Von Katzen in Sevilla

„Oh nee“ denke ich zuerst, als ich aus der großen Bahnhofshalle Santa Justa komme. Mir schlägt Hitze und Verkehrslärm entgegen. Atemraubend, nicht atemberaubend. Für die erste Woche habe ich mir ein Airbnb gemietet , „dann habe ich meine Ruhe und kann entspannt eine Wohnung suchen“.

Schon nach einer halben Stunde alleine stelle ich fest, dass ich diese Art von Ruhe gar nicht brauche. Weil der Mitbewohner ständig arbeitet und die Schule noch nicht angefangen hat, sind meine einzigen Gesprächspartner die Wohnungskatze Nora und ein paar Ladenbesitzer, die ich mit meinen gestammelten Fragen verwirre. Man muss der Katze aber zugute halten, dass sie sich sehr um mich bemüht hat. Schon geht es mit den Plänen los.

Wohnung suchen! Auf diesen Seiten habe ich Annoncen geschaltet und ein Profil erstellt:

Gegen Websites von Maklern habe ich mich gewehrt, da ich es nicht einsehe, etwas zu bezahlen nur weil ich selbst bei der Suche unfähig bin. Nach einer weiteren Woche des Suchens hätte ich aber vermutlich auch mal diese Strategie versucht z.B. ALUMNI, roommatessevilla…

Sevilla ist DIE Stadt für Fahrradfahrer, die Radwege sind super ausgebaut und die Stadt ist relativ flach, also keine Umgewöhnung für Münsteraner notwendig. Deshalb: Ein Fahrrad besorgen! Für Studierende, deren Praktikumsstelle oder Uni im Zentrum ist, ist Sevici sehr empfehlenswert! Günstige Tarife und kein Stress ein eigenes Fahrrad zu besorgen. http://www.sevici.es/ Da meine Schule jedoch in Sevilla Este liegt, brauche ich ein eigenes Fahrrad. Bus fahren kommt für mich aus vielen Gründen nicht infrage, für die Fauldachse unter uns: eine einfache Fahrt kostet immer 1,40 Euro. Es gibt auch Tarife für drei Monate. Ich habe also verschiedene Fahrradhändler abgeklappert und bin bei Quiquecicle fündig geworden. http://www.quiquecicle.com/ Der Laden verleiht auch für 3 Monate und Reperatur ist inbegriffen.

Nach fünf verzweifelten Tagen, in denen ich nur durch die Stadt getapert bin und im Internet nach Wohnungen gesucht habe, kamen dann tatsächlich mal zwei Angebote zu Wohnungsbesichtigungen. Man muss sehr hartnäckig sein und darf dabei nicht verzweifeln. Der Wohnungsmarkt ist hier etwas begrenzter und häufig hat man nur Kontakt zu Vermietern oder Familien die ein Zimmer bei ihnen untervermieten.

Während meiner Stadtexkursionen habe ich die verschiedenen Viertel etwas kennengelernt. Verliebt habe ich mich sofort in Macarena, etwas alternativer, mit arabischem Flair, studentisch und verkehrsberuhigt. Für meinen Geschmack gibt es hier auch die originellsten Ausgehmöglichkeiten – nähere Tipps folgen. Nervión ist ein typisches Wohnviertel, weniger Bars und Cafes.

Wie schaffen es die spanischen Gärtner nur, die Bäume grün zu halten?

Die historischen Denkmäler im Zentrum und El Arenal (Real Alcazar, Plaza de Espana, Parque María Luisa…) haben mich anfangs tatsächlich eher überfordert als fasziniert. Aber man gewöhnt sich daran und nimmt die Touristenmassen schnell schon gar nicht mehr wahr.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spanische Wildkatzen?

Schönste Szene der Tour: Im Graben des großen Uni-Gebäudes an den Jardines del Alcázar streunerte eine Katzen-Mama mit ihren fünf Jungen durch die sandige Schlucht – ungestört von den Touristen. Es sind die kleinen Dinge.


Für mich mein Lieblingsspaziergang: Im Park an Paseo de Cristóbal Colón entlang am Guadalquivir.

Metropol Parasol

 

 

 

Hier ist weniger Betrieb und man kann entspannt die Sicht auf das Viertel Triana genießen. Das Zentrum am Plaza Encarnación will mir nicht so recht gefallen – die Faszination für das große Kunstwerk Metropol Parasol kann ich nicht teilen.

 

 

Sinnbild für unglückliche Zwischenmieter?

Letztendlich habe ich ein sehr winziges Zimmer in Macarena gefunden, doch die Dachterasse gleicht das aus. Sowieso muss der Raum für meine Praktikumsdauer nicht perfekt sein, schließlich muss man sich in Sevilla nicht im Zimmer verschanzen.

 


Frühstücksempfehlung: El Love Horno am Plaza Alfalfa, hier schreibe ich gerade bei Kaffee, Croissant und Tostada con Aceite-Tomate diesen Bericht. Zur Stoßzeit zwischen 10 und 11:30 findet man eher keinen Platz. Die riesige Auswahl an Broten und Teilchen ist selbstgebacken. Leicht zu finden am Plaza de la Alfalfa.


Für mich weitere wichtige Erkenntnisse:

  • Es ist ein Gebot, die Siesta einzuhalten – ansonsten ist die anhaltende Hitze in August und September auch nicht auszuhalten.
  • Der Dialekt hier ist gewöhnungsbedürftig aber einfach: „Adio, gracia, bueno día“. So in etwa.
  • Es ist sehr wahrscheinlich, von einem Mofa erfasst oder von einer Pferdekutsche überfahren zu werden.

Wenn nächste Woche Montag die Schule beginnt, werde ich mich auf mein Fahrrad schwingen und den nächsten Abschnitt beginnen. Hasta luego.

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