Bittschreiben von Fanny Bluschanoff

Fanny Bluschanoff hatte am 26. Februar 1941 eine Audienz bei Papst Pius XII. persönlich und bat ihn dort, ihm ihre Lage darlegen zu dürfen. In einem Bittschreiben vom 1. März schildert die russische Jüdin wie sie von ihrem Mann in ihrer Heimat Danzig verlassen wurde und nun seit einem Jahr in Rom lebt. Da die herzkranke Fanny Bluschanoff kein englisches Visum erhält, um zu ihrem Sohn zu ziehen, der von Danzig nach England auswandern musste, bittet sie Papst Pius XII. um finanzielle Unterstützung.

Fanny Bluschanoff
Via dei Gracchi 161 int 4
                  Roma

1 März 1941

Heiliger Vater!

Am Mittwoch d. 26/II habe ich das Glück gehabt in Audienz zu sein und mit Euer Heiligkeit zu sprechen. Ich habe mir erlaubt zu bitten an Euer Heiligkeit schreiben zu dürfen und meine Lage zu schil- dern. Ich bin ein Jahr hier in Rom, kam von Danzig mit der Hoffnung, nach England zu meinem Sohne zu gehen, bekam aber kein Visum, und bin gezwun- gen hier zu bleiben.
Ich bin eine russische Jüdin, war verheiratet mit einem ortodoxen russen, welcher mich und meinen Sohn in Danzig verlassen hat. Der Bischof von Danzig, Exellenz Graf O'Rourke kennt mich ueber 15 Jahren, und hat mir geholfen meinen Jungen in [9v] der Mittelschule zu Danzig, auf Kosten des Päpstlichen Hilfsverkes für die russischen Emigranten zu erziehen.
Als nicht Arier, musste mein Sohn Danzig verlassen, und hat jetzt eine Stelle in England, kann aber mich nicht ernähren, da er noch jung ist, und wenig verdient.
Ich bin hier ganz mittellos und auch Herzkrank – bitte Euer Heiligkeit mir eine Unterstützung gewähren zu wollen.
Zu Füssen Euer Heiligkeit kniend, bitte ich um den Segen für meinen Sohn, und verbleibe Euer Heiligkeit ergebene Dienerin

Fanny Bluschanoff

Archivio Apostolico Vaticano, Segreteria di Stato, Commissione Soccorsi 298, fasc. 17, fol. 9rv