Bürokratische Hürden in Indonesien (Teil II): Verlängerung des Touristenvisums

All der Ärger wegen des gescheiterten Sozialvisums war nach dem Flug jedoch wie verflogen. Zu groß war die Vorfreude und zu unkompliziert – fast schon unbürokratisch – erhielt ich mein Touristenvisum am Flughafen in Jakarta. Am Schalter wurde ich freundlich begrüßt und erhielt es sofort. Umsonst war dieser Service jedoch nicht: 35 Dollar zahlte ich für ein 30-tägiges Touristenvisum mit Option auf Verlängerung um weitere 30 Tage.

(Anmerkung: Das kostenfreie Touristenvisum gilt nur für 30 Tage und kann verlängert werden. Auf einen Visa-Run, also Indonesien nach 30 Tagen zu verlassen und anschließend wieder einzureisen, um abermals ein 30-tätiges Visum zu erhalten, wollte ich verzichten. Im Nachhinein hätte ich mich vielleicht anders entschieden.

Die Verlängerung des Touristenvisums ist aus eigener Erfahrung mit viel Zeitaufwand und abermals Ärgernissen verbunden. Es fängt schon damit an, dass man nur in einem recht kurzen Zeitfenster frühestens 14 Tage, aber spätestens eine Woche vor Ablauf des Visums, den Antrag auf Verlängerung stellen kann. Hinzu kommt, dass man nicht ein- oder zweimal, sondern gleich dreimal zur Einwanderungsbehörde (Imigrasi) muss. Da ich im Vorfeld nicht viel Gutes über diese Imigrasi hörte, hatte ich mich schon vorbereitet und Martin, der an der UNY Deutsch studiert, gebeten mich zu begleiten. Obwohl die Beamten der Imigrasi größtenteils Englisch sprechen können, sollte sich seine Hilfe auszahlen.

Hinweisschild am Eingang der Imigrasi

Um 7:30 Uhr öffnet die Imigrasi, der Schalter für Ausländer war die erste Stunde jedoch noch nicht besetzt. Es saß zwar schon jemand da, doch auf Nachfrage grummelte der Beamte nur etwas vor sich hin und verwies auf das Schild zu seiner Linken: „Tutup.“ Geschlossen. Es blieb also ausreichend Zeit, um das Antragsformular und den dazugehörigen Umschlag zu beschriften. Gegen 8:30 Uhr war es dann endlich so weit. Der Fernseher im Wartebereich leuchtete auf und eine Stimme verkündete die Öffnung des Schalters. Mit der Startnummer 002 rechnete ich mir gute Chancen auf einen schnellen Behördengang aus. Derweil lief die Karaokeversion der indonesischen Nationalhymne im Fernseher, doch keiner stand auf oder sang mit. Noch scherzte ich ein bisschen mit Martin darüber, doch sollte mir die Laune schnell vergehen.

Als wir nun an der Reihe waren und ich meine Unterlagen einreichte, schien den Mann hinterm Schalter etwas zu stören. Martin vermittelte. Bei der Angabe der Telefonnummer der „Address of Residence in Indonesia“ reichte die Telefonnummer meines Homestays nicht aus. Anzugeben sei nach seiner Auffassung meine persönliche Handynummer, wenn auch auf dem Formular davon keine Rede war. Wir brauchten also ein neues Formularblatt und mussten meine persönliche Nummer aufschreiben. Zehn Minuten später waren wir wieder am Schalter mit neuem Formblatt und gewünschter Handynummer. Doch dieses Mal nahm er die Unterlagen erst gar nicht an und verwies darauf, dass auf dem Umschlagblatt die Adresse noch fehle. Nun gut, ich korrigierte schnell meinen Fehler und versuchte es ein drittes Mal. Abermals gab es ein Problem. Erstens sei die Adresse zu unkonkret (Anmerkung: Die Adresse bei Google Maps: Caturtunggal, Depok Sub-District, Sleman Regency, Yogyakarta 55281 reichte ihm nicht aus), der Name des Homestays sei noch zu ergänzen und zweitens könne er meine Handschrift nicht lesen „1“ und „7“ nicht voneinander unterscheiden. Ergo: Nochmal alles neu bitte. Langsam fühlte ich mich schikaniert und der Laune eines schlechtgelaunten Beamten ausgeliefert zu sein. Martin konnte auch nur noch lachen und bot mir seine Hilfe an. Er füllte das Formblatt samt Umschlag dieses Mal für mich neu aus – und zwar in Schönschrift. Da wir aber einen neuen Umschlag benötigten, mussten wir auch wieder eine neue Wartenummer ziehen: 026. Im vierten Anlauf stimmten nun alle Unterlagen. Der Beamte war scheinbar zufrieden, notierte etwas auf einem Zettel, hob den Stempel und wollte nur noch eine Sache wissen: „How long will you stay in Jogja?“ Ich verstand die Frage nicht ganz. Hatte ich doch die Flugtickets angefügt, die meine Ausreise innerhalb von 60 Tagen belegten. Doch wann ich fliegen würde, sei nicht relevant, wie er mir zu verstehen gab. Er hielt den Stempel fast schon drohend in der Luft. So kurz vorm Ziel wollte ich nicht scheitern. Wann ich die Stadt verlassen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da er aber scheinbar irgendein Datum haben wollte, nannte ich ihm irgendeins. Glücklicherweise war er damit zufrieden und der Stempel fand sein Ziel. Ich erhielt einen Abholschein und den Hinweis, dass ich 355.000 Rupiah (ca. 21 Euro) an einem anderen Schalter bezahlen und nächste Woche wiederkommen müsse. Bezahlen ging überraschenderweise ganz flott und nach drei Stunden war der erste Behördengang gemeistert. Dass noch zwei weitere folgen würden, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht.

Als ich in der Woche darauf meinen Reisepass abholen wollte, konnte dieser erst nicht gefunden werden, was mir ein wenig Sorgen bereitete. Dann stellte es sich jedoch heraus, dass noch Fotos von mir fehlen würden. Meine Laune war getrübt. Es half alles nichts, ich musste mich fügen und im Wartebereich der Fotoabteilung Platz nehmen. Als ich an der Reihe war, wurden nicht nur ein Foto, sondern auch alle meine Fingerabdrücke sowie meine Unterschrift aufgenommen. Als ich damit fertig war, wollte die Fotografin jedoch noch ein weiteres Foto machen, aber dieses Mal ein privates. Ich willigte ein. Schnell wurde eine Kollegin gerufen und unter Beobachtung aller übrigen Beamten, die im Büro ihre anscheinend vorgezogene Mittagspause zelebrierten, Fotos von mir und ihr gemacht. Angesichts des Hinweisschilds am Eingang der Imigrasi und dem ausdrücklichen Verbot von Fotos innerhalb der Behörde eine skurrile Situation. Meinen Pass konnte ich trotz Fotoshootings dennoch nicht direkt mitnehmen und musste am nächsten Tag nochmal wiederkommen. Beim dritten Mal ging dann alles glatt. Ohne eine Nummer zu ziehen, konnte ich direkt zum Schalter und meinen Pass wieder in Empfang nehmen. Glücklich und um einige Behördenerfahrungen reicher bin ich nun wieder stolzer Besitzer meines Reisepasses und darf bis zum Ende meines Tutoriums in Indonesien bleiben. Welch ein Glück!

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