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Praxissemester an der Deutschen Schule Managua

¡Bienvenidos a Nicaragua!

Ich habe mein Praxissemester im Lehramtsmaster in Nicaragua verbracht und erzähle dir gerne von dieser unvergesslichen Zeit!Wieso Nicaragua?

Nach meinem Erasmussemester in Madrid im Bachelor war mir schnell klar, dass ich noch einmal die Chance nutzen wollte, ins Ausland zu gehen. Da ich bereits gut Spanisch sprechen konnte, habe ich nach einer Deutschen Schule im spanischsprachigen Ausland gesucht. Mit den Deutschen Auslandsschulen (DAS) in Spanien war es leider aufgrund der Datenschutzbestimmungen etwas umständlich, die Auflagen der Uni zu erfüllen. Ich habe also entschlossen, mich noch weiter weg zu wagen und mich daher an so ziemlich jeder DAS in Mittel- und Südamerika beworben. Einige Schulen lehnten Praxissemesterstudierende gleich ab, andere antworteten gar nicht oder nur sehr langsam. Das ‘Colegio Alemán Nicaragüense’ freut sich sehr über alle PraktikantInnen und so habe ich die Zusage auch gleich angenommen.

Good to know

  • – die Währung ist der NIO (Córdoba genannt), aber man kann auch fast überall mit $US bezahlen
  • – die Landessprache ist Spanisch (Englisch bringt hier kaum etwas)
  • – Steckdosen wie in den USA (Typ A und Typ B), man braucht also einen Adapter
  • – Leitungswasser ist nicht trinkbar
  • – es gibt eine Trockenzeit (November-April) und eine Regenzeit (Mai-Oktober)
  • – ganzjährig sind es um die 32/33ºC
  • – Nicaragua hat eine Pazifikküste und eine zur Karibik
  • – Zeitverschiebung zu DE sind -7 bzw. -8 Stunden
  • – gutes Gastgeschenk: Schokolade
    – als Frau: Tampons aus DE mitbringen

Die Einreise

Es gibt keine Direktflüge nach Managua. Am besten fliegt man über Madrid, Paris oder Amsterdam und meidet einen Transfer in den USA wegen möglichen zusätzlichen Kosten, Problemen mit dem Visum oder anderen Komplikationen. Eine sehr lange Verbindung mit z.B. 20 Stunden Aufenthalt in New York kann auch eine gute Option sein und wahrscheinlich auch günstiger. Ich bin als normale Touristin in Nicaragua eingereist und habe am Immigration-Schalter eine Touristenkarte für 10$ gekauft. Nimm am besten 30-50$ mit für den Anfang. Mit der Touristenkarte hast du ein 90-Tage-Visum für die CA4-Länder (Nicaragua, Guatemala, Honduras und El Salvador). Spätestens am 90. Tag musst du einmal in ein anderes Land ausreisen, also dann am besten nach Costa Rica, und nach der Rückreise nach Nicaragua hast du noch einmal 90 Tage in den CA4.

Es gibt keine Pflichtimpfungen, aber ein paar Empfehlungen der StiKo. Ich habe mich zusätzlich zu den Standardimpfungen, die ich eh schon hatte, noch gegen Dengue, Typhus, Tollwut und Hepatitis A impfen lassen. Bei einigen Impfungen muss man mehrere Dosen verabreichen, also früh informieren und einen Termin machen!

Kauf dir keine überteuerte SIM-Karte in Deutschland, eine Prepaid-Karte ist super günstig vor Ort! Die zwei bekanntesten Anbieter sind claro und tigo. Ich hatte eine Karte von claro mit dem Tarif TODO4 für etwa 5,20€ für 15 Tage.

Das Land

Zugegeben – ich weiß nicht, ob ich ohne dieses Praktikum jemals nach Nicaragua geflogen wäre. Wahrscheinlich nicht. Viele reisen lieber nach Mexiko, Costa Rica oder weiter in den Süden.
Nicaragua hat einige Städte im Westen, wohingegen der Osten kaum besiedelt ist und Touristen auch eher abgeraten wird, dort herumzureisen, da es dort gefährlich sein könnte (mehr zur Sicherheit im nächsten Abschnitt). In Managua gibt es nicht so viel zu sehen abgesehen von zwei Shoppingmalls. Die Stadt ist auch nicht wirklich auf Fussgänger ausgelegt, man läuft nah an den staubigen, asphaltierten Straßen entlang von Wellblechhütten und Unmengen von Autos, die durch Hupen kommunizieren. Aus dem Auto oder Bus heraus kann man alles mögliche bei den StraßenverkäuferInnen kaufen – von Obst und Wasser bis hin zu Ladekabeln und Kopfhörern. Fußgängerampeln und Zebrastreifen gibt es nicht. Andere Städte wie Granada und León sind dagegen viel touristischer und dort kann man auch abends entspannt herumlaufen. Da gibt’s auch mehr Hostels, Restaurants und Bars, die flußläufig zu erreichen sind. An der Pazifikküste kann man super surfen (z.B. in Popoyo, San Juan del Sur, El Tránsito) und im Osten liegen die nicaraguanischen Karibikinseln Little und Big Corn Island, wo man super tauchen und schnorcheln kann (mehr dazu im letzten Abschnitt). In Nicaragua kann man super günstig mit dem Bus von A nach B fahren, man sollte allerdings Zeit und Geduld mitbringen, und sich nicht wundern, wenn einem in dem völlig überfüllten Bus ein fremdes Kleinkind auf den Schoß gesetzt wird. Die etwas teurere Alternative innerhalb von Managua ist die App InDrive (ähnlich wie Uber) – allerdings sind die Fahrer bei Trips in andere Städte oft sehr unzuverlässig und tauchen gerne mal gar nicht erst auf…

Ist Nicaragua sicher?

