Cream Tea, Lanyards und DBS

Nun sind schon acht Wochen meines Praktikums rum, was bedeutet, dass über die Hälfte schon hinter mir liegt! Dass die Zeit hier so verfliegt, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht!

Angefangen hat alles in Cornwall und Devon, wo ich mit dem fantastischen afterno20141024_150808on „snack“ („meal“ trifft es wohl besser!) namens cream tea Bekanntschaft machen durfte. Ich kam in den Genuss des Bed&Breakfast und konnte deshalb schon direkt einen kleinen Blick hinter die Hecken (von denen es hier reichlich gibt!) werfen.

Richtig ernst wurde es dann, als das Navi mir in Bristol sagte „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ und ich vor dem Haus der Familie stand, in dem ich nun die nächsten vier Monate verbringen würde. Das war ganz schön aufregend, muss ich zugeben. Doch der herzliche Empfang hat sofort alle Aufregung in Luft aufgelöst. Die Familie nimmt schon seit Jahren Studenten und Praktikanten auf, die teilweise für Wochen, aber auch für Monate oder bis zu einem Jahr hier wohnen. Am Abend essen wir alle gemeinsam und tauschen uns über den Tag aus. Es ist eine einmalige Chance, einen Blick in das Leben einer englischen Familie zu bekommen und jedem, der daran Interesse hat, zu empfehlen!

So begann also mein Leben in Bristol. Ich hatte eine gemütliche Unterkunft und einen Praktikumsplatz. Nun konnte es losgehen: Viele neue Menschen kennenlernen, meine Freizeit gestalten, ein neues Leben aufbauen – zumindest für die nächsten vier Monate.

Am nächsten Tag begann bereits mein Praktikum. Der erste Tag des Schultrimesters ist typischerweise immer ein Inset Day, was bedeutet, dass die Lehrer sich treffen, um die Planung für die nächsten Wochen zu machen, sich über das letzte Schuljahr auszutauschen und so weiter. Für mich war es also eine wunderbare Gelegenheit, schon einmal mit einigen Lehrern Bekanntschaft zu machen. Ich war sehr davon begeistert wie positiv und offen mir alle begegnet sind. Mit solch einem herzlichen Empfang hatte ich gar nicht gerechnet und fühlte mich deshalb von Anfang an sehr wohl. Leider ist es so, dass man im normalen Schulalltag nur mit den Lehrern seiner eigenen Abteilung zusammen ist, da jede Abteilung ihr eigenes Büro hat und auch die Klassenräume liegen alle in einem Gang, sodass man kaum Lehrer der anderen Fächer trifft. Das führt aber auch dazu, dass man mit seiner eigenen Abteilung umso mehr Kontakt hat und sich über die Zeit gut kennenlernt. So verbringe ich also die meiste Zeit im MFL office (Modern foreign languages), wo man Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch abwechselnd und manchmal auch alles auf einmal hören kann.
Meine ersten Praktikumstage waren sehr aufregend. Ich habe mir alles ganz genau angeschaut, viele Fragen gestellt, um mir so ein erstes Bild von der Schule und ihrer Struktur zu machen. Nach und nach haben sich auch meine Praktikumstätigkeiten ergeben. Das war am Anfang gar nicht so einfach.
Zum einen gab es natürlich am Anfang viel zu organisieren. Es musste ein lanyard her – das ist eine Art Schlüsselband mit einer Karte, die mich als Mitarbeiterin ausweist und mit der ich die Türen nach draußen oder zu verschiedenen Klassenräumen öffnen kann. Das zweite Organisatorium ist der sogenannte DBS check, der für mich noch immer zahlreiche Rätsel aufwirft. Ich wusste, dass Deutschland ein bürokratisches Land ist. Dass England in dieser Hinsicht noch viel schlimmer ist, hätte ich nicht gedacht. Der DBS check ist eine Art erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, das man benötigt, um mit Kindern und Jugendlichen arbeiten zu dürfen. Der Punkt ist, dass man sich durch verschiedene Dokumente ausweisen kann. Hier schon einmal ein kleiner Einblick in das Thema DBS, falls auf euch so etwas auch zukommt. Mein Tipp: Setzt euch im Voraus mit der Schule in Verbindung und fragt, welche Dokumente ihr für den DBS check benötigt. Mein größtes Problem war es, dass ich ein Bankkonto eröffnen musste, was nicht so einfach war, da ich an der Schule kein Geld verdiene und somit kein regelmäßiges Einkommen habe. Als angestellte Fremdsprachenassistenten solltet ihr damit aber in der Regel keine Probleme haben. Viel Glück!

Zum anderen habe ich erfahren, dass es Praktikanten in der Form, wie wir es an deutschen Schulen kennen, hier gar nicht so gibt. Foreign Language Assistants sind durchaus sehr üblich und davon gibt es auch drei an dieser Schule. Sie bekommen Schüler zugeteilt, mit denen sie sich einzeln oder in Gruppen treffen und vor allen Dingen Sprechkompetenzen in der jeweiligen Sprache fördern. Es war für mich am Anfang gar nicht so klar, welche Aufgabe ich nun übernehmen soll. Aber nach und nach haben sich einige Tätigkeiten ergeben. Manchmal ist es sehr nützlich, wenn man viel Motivation zeigt und signalisiert, dass man gerne bereit ist, viel selbst in die Hand zu nehmen, denn dann ergibt sich meist alles ganz von selbst. Ich gestalte nun also eigene Unterrichtsstunden, die ich dann unter Aufsicht des Lehrers durchführen darf. Ich treffe mich mit Schülern verschiedener Altersklassen in der Pause oder nach der Schule, um mit ihnen Grammatik aufzuarbeiten oder kleine Sprachspiele zu spielen. Und ich assistiere den Lehrern in ihren Deutsch-Stunden und betreue dort lernschwache Schüler, die im Unterricht nicht so gut mitkommen. Es macht mir riesigen Spaß zu sehen, wie gut die Schüler (und auch Lehrer) meine Unterstützung annehmen und erkannt haben, welche Vorteile so eine zusätzliche Kraft im Unterricht bringt. Ich bin sehr froh, dass sich das so entwickelt hat und dass ich mich nun richtig in das System integrieren konnte.

In m20141003_164622einem nächsten Eintrag erfahrt ihr dann etwas über die Stundentenstadt Bristol, die noch viel mehr zu bieten hat als die Suspension Bridge, Banksy Graffiti und die Harbourside!20140906_163331

Ein Gedanke zu „Cream Tea, Lanyards und DBS

  1. Hallo Jana! 🙂
    Deine Bristol-Erfahrungen klingen alle sehr spannend!Bei mir gehen so langsam auch die Vorbereitungen los. Allerdings bin ich mir etwas unsicher, wie man am besten an einen Praktikumsplatz kommt..Hast du die Schule einfach angerufen/angeschrieben oder lief das über das ES?
    Liebe Grüße,
    Simone

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