3-monatiges Praktikum in einer Grundschule in England

Am 05.09.13 ging es für mich von Düsseldorf mit dem Flugzeug nach Manchester und auf in ein 3-monatiges Abenteuer in England. Am Flughafen wurde ich bereits von einer erst kürzlich in Deutschland kennengelernten Engländerin empfangen, die mich dann zu meinem zukünftigen Zuhause gebracht hat.

Allgemeines zu England und dem Ort, in dem ich lebe:

Die Schule, in der ich mein Praktikum absolviere, befindet sich in West Kirby. Das liegt südlich von Liverpool (ca. 30 Minuten mit dem Zug) direkt am Meer bzw. am River Dee, der England und Wales an dieser Stelle voneinander trennt. In West Kirby leben ca. 7.000 Einwohner, es gibt viele kleine Shops oder Boutiquen, einen Park, einen See und das Meer. Die Schule ist nur fünf Geh-Minuten von meiner Unterkunft entfernt, sodass ich hier alles zu Fuß erledigen kann. Wenn ich nun auf die Unterschiede zwischen dem Leben in England und dem Leben in Deutschland eingehe, fällt mir zuerst das Essen ein. Der größte Unterschied ist das Brot. In Deutschland kennt man dunkles, körniges Brot, was es hier in England überhaupt nicht gibt. Hier gibt es eigentlich nur sehr weiches Toastbrot und alle lieben es. Außerdem gibt es hier viele Gerichte mit sehr vielen Kalorien. Wenn man ein typisches englisches Frühstück essen möchte, dann nimmt man zwischen 900 und 1500 Kalorien (je nach Größe) zu sich. Es gibt hier außerdem viele internationale Restaurants bzw. es werden oft internationale Gerichte gekocht. Erwähnenswert sind die indische, chinesische und amerikanische Küche. Nachtisch ist auch sehr beliebt in England und wird meiner Erfahrung nach fast nach jedem Gericht bestellt, was in Deutschland nicht so üblich ist. Typische Nachtische wären Kuchen oder Eis. Die Hauptsache dabei ist nur, dass es richtig süß ist.
Nun beschreibe ich die Menschen ein wenig. Mir ist sehr positiv aufgefallen, wie freundlich alle Engländer doch sind. Sie sind außerordentlich höflich und „Danke“ und „Bitte“ wird fast hinter jedem Satz gesagt. Hilfsbereitschaft wird hier auch ganz groß geschrieben. Ich habe sehr oft erlebt, dass einem sogar Hilfe angeboten wurde, obwohl man gar nicht danach gefragt hat. Die Menschen sind sehr aufmerksam hier und heißen einen als Ausländerin sehr herzlich willkommen. Es besteht eine bestimmte Vorstellung von Disziplin und Ordnung, weshalb sich auch die Menschen sehr ruhig und gesittet verhalten. Damit meine ich zum Beispiel, dass sich die Leute in eine ordentliche Schlange stellen und nicht drängeln, wenn sie irgendwo anstehen.
Was die Sprache angeht, ist es ähnlich wie in Deutschland. Es gibt hier nicht DAS Englisch, sondern viele verschiedene Akzente. Ich befinde mich in einer recht akzentfreien Region, sodass ich das Englisch hier problemlos verstehen kann. Sobald ich aber einige Kilometer weiter nach Liverpool fahre, kann es unter Umständen passieren, dass ich nicht verstehe, was die Menschen zu mir sagen. Es gibt überall in England verschiedene Akzente, sodass mir sogar eine englische Freundin gesagt hat, dass sie manche Engländer gar nicht versteht.
Sehr bekannte Unterschiede sind natürlich, dass sie Linksverkehr haben, keine Euros sondern Pfund als Währung besitzen, andere Steckdosen haben, eine Stunde zurück sind und für verschiedene Einheiten wie Kilometer andere Bezeichnungen, wie in diesem Fall Meilen, haben.

Die Schule:

Bei meiner Schule handelt es sich um eine kirchliche Grundschule. Momentan sind ca. 420 Schülerinnen und Schüler, 21 Lehrer und 14 Teaching Assistants an der Schule. Die Schüler sind auf fünf verschiedene Gruppen aufgeteilt, für die sie durch gute Hausaufgaben oder besondere Leistungen Punkte sammeln können und letztendlich eine der Gruppen den Pokal am Ende des Jahres gewinnt. Viel Wert wird auf das tägliche gemeinsame Beten gelegt: In der Assembly, vor dem Mittagessen und vor dem Nachhause gehen.

