Mein Praktikum in Brüssel

Seit einigen Tagen wohne ich in Brüssel, wo ich ein sechsmonatiges Praktikum bei dem GRIP absolviere. Der GRIP – groupe de recherche pour l’information sur la paix et la sécurité – ist ein think tank, der für die Waffenkontrolle und für die Sicherheit arbeitet.

Als er 1979 im Rahmen der kalten Krieg gegründet wurde, wurde er für seine Analysen der Ost-West Konfrontation und in den 1980er Jahren für seine Arbeit um das Wettrüsten bekannt. Nach dem Ende des kalten Krieges erfuhr der GRIP eine Umorientierung seiner Aktivitäten: Die Sicherheit, die Waffenkontrolle und Abrüstung, wurden und sind immer noch die Hauptthemen seiner Recherche. Der GRIP beratet sein Publikum – Bürger, Student*innen, bzw. politische Entscheider – um die internationalen Spannungen  zu reduzieren. Er arbeitet für eine sicherere Welt mit weniger Waffen. Das Team beinhaltet permanente Forscher*innen, die Verantwortliche für die Veröffentlichung und die Kommunikation, sowie eine kleine Verwaltung und das Sekretariat. Ca. 15 Forscher*innen arbeiten zudem nur teilweise an den GRIP und veröffentlichen Artikel in Zusammenarbeit mit dem GRIP, aber sind im Büro nicht anwesend. Der GRIP arbeitet an sechs großen Themen.

  1. Konfliktvermeidung, -management und -bewältigung
  2. Transfers von Kleinwaffen und leichten Waffen
  3. Europäische Verteidigung und Integration
  4. Nichtverbreitung von Massenwaffenvernichtung
  5. Frieden und Sicherheit im Asien-Pazifik-Raum

Der GRIP arbeitet u.a. mit den Europäischen Institutionen, mit der belgischen Regierung, mit dem französischen Verteidigungsministerium, mit anderen think tanks und mit NGOs wie u.a. Amnesty International oder Oxfam.

In den nächsten sechs Monaten werde ich viel zum Thema „Konflitkvermeidung, -management und -bewältigung“ recherchieren. Insbesondere werde ich die Situation in Westafrika überwachen: Risiken, Bedrohungen, Gründe der Gewalt, Machtausübung, Mediation, Verhandlungen, Friedensicherungseinsätze, Rolle der internationalen Institutionen, Expertise der zivilen Gesellschaft. Konkret werde ich ein Monitoring der aktuellen Situation zu diesen Themen in Westafrika erstellen. Dafür werde ich die lokale, aber auch die europäische und internationale Presse sorgfältig lesen. Dazu werde ich Berichte von anderen think tanks, Regierungen oder NGOs aufmerksam in Betracht ziehen, um meine eigene Analysen zu vertiefen. Ich muss also die Aktualität sehr aufmerksam verfolgen.

Zeitgleich verfasse ich drei bis vier Landblätter (fiche-pays). Diese sollen der belgischen Regierung dabei helfen, Entscheidungen zuzulassen oder abzulehenen. Die wallonische Region exportiert Waffen, und insbesondere Kleinwaffen und leichte Waffen. In Belgien ist die Waffenlizenzierung eine regionale Zuständigkeit. Die Region muss also überprüfen, ob die Waffen, die sie exportiert, in irgendeiner Form für das Verbrechen des internationalen humanitärischen Rechtes oder der internationalen Menschenrechtsnormen, verwendet werden.

Mein Arbeitsfeld ist überaus interessant und ich lerne jeden Tag Neuigkeiten über verschiedene Länder. Nicht nur soll ich mich über die aktuellen Ereignisse erkundigen, sondern ich lese auch Expertenanalysen und -berichte, die  politische, militärische und soziale Mechanismen erläutern, welche die aktuellen Ereignisse erklären können. Insofern ist meine Arbeit bereichernd und aufregend.

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