Bella vita a Firenze – die Stadt, die mehr bietet als Pizza, Pasta und Gelato

Mein Name ist Jana und ich studiere derzeit im 3. Semester Kunstgeschichte im Master an der WWU. Das schöne Florenz ist kein Neuland für mich, da ich hier bereits während meines Bachelorstudiums ein Auslandssemester absolviert habe. Ich bin natürlich überglücklich, in meine zweite Heimat zurückkehren zu können. Ab Montag (29.10.) beginnt dann auch mein Praktikum in der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (KHI) und dauert bis Ende Januar.

Wie kam es eigentlich zum Praktikum am KHI? Als Studentin der Kunstgeschichte ist das KHI einem natürlich nicht unbekannt und da ich von Florenz ja sowieso schon aufgrund meines Auslandssemesters begeistert war, war die Zeit des Überlegens nicht lang und ich habe vor knapp einem Jahr eine Initiativbewerbung  an die Photothek und Bibliothek des KHI’s geschickt. Bereits am nächsten Tag bekam ich von beiden eine Zusage und musste mich entscheiden: meine Entscheidung fiel auf die Bibliothek.
Ihr denkt euch wahrscheinlich jetzt, dass ein Jahr eine ganz schön lange Vorlaufzeit ist. Jedoch kann ich euch mitteilen, dass ein Jahr absolut angemessen ist. Da man sich ja auch um die ganze Organisation kümmern muss, die anfällt, wenn man die Heimat für längere Zeit verlässt. Darunter fallen natürlich auch die Finanzierung und im besten Fall die Eingliederung des Praktikums in das eigene Studium.

Kann ich mein Praktikum in das Studium integrieren? Das war natürlich auch eine der Fragen, die ich mir gestellt habe, da es mir während des Praktikums natürlich nicht möglich ist alle Kurse an der WWU zu besuchen. Jedoch hat ein Gespräch mit dem zuständigen Koordinator meines Fachbereichs relativ schnell gezeigt, dass ich mir das Praktikum ohne Probleme im Bereich der Eigenständigen Studien (die sind ähnlich wie die Allgemeinen Studien im Bachelor) anrechnen lassen kann. Da ich nicht vorhabe mein Studium durch das Praktikum zu verlängern, muss ich zwar im nächsten Semester mehr Kurse belegen als vorgesehen, jedoch wollte ich mir durch ein „bisschen“ Mehrarbeit die Möglichkeit auf das Praktikum nicht nehmen lassen.

Florenz hat doch auch einen Flughafen? Ja, Florenz hat einen Flughafen. Jedoch wird dieser nicht von allen Fluggesellschaften angeflogen, sodass ich mich (aus Kostengründen) für den nicht weit entfernten Flughafen in Pisa entschieden habe. Direkt vorm Flughafen fährt ein Bus ab, der einen quasi schon fast bis ins Zentrum von Florenz bringt – bis zum dortigen Bahnhof (Stazione Santa Maria Novella). Genauso habe ich es dann auch gemacht, als ich erfolgreich am 17.10. in Florenz angekommen bin.

Piazza di Santa Maria Novella
Piazza di Santa Maria Novella

Wohnungssuche in Italien – vor oder nach der Ankunft? Das ist meiner Meinung nach Geschmackssache. Ich habe während meines Auslandssemesters im Bachelor bereits gute Erfahrung damit gemacht vor Ort zu suchen und die erste Zeit in einem Hostel oder Hotel zu verbringen. Vor Ort hat man den Vorteil, dass man nicht die „Katze im Sack“ mietet und sich nicht nur auf die Aussage des Vermieters und die Bilder in den Anzeigen verlassen muss.