Exemplarischer Arbeitstag:

Da die Schule in England erst um 9 Uhr beginnt, muss ich nicht so früh in der Schule sein. Ich fange gegen 8.30 Uhr an und erledige zunächst das übliche Kopieren der Arbeitsblätter. Das dauert meistens gut eine halbe Stunde, sodass ich in die Klasse zurückkomme, wenn die Kinder so langsam hereinkommen. Nachdem die Anwesenheit kontrolliert wurde, müssen sich alle Schüler in einer Reihe vor der Tür aufstellen, denn sie werden in der großen Halle mit allen anderen Schülern zur Assembly (Versammlung) erwartet. Bevor es losgeht, wird allerdings noch kontrolliert, dass alle ihre Schuluniform vernünftig tragen und vor allem alle Hemden in der Hose sind. In die Assembly begleite ich die Kinder dann und achte zusammen mit der Lehrerin darauf, dass alle ruhig sind und sich vernünftig verhalten.

Sobald wir zurück im Klassenraum sind, gehen die Schüler in ihre Kurse. Hier werden nämlich der Englisch- und der Matheunterricht im vierten Jahrgang in Kursen unterrichtet, abhängig von den schulischen Fähigkeiten der Kinder. Zuerst ist immer Englisch und danach Mathematik an der Reihe. Die Lehrerin, die ich begleite, ist für die stärkeren Englisch-Schüler und die schwächeren Mathe-Schüler zuständig. Da ich in Englisch dann nicht so viel helfen brauche, kümmere ich mich meistens um die Bücher. Jedes Kind hat ein Buch, das, sobald es fertig gelesen wurde, ausgewechselt werden muss. Das Auswechseln übernehme ich dann meistens und bekomme dann noch den Rest der Englischstunde zu sehen, wo ich dann einfach hier und da aushelfe und den Kindern Fragen beantworte. Wenn sie einmal die Woche einen Buchstabier-Test absolvieren, korrigiere ich ihn meistens danach.

Nach einer 15-minütigen Pause um 10.30 Uhr geht es weiter mit Mathe. In dieser Gruppe gibt es einen neuen spanischen Schüler, der noch nicht so viel Englisch versteht. Deshalb sitze ich die ganze Stunde neben ihm und helfe ihm dabei die Aufgaben zu verstehen. Auch wenn das manchmal schwierig ist, macht es sehr viel Spaß, weil man so nah mit einem Schüler zusammenarbeiten und so auch den Fortschritt in seinem Englischlernen verfolgen kann. Nach der Mathematik-Stunde ist der Vormittag vorbei und die Kinder und Lehrer haben eine Stunde Pause. Ich gehe dann in der Kantine der Schule essen und sitze meistens mit den Teaching Assistants an einem Tisch, denn mit ihnen verstehe ich mich wirklich gut.

Nach der Pause haben die Kinder dann, je nach Wochentag, verschiedene Fächer. Sprachen gibt es hier nicht als Unterrichtsfach, dafür aber Sport, Naturwissenschaft, Geschichte, Religion, „Informatik“ und Musik. Meine Aufgaben hier sind nicht klar festgelegt. Eigentlich helfe ich immer da aus, wo es gerade nötig ist. Sei es, dass ich erneut etwas kopiere oder laminiere, den Klassenraum mit Dekorationen der Kinder verschönere, Klassenhefte korrigiere, den Kindern beim basteln helfe oder einfach dem Unterricht folge und so viele neue Ideen wie nur möglich für mein späteres eigenes Unterrichten aufnehme. Es gibt auch wieder eine 15-minütige Pause am Nachmittag, wo ich manchmal mit nach draußen gehe, um bei der Aufsicht zu helfen. Meine liebste Woche war, als wir für den Sankt-Martins-Umzug Laternen gebastelt und deutsche Lieder geübt haben. In dieser Woche konnte ich mich besonders gut einbringen und den Kindern die deutsche Tradition näher bringen, denn in England kennen die Menschen Sankt Martin nicht. Um 15.30 Uhr werden die Kinder dann von ihren Eltern auf dem Schulhof abgeholt und mein Arbeitstag endet dann auch nach kurzem Aufräumen im Klassenraum um ca. 15.45 Uhr.

