noch einmal einen „Visitor Ausweis“ besorgen, bevor ich endlich meinen Mitarbeiterausweis erhielt. Dabei traf ich schon etliche andere Studenten, die wie ich auf demselben Weg waren: zur Einführungsveranstaltung. Die Firma ist unglaublich riesig und bestimmt nichts für Leute ohne Orientierungssinn. Ich hab drei Wochen gebraucht, um mich dort richtig zurecht zu finden. Dennoch haben wir es alle gemeistert am ersten Tag das „Science Theater“, in dem die Einführung stattfand, zu finden. Der Titel dieses Raums ist leider ziemlich irreführend. Es handelt sich um einen Hörsaal gleichenden Raum. Allerdings mit wesentlich besserer Akustik und weitaus bequemeren Sesseln, die den Namen wiederum rechtfertigen. Nun ließen wir eineinhalb Stunden einen Vortrag über uns ergehen. Eine nette Dame von GSK erzählte uns etwas über die Firma, den Sitz in Stevenage und im Anschluss noch wie die wöchentliche Bezahlung der IP-Studenten abläuft. Ein Glück, dass ich weder ein IP-Student bin (warum auch immer – ich habe keinen wirklichen Titel hier… vielleicht die Deutsche?) noch bezahlt werde. Die Zeit nutzte ich also, um mich und mein Sprachzentrum ein wenig zu entlasten und zu entspannen, bevor es dann das erste mal in die GSK-Labore ging….

Ich hoffe euch hat der kleine Einblick zu meinen ersten Tagen in Stevenage gefallen. Falls ihr irgendwelche Fragen habt, schreibt mir einfach.

Bis zum nächsten Post!

Jasmin

Ein Gedanke zu „Die Großstadt nebenan

  1. Hallo 🙂
    Ich würde auch gern ein Praktikum bei GSL machen. Vielleicht können wir ja irgendwie Kontakt aufnehmen? Das wäre super!
    LG!

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