Knapp zwei Monate vor der Abreise habe ich dann ein Zimmer für zwei Wochen in einem Hostel direkt an der Piazza di Santa Maria Novella in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Die Wohnungssuche vor Ort lief die ersten Tage trotz meiner vorhandenen Erfahrung sehr schleppend an. Ich habe über die Seiten EasyStanza, Kijiji (dem Pendant zu Ebay Kleinanzeigen) und Subito gesucht. Jedoch habe ich die ersten vier Tage gar keine Rückmeldungen auf meine Nachrichten und Telefonate bekommen. Langsam aber sicher kam Panik in mir auf: meine Sorge war, dass es immer schwieriger werden würde eine Wohnung oder ein Zimmer in einer WG zu finden, je näher der neue Monat rückt und je kürzer mein Aufenthalt hier in Florenz wird. Denn mal ganz ehrlich – drei Monate sind keine lange Zeit.
Sonntags änderte sich meine angespannte Stimmung dann rapide – plötzlich hatten die florentiner Vermieter offenbar Gefallen an meinen Nachrichten gefunden (oder einfach auch nur die nötige Zeit) und meldeten sich alle auf einen Schlag zurück, sodass ich für die folgenden Tage genug Besichtigungen zusammen hatte.
Direkt das erste Zimmer, welches ich mir angeschaut habe, ist es dann auch geworden: es ist in einer wirklich schönen, modernen 2er WG, die Wohnung liegt super zentral, in der Nähe der Galleria dell’Accademia – wo Michelangelos berühmter David zu bewundern ist – und nur knapp 10 Minuten zu Fuß vom KHI entfernt.

Bella vita a Firenze  – noch kann ich meine freie Zeit hier genießen, bevor am Montag der „Ernst des Lebens“ beginnt. Ich habe meine bisherige Zeit natürlich nicht nur dafür genutzt ein Zimmer zu finden, sondern auch um Florenz erneut zu erkunden, Museen zu besuchen, mich einzuleben, mich mit alten Bekannten und Freunden zu treffen und mich einfach von der Schönheit der Stadt beeindrucken zu lassen. Denn in Florenz gibt es immer wieder neue, verwinkelte, kleine Gassen zu entdecken, die man noch nicht kennt, aber auch die altbekannten Sehenswürdigkeiten, wie die pompöse Kathedrale Santa Maria del Fiore neben Giottos Glockenturm mitten im Herzen der Stadt oder die Ponte Vecchio sind immer wieder einen Besuch (und natürlich auch ein Foto) wert.

Die Ponte Vecchio
Die wunderschöne Ponte Vecchio

Ich habe mich bewusst dazu entschieden mir hier in Florenz kein Fahrrad zuzulegen (als Münsteranerin eigentlich undenkbar), da die Diebstahlrate hier wohl noch etwas höher ist als daheim und ich die Stadt zu Fuß richtig wahrnehmen möchte. Dies ist mir natürlich auch durch meine wirklich zentral gelegene Wohnung möglich.
Supermärkte gibt es hier überall in der Stadt verteilt: die kleinen, teuren Touristensupermärkte wie Crai oder Pam und die etwas günstigeren wie Conad oder Esselunga.

Die Kathedrale Santa Maria del Fiore
Die Kathedrale Santa Maria del Fiore und der Campanile di Giotto

Über das Leben in Italien kann man sagen, dass es etwas langsamer stattfindet und die Italiener sich für vieles mehr Zeit lassen, die Ruhe genießen und sich für die schönen Dinge im Leben – wie das Essen, Freunde oder den abendlichen Vino – immer ein bisschen Zeit nehmen. Das soll aber nicht heißen, dass sie nicht absolut motivierte und hart-arbeitende Menschen sind – ganz im Gegenteil – man macht sich nur erst dann Sorgen, wenn es so weit ist und wenn man zu spät kommt, kommt man eben zu spät. Diese Lebensart gefällt mir in vielerlei Hinsicht sehr gut und viele daheim könnten zu ihrer typischen Pünktlichkeit und Genauigkeit mal eine Portion Gelassenheit und „Bella Vita“ hinzufügen.

Wie ist denn der Alltag in Florenz? Darüber werde ich euch in meinen nächsten Blogposts berichten. In der Zwischenzeit genieße ich weiter die freien Tage und werde morgen in die Galleria Palatina des Palazzo Pitti gehen und die dortigen Werke bestaunen.

A dopo und bis bald.

 

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