| Maria die Jüdin (1. oder 2. Jh.)
Maria die Jüdin (1. oder 2. Jh.)

Die Alchemie war eine geheime und seltsame Wissenschaft. Im Alexandria des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung erlebte sie eine Blüte. Zu dieser Zeit stagnierten die meisten Entwicklungen der Wissenschaft in der kulturellen und wissenschaftlichen Hochburg Alexandria, die von den Römern verwaltet wurde. Man glaubte, den Erkenntnissen der früheren Denker nichts mehr hinzufügen zu können. In der Alchemie versuchte man, Gold und Silber aus unedlen Metallen herzustellen. Der Hang zur Geheimhaltung, der wahrscheinlich aus der traditionellen Geheimsphäre der Handwerksbruderschaften und der mystischen Kulte stammte, gab dieser Forschung eine dunkle Seite. Dadurch wurde die Alchemie oft als Hokuspokus abgetan. Tatsächlich aber war die Alchemie des Altertums der Physik nahe und versuchte, empirische Gesetzmäßigkeiten der Natur zu finden. Basierend auf der aristotelischen Wissenschaft, verband sie als eine der ersten Wissenschaften Theorie mit praktischen Versuchen. Aufbauend auf den Methoden und Geräten des Haushalts wurden Apparaturen entwickelt, die heute noch in verfeinerter Form in Laboratorien zu finden sind.

Die westliche Alchemie war von Maria geprägt. Sie lebte und forschte in Alexandria und suchte nach einer Methode zur Herstellung von Gold. Sie entwickelte verschiedene Laborgeräte, so zum Beispiel einen doppelten, dickwandigen Kessel, der wie ein Wasserbad dazu dient, Substanz langsam zu erwärmen oder auf konstanter Temperatur zu halten. Die Franzosen nennen diese Konstruktion auch heute noch "bain-marie". Auch der Tribikos stammt von Maria. Er stellt vermutlich den ersten Destillierapparat der Geschichte dar. Weiterhin baute sie einen Rückflussapparat, mit dessen Hilfe Legierungen und Verbindungen erzeugt werden sollten. Die an der Rückflussapparatur entstehenden Sulfide tragen heute immer noch den Namen "Schwarz der Maria". Ihr bekanntestes Schriftwerk ist die "Maria Practica", die in vielen anderen Werken in Fragmenten auftaucht. Ihre anderen Schriften gingen zum Teil in denen anderer Alchemisten auf oder wurden ergänzt, zum Teil sind sie aber auch verloren gegangen.