Meine Freizeit:

Von montags bis freitags bin ich immer in der Schule. Nach der Schule unternehme ich meistens nicht mehr so viel, denn oft bin ich einfach froh ein bisschen zu relaxen und auch mal kein Englisch zu hören. Wenn ich meine Einkäufe erledigen muss, ist auch meistens mein ganzer Nachmittag dahin, denn es dauert ca. 20 Minuten bis ich bei den ersten Geschäften bin. Bei gutem Wetter (was in dieser Jahreszeit nicht so oft der Fall war) habe ich die wirklich schöne Gegend des Öfteren erkundet. Es gibt einen nahegelegenen „Berg“ oder besser Hügel, von dem aus man eine tolle Sicht auf das Meer hat. Außerdem gibt es den Marine Lake, der direkt an das Meer angrenzt und wo man tolle Spaziergänge machen kann. Zudem hat West Kirby noch einen Park, den Ashton Park, mit einem See, Spielplatz, Wiesen, Rosengärten, Sportplätzen und einer Boccia-Wiese. Während meiner Zeit in West Kirby gab es auch einige Events, wie z.B. ein Fest rund um die Schule und die Kirche, zwei Feuerwerke und verschiedene Märkte.

Am Wochenende habe ich viel mit Freunden unternommen. Eine Freundin aus Münster, die ebenfalls momentan in England ist, habe ich öfters besucht bzw. sie mich oder wir haben uns irgendwo getroffen und uns eine Stadt zusammen angeschaut. Auch mit dem Mädchen, das ich in Deutschland kennengelernt habe, habe ich mich oft getroffen. Kino, gemütliche DVD-Abende oder Abende in Pubs standen zum Beispiel auf dem Programm. Außerdem habe ich auch noch eine weitere Freundin in West Kirby kennengelernt, die in der Vorschule meiner Grundschule arbeitet. Ich hatte so gut wie jedes Wochenende etwas zu tun und habe die Zeit in vollen Zügen genossen. Im nahegelegenen Liverpool war ich oft zum Shoppen oder Sightseeing, ebenso in Manchester, Macclesfield, York und Chester. In der letzten Oktoberwoche hatte ich Ferien und bin mit meiner Freundin nach London gefahren, wo wir dann ein paar Tage verbracht haben. Ich habe immer wieder festgestellt, dass Planung bei diesen Trips wirklich wichtig ist, denn wenn man die Zugfahrten rechtzeitig bucht, kommt man noch recht günstig von A nach B. Wenn man aber erst kurz vorher bucht, dann wird es oft sehr teuer. Zwei Mal habe ich auch Besuch aus Deutschland bekommen. Das war ganz cool, da ich so auch weiter entfernte Regionen in England kennenlernen konnte, wenn wir mit dem Auto dorthin gefahren sind. Mit dem Zug ist das nämlich manchmal schwierig, da es erstens sehr lange dauern kann und zweitens sehr teuer wird (auch wenn man frühzeitig bucht).

Mein Fazit:

Nun ist meine Zeit in England fast rum. Am 10.12.13 geht mein Flieger zurück nach Hause. Zeit für ein kurzes Fazit:

Ich nehme aus meinem Praktikum sehr viel mit. Es war einfach unglaublich interessant das englische Schulsystem hautnah zu erleben. Das Gute an allem war, dass ich für drei Monate an der Schule war. So konnte ich mich in aller Ruhe an alles gewöhnen und mich auch vernünftig integrieren. Bei meinen Praktika in Deutschland war ich meistens drei bis vier Wochen an den Schulen und sobald man gedacht hat, dass man sich richtig an alles gewöhnt und sich eingelebt hat, musste man auch schon wieder gehen. Hier konnte ich deshalb wirklich viel mitnehmen, da ein gewisser Alltag eingekehrt ist und ich dann irgendwann auch die Einzelheiten wahrnehmen konnte. Ich habe kennengelernt, was man außerhalb des Unterrichts noch alles organisieren muss und konnte auch viele Erfahrungen bezüglich des Unterrichtens sammeln. Auch wenn ich meistens nur zugeschaut habe, hat man doch sehr viel aufgenommen, z.B. wie man mit bestimmten Situationen umgeht. Außerdem ist das englische Schulsystem und der Schulalltag sehr unterschiedlich im Vergleich zum Deutschen. Es war interessant zu sehen, was die Engländer anders machen und ich konnte viele tolle Ideen sammeln und werde sicherlich einiges in Deutschland ausprobieren. Aber es war nicht nur eine gute Erfahrung in Bezug auf meine spätere Berufswahl, sondern auch für mich persönlich. Es war eine Herausforderung in ein anderes Land zu gehen, eine andere Sprache zu sprechen und neue Menschen kennenzulernen. Aber es hat sich wirklich gelohnt und ich hatte eine unvergessliche Zeit.

