Anne Conway (1631-1679)

Anne Finch wurde 1631 im Londoner Kensington Palast geboren. Seit sie mit zwölf Jahren eine heftige Fieberinfektion durchgemacht hatte, plagten sie Zeit ihres Lebens häufig Migräneanfälle. Typischerweise schrieb man im siebzehnten Jahrhundert dieses Leiden bei Frauen dem übereifrigen Studium zu und empfahl zur Genesung weniger geistige Betätigung.

Anne interessierte sich schon sehr früh für verschiedene Sprachen und wurde von ihrem Bruder insbesondere in Philosophie unterrichtet. Sie zeigte aber ebenfalls Interesse an Naturwissenschaften.

1650 heiratete sie den Grafen von Conway. Da dieser häufig abwesend war, hatte sie ausreichend Zeit für ihr wissenschaftliches Studium in Mathematik und Astronomie. Zusammen mit Henry More, der zuletzt sogar Mitbewohner auf dem Anwesen war, begann sie neue philosophische Grundgedanken, basierend auf der Tradition der Alchemie und der jüdischen Geheimlehre, zu entwerfen. Nachdem ihr zweijähriger Sohn starb, verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand zusehends. Der Mediko-Chemiker Francis Mercury Helmont nahm sich ihrer an und blieb schließlich ebenfalls auf dem Anwesen Rigley-Hall. Er war neben seiner medizinischen Tätigkeit auch Herausgeber philosophisch-naturwissenschaftlicher Schriften. Helmont baute zusammen mit More ein chemisches Laboratorium auf. Somit wurde Rigley-Hall zu einem intellektuellen Zentrum Englands.

Anne Conway blieb trotz allem eine unabhängige Denkerin. Sie setzte den Schriften Descartes die untrennbare Einheit von Materie und Geist entgegen. Für sie war die Natur ein lebendiges Ganzes, welches aus individuellen Elementen besteht. Diese sog. "Monaden" hatten ihre eigene Lebenskraft und wurden organisiert und zusammengehalten von einem kosmischen Ordnungsprinzip. Anne Conways Behauptung, dass sich die Materie der Monaden wandeln könne, bereitete den Weg für die Entwicklung der modernen Evolutionstheorie.

Viele Teile von Anne Conways Schriften wurden erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Wie damals üblich wurden die Publikationen von Frauen ohne Autorennamen herausgegeben. Leibniz, dessen eigene Philosophie gerade erst im Entstehen war, baute viele seiner Schriften auf die Ideen von Anne Conway. Newtons "Principia" waren damals schon veröffentlicht. Obwohl die wissenschaftliche Revolution schließlich mit dem Sieg der Weltsicht Newtons endete, dauerte die Kontroverse zwischen mechanistischer und vitalistischer Hypothese noch bis ins achtzehnte Jahrhundert an. Obwohl Leibniz immer wieder betonte, dass die Grundgedanken seiner Werke von Anne Conway stammten, wurden sie häufig fälschlicher Weise ihm oder dem Herausgeber Helmont zugeschrieben.