Lise Meitner 90 130 Lise Meitner
(1878-1968)

Lise Meitner wurde 1878 als Tochter jüdischer Eltern, die ihre Kinder aber protestantisch erzogen, in Wien geboren. Besonders ihr fortschrittlich denkender Vater glaubte an ihre Begabung und unterstützte daher ihre beruflichen Vorstellungen.

Lise Meitner legte ihre Abiturprüfung als Externe an einem Jungengymnasium ab, da Mädchen zu jener Zeit das Gymnasium noch nicht besuchen durften. Nach der bestandenen Prüfung konnte sie, da in Österreich seit zwei Jahren auch Frauen zum Studium zugelassen waren, mit dem Studium der Mathematik und der Physik beginnen. Fünf Jahre später bekam sie ihren Doktortitel für die Forschungen der Wärmeleitung in inhomogenen Metallen.

Sie ging nach Berlin, wo sie Vorlesungen von Max Planck mit persönlicher Hörerlaubnis besuchte. Hier begann die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Otto Hahn. Dieser suchte einen Physiker, der ihn bei Untersuchungen zur Radiochemie unterstützen sollte. Lise Meitner arbeitete vier Jahre ohne Gehalt und unter Benutzung eines Nebeneingangs, da sie die Räume der Studenten nicht betreten durfte, bis sie zum wissenschaftlichen Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts ernannt wurde. Später wurde sie Leiterin der radiophysikalischen Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin und habilitierte sich dort.

Da sie Jüdin war, wurde ihr der Titel und ihre Lehrbefugnis wieder entzogen und sie emigrierte nach Schweden. Zwar wurde sie durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt, allerdings hat sie, anders als Otto Hahn, nie einen Nobelpreis entgegen nehmen dürfen, den sie sicherlich verdient hätte.

Die gemeinsame Arbeit mit Otto Hahn war sehr erfolgreich. Sie veröffentlichten Beiträge über die Natur der radioaktiven Strahlen und über die Eigenschaften der radioaktiven Elemente. Sie entdeckten das Element 91 (Protacterium) und untersuchten Transurane. Als Otto Hahn 1938 nach Lise Meitners Emigration das "Zerplatzen" von Urankernen entdeckte, gelang ihr gemeinsam mit ihrem Neffen, dem Physiker Otto Robert Frisch, die exakte physikalische Deutung dieses Vorganges. Sie schätzte als erste die bei der Kernspaltung freiwerdende Energie.

Lise Meitner war mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen worden, doch erhielt sie keinen Anteil am Chemienobelpreis 1944, der Otto Hahn "für die Entdeckung der Kernspaltung" verliehen wurde. Trotzdem ist sie aus der Geschichte der Urankernspaltung nicht mehr wegzudenken. Ihre Leistungen wurden durch zahlreiche andere Ehrungen gewürdigt. So nannte man zuletzt 1992 das Element 109 nach ihr "Meitnerium".