• Menu
  • Menu

Praktikum auf Curaçao – Sonne, Sprache und ganz viel Neues

Hausaufgaben, Hitze & Herzlichkeit – Mein Praktikum auf Curaçao

Für mein Auslandspraktikum im Rahmen meines Studiums der Niederlandistik (Lehramt für Berufskollegs) zog es mich für zwölf Wochen auf die Karibikinsel Curaçao. Die Insel gehört zum Königreich der Niederlande und liegt vor der Küste Venezuelas. Es vereint europäische Einflüsse mit karibischem Flair. Amtssprachen sind Niederländisch und Papiamentu – eine Kreolsprache, die in Alltag und Familie häufig bevorzugt wird.

Im Vergleich zu Deutschland ist das Leben auf Curaçao von größerer Gelassenheit geprägt. Zeitangaben sind eher Richtwerte, und Spontanität gehört zum Alltag. Das war für mich als strukturgewohnte Deutsche zu Beginn eine Umstellung. Auch die klimatischen Bedingungen – konstant über 30 Grad Celsius – beeinflussen den Tagesrhythmus: Aktivitäten finden oft erst nachmittags oder abends statt.

 

Ein großer Unterschied zu Deutschland liegt im Schulsystem und der sprachlichen Realität. Während in Deutschland die Unterrichtssprache eindeutig geregelt ist, herrscht auf Curaçao ein Nebeneinander von Niederländisch und Papiamentu. Gerade in bildungsbenachteiligten Regionen ist Papiamentu häufig dominierend. Für mich bedeutete das: Arbeiten mit Sprachbarrieren, aber auch kreative Wege finden, um dennoch unterstützen zu können.

Meine Praktikumsstelle

Und damit zu meiner Praktikumsstelle: Ich war bei Laga bo lus bria tätig – einer Nachmittagsbetreuung für Kinder aus dem Viertel St. Rosa und der Umgebung. Meine Praktikumsstelle wurde mir über die Organisation Wereldstap/Wereldstage vermittelt. Die Einrichtung unterstützt Kinder zwischen 6 und 13 Jahren beim Lernen, Hausaufgaben machen und der spielerischen Betreuung danach – mit warmem Essen, Spielen und einem sicheren Ort. Das Team war klein, aber super herzlich. Ich arbeitete vier Tage pro Woche, half bei den Hausaufgaben, strukturierte Lernmaterialien oder war einfach da, wenn jemand ein offenes Ohr brauchte. Unser Arbeitsalltag sah immer relativ gleich aus: nach dem Mittagessen starteten wir in unseren Kleingruppen mit den Hausaufgaben. Einige Kinder benötigten viel 1 zu 1 Betreuung. Wer mit den Hausaufgaben fertig war, durfte spielen. Ob Uno, Malen, Fangen, Fußball oder Steine legen – alles war dabei. Aber auch hierbei fielen wieder enorme Unterschiede zu Deutschland auf. Der „Spielplatz“ war ein Parkplatz und es war kaum mehr vorhanden als ein Uno-Spiel, ein paar kaputte Fußbälle und ein paar Stifte. Umso schöner war zu sehen, dass es den Kindern völlig ausreichte. Sie sind zufrieden mit dem, was sie haben.

Die Arbeit war teilweise aber auch herausfordernd: Unterschiedliche Schulniveaus, viele Kinder mit Förderbedarf, begrenzter Platz – und oft sehr viel Lautstärke. Trotzdem habe ich mich schnell wohlgefühlt und viel über pädagogisches Arbeiten unter nicht ganz idealen Bedingungen gelernt.

Mein Gastland

Nun ein bisschen mehr zu meinem Gastland: Was mir besonders gut auf der Insel gefallen hat, war die Offenheit der Menschen, die Sonne (natürlich!), das karibische Flair und die schnell geknüpften sozialen Kontakte außerhalb von der Arbeit. Ich habe in einem Studentenkomplex gewohnt und dort schnell Anschluss gefunden. Aber auch dort gilt: es wird nur Niederländisch gesprochen. All die anderen Studenten kamen aus den Niederlanden – was überhaupt nicht schlimm war. Besser hätte ich wohl kaum an meiner Sprachkenntnis arbeiten können.

Unsere freien Tage verbrachten wir immer alle zusammen – bei den Temperaturen meist am Strand und im kristallklaren Meer, denn auch die Unterwasserwelt hat dort einiges zu bieten. Die Sonnenuntergänge am Strand darf man sich auch nicht entgehen lassen!

Mein Fazit

Mein Auslandspraktikum auf Curaçao hat mir neue Perspektiven eröffnet – nicht nur auf pädagogische Arbeit, sondern auch auf interkulturelle Kommunikation und persönliche Resilienz. Ich habe gelernt, mich in fremden Kontexten zurechtzufinden, flexibel zu agieren und kreative Lösungen zu entwickeln, wenn Sprache oder Strukturen an ihre Grenzen stoßen.

Die Rückkehr nach Deutschland empfand ich zunächst als kleinen Kulturschock – plötzlich wieder Pünktlichkeit, Ordnung und weniger Sonne. Trotzdem war die Vorfreude auf Familie und Freunde umso größer. Ich nehme viele tolle Erinnerungen, neue Perspektiven und einen riesigen Entwicklungsschub mit. Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf die Erfahrungen zurück und bin sicher: Diese Zeit hat mich menschlich wie fachlich bereichert – und vielleicht ist es nicht mein letzter Aufenthalt auf dieser besonderen Insel gewesen.

Marie

Lassen Sie einen Kommentar da

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 comment