Hallo und willkommen zurück bei meinen Berichten über meinen Auslandsaufenthalt in England. Nachdem ich in meinem letzten Beitrag ja bereits über das allgemeine Leben in England berichtet habe, möchte ich mich in diesem Beitrag auf meinen Arbeitsalltag in meinem Praktikum an der Europa School UK (ESUK) fokussieren. Die ESUK ist eine multilinguale Schule in der Nähe von Oxford, welche sowohl eine Grundschule als auch eine weiterführende Schule umfasst. Damit werden an der ESUK also Schüler*innen im Alter von 4 bis 18 Jahren unterrichtet, da Kinder in England üblicherweise bereits mit vier Jahren eingeschult werden. Da ich Grundschullehramt studiere, werden sich meine folgenden Schilderungen primär auf den Grundschulbereich beziehen, in welchem ich hier derzeit arbeite. Das Konzept der Schule sieht vor, dass die Eltern der Schüler*innen bei der Einschulung eine Sprache auswählen, in welcher die Schüler*innen neben Englisch bilingual unterrichtet werden sollen. Hierbei kann zwischen den Sprachen Deutsch, Französisch und Spanisch gewählt werden. Basierend auf diesen Sprachwahlen werden dann in jedem Jahrgang drei Klassen gebildet, sodass es immer eine Deutsch-, eine Französisch- und eine Spanisch-Klasse gibt. Der Unterricht in diesen Klassen gestaltet sich dann so, dass die Schüler*innen die Hälfte der Woche auf Englisch unterrichtet werden und die andere Hälfte der Woche Unterricht in der jeweiligen Wunschsprache erhalten. Wie dies konkret umgesetzt wird, unterschiedet sich jedoch von Klasse zu Klasse sehr. So gibt es in einigen Klassen sehr viele Schüler*innen, die zu Hause bereits mit der jeweils gewählten Sprache aufgewachsen sind und so zum Beispiel Deutsch-Unterricht auf Muttersprachler-Niveau erhalten, während in anderen Klassen viele Kinder noch Schwierigkeiten mit den Wahl-Sprachen haben und der Unterricht dann eher einem Fremdsprachen-Unterricht ähnelt. Das Ziel ist jedoch, dass der Unterricht zunehmend so gestaltet wird, wie er auch für Muttersprachler gestaltet werden würde. Neben diesem Fokus auf Bilingualität ist die besondere Fokussierung auf die Förderung von Kindern mit besonderem Förderbedarf eine weitere Besonderheit der ESUK. Damit werden an der ESUK also auch einige Kinder mit besonderem Förderbedarf unterrichtet und in den Schulalltag integriert. Um euch eine bessere Vorstellung davon zu ermöglichen, wie es so ist im Grundschulbereich der ESUK zu arbeiten, werde ich euch nun einmal in einen typischen Arbeitstag von mir mitnehmen.
Meine Arbeitstage beginnen jeden Tag um 08:25 Uhr. Ich bin in vielen verschiedenen Klassen eingesetzt, jedoch bin ich vormittags meistens bei den älteren Schüler*innen zwischen 8 und 11 Jahren. In dieser Zeit wird meistens Deutsch bzw. Englisch oder Mathe unterrichtet. Meine Hauptaufgabe während dieser Stunden besteht darin die Lehrkraft im Unterricht zu unterstützen, wobei meine konkreten Aufgaben hierbei jedoch variieren können. So nehme ich meistens regulär am Unterricht teil und beantworte Fragen der Schüler*innen und helfe ihnen beim Bearbeiten der Aufgaben. Manchmal helfe ich der Lehrkraft jedoch auch bei organisatorischen Aufgaben, wie etwa der Kontrolle und Korrektur von Hausaufgaben und Tests. Besonders in Klassen mit vielen Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf besteht meine Aufgabe auch häufig darin, mit diesen Kindern in Kleingruppen oder 1:1-Betreuung die Aufgaben zu bearbeiten und sie beim Lernen und Bearbeiten der Aufgaben zu unterstützen. Um 11:15 Uhr verlasse ich die jeweilige Klasse dann und habe eine Stunde Mittagspause. Nach der Mittagspause leite ich für eine halbe Stunde bis 12:45 den Leseclub. An der ESUK ist es nämlich so, dass die