Marie Curie 90 130 Marie Curie
(1867-1934)

Marie Curie war physikalisch-chemische Grundlagenforscherin und die Begründerin der Radiochemie. 1903 erhielt sie den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der Radioaktivität, 1911 den für Chemie für die Entdeckung der Elemente Radium und Polonium sowie für die Isolierung des Radiums.

Marie Curie, geborene Sklodowska, wurde am 7. November als fünftes Kind des Lehrerehepaares Wladimir und Bronislawa in Warschau geboren.

Sie durchlebte eine schwierige Kindheit mit beschränktem Wohnraum und ärmlichen Lebensverhältnissen: Marie musste als sechsjährige morgens um sechs Uhr ihr Bett im Esszimmer verlassen, da wenig später der Raum anderweitig genutzt wurde. Dazu hatte sie eine an Tuberkulose erkrankte Mutter, die jegliche körperliche Berührung vermied und die im Jahre 1878 an der Krankheit starb; Marie war zehn Jahre alt. So kam es vermutlich dazu, dass dieses auch schon zu Lebzeiten der Mutter einsame Mädchen aus Kummer begann, sich für Bücher und Lernen zu interessieren.

Marie Sklodowska ging zu einem Mädchengymnasium, wo sie mit nicht einmal 16 Jahren einen hervorragenden Abschluss machte. Danach arbeitete sie als Gouvernante, um die wirtschaftliche Lage der Familie zu verbessern.

Erst im Jahre 1891, mit fast 24 Jahren, konnte sie endlich ihren Interessen nachgehen und sich ganz der Naturwissenschaft widmen. Dazu musste sie ins Ausland gehen, da ihr in Polen die Hochschulen zu dieser Zeit verwehrt blieben. Sie ging nach Paris, wo auch ihre Schwester lebte. Dort studierte sie Physik und Mathematik an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Sorbonne. Auch hier lebte sie bescheiden und einsam und hatte zunächst große Anfangsschwierigkeiten: Ihre Französischkenntnisse reichten anfangs nicht aus, um den Vorlesungen folgen zu können, und auch ihre polnische Schulausbildung war schlechter als die der anderen Kommilitonen.

So wundert es umso mehr, dass sie zwei Jahre später als Beste ihres Jahrgangs das Physik-Diplom erhielt und ein Jahr darauf als Zweitbeste das Mathematik-Diplom. Es war diese Verbindung aus eisernem Fleiß, uneingeschränktem Willen, großem Interesse, enormem persönlichen Einsatz sowie der Leidenschaft, die dies möglich machten.

Für sie war jetzt klar, dass sie an der Universität bleiben und in der physikalisch-chemischen Grundlagenforschung arbeiten wollte. Im Jahre 1896 bestand sie das Staatsexamen in Mathematik und Physik, so dass sie bereits drei Abschlüsse hatte.

Obwohl sie nie eine Heirat in ihr Leben eingeplant hatte, ging sie doch im Jahre 1893 als 28-Jährige eine Ehe mit dem acht Jahre älteren Franzosen Pierre Curie ein, der Lehrer und Laborationsleiter an der Schule für Industrielle Physik und Chemie war. Diese Verbindung sollte ein erfolgreiches Forscherduo werden.

Nachdem sie im Jahr 1897 Mutter geworden war, suchte sie nach einem Dissertationsthema und stieß so zufällig auf das Phänomen der natürlichen Strahlung des Urans, das von dem französischen Physiker Henri Bequerel (1852-1908) entdeckt worden war. Sie maß die von Uransalzen abgegebene Elektrizität in der Luft, teilweise mit dem von ihrem Mann entwickelten Piezo-Elektrometers und stellte fest, dass die Intensität unabhängig von der Art der chemischen Verbindung, von Beleuchtung und Temperatur ist. Sie ist abhängig von dem Uranbestandteil und somit eine Atomeigenschaft. Mit dieser Erkenntnis setzte sie den Grundstein für die moderne Physik des 20.Jahrhunderts.

