Constructive Cooperation – Mein Schulpraktikum in Cambridge

Wie jeden Montagmorgen endet das Briefing in der grossen Pause mit Mitteilungen der Lehrer: “Ich möchte alle Lehrer daran erinnern, sich unserer Laufgruppe, die sich dienstags und mittwochs um 16:30 trifft, anzuschließen. Wenn wir unsere 200 km Marke knacken wollen, brauchen wir eure Unterstützung!”

Verlegenes Lachen folgt. Die Gruppe wirbt regelmäßig um neue Mitglieder. Ich finde allerdings, dass 12 Lehrer, die jede Woche dabei sind, schon eine beachtliche Zahl ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass alle Läufer vorher schon mindestens acht Stunden in der Schule waren…

Als Lehramtsstudentin mache ich ueber das Zentrum für Lehrerbildung der WWU ein Praktikum an einer privaten Mädchenschule in Cambridge. Im Gegenteil zu den Lehrern hier, die fast alle ausschließlich ein Fach unterrichten, bin ich abwechselnd im Geschichts-, Englisch-, Modern Languages- und EFL (English as a Foreign Language)- Department. Da ich die erste Praktikantin der Kooperation bin, hängt meine Rolle an der Schule viel von mir ab. Viele Stunden hospitiere ich, ich helfe einzelnen Schülerinnen im Unterricht und im Language Support. Außerdem unterrichte ich auch ein paar Stunden in Geschichte und Deutsch und aktualisiere den Bestand von deutschen Kinderbüchern in der Bibliothek. Zu meinem Glück bekomme ich unglaublich viel Unterstützung der Lehrer. Mir wird bei jeglichen Fragen und Problemen immer weitergeholfen.

Wenn ich benennen sollte, was diese Schule für mich auszeichnet, ist es, wie ich an dem Beispiel oben zeigen wollte, in jedem Fall das Engagement der Lehrer. Viele kommen bereits um 7 Uhr morgens, um Unterricht vorzubereiten, andere bleiben bis 18 Uhr in der Schule, bis alle eingereichten Hausaufgaben korrigiert sind. In jedem Fall sind die Lehrer jedoch verpflichtet, sich waehrend der gesamten Unterrichtszeit zwischen 8:30 und 16:00 auf dem Schulgelände zu bewegen. Das Engagement geht jedoch über den bloßen Unterricht hinaus. Das Classics Department probt ein selbstgeschriebenes Theaterstück namens Zompeii (die Invasion von Zombies in Pompei), die Sportlehrerin begleitet ihr Ruderteam regelmäßig zu lokalen Wettbewerben, die Musiklehrerin leitet 3 verschiedene Chöre und es finden sich immer noch Freiwillige, die die Schülerinnen am Wochenende zu Ausflügen begleiten. Und das alles während des summer terms, der immer besonders stressig für alle ist, da am Ende die großen Prüfungen anstehen. Die Noten der Prüfungen machen meistens fast 100 % der Note für das Fach aus.

Ein weiterer großer Unterschied von Schulen in Deutschland, die ich bis jetzt kennengelernt habe, ist der immense Einfluss von digitalen Geräten. Das fängt bereits bei der Anwesenheitsprüfung an und geht über tägliche Mitteilungen, das Aufgeben von Hausaufgaben bis zur Recherche im Unterricht und der Nutzung des Smartboards als Tafel oder für Power-Point-Präsentationen, die jeder Stunde eine Struktur geben. All dies ist dadurch möglich, dass jede der Schülerinnen sowie alle Angestellten ein iPad zur Verfügung gestellt bekommen, jeder Raum mit einem Smartboard und Computern ausgestattet ist und die Schule ein IT-Department hat, was die reibungslose Arbeit sicherstellt.

Es ist wirklich spannend, eine britische Schule kennenzulernen. Es ist allerdings sicher schwierig, Merkmale auf Schulen im Vereinigten Koenigreich allgemein zu übertragen, da meine Schule in privater Trägerschaft andere Kapazitäten und Eigenschaften aufweist als staatliche Schulen. Trotzdem sind besonders die Rolle der Technik sowie das Gefühl einer Schulgemeinschaft sehr inspirierend. Ich bin mir sicher, dass gerade die Zeit, die man gemeinsam im Kollegium verbringt, für die Teamarbeit sehr wichtig ist. Darüber hinaus haben gegen ein Bier im Pub freitags nach der Arbeit schließlich viele auch nichts einzuwenden, oder?

2 Gedanken zu „Constructive Cooperation – Mein Schulpraktikum in Cambridge

  1. Hallo Franziska,
    ich habe gerade einen deiner Beiträge über dein Praktikum in Cambridge gelesen und wollte dich fragen, ob du bereit wärst, mir ein paar Fragen zu beantworten, da ich selber auf der Suche nach einem Auslandspraktikum bin.
    Ich würde mich super freuen, wenn du mich kontaktieren würdest!

    Liebe Grüße 🙂

  2. Hey Franziska,
    ich habe eine Zusage von vermutlich der gleichen Schule über das ZFL bekommen. Ich würde mich deshalb riesig freuen, wenn du mir mal per Mail schreiben könntest!!
    Viele liebe Grüße,
    Franzi

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