Das Leben im Institut

São Paulo, 9h morgens – Stell dir mal vor, du hast morgens alle Hindernisse (große Straßen ohne Fußgängerampeln, Pfützen, ungeahnte Bordsteine) und Herausforderungen („Quetsche ich mich noch in diese Metro rein oder warte ich auf die Nächste?“) auf dem Weg gemeistert, hast es pünktlich zum Institut geschafft und stellst dann beim Hereingehen fest, dass du dein Crachá vergessen hast…

Mein Crachá, endlich da!

Ob man Student oder Angestellter im Institut ist, es gibt wenig Wichtigeres als seinen Crachá!

Der Crachá , ein Ausweis mit Foto, wird um den Hals hängend getragen und dient zur Identifikation auf dem ganzen Klinikgelände. Ein Unterschied zu den Unis und Krankenhäusern in Deutschland ist auf jeden Fall, dass hier in Brasilien kontrolliert wird, wer die Gebäude betritt. In die Uni kommt man nur durch ein Drehkreuz herein, das durch Vorhalten des Ausweises freigegeben wird. Deshalb war es natürlich ein großes Problem, als mein Ausweis bei meiner Ankunft noch nicht fertig war… Die ersten Tage musste ich mich jeden Morgen an der Rezeption registrieren und bekam ein kleines Namensschild zum Aufkleben ausgedruckt. Nach ca. einer Woche drückte mir die Sekretärin einen provisorischen Ausweis in die Hand, sodass ich wenigstens ohne Probleme ins Psychiatrie-Institut reinkommen konnte.

Forschungszentrum innerhalb der Psychiatrie

Bei Uni-Gebäuden mit Drehkreuz (z.B. bei der Mensa) hatte ich ohne elektrischen Ausweis aber immer noch ein Problem und musste mich jedes Mal neu registrieren… Nervig!
Da war die Freude natürlich umso größer, als ich nach ca. einem Monat die Mail bekam, dass mein echter Studierendenausweis der USP fertig und bereit zum Abholen ist!
Jetzt fühle ich mich richtig offiziell und wichtig mit meinem Crachá um den Hals 😉

Der Eingang zum Forschungszentrum ist sogar richtig fancy 😉
Mein Arbeitsplatz

Insgesamt ist der Arbeitsalltag hier im Praktikum sehr geruhsam. Da ich ein Forschungspraktikum mache, habe ich so gut wie keine Aufgaben in den Routinen der Psychiatrie, sondern arbeite hauptsächlich von einem Büro der Forschungseinheit des Instituts aus. Einen eigenen PC habe ich leider nicht zur Verfügung, stattdessen arbeite ich an meinem privaten Laptop.

Im Mittelpunkt des Praktikums steht ein großes, neuartiges neurowissenschaftliches Projekt, in dem ich mit einem brasilianischen Medizinstudenten zusammen für die Datenanalyse zuständig bin. Der Professor hat uns dabei recht viele Freiheiten gegeben, ist aber immer schnell per Mail oder auch über WhatsApp ansprechbar, wenn wir mal ein Problem haben. Ziemlich cool finde ich auch, dass er viele Kontakte zu anderen Wissenschaftlern hat; so unterstützt uns ein amerikanischer Professor tatkräftig und ein deutsches Team gibt uns viele Tipps, wenn wir mal in der statistischen Analyse feststecken und nimmt sich sogar Zeit, mit uns zu skypen.
So vergehen die Tage hier fast wie im Flug, oft mit vieeeel frischem Kaffee (der hier in Brasilien einfach der Beste auf der Welt ist!!), weiterhin mit dem 50cent-Mensa-Essen und ab und zu mal einem Pão de Queijo (kleine Käsebrötchen) für den kleinen Hunger zwischendurch 🙂

 

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