Das Praktikantenleben in Brüssel – Teil 2: Ein typischer Arbeitsplatz

Guten Abend aus Brüssel!

Heute gibt’s eine Beschreibung meines typischen Arbeitsalltags in Brüssel. Mit nur noch ein paar letzten Tagen hier habe ich mittlerweile einen ziemlich ähnlichen Rhytmus unter der Woche entwickelt und ich muss mich in Deutschland sicherlich wieder an das chaotische Studentenleben gewöhnen ;).

Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 7:30. Duschen morgens ist bei zwei Duschen für 14 Leute auf meinem Flur keine sonderlich gute Idee (außer man will warten und braucht nur kaltes Wasser), weshalb nur Katzenwäsche ansteht und ein bisschen Frühstück verdrückt wird. Um 8:10 Uhr werfe ich dann einen letzten Blick aus dem Fenster (meine Aussicht seht ihr auf dem Bild oben) und laufe zu Fuß zur Arbeit los.

Die Metro ist zwar recht günstig, aber auch voll und bloß 10 Minuten schneller, weshalb ich gerne die 45 Minuten zur Arbeit u.a. durch das Europaviertel gehe.

Kurz vor 9 auf der Arbeit angekommen warten vier Anwälte auf mich, um mir unabhängig voneinander Aufgaben zu geben. Oft muss ich den Hintergrund oder spezielle rechtliche Fragen recherchieren, aber ich darf auch selbst rechtliche Einschätzungen vornehmen und interne Vermerke schreiben. Die verschiedenen Themen- und Rechtsgebiete (wenn auch vornehmlich Kartell- oder Beihilferecht), machen die Aufgaben besonders interessant.

Gearbeitet wird grundsätzlich auf Deutsch, aber es gibt auch einige englische Mandanten, die dann natürlich auf Englisch beraten werden. Ebenso ist einiges an Recherchematerial nur in (Englisch oder) Französisch erhältlich (man denke da insbesondere an EuGH-Urteile…).

Die Atmosphäre im Büro ist super, weshalb man sich traut, Fragen zu stellen und im Rahmen seiner Aufgaben eigene Vorschläge einzubringen. Auch die zwei Team-Assistenten und die Büroleitung sind sehr nett und stehen einem immer mit Rat und Tat zur Seite und ich teile mir mein Büro mit einer Referendarin, mit der man sich ebenfalls gut über die Aufgaben austauschen kann.

Um 13 Uhr essen wir zusammen Mittag in der Kanzlei. Mir gefällt hierbei besonders, dass die Praktikanten/Referendare und die Anwälte zusammen sitzen und man über Gott und die Welt quatschen kann, ohne beim Essen das in Praktika sonst so typische Hierarchieverhältnis zu spüren.

Um 18 Uhr endet die Arbeitszeit und Überstunden von Praktikanten sind eher ungern gesehen – man soll seine Praktikumszeit ja auch genießen – und selten notwendig. Vielmehr geht es für mich entweder nach Hause zum Essen – oder auf eine der vielen Veranstaltungen, auf welche man als Praktikant in der Kanzlei gehen kann.

Das Leben in Brüssel ist stark von Networkingevents geprägt und auch als Europarechtskanzlei wird man oft zu Abendveranstaltungen eingeladen. Als Praktikant in der Kanzlei kann man sich entscheiden, wann, wie oft und wohin man geht.

Die spannendste Debatte, die ich bisher erleben durfte, war auf einer Veranstaltung der bayerischen Landesvertretung, auf welcher verschiedene US-Diplomaten und Politiker sowie eine niederländische MEP eingeladen waren, um über den Ausgang der US-Wählen zu diskutieren.

Spätestens nach dem Event geht es dann nach Hause, wo ich in der Regel den Abend mit meinen Mitbewohnern verbringe. Am nächsten Morgen geht dasselbe Spiel dann wieder von vorne los :).

Bis zum nächsten Mal!

Verena

 

 

 

 

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