Weiter entdeckte sie beim Thorium ähnliche Strahlung und nannte das neu entdeckte Phänomen "Radioaktivität". Zusammen mit ihrem Mann untersuchte sie Pechblende, eine Uranverbindung. Sie konnten zwei neue Elemente, beide mit größerer Aktivität, in mühevoller Arbeit mit viel Ausdauer und Geduld und mit unzureichenden Hilfsmitteln und Schutzvorkehrungen aus der Pechblende isolieren: Polonium und Radium nannten sie diese Elemente. Marie spezialisierte sich dabei auf den chemischen Trennungsprozess, ihr Mann übernahm die Untersuchungen der physikalischen Eigenschaften auf den einzelnen Stufen der Trennung.

1903 bekam sie für diese Forschungen über radioaktive Stoffe den Doktortitel. Zusätzlich bekamen die Curies für ihre Arbeiten die Davy-Medaille von der Londoner Royal Society und wurden im gleichen Jahr, zusammen mit Henri Becquerel, mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet, für "die Entdeckung und Pionierleistung auf dem Gebiet der spontanen Radioaktivität und der Strahlungsphänomene".

Es war das erste Mal, dass eine Frau in den Naturwissenschaften einen Nobelpreis erhielt.

Zwar hatten sie so Ruhm und Ehre, aber dieser wollte sie auch von der Arbeit abhalten und diese Anerkennung bedeutete den Curies wenig. Sie hätten sich über Geräte, Materialien, die zur Forschung nötigen Laboratorien und finanzielle Unterstützung sicherlich mehr gefreut. Immerhin konnten sie mit dem in Verbindung mit dem Nobelpreis gewonnenen Geld einen Assistenten für ihr Labor engagieren. Auf ihr Gehalt als Lehrerin und Pierres Einkommen als Lehrer konnten sie allerdings immer noch nicht verzichten.

Der erhoffte "Durchbruch" kam sozusagen erst ein Jahr später: Pierre erhielt einen Lehrstuhl für Physik an der Pariser Universität und ein Laboratorium mit drei Assistenten. Seine Frau wurde Laborleiterin in seinem Forschungslabor und erhielt zum ersten Mal in ihrer Wissenschaftskarriere ein monatliches Gehalt.

Nach dem Unfalltod ihres Mannes im Jahre 1906 verzichtete Marie auf ihre großzügige Staatspension. Stattdessen übernahm sie als 38-Jährige die Stelle ihres Mannes an der Sorbonne. Zwei Jahre später wurde sie Professorin.

Um diesen Einsatz irgendwie richtig einschätzen zu können, muss man noch bedenken, dass Marie schon lange krank war. Zu dieser Zeit gab es kaum Schutzvorrichtungen, ganz abgesehen davon, dass die Gefährlichkeit der Strahlung noch nicht hinreichend bekannt war.

Sogar ihre Kochbücher strahlten noch nach 50 Jahren, wie ihr Schwiegersohn Frédéric Joliot anmerkte. Aber sie forschte weiter und konnte im Jahre 1911 zwanzig Milligramm reines Radiumchlorid isolieren. Eine internationale Kommission definierte darauf ein "Curie" als die Einheit der Aktivität eines Gramms reinen, natürlichen Radiums pro Sekunde.

Im selben Jahr wurde sie mit ihrem 2.Nobelpreis, diesmal für Chemie, ausgezeichnet: für die Erforschung des Radiums und seine Verbindungen. Im ersten Weltkrieg organisierte Marie Curie einen Röntgendienst, der vielen Soldaten Hilfe brachte, spendete ihren Geldgewinn der Nobelpreisehrungen und röntgte auch selbst an der Front.

Nach Kriegsende forschte sie trotz starker gesundheitlicher Beeinträchtigungen, die sich wohl auf das Einatmen von radioaktivem Staub zurückführen lassen, im modernen Pariser Radium-Institut weiter. Sie reiste in viele Länder und engagierte sich in der Politik wie z.B. in der internationalen Kommission für geistige Zusammenarbeit beim Völkerbund.

1934 starb sie im Alter von 66 Jahren an Leukämie. Der Mittelpunkt ihres Lebens war die Physik, an den Folgen ihrer bahnbrechenden Entdeckungen ist sie gestorben.