Ich wurde so oft gefragt, ob es nicht super gefährlich in Nicaragua ist, und ich muss ehrlich sagen, ich habe mich nicht ein einziges Mal unsicher gefühlt! Nicaragua ist eines der sichersten Länder in Mittelamerika. In Managua selbst würde ich als Frau jedoch wirklich nicht alleine nach Einbruch der Dunkelheit herumlaufen – man muss es ja nicht drauf ankommen lassen. Es gibt in Managua einfach keine Touristen, weshalb man schon tagsüber als weiße Frau überall angestarrt und gecatcalled wird. Aber ich habe es nie als böse oder eklige Absicht wahrgenommen! Sie sind einfach wirklich aufgeregt, wenn eine weiße Frau auf einmal da ist und wenn sie dann “Chelita” rufen, meinen sie es wirklich nicht böse und kommen dir auch niemals zu nah! Andere Städte wie Granada, León und San Juan del Sur sind deutlich entspannter. Viele Nicas haben mich vor Dieben auf großen Märkten gewarnt oder gesagt, dass ich mein Handy lieber nicht in der Hand halten soll, wenn ich unterwegs bin. Diese Warnungen befolgend, ist mir nie etwas gestohlen worden, allerdings habe ich Backpacker getroffen, deren Handys oder Kameras geklaut wurden. Das gefährlichste in Nicaragua ist aber bestimmt die politische Situation dort. Mir wurde von Anfang an ganz klar gesagt, dass ich auf gar keinen Fall über Politik reden soll. Im ganzen Land sind überall Fahnen und Schriftzüge der Partei FSLN zu sehen, der Partei des inzwischen diktatorisch regierenden Präsidenten. Unsicher gefühlt habe ich mich trotzdem nie!

Essen

Reis mit Bohnen mit Fleisch mit Reis mit Bohnen und Fleisch. Achtung: als Vegetarier oder gar Veganer, ist es quasi nicht möglich, hier zu essen. Viele Nicas essen morgens, mittags und abends Gallo Pinto (Reis mit Bohnen). Dazu gibt es eigentlich immer Fleisch, Käse und Kochbananen in der einen oder anderen Variante. Abwechslungsreich waren meine sechs Monate eher nicht, aber lecker war es trotzdem. Mein Lieblingsessen: Maduros. Das sind super reife Kochbananen, die gerne auch mit Honig und Käse gebacken oder gebraten werden. Ich habe auch viele Früchte probiert, von denen ich teilweise noch nie gehört hatte: Jocote, Zapote, Nancite, Níspero, grüne Mango mit Salz und Chili, Pitaya… Außerdem schmecken die Papayas und Avocados einfach unglaublich gut dort! In León gibt es überall Nacatamales: Das ist eine Teigmasse aus Maismehl, Kartoffeln, Fleisch, Paprika, Zwiebeln und Gewürzen, die in ein Blatt der Kochbanane eingewickelt wird. Nacatamales sind ein super traditionelles Essen, aber ich fand es wirklich mehr als gewöhnungsbedürftig…

Das erste Bier fand ich super leicht und wässrig, aber am Ende habe ich doch noch eine große Liebe für Toña entwickelt. Fast überall kann man ein normales Bier auch zu einer Chelada oder Michelada upgraden – mit Limettensaft und Salzrand bzw. Limettensaft, scharfer Sauce, Salz, irgendeinem Tomatensaft und Chilirand (so oder so ähnlich – die meisten halten ihr Hausrezept streng geheim).

 

Unterkunft

Die Deutsche Schule Managua (DSM) bietet den PraktikantInnen an, eine Gastfamilie für sie zu suchen. Frauen werden gerne aufgenommen –  bei Männern ist die Suche nach einer Gastfamilie manchmal etwas schwieriger. Diese Familien haben mindestens ein Kind, das selbst auf die DSM geht, und als Gegenleistung für Kost und Logis helft ihr bei den Hausaufgaben oder generell beim Deutsch lernen. In meinem Fall war diese Hilfe nicht wirklich ‘erwünscht’ sodass ich dort einfach leben und Teil der Familie sein durfte ohne jegliche Gegenleistung. Im Alltag habe ich trotzdem mit der 14-jährigen Tochter deutsch geredet, wodurch sie hoffentlich trotzdem etwas mit und von mir lernen konnte. Mit den Eltern haben ich nur Spanisch gesprochen und so auch selbst mein Spanisch verbessern können. Zu Beginn war das nica Spanisch schwer zu verstehen, aber man gewöhnt sich daran und geht evtl. sogar selbst mit nica Akzent nach Hause, so wie ich, haha!

Die Schule

Die DSM liegt in einer Art Vorort von Managua und ist gut bewacht. Vor dem Eingang steht immer die normale Security und auch auf dem Schulgelände ist jederzeit Sicherheitspersonal, da die Enkelkinder des Präsidenten die DSM besuchen. Das Gelände ist super idyllisch, die Gebäude sind durch kleine begrünte Wege verbunden und neben dem großen Schwimmbad, das du auch benutzen darfst, stehen viele Palmen. Hin und wieder trifft man auf eine der Katzen, die auf dem Schulgelände leben. Sie sind sehr lieb, aber stinken, haha. Es gibt verschiedene Gebäude, die alle nach deutschen Städten benannt sind. Die meisten Grundschulklassen sind z.B. in Magdeburