日本にようこそ。- Welcome to Japan!

みんなさんこんにちは!Nach meinem achten Fachsemester meines Medizinstudiums hatte ich ab März die Möglichkeit, die nach den USA und China noch vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im Rahmen eines Auslandssemesters kennenzulernen.

Mit ca. 126 Millionen Einwohnern zählt Japan zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt, das in den letzten Jahren zunehmend mit den Folgen der geplatzten Bubble Economy und Deflation zu kämpfen hatte, nachdem es sich nach jahrhundertelanger Isolation erst vor ca. 150 Jahren anderen Kulturen geöffnet hatte. Für die Zeit meines Praktikums hätte ich mir wohl kaum eine bessere Zeit aussuchen können: Neben der jährlich wiederkehrenden Kirschblüte von Ende März bis Anfang April ist das Jahr 2019 ein ganz besonderes, da in diesem Jahr durch den Kaiserwechsel die Zeit Heisei endete und eine neue Ära Reiwa unter Kaiser Naruhito am 1. Mai begann.

Warum also Japan? Nachdem ich mich seit ca. zwei Jahren intensiv mit der japanischen Sprache und Kultur beschäftigt hatte, konnte ich es kaum erwarten, das Land und die Menschen endlich persönlich kennenzulernen. Ich finde es unfassbar spannend, eine Kultur zu entdecken, die vielleicht einige Gemeinsamkeiten mit der europäischen aufweist, aber durch z.B. chinesische und koreanische Einflüsse dennoch grundverschieden ist.

Was man vielleicht nicht unbedingt erwarten würde: In Japan dreht sich alles um Essen. Die Profile der sozialen Netzwerke werden täglich um Fotos und Videos der Mahlzeiten erweitert und oft trifft man sich mit Freunden oder Arbeitskollegen abends zum gemeinsamen Essen. Neben verschiedensten Sushikreationen und sämtlichen Nudelvariationen wie Ramen, Soba oder Udon stehen vor allem Currys mit Reis, Okonomiyaki, eine Art japanischer Pfannkuchen aus Teig und Kohl, Unagi, aufwendig zubereiteter Aal, oder Yakitori, Hähnchenspieße aus verschiedenen Körperteilen, auf dem Speiseplan.

In Japan gibt es für alles Regeln und nahezu unerschütterliche Strukturen in der Gesellschaft. So gehört beispielsweise zu den ersten Fragen, wenn man neue Studierende an der Universität kennenlernt, in welchem Jahr man studiert. Studierende in höheren Semestern sind als kohai beispielsweise nämlich verpflichtet senpai, Studierende in niedrigeren Jahrgängen, einzuladen, wenn man zusammen essen geht oder gemeinsame Unternehmungen macht. Und auch sonst ist das alltägliche Leben auf Ordnung und harmonisches Miteinander ausgelegt. So ist auf den meisten Treppen durch Pfeile signalisiert, auf welcher Seite man hoch- oder heruntergehen darf, an Bahnhöfen durch Markierungen auf dem Boden festgelegt, dass man in Reih und Glied auf den nächsten Zug wartet und vor allem durch verschiedene Höflichkeitsstufen in der japanischen Sprache festgelegt, wie man wann zu wem sprechen darf.

Wer Japan nur mit Popkultur, Manga, Anime, Cosplay und Hello Kitty verbindet, wird dem –­ abgesehen vom Tokioter Stadtteil Akihabara – kaum gerecht. Vielmehr kenne ich kaum ein Land, das so viele Gesichter und verschiedene Facetten hat wie dieses Inselarchipel im Pazifik. In meiner Vorstellung war Japan immer das modernste Land der Welt: Züge und Metro, die eigentlich niemals zu spät sind, Getränkeautomaten an jeder Straßenkreuzung, an denen man für warme und kalte Getränke mit dem Smartphone zahlen kann, und vollautomatische Toiletten, die bereits beim Betreten des Badezimmers den Toilettendeckel selbstständig anheben. Wenn man hier allerdings eine Zeit lang lebt und auch ländliche Gebiete besucht, stellt man schnell fest, dass dieses Bild vor allem auf Tokio zutrifft, aber nicht unbedingt auf den Rest des Landes. Umso spannender ist es zu sehen, wie das Land der Samurai, Geishas und Sumos es auf eine einzigartige Art und Weise schafft, Tradition und Moderne zu verbinden.

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