Karoline Herrschel 90 130 Karoline Herschel
(1750-1848)

Karoline Herschel wurde 1750 in eine große Hannoveraner Musikerfamilie hineingeboren. Sie erfuhr in ihrer frühen Kindheit eine sehr traditionelle Erziehung, die sicherlich den Grundstein zu ihrem geringen Selbstbewusstsein legte. Während ihr Vater, ein Oboist ohne Schulausbildung in der königlichen Garde, seinen sechs Kindern eine fundierte Ausbildung ermöglichen wollte, bestand für die Mutter die Aufgabe, die Töchter in der Haushaltsführung zu unterweisen. Obwohl Karoline ihre Abneigung gegen Hausarbeit nie überwand, übertraf sie in ihrer Sorge für die Brüder die kühnsten Erwartungen ihrer Mutter. Ihr Vater warnte sie vor Heiratsträumen, da sie "weder hübsch noch reich" sei. Daher fixierte sich ihr Leben immer mehr auf das ihrer Brüder.

Zwei ihrer Brüder, die inzwischen Musiker in England waren, ermöglichten auch ihr eine Ausbildung als Sopranistin. Diese Karriere gab sie jedoch bald auf, da sie nur mit ihrem Bruder auftreten wollte. Dieser interessierte sich aber zwischenzeitlich für die Naturwissenschaften und fand immer mehr Gefallen daran, Karoline zu unterrichten.

Das anfängliche Hobby von Wilhelm beanspruchte ihn immer mehr. Als er beschloss, eigene Apparaturen zu bauen, wurde Karoline seine Assistentin. Nach anfänglichem Grollen darüber, dass sie kaum mehr Freizeit hatte, interessierte sie sich immer mehr für die Astronomie. Ihr Bruder entdeckte den Planeten Uranus und wurde zum königlichen Hofastronom benannt.

1785 zog Karoline in ein Haus, in dem sie all ihre Instrumente aufstellen konnte. Während der Abwesenheit ihres Bruders durfte sie selbst forschen und entdeckte sogleich einen Kometen. Bis Ende 1797 hatte sie sieben Kometen und eine Vielzahl von Doppelsternen entdeckt. Sie war in ganz Europa als hervorragende Astronomin bekannt.

In den folgenden Jahren schrieb sie einige Kataloge, die die bereits existierenden erheblich ergänzten. Sie bekam eine Reihe von Auszeichnungen, darunter die goldene Medaille für wissenschaftliche Verdienste. Sie war eine hochbegabte, hingebungsvolle Astronomin, die aufgrund der gesellschaftlichen Voruteile gegenüber Frauen und aus Mangel an Selbstvertrauen in der Rolle der Gehilfin ein Leben lang gefangen blieb. Obwohl Karoline Herschels Persönlichkeit, die Beziehung zu ihrem Bruder Wilhelm, ihre Haltung gegenüber der Wissenschaft im allgemeinen und ihren eigenen wissenschaftlichen Leistungen im besonderen voll verwirrender Widersprüche sind, wurde sie ohne systematische Ausbildung eine große Astronomin und eröffnete dadurch vielen anderen Frauen des neunzehnten Jahrhunderts den Weg zur Astronomie.