Schulalltag als Intern an der Judith Kerr Primary School in London

Seit Anfang Januar mache ich ein Praktikum an der Judith Kerr Primary School (JKPS) in London. Die Judith Kerr Primary School ist eine bilinguale Schule, in welcher der Unterricht in den Sprachen Englisch und Deutsch erfolgt. Anders als an deutschen Grundschulen starten die Kinder ihre Schullaufbahn hier in England nicht in der ersten Klasse, sondern bereits im Alter von vier Jahren in der sogenannten „Reception“. Bis zur sechsten Klasse besuchen die Schülerinnen und Schüler dann die Judith Kerr Primary School.


In den ersten ein bis zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit einmal in jede Jahrgangsstufe, ausgenommen Reception, hineinzuschnuppern. Danach habe ich einen festen Wochenplan bekommen, der wie folgt aussieht:

Montags bin ich in der vierten Jahrgangsstufe, dienstags und donnerstags in der dritten und mittwochs und freitags in der ersten Klasse. Durch den Wechsel gestaltet sich jede Woche als sehr abwechslungsreich. Zudem finde ich es sehr interessant, Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge über den Term hinweg begleiten zu dürfen. In diesem Term, von Anfang Januar bis Ende März, sind wir insgesamt drei Praktikanten an der JKPS. Zu unseren Aufgaben gehören neben dem Hospitieren in den einzelnen Klassen die Vorbereitung und Durchführung des Guided Readings. Jeden Morgen gehen wir zu dritt für ca. 20-30 Minuten in eine Klasse, lesen mit den Kindern in Kleingruppen deutsche Texte und führen Übungen zum Leseverständnis oder zum Wortschatz durch. Des Weiteren kümmern wir uns um die German Library. Jeden Mittag können die Kinder diese besuchen und sich deutschsprachige Bücher ausleihen. An drei Nachmittagen in der Wochen finden die sogenannten German Clubs statt, welche die Kinder freiwillig besuchen können, um ihr Deutsch zu verbessern. Auch hier sind wir als Praktikanten dabei und unterstützen die Schülerinnen und Schüler. Zudem dürfen wir Schulausflüge begleiten. So war ich beispielsweise schon mit den vierten Klassen im Londoner Zoo oder mit den Drittklässlern im London Connected Learning Centre, wo die Kinder an einem Workshop zum Programm Scratch, ein Programmierungsprogramm eigens für Kinder und Jugendliche entwickelt, teilgenommen haben.
Nachdem die ersten Wochen überwiegend aus Hospitieren und der Arbeit mit kleineren Schülergruppen bestand, bereite ich mittlerweile auch selbst Unterrichtsstunden im Fach Deutsch vor und halte diese. So habe ich beispielsweise bereits eine Stunde zum Thema „zusammengesetzte Nomen“ in der vierten Klasse gehalten und werde auch die Folgestunden dazu übernehmen.
Das Praktikum ermöglicht mir einen Einblick in das britische Schulsystem und in den Schulalltag einer bilingualen englischen Schule. Es ist sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich dieser zum Schulalltag einer deutschen Schule gestaltet. Zunächst einmal beginnt die Schule hier erst um 9.00 Uhr. Von 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr haben die Kinder Mittagspause. Danach geht es mit dem Unterricht weiter. Um 14.45 Uhr findet drei bis vier Mal die Woche eine Assembly statt, zu der sich alle Schülerinnen und Schüler in der Assembly-Hall versammeln. Diese wird zu verschiedenen Themen gehalten. So gibt es unter anderem eine German oder Music Assembly. Um 15.15 Uhr endet die Schule. Für einige Kinder geht es dann mit Clubs weiter oder sie verbringen den Nachmittag im After-School-Club. Weitere Unterschiede finden sich in der Ausstattung der Klassenräume. Jede Klasse hat einen Beamer und ein Whiteboard. Eine Tafel gibt es nicht. Geschrieben wird entweder auf dem Whiteboard oder an einer Flip chart. Vor dem Whiteboard liegt in jeder Klasse ein Teppich, auf dem die Kinder in bestimmten Unterrichtsphasen zusammenkommen. Jedes Kind hat seinen eigenen „carpet space“. Etwas, dass ich in den Klassen vermisse, ist der Stuhlkreis. Nur wenige Lehrer/innen lassen die Kinder mal in einem Stuhlkreis zusammenkommen. Auch Schulbücher sucht man hier vergebens. Gearbeitet wird überwiegend mit Power Point Präsentationen und Arbeitsblättern. Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie sich der Schulalltag einer englischen von einer deutschen Schule unterscheidet. Besonders gut gefällt mir die Zusammenarbeit mit den anderen Praktikanten. Man kann Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig bei Unterrichtsvorbereitungen unterstützen. Zudem hat man direkt jemanden, mit denen man am Wochenende dann London erkunden kann, sodass es nie langweilig wird!

Ein Gedanke zu „Schulalltag als Intern an der Judith Kerr Primary School in London

  1. Hallo Daniela,

    mit großem Interesse habe ich deinen Erfahrungsbericht gelesen. Dein Praktikum hört sich sehr spannend an. Wie kann man sich für ein solches Praktikum bewerben und wann hast du deine Bewerbung abgeschickt, dass es dir möglich war im Januar zu starten?

    Liebe Grüße:
    Barbara

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