Hallo zusammen,
ich melde mich aus Tegucigalpa in Honduras, wo ich aktuell ein Praktikum im Nationalen Kommissariat für Menschenrechte (Comisionado Nacional de los Derechos Humanos, CONADEH) absolviere.
CONADEH ist eine staatliche Institution, bei der jede honduranische Bürgerin und jeder honduranische Bürger Beschwerde einreichen kann, wenn ihre oder seine Menschenrechte verletzt wurden. Zudem fungiert das Kommissariat als eine Art Beobachter der Menschenrechtslage in Honduras. Zu diesem Zweck formuliert es Empfehlungen an die honduranische Regierung und das Parlament und dokumentiert die Menschenrechtssituation verschiedener gefährdeter Gruppen, wie zum Beispiel Kinder, Frauen, Indigene und Afrohonduraner.
Ich unterstütze momentan die Arbeit der Menschenrechtsverteidigerin für Frauenrechte, Maria José Gálvez, schnuppere aber ab und zu auch in andere Bereiche rein. Zu den Aufgaben, die ich bis jetzt übernehmen durfte, gehören unter anderem Recherchearbeiten zu einem umstrittenen Gesetzesentwurf bezüglich der Rechte der indigenen und afrohonduranischen Gemeinden, die Mitarbeit an einem Bericht über die Menschenrechtslage bei den Vorwahlen für die Präsidentschaft sowie die Übersetzung eines Empfehlungspapieres des UN-Ausschusses zur Beseitung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) an den honduranischen Staat.
Eine Sache, die mir besonders gut hier im Kommissariat gefällt ist,dass viel im Team gearbeitet wird. Dadurch bereichern sich die Mitarbeiter im CONADEH gegenseitig, indem sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse mit anderen teilen. Außerdem macht die Arbeit so auch gleich noch mehr Spaß.
Neben der Arbeit am Schreibtisch und im Team durfte ich bis jetzt auch an verschiedenen Versammlungen und Veranstaltungen inner- und außerhalb des Kommissariats teilnehmen. Vergangenen Dienstag erst hat mich Maria José mit zu einem Treffen verschiedener Organisationen mitgenommen, die sich gegen die Straffreiheit von Morden an Frauen, beziehungsweise Feminiziden einsetzen. Bei der Veranstaltung wurden unter anderem die verschiedenen Gründe der Straflosigkeit erläutert: einige der Hauptgründe sind der Mangel an finanziellen Mitteln, an Personal, technischem Equipment und die fehlende Schulung des Personals, um die hohe Anzahl von Feminiziden und Morden an Frauen aufklären zu können. Der Tatbestand des Feminizides wurde in Honduras im Jahre 2013 in das Strafgesetzbuch aufgenommen. 2016 wurde eine Art Sondereinheit für die Aufklärung der Morde an Frauen und Feminizide in den beiden größten Städten des Landes, Tegucigalpa und San Pedro Sula, eingerichtet. Auch aufgrund der mangelnden Erfahrung dieser Sondereinheit ist der Erfolg bei der Aufklärung der Morde momentan noch sehr begrenzt. Einige Besucher der Veranstaltung warfen der aktuellen Regierung Desinteresse an der Aufklärung der Morde vor. In Honduras kommt alle 18 Stunden eine Frau ums Leben, oftmals ein Resultat des doch sehr ausgeprägten Machismus. Auf der Veranstaltung war zudem eine Mutter eingeladen, die vor drei Monaten ihre 23-jährige Tochter verloren hat und nun darum kämpft, dass der Täter (der damalige Freund der Tochter) bestraft wird. Neben den vielen tragischen Geschichten, die ich bis jetzt gehört habe, hat mich diese bis jetzt wohl am meisten berührt, wahrscheinlich auch, weil erst so wenig Zeit seit der Tat vergangen ist und der Schmerz der Mutter über den Verlust ihrer Tochter umso direkter nachempfindbar für die Zuhörer war.
Nun möchte ich euch nicht mit diesem doch sehr bedrückenden Bericht verabschieden, daher erzähle ich noch ein bisschen über die Osterfeiertage, die ich in Antigua, Guatemala verbracht habe. Denn trotz der schwierigen Menschenrechtslage in den nördlichen zentalamerikanischen Ländern kann man hier, wenn man sich an ein paar Regeln hält, ganz wunderbar reisen. Die Karwoche habe ich also dazu genutzt, einen Freund in Guatemala zu besuchen und die Feiertage in Antigua zu verbringen. Die Karwoche dort ist eine der touristischen Hauptattraktionen. Ich war auf jeden Fall schwer beeindruckt von den bunten Blumenteppichen und den festlichen Prozessionen, bei denen die Einwohner der Stadt tonnenschwere Christus- und Marienstatuen durch die Straßen tragen. Und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, gibt es zum Abschluss nun noch ein paar Eindrücke aus Antigua.
Viele Grüße,
Kathrin
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