Bittschreiben von Giacomo Cohen

Giacomo Cohen unterzeichnet sein im Original auf Italienisch verfasstes Schreiben vom 26. August 1942 lediglich mit einem X. Er ist Analphabet. Offenbar hat eine andere Person dieses Schreiben für ihn zu Papier gebracht. Der bereits 1933 zum katholischen Glauben konvertierte Giacomo Cohen wurde 1889 in Konstantinopel in eine jüdische Familie hineingeboren und floh 1910 aus Albanien nach Italien. Seit März 1941 ist er in einem Lager in Rocca die Mezzo interniert. Er bittet um Freilassung, um seiner katholischen Ehefrau Martina und seinen elf Kindern beizustehen. Nach der Überprüfung der Richtigkeit von Cohens Angaben wendet sich das Staatssekretariat am 11. Oktober 1942 an den Beichtvater Mussolinis, Pietro Tacchi Venturi. Erst im April 1944 gelingt es Giacomo Cohen jedoch, zu seiner Familie zurückzukehren. Im Jahr 1949 stellen sie Anträge auf Emigration in die USA, wo Verwandte leben.

Spett.

Segretaria di Stato di Sua Santità

Città del Vaticano.

Prego umilmente di voler considerare benevolmente la mia domanda. Mia moglie è italiana, cattolica. Sono padre di 11 figliuoli, tutti italiani cattolici. Pure io sono cattolico, battezzato nel 1933 dalle mia religione da prima, che era ebraica. Sono di origine Turco, ma non ho potuto avere ancora la cittadinanza italiana.

La nostra situatione famigliare è tragica. Sono internato, separato dalla mia cara famiglia che sta a Brindisi, via Perricco Casa Popolare No.1 Bis. Mia moglie e 11 gli 11 figliuoli sono privi del mio appoggio, ridotto a vivere in ultima miseria, inoltre sono privi di guida morale che è necessaria a questi bambini, dei quali alcuni sono di tenera età.

Ora il mio più grande desiderio sarebbe di poter tornare da loro per essergli di aiuto finanzie e morale e per questo faccio la viva preghiera a Cod. Spett. Segretaria di Stato. Se ciò fosse impossibile, prego di voler far si, che la mia famiglia non sia priva del minimo necessarie per vivere.

Ho fiducia di esser esaudito, e in tale speranza, ingraziando anticipamente, saluto, con osservanza,

Firma:

x
(analfabeta)

Rocca di Mezzo, 26. agosto 42.

Mio indirizzo:
COHEN GIACOMO, internato
a Rocca di Mezzo, (Aquila)

Archivio Storico della Segreteria di Stato, Pio XII, Ia parte, Ebrei 23, fol. 108r

Das Bittschreiben ins Deutsche übersetzt

An das Staatssekretariat Seiner Heiligkeit

Vatikanstadt.

Demütig bitte ich, meine Bitte wohlwollend anzuhören. Meine Frau ist Italienerin und katholisch. Ich bin Vater von elf Kindern, die allesamt italienisch und katholisch sind. Auch ich bin katholisch und wurde 1933 getauft, meine frühere Religion war die jüdische. Ich bin türkischer Abstammung, konnte die italienische Staatsbürgerschaft aber bislang noch nicht erlangen.

Die Situation unserer Familie ist tragisch. Ich wurde interniert und von meiner geliebten Familie getrennt, die sich in Brindisi in der via Perricco 1bis aufhält, in einer Sozialwohnung. Meine Frau und meine elf Kinder müssen ohne meine Unterstützung auskommen und leben in bitterer Armut; überdies fehlt ihnen auch eine moralische Führung, die doch für diese Kinder, von denen einige noch im zarten Alter sind, so notwendig ist.

Es wäre nun mein größter Wunsch, zu ihnen zurückkehren zu dürfen, um ihnen finanziell und moralisch beizustehen, und darum bitte ich inbrünstig das geschätzte Staatssekretariat. Sollte dies nicht möglich sein, bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass es meiner Familie nicht am Lebensnotwendigen mangelt.

Ich vertraue darauf, erhört zu werden, und in dieser Hoffnung danke ich Ihnen im Voraus und grüße hochachtungsvoll

Unterschrift:

x
(Analphabet)

Rocca di Mezzo, 26. August 1942.

Meine Adresse:
COHEN GIACOMO, interniert
in Rocca di Mezzo (Aquila)

Archivio Storico della Segreteria di Stato, Pio XII, Ia parte, Ebrei 23, fol. 108r