Nachdem ich euch in meinem ersten Beitrag von meiner Ankunft, ein paar Sehenswürdigkeiten und meinem Unialltag hier in Dublin berichtet habe, möchte ich euch nun meine allgemeinen Eindrücke vom Gastland bzw. – stadt schildern. Außerdem möchte ich denjenigen, die überlegen, hier ein Praktikum zu machen oder sich bereits dazu entschlossen haben, von meinen Erfahrungen mit dem allgemeinem Leben hier in Dublin erzählen.

Wenn man zum ersten Mal in der Innenstadt von Dublin ankommt, erlebt man genau das, was man von einer europäischen Hauptstadt erwartet: Riesige Menschenmengen, viel Verkehr und große Fußgängerzonen. Wenn man die Menschen genauer beobachtet, merkt man schnell, dass ein Großteil dieser Touristen ist. Nur allzu oft schnappt man deutsche Wörter auf und fragt sich, wo die ganzen Einheimischen sind. Insgesamt bekommt man schnell den Eindruck, dass die Innenstadt sehr auf Touristen angelegt ist. Überall gibt es Souvenir-Shops, „typisch“ irische Pubs laden zum Verweilen ein und die Sehenswürdigkeiten werden alle sehr gepflegt gehalten. Am Anfang ist dieser Trubel sehr aufregend und man weiß gar nicht, was man als Erstes unternehmen soll. Nachdem ich dann aber ein paar Wochen jeden Tag durch diese Menschenmassen laufen musste, um zu meiner Uni zu kommen, ebbte die anfängliche Euphorie ein wenig ab und das Leben hier wurde zum Alltag. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich mitten in der Stadt arbeite und auch meine Wohnung nicht allzu weit vom Stadtkern entfernt ist. So ist alles schnell zu erreichen und es kommt nie Langeweile auf.

Doch auch wer nicht so viel vom Großstadtleben hält, kann sich in Dublin wohlfühlen. Sobald man sich vom Centrum entfernt, fällt einem auf, dass Dublin doch eine eher überschaubare Stadt ist und viele schöne, ruhige Stadtviertel aufweist. Mit dem Bus kommt man innerhalb einer halben Stunde zum Meer und kann dort die wunderschöne Natur genießen. Es lohnt sich auch, mal komplett aus Dublin rauszufahren und die atemberaubende irische Landschaft zu bestaunen. Da Irland vergleichsweise klein ist, sind alle Teile des Landes innerhalb von 2 bis 2,5 Stunden zu erreichen.

Zum allgemeinen Leben hier lässt sich zunächst sagen, dass Dublin aus der Sicht eines Deutschen eine sehr teure Stadt ist. Besonders Wohnen und Ausgehen sind für deutsche Verhältnisse kostspielig, sodass ein Aufenthalt mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden ist. Je nach Lebensstil und Unternehmungsdrang sind die Ausgaben hier fast doppelt so hoch wie in Münster!

Für die Wohnungssuche sollte man auf jeden Fall genug Zeit einrechnen und sich nicht zu schnell von Absagen entmutigen lassen. Das allgemeine Problem ist, dass die meisten Wohnungen unter einer Mindestmietdauer von 12 Monaten nicht vergeben werden. Deshalb sollte man ganz gezielt nach Wohnungen/Zimmern für Kurzmiete suchen. Wer ein bisschen sparen möchte, der sollte über eine Gastfamilie am Stadtrand/ im Vorort nachdenken. Meist ist Frühstück, Abendessen sowie nette Gesellschaft in der Miete enthalten. Mein Freund und ich haben nach ein paar verzweifelten Tagen der Suche eine Art short term apartment ca. 15 min vom Stadtkern gefunden und wir sind jetzt dort sehr glücklich.

Auch für öffentliche Verkehrsmittel sollte man genug Geld einplanen. Semestertickets gibt es nicht, man kann sich aber eine Student Travelcard besorgen, mit der man vergünstigte Tickets bekommt. Das Bus- und Straßenbahnsystem ist relativ kompliziert und nicht das verlässlichste. Da es keine wirklichen Abfahrtzeiten gibt, ist die Dublin Bus App unverzichtbar. Diese enthält die Fahrpläne aller Linien und man kann Echtzeit-Informationen für jede Bushaltestelle abrufen. Und eines darf man nicht vergessen, wenn der Bus kommt: Die Hand raustrecken! Ansonsten fährt der Bus einfach weiter. Man kann natürlich auch das Fahrrad benutzen, ich würde jedoch davon abraten es im Stadtzentrum zu tun. Der Verkehr ist dort wirklich verrückt und es gibt nur wenige Fahrradwege. Außerdem ist der Linksverkehr etwas, woran man sich auch als Fußgänger erst gewöhnen muss. In den ruhigeren Stadtgebieten ist das Fahrrad aber ein gutes Mittel um sich fortzubewegen.

Natürlich sind auch Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Bedarfs hier teurer als in der deutschen Heimat. Wenn man jedoch auf Angebote achtet und auf Markenprodukte größtenteils verzichten kann (diese können bis zu dreimal so teuer sein!), halten sich die Kosten in annehmbaren Grenzen und sind gar nicht so viel höher als in Deutschland. Die Auswahl in den Lebensmittelgeschäften ähnelt sehr denen in Deutschland, vor allem bei Aldi oder Lidl fühlt man sich fast heimisch. Ansonsten findet man noch viele typisch britische Lebensmittel (Schwarzer Tee usw.)

Zum Thema Ausgehen kann man sagen, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. In Dublin finden sich unzählige traditionell irische Pubs, Restaurants, Kinos, Theater, Clubs usw. Ein Pint Bier (568 mL, die Standardgröße in Irland) kostet 5 bis 6 €. Allgemein ist der Alkohol aufgrund der hohen Steuer in Irland sehr teuer, auch im Supermarkt kriegt man teilweise einen Schrecken bei den Preisen 😉 Trotzdem lassen sich die Iren nicht das Feiern verderben und gehen sehr gerne aus. Man darf sich auf jeden Fall nicht das Temple Bar Viertel entgehen lassen. Dieses ist zwar sehr touristisch und an den Wochenenden überfüllt, aber man muss es mit seinen unzähligen Pubs und der tollen Live-Musik einfach mal erlebt haben. Auch wenn man die irischen Songs nicht kennt, schaffen es die Bands, einen mitzureißen und zum Mitsingen zu bewegen. Wer etwas typisch Irisches essen möchte, sollte unbedingt Shepherd‘s Pie probieren. Super lecker und kann man auch einfach zu Hause selbst machen!