In Nepal startete mein Tag meistens zwischen 7 und 7.30 Uhr. Morgens kommt Govinda, der Koch, vorbei und macht zunächst Masala-Tee und danach das Dhal Bat zum Frühstück. Die Basis vom Gericht war immer Reis und Linsen, was übrigens auch Dhal Bat auf deutsch heißt (Dhal = Linsen, Bat = Reis), und dazu gab es Curry mit Kartoffeln, Kichererbsen, Spinat und/oder Bohnen sowie hin und wieder geröstete/ eingemachte Tomaten oder Brot. Das “schwere” Frühstück war für mich erst einmal eine Umgewöhnung – geschmacklich fand ich es aber besonders lecker. Weil ich erst um 9.20 Uhr los zur Schule musste, konnte ich mir morgens viel Zeit lassen, den Tee und das Frühstück genießen und evtl. noch etwas für die Schule vorbereiten.


Um 9.30 Uhr habe ich mich mit einem Lehrer und Kollegen, der auch aus Siudinitar kommt, getroffen. Ramsundar hat mich morgens mit dem Roller zur Schule mitgenommen und wir sind entlang der schönen Berglandschaft Richtung Schule gefahren. Begrüßt wurde ich immer mit der Frage, ob ich gefrühstückt habe. Ob man gegessen hat, wurde man hier gegenseitig in Gesprächen fast immer gefragt, egal zu welcher Uhrzeit. Oft hat er auch geduldig ein wenig Smalltalk auf Nepali mit mir geführt.


Um 9.45 Uhr sind wir in der Schule angekommen, haben unsere Anwesenheit eingetragen und das Morgenritual der Schüler:innen, welches aus Beten, Singen der Nationalhymne sowie Kurzvorträgen der Schüler:innen bestand, beobachtet. Danach ist jeder in seine Klassen gegangen. Pro Tag hatte ich sechs Schulstunden, dabei habe ich sowohl in der ersten bis zehnten Klasse Englisch unterrichtet, als auch den elementaren Bereich (3 bis ungefähr 6 Jahre) mit der jeweiligen Klassenlehrerin begleitet. In der Mittagspause durfte ich kostenlos in der Kantine mitessen. Das Koch-Team, bestehend aus einer Köchin und einem Koch, war immer sehr zuvorkommend und hat auch für mich etwas milder bzw. weniger scharf gekocht. In der Mittagspause saßen alle zusammen, auch oft mit ein paar Schüler:innen. Manchmal habe ich die Zeit genutzt, ein wenig Nepali-Vokabeln zu üben und wurde von Lehrkräften oder Schüler:innen abgefragt. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis war meiner Erfahrung nach näher als in Deutschland, aber dennoch sehr respektvoll. Die Kinder der meisten Lehrkräfte waren auch als Schüler:innen an der Wisdom Community Schule, was vermutlich auch zum familiären Umgang beigetragen hat.

Nach der Mittagspause hatte ich noch zwei Schulstunden und eine Freistunde. Ungefähr um 16 Uhr bin ich mit Ramsundar wieder zurück nach Siudinitar gefahren. Der Schulalltag war meist ein wenig anstrengend, aber hat mir viel Spaß bereitet. Die Schüler:innen waren natürlich sehr interessiert, neugierig – ich war auch die erste Praktikantin an der Schule – und haben sich auf den Unterricht gefreut. Auch das Kollegium und die Schulleitung waren hilfsbereit, herzlich und umgänglich.
Zuhause angekommen habe ich den Nachmittag mit Unterrichtsvorbereitung oder mit Rohid, dem Sohn von Govinda, verbracht, war oft zum Tee bei der Nachbarsfamilie und Isika und habe Nepali-Vokabeln gelernt. Abends hatte ich eine Stunde mit Isika Nepali-Unterricht und habe danach zusammen mit Rohid und Govinda Dal Bhat zum Abendessen gegessen. Danach haben Rohid und ich noch kurz zusammen gespielt, bis ich dann relativ früh um 9 Uhr ins Bett gegangen bin.

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