Brüssel – Eine Stadt voller Überraschungen

Gute drei Wochen erkunde ich nun schon diese faszinierende Stadt. Immer wieder gewinne ich neue Eindrücke und staune. Bei dem Namen „Brüssel“ denken sicher viele von euch an die bekannten Sehenswürdigkeiten – Grand Place, Manneken Pis und Atomium – oder an die Europäische Union oder zumindest an Bier, Fritten, Schokolade und Waffeln.

Ganz egal was ihr jetzt zuerst im Kopf hattet, ich kann versichern, es gibt sehr viel mehr zu entdecken.

Jenseits der Route der Stadtrundfahrtbusse locken die hippen Viertel Ixelles, Saint Gilles und Les Marolles mit kleinen Geschäften, Second-Hand-Läden, Restaurants und Cafés. Am Wochenende kann man dort wunderbar flanieren, denn auf irgendeinem Platz oder einer Straße ist immer ein Markt aufgebaut. Wenn man den Menschen mit den Einkaufstrolleys folgt, findet man die Märkte sehr schnell. Brüssel könnte sich alternativ auch die Stadt der tausend Märkte nennen: An jedem Tag der Woche kann man auf einem Markt in der Stadt einkaufen. Mein Favorit ist der Markt in Anderlecht am Samstag und Sonntag. Dort kann man zum Schnäppchenpreis Gemüse und Obst aus aller Welt besorgen. Am Wochenende gibt es außerdem zahlreiche Flohmärkte, die zum Stöbern und Schmökern einladen. Die Straßen sind dadurch immer sehr belebt, besonders bei Place Flagey, Place du Châtelain, Place du Jeu de Balle und vor der Église de St. Gilles. Natürlich lohnt sich auch ein Besuch dieser Viertel bei Nacht. Dann kommen die zahlreichen Biersorten ins Spiel. In fast jeder Bar fällt die Entscheidung sehr schwer, denn meist kann man zwischen zwanzig Biersorten wählen: von Kirschbier über Schwarzbier hinzu IPA oder Pilsner. Doch Vorsicht – viele der Biere sollte man wirklich genießen, da belgische Biere um einiges stärker sind als deutsche. Abgesehen davon muss man unbedingt die vielfältigen Restaurants und Imbisse testen. Fritten sind natürlich ein Muss, aber Brüssel überzeugt vor allem mit internationaler Küche: asiatische, afrikanische und lateinamerikanische, sowie orientalische Restaurants sind meist in einem eigenen Straßenzug vertreten.

Auch in der Woche kann man viel entdecken. Das Leben der Stadt spielt sich dann überwiegend im Europaviertel rund um den Rond Point Schuman ab. Dieser Teil Brüssels ist wie eine eigene Stadt in der Stadt. Er hat eine andere Dynamik als der Rest Brüssels. Früh und abends sind die Straßen mit Autos und Bussen vollgestopft und kaum etwas bewegt sich. Zwischendrin schlängeln sich die Fahrradfahrer an der Autoschlange vorbei. Entweder man weicht also auf die Metro aus, geht zu Fuß oder meidet die geschäftigen Zeiten ganz. Bei einem Spaziergang durch das Viertel kommt man sich zwischen den hohen Glasgebäuden von Kommission, European External Action Service, Rat und Parlament zunächst ein bisschen verloren vor. Doch umgeben von Menschen, die schnellen Schritts zur Arbeit gehen – das „Badge“ (Einlasskarte) um den Hals darf nicht fehlen – oder zwischen Menschen die sich angeregt auf einer europäischen Sprache verständigen um zu „networken“, fühlt man sich plötzlich auch wichtig und geschäftig. Am Wochenende hingegen ist das Europaviertel wie eine Geisterstadt. Doch das ist nur die Ruhe vor dem alltäglichen Montagssturm.

Wenn man sich am Wochenende wirklich erholen will, sollte man einen der zahlreichen Parks in Brüssel aufsuchen. Es gibt zum einen den Stadtwald Bois de la Cambre bei Ixelles und den Park Cinquantenaire, die beide recht groß sind. Daneben gibt es viele kleinere Parks, die nach einem langen Stadtrundgang zum Ausruhen einladen: Parc Léopold, Parc de Bruxelles, Abbaye de la Cambre oder Botanique.

Trotzdem sollte man sich nicht davon abhalten lassen, das Zentrum zu besuchen. Dort bestätigt Brüssel dann alle Klischees: Schokoladenladen, Frittenbude, Waffelstand und Bars mit belgischen Bieren nebeneinander und danach ein kitschiger Souvenirladen. Aber Grand Place, Manneken Pis, den Königspalast, Gare Centrale, Hôtel des Monnaies und La Bourse sind dennoch einen Besuch wert. Außerdem sind im Zentrum viele gute Kunstmuseen: BOZAR, Musées Royaux des Beaux Arts de Belgique, Musée Magritte und das MIMA.

Kurz gesagt: Brüssel hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die große Vielfalt wird nochmal durch die Sprache verstärkt: Im Europaviertel kann man sowieso jede Sprache hören, aber auch der Rest der Stadt ist zumindest zweisprachig, weil Brüssel weder der französischsprachigen Wallonie noch dem flämischsprachigen Flandern angehört. Alle Ansagen und Schilder sind immer zweisprachig, wenn nicht sogar noch auf Englisch.

Brüssel kann deswegen zunächst chaotisch und unübersichtlich erscheinen. Doch gleichzeitig macht es die Stadt für mich zu einer faszinierenden und lebenswerten Stadt, die immer Überraschungen parat hat. Dies sind jedenfalls nur ein paar Eindrücke. Ich bin mir sicher, dass ich im Laufe der Zeit noch viel mehr entdecken werde. Beim nächsten Mal werde ich dann von meiner Arbeit berichten.

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