Sonja Kowalewski 90 130 Sonja Kowalewski
(1850-1891)

Sonja Kowalewskis Lebenslauf ist wohl einer der faszinierendsten in der Geschichte der Wissenschaft, mit allen Höhen und Tiefen, Glücksmomenten und Tiefschlägen.

Sonja, die eigentlich Sophia hieß, aber selten so genannt wurde, begegnete zum ersten Mal der Mathematik in ihrem Kinderzimmer, das wegen Tapetenmangels mit Vorlesungsskripten über Differentialrechnung und Integralrechnung ausgekleidet wurde. So machte sie sich schon früh mit den mathematischen Formeln vertraut. Später studierte sie die "Elemente der Physik". Sie erhielt nach dem Umzug ihrer Familie nach St. Petersburg Unterricht in analytischer Geometrie und Infinitesimalrechnung, bevor sie sich durch eine "Gefälligkeitsehe" mit Wladimir Kowalewski den Zugang nach Deutschland verschaffte. So konnte sie in Heidelberg Mathematik und Physik studieren. Sie wohnten bei einer Freundin von Sonja. Spannungen in der persönlichen Beziehung trennten zeitweise das Paar; Wladimir war ausgezogen, Sonja ging nach Berlin.

Dort studierte sie bei Karl Weierstraß (1815-1897), den sie durch ihr außergewöhnliches Talent und ihre mathematischen Kenntnisse und Fähigkeiten stark beeindruckt hatte.

Mit 25 Jahren erhielt sie ihren Doktortitel aufgrund der Arbeiten zur "Theorie partial-differentialer Gleichungen". Diese Arbeit beinhaltete den berühmten Cauchy-Kowalewski-Lehrsatz über die Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen solcher Gleichungen, Ausführungen zu den Saturnringen mit mathematischen Lösungswegen. Sie schrieb eine weitere Arbeit "Über die Reduktion einer gewissen Klasse Abelinischer Integrale des dritten Ranges zu elliptischen Integralen".

Da sie als Doktorin der Physik in Europa keine Stelle fand, ging sie mit Wladimir nach Russland zurück. Sie bekam ein Kind. Fünf Jahre später beging ihr Ehemann wegen Spielschulden Selbstmord.

Im darauffolgenden Jahr nahm sie die ihr schon einige Zeit zuvor angebotene Professorenstelle in Stockholm in Schweden an. Hier wurde sie gefeiert, aber auch von vielen als Professorin der Mathematik nicht akzeptiert. Außerdem fehlten ihr hier die intellektuelle Anregung, die sie in Paris und St.Petersburg erlebt hatte.

So wandte sie sich später doch noch der Literatur zu, wie es ihr Hauslehrer in Kindheitstagen für ihr ganzes Leben prophezeit hatte. Es entstand eine Autobiographie (1890) und ein Bühnenstück (1887).

Für ihre exzellente und nicht mehr verbesserungsfähige Arbeit über die Rotation eines festen Körpers um einen Fixpunkt wurde sie mit dem "Prix Bordin", der höchsten Auszeichnung der französischen Akademie der Wissenschaften, belohnt.