Am Ende meines Praktikums im Ausland komme ich mit vielen neuen Eindrücken zurück. Die Zeit in einem englischen Krankenhaus war für mich nicht nur fachlich bereichernd, sondern hat auch meine Sichtweise auf medizinische Versorgung und Zusammenarbeit im Krankenhaus nachhaltig verändert.
Was ich besonders mitnehme, ist ein neuer Blick auf das deutsche Gesundheitssystem. Während man in Deutschland häufig über Wartezeiten oder bürokratische Hürden klagt, wurde mir im Vergleich deutlich, dass die Wartezeiten im englischen NHS (National Health Service) zum Teil noch deutlich länger sein können. Zudem werden dort nicht alle medizinisch sinnvollen Operationen automatisch vom Gesundheitssystem übernommen. Das hat mir vor Augen geführt, welche Vorteile und Sicherheiten unser Gesundheitssystem doch bietet, auch wenn es natürlich ebenfalls seine Schwächen hat.
Gleichzeitig konnte ich in England aber auch sehr positive Aspekte erleben. Besonders beeindruckt hat mich das Gefühl, dass es dort keine Zweiklassenmedizin gibt. Da das Gesundheitssystem fast ausschließlich über das NHS läuft, haben alle Patientinnen und Patienten den gleichen Zugang zur Versorgung, und das unabhängig vom Geldbeutel. Auch die Rolle der Pflegekräfte hat mich überrascht: Sie übernehmen dort viele Aufgaben eigenständig, sind zum Teil hochspezialisiert und arbeiten auf einem sehr hohen professionellen Niveau.
Ein weiterer Punkt, der mir besonders aufgefallen ist, war der Digitalisierungsgrad im Krankenhaus. Der Zugriff auf Patientendaten, selbst aus anderen Häusern, war oft unkompliziert und schnell möglich. Diese Vernetzung war aus meiner Sicht deutlich fortschrittlicher als das, was ich bisher in Deutschland erlebt habe. Was mir außerdem sehr positiv in Erinnerung bleibt, ist die internationale Arbeitsatmosphäre. Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und kulturellen Hintergründen arbeiten dort in allen Bereichen des Krankenhauses zusammen – das war für mich inspirierend und bereichernd zugleich.
Trotz all dieser spannenden Erfahrungen freue ich mich auch darauf, den zweiten Teil meines Tertials nun in Deutschland zu absolvieren. Ich habe das Gefühl, mit gestärkten praktischen Fähigkeiten und einem erweiterten Blick zurückzukehren.
Am meisten hat sich für mich jedoch mein Blick auf die Kommunikation im Krankenhaus verändert. Ich bin nun deutlich sensibilisierter für den Umgang miteinander; sei es zwischen KollegInnen oder im Umgang mit PatientInnen. In England habe ich erlebt, wie wichtig ein ruhiger, respektvoller und konstruktiver Ton im Klinikalltag ist. Auch wenn mal etwas nicht funktioniert hat, wurde ohne Vorwürfe oder Hektik gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Meckern war dort kein Teil des Arbeitsklimas. Das hat mich sehr beeindruckt und ich hoffe, dieses Verständnis auch in meinen weiteren beruflichen Weg mitzunehmen.
Insgesamt blicke ich sehr dankbar auf diese Zeit zurück. Ich würde den Aufenthalt in keiner Weise missen wollen – er hat mich sowohl fachlich als auch persönlich wachsen lassen.
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