Hurrikane-Alarm in Florida – erste Eindrücke meiner Zeit in West Palm Beach

Moin zusammen!

Mein Name ist Constantin und ich mache momentan ein Praktikum bei einem Anwalt in West Palm Beach, Florida. In diesem ersten Beitrag von mir soll es ein bisschen um die Stadt, die Region und meine Erlebnisse rund um Hurrikane „Irma“ gehen.

West Palm Beach liegt an der Ostküste von Florida etwa 1 ½ Autostunden nördlich von Miami und ist der Verwaltungssitz der County Verwaltung des Palm Beach Countys. Über die Landesgrenzen hinaus ist dieses Gebiet neben seiner entscheidenden Rolle bei der knappen Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 vor allem durch Golfplätze und Präsident Donald Trumps 10.000 m2 Luxus-Ferienhaus Mar-a-Lago bekannt. Mit nicht viel mehr als diesem Wissen machte ich mich Ende September auf den Weg nach Florida, gespannt was mich in diesem Gebiet der Superreichen erwarten würde.

Palm Beach hat schon seit 1936 einen eigenen internationalen Flughafen mit einem Passagieraufkommen von etwa 6 Millionen Reisenden pro Jahr. Dort angekommen waren die ersten zwei Dinge, die mir auffielen, die vielen luxuriösen Autos im Abholbereich und die brütende Hitze, die mich direkt nach Verlassen des Terminals umgab. Letztere ist seitdem ein treuer Begleiter geworden, sobald man die stark klimatisierten Gebäude und Autos verlässt, was die meisten Leute hier deswegen auch nur selten zu tun scheinen. Trotzdem bin ich meinem Plan treu geblieben den Arbeitsweg von etwa einer Meile morgens und abends zu Fuß zu absolvieren, was meine Kollegen hier regelmäßig mit einem Kopfschütteln quittieren. Die knapp über 30 Grad, die das Thermometer hier durchgehend anzeigt, fühlen sich dabei durch die hohe Luftfeuchtigkeit tatsächlich ein ganzes Stück wärmer an. In den Büros hier bekommt man davon aber nicht viel mit und für die Wochenenden bietet der Strand mit dem kühlenden Atlantik einen guten Weg damit umzugehen.

Weiterhin hat sich das Klischee von einem Ort nur für die Reichen und Schönen hier nicht erfüllt. Tatsächlich ist West Palm Beach die Heimat von vielen verschieden Menschen aus allen möglichen Einkommensschichten. Insbesondere fällt auf, wie nah aneinander Luxusanwesen und einfache Wohngebiete oder Hütten zu finden sind. Neben extremen Reichtum gibt es hier auch Viertel und Menschen, die mit extremer Armut konfrontiert sind. Direkt nach meiner Ankunft wurde mir von verschiedenen Seiten geraten, einzelne Gebiete der Stadt zumindest zu Fuß komplett zu meiden, in denen Kriminalität eine große Rolle spielt. Die Art wie hier Luxusparadies und Überlebenskampf sich gegenüberstehen ist tatsächlich brutal und spiegelt sich im Stadtbild von West Palm Beach wieder.

West Palm Beach kurz vor dem Hurrikane

Außerdem bekannt ist Florida für die Hurrikane-Saison, in deren Hochphase mein Aufenthalt hier liegt. Diese hat aber in meinen Planungen vorweg keine allzu große Rolle gespielt, da West Palm Beach schon seit über zehn Jahren nicht mehr von einem starken Hurrikane getroffen worden war. Doch schon in den ersten Tagen meinen Aufenthalts kamen erste Berichte über den Hurrikane „Irma“ auf, der in Richtung Florida zu treiben schien. Dass dieser hier mehr und mehr zum Gesprächsthema wurde, führte bei mir dabei zunächst zu einer positiven Aufregung. Wann hat man als Norddeutscher schon mal die Gelegenheit einen richtigen Hurrikane mitzuerleben.

Als in den Supermärkten aber auf einmal überall Wasser und Brot ausverkauft war und auch die besorgten Nachrichten von Freunden und Verwandten zunahmen, mischte sich dazu ein etwas mulmiges Gefühl. So zeigten die Medienberichte ein Meer der Zerstörung, das der Sturm auf einigen Karibikinseln hinterließ und rechneten mit einer weiteren Route, bei der das Auge mit den stärksten Winden an seinen Seiten, direkt über West Palm Beach hinwegziehen würde. In Anbetracht dieser Tatsachen planten mehr und mehr Leute aus unserem Büro Touren zu Verwandten in nördlichere Gebiete der Vereinigten Staaten und auch ich machte mir Gedanken über mögliche Notfallpläne. So kaufte ich einen Vorrat an Wasser und haltbaren Lebensmitteln zusammen, um notfalls einige Tage oder Wochen ohne Strom und fließendes Wasser überstehen zu können. Nachdem die Warnungen für das Gebiet aber immer dramatischer wurden und auch die Kollegen, die schon einige Stürme überstanden haben, sich aus dem Staub machten, waren ich und meine Familie in der Heimat dann doch etwas besorgt.

Überraschenderweise habe ich trotz der allgemeinen Flucht, überfüllter Highways und Flughäfen und Knappheit an Benzin noch kurzfristig einen Flug nach Atlanta, Georgia zu einem moderaten Preis bekommen und habe West Palm Beach mit einer der letzten Maschinen, bevor der Flughafen geschlossen wurde, verlassen. Aus der Ferne verfolgte ich gespannt die weiteren Entwicklungen und hoffte, möglichst schnell zurückkehren zu können. Zum Glück wurde West Palm Beach, während etwas südlich in den Florida Keys fast jedes Haus zerstört wurde, nicht ganz so schlimm getroffen wie befürchtet. Trotzdem blieb unser Büro insgesamt eine ganze Woche geschlossen, nächtelang herrschte eine Ausgangssperre und weite Teile der Stadt waren für mehrere Tage ohne Strom. Als ich nach West Palm Beach zurückkehrte, zeugten nur noch ein paar umgefallene Bäume von diesem Szenario. Aber es war trotzdem eine interessante Erfahrung, wie selbst die hurrikaneerfahrenen „Floridians“ einen solchen Respekt und teilweise Panik vor diesem Naturereignis hatten. Ich habe währenddessen eine gute Zeit in Atlanta verbracht, aber der nächste Hurrikane ist wohl schon auf dem Weg zu uns.

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