Schüler*innen die Möglichkeit haben während der Mittagspause an verschiedenen Aktivitäten, wie etwa dem Chor, einem Schach-Club oder eben dem Leseclub teilzunehmen. In meinen Leseclub kommen jeden Tag Kinder aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen der Grundschule, die dann in dieser Zeit die Möglichkeit haben sich in der Grundschul-Bibliothek Bücher auszusuchen und zu lesen. Nach dem Leseclub gehe ich dann in eine andere Klasse, in welcher ich dann auch den Rest des Nachmittags verbleibe. Nachmittags bin ich häufig bei den jüngeren Schüler*innen zwischen 4 und 7 Jahren eingesetzt. Im Grunde entsprechen meine Tätigkeiten und Aufgabenbereiche hier meinen Aufgaben im Vormittagsunterricht. Lediglich bei den ganz jungen Schüler*innen besteht meine Aufgabe eher darin, sie beim Spielen zu beaufsichtigen, da sie nachmittags mehr Spielzeiten als Unterricht haben. Aber auch hier habe ich einige spannende Aufgaben. So lese ich zum Beispiel immer einigen Kleingruppen an Kindern vor, die noch Schwierigkeiten mit der Englischen Sprache haben und übe mit ihnen durch gemeinsame Konversationen über das Buch das Englisch Sprechen und Verstehen. Auch das erste Schreiben von Buchstaben und Zahlen übe ich häufig mit einigen von ihnen. Neben der Unterstützung im Unterricht habe ich zudem nachmittags auch immer eine halbe Stunde Pausenaufsicht auf dem Schulhof. Mein Arbeitstag endet anschließend mit dem Ende des Schultages um 15:30 Uhr.
Insgesamt gefällt mir mein Praktikum an der ESUK sehr gut. Am Anfang war es ein kleiner Kulturschock, da sich die Schule doch sehr von den Schulen in Deutschland unterscheidet, an denen ich bisher Erfahrungen gesammelt habe. So fand ich es am Anfang etwa sehr erstaunlich, dass die Kinder bereits mit vier Jahren eingeschult werden und bereits in so einem jungen Alter jeden Tag von 08:30 bis 15:30 Uhr in der Schule sind. Auch die Größe der Klassen hat mich am Anfang sehr überwältigt, da in jeder Klasse immer 30 Schüler*innen sind. Ehrlicherweise muss auch angemerkt werden, dass an der Schule nicht alles perfekt läuft. So sind etwa die Kinder mit besonderem Förderbedarf sehr ungleich auf die Klassen verteilt, sodass in manchen Klassen fast die Hälfte der Kinder einen besonderen Förderbedarf hat, was zu einer enormen Belastung der Lehrkräfte führt und die Organisation und Umsetzung des Unterrichts erschwert. Auch die Umsetzung des bilingualen Unterrichts gestaltet sich teilweise schwierig, da es teilweise enorme Leistungsunterschiede zwischen den Schüler*innen gibt und insbesondere Schüler*innen, die die Wahlsprache nicht von zu Hause kennen, häufig Schwierigkeiten haben. Nichtsdestotrotz gehe ich sehr gerne zu meinem Praktikum, was besonders an den sehr netten und bemühten Lehrkräften liegt. Mein Arbeitsalltag ist immer sehr abwechslungsreich und kurzweilig und ich habe schon viele interessante Erfahrungen gesammelt. Auch wenn es manchmal herausfordernd ist, genieße ich alles in Allem auch die Arbeit mit den Kindern sehr und habe viel Spaß daran. Ich hatte auch bereits mehrfach die Möglichkeit selbst Unterricht zu planen und durchzuführen und habe hierdurch bereits viel gelernt und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wie an vielen anderen Schulen ist also auch an der ESUK Vieles nicht perfekt, dennoch kann ich jedem*r, der*die sich dafür interessiert den englischen Schulalltag einmal hautnah zu erleben und Erfahrungen an einer besonderen Schule zu sammeln, sehr empfehlen. Es ist auf jeden Fall eine spannende und abwechslungsreiche Erfahrung, die mich sehr bereichert hat und die ich bestimmt so schnell nicht vergessen werde.






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