9 Gedanken zu „3-monatiges Praktikum in einer Grundschule in England

  1. Hey Laura,
    ich fand deinen Bericht über das Praktikum sehr interessant 🙂 Ich studiere im 3. Semester auf Lehramt und möchte auch gerne ein 3monatiges Schulpraktikum in England machen (anstatt ein Auslandssemester). Hätte bezüglich deines Praktikums noch einige Fragen: 1. Hast Du das Praktikum in den Semesterferien gemacht, oder musstest du dir dafür ein Semester aussetzen? 2. Wie früh hast du dich um den Praktikumsplatz gekümmert? 3. WO hast du den Platz bekommen? 4. Musstest du für das Praktikum an sich etwas bezahlen?? Liebe Grüße Anna 🙂

    1. Hallo 🙂
      ich habe deinen Bericht auch gelesen und ich kann mich den anderenauch nur anschließen – super interessant und hilfreich. Ich stehe momentan auch vor der Planung eines Auslandspraktikums und vielleicht könntest du mir bezüglich der Vermittlung der Praktikumsstellung und Unterkunft schreiben.
      Würde mich sehr über eine Antwort freuen!
      Liebe Grüße,
      Maren

  2. Hallo Laura,
    dein Bericht ist echt super interessant! Ich habe dazu auch noch ein paar fragen. wie bist du denn an deine wohnung dort gekommen? über eine antwort würde ich mich sehr freuen 🙂

  3. Hallo Laura,
    ich fand deinen Artikel auch sehr ansprechend und habe eigentlich genau die gleichen Fragen wie Anna und Elena 🙂
    Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir eine Mail schicken könntest! Ich studiere nämlich auch Lehramt und brauche für das Fach Englisch noch einen Auslandsaufenthalt von mind. 3 Monaten.
    Liebe Grüße,
    Judith

  4. Hallo Laura!
    Ich finde deinen Artikel super interessant. Ich studiere LA an Grundschulen und muss auch für 3 Monate ins Ausland. Mich würde vor allem interessieren, wie du zu deinem Praktikumsplatz gekommen bist. Hast du die Schule persönlich angeschrieben oder hast du nach Praktikumsangeboten gesucht? Und: Konntest du dein Praktikum während der Semesterferien machen?
    Ich würde mich sehr über eine Antwort von dir freuen.
    Julia

  5. Liebe Laura!

    Danke für deinen Erfahrungsbericht. Auch ich interessiere mich als Lehramtsstudentin für ein Schulpraktikum mit dieser zeitlichen Ausdehnung. Wo hast du nach deinem Praktikum gesucht?
    Über eine Antwort von dir würde ich mich sehr freuen!

    Liebe Grüße,
    Christine

  6. Hey Laura,
    ich kann mich den anderen nur anschließen – super interessant. Stehe momentan auch vor der Planung eines Auslandspraktikums und vielleicht könntest du mir bezüglich der Vermittlung der Praktikumsstellung und Unterkunft schreiben.
    Würde mich sehr über eine Antwort freuen! 🙂
    Liebe Grüße,
    Lisa

  7. Hallo Laura, als erstes Mal: sehr schöner Bericht! Auch ich habe ein paar Fragen: Hast du die Schule einfach angeschrieben und zufällig ausgewählt oder gibt es da eine Vermittlung? Hast du dir eine eigene Unterkunft gesucht oder hat die Schule da geholfen? Wie hast du gelebt – in einer WG oder in einer eigenen Wohnung? Da ich auch sehr gerne ein Praktikum im Ausland machen möchte, würde ich mich sehr über eine Antwort oder mehr Informationen freuen. Liebe Grüße Nico

  8. Hallo Laura,

    ich bin eben auf deinen Bericht gestoßen und fand ihn ebenfalls sehr interessant. Ich studiere auch Grundschullehramt und würde gerne für drei oder vier Monate ein Praktikum in Großbritannien machen. Mich würde ebenfalls interessieren, wie du zu der Schule und deiner Unterkunft gekommen bist.
    – Wie hast du deine Schule gefunden? Hast du diese einfach angeschrieben?
    – Hast du von der Schule eine finanzielle Unterstützung während des Praktikums
    bekommen?
    – Hat dir die Schule geholfen, eine Unterkunft zu finden?
    – Wenn nicht, hast du dann Tipps, wie man eine Unterkunft finden kann?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir antworten würdest. 🙂
    Liebe Grüße
    Yvonne

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