Praktikumsfazit – Melbourne Montessori School

Hallo an alle da draußen,

ein drittes und letztes Mal werde ich in diesem Beitrag aus Melbourne berichten. Mein Praktikum ist morgen tatsächlich schon vorbei und so ist es Zeit, ein Schlussfazit zu ziehen.

Für alle, die meine vorherigen Posts nicht kennen: Mein Name ist Sarah und ich studiere Grundschullehramt.  Ich habe die letzten 10 Wochen in der Melbourne Montessori School verbracht und somit auch meinen Bachelor beendet. Meine Gefühle und Meinungen sind nun, da ich die Zeit noch einmal überdenke, sehr gemischt.

Montessori als reformpädagogischer Ansatz war eine neue Erfahrung für mich und dafür bin ich erst einmal sehr dankbar. Es war unglaublich interessant einmal etwas anderes als das reguläre Schulsystem zu erleben, jedoch hat mich der Ansatz nicht vollkommen überzeugt. Während mir der Grundgedanke des individuellen und des vom Kind geführten Unterrichts  sehr gut gefällt, fehlt mir in der aktiven Umsetzung doch manchmal der soziale und interaktive  Aspekt. Je nach Umsetzung durch die Lehrkraft kommen Kinder zu mehr oder eher weniger Konversationen miteinander und gerade im Alter der 3 bis 6-Jährigen (Cycle 1), fehlt mir der freie Austausch und das freie Spiel. So verhält es sich auch mit den Materialien. An sich sind diese unglaublich gut gestaltet und vor allem die Mathematik wird sehr enaktiv und ikonisch erarbeitet und entspricht somit sehr den Vorstellungen von guten Lernerfolgen. Die meisten Aktivitäten sind jedoch auf Einzelarbeit ausgelegt und so fehlt mir auch hier der Austausch mit anderen Kindern und das kreative Element. Für jeden Job gibt es dabei einen Lösungsweg oder Umsetzung, welcher von der Lehrkraft vermittelt wird. Abweichungen sind nur sehr ungerne gesehen. Somit können die Kinder selten außerhalb der Kunstaktivitäten ihre Kreativität ausleben. Die Position der Lehrkraft im Klassenzimmer dagegen gefällt mir sehr gut. Sie steht nie vor der Klasse, sondern wirkt im Hintergrund unterstützend. Dies aktiviert die Schülerinnen und Schüler (SuS) auf eine ganz interessante Weise und macht sie mehr verantwortlich für sich und ihren Lehrerfolg. Da ich jedoch auch in den Unterricht der älteren SuS schnuppern durfte, sah ich auch die Grenzen dieser Methode. Erreichen die Kinder die Vorpubertät, sinkt die Motivation und die Lehrkraft muss auch hier aktiver und dominanter agieren, um dem Curriculum Genüge zu tun.

Für mich persönlich haben meine Beobachtungen dazu geführt, dass ich keine Montessori-Lehrerin werden will, aber die Materialien und Ansätze gerne an regulären Schulen einbeziehen möchte. Die goldene Mitte macht es mal wieder.

Mein Schlussfazit ist letzten Endes eine positive Erfahrung, bei der ich viele großartige Menschen und Lehrkräfte kennen lernen durfte. Ich wurde sehr herzlich empfangen und auch wieder entlassen, sowohl von den Lehrkräften als auch von den Kindern und Eltern. Ich wurde Teil einer Gemeinschaft und das ist immer ein positives Gefühl.

Wer auch das ernsthafte Interesse verspürt, Montessori in der Praxis zu erleben, kann sich gerne an die Melbourne Montessori School wenden. Die verantwortliche Betreuerin Sarah Jane hat ein Herz für Reisende und Lernwillige und hat mir die ganze Erfahrung erst ermöglicht.

Cheers,

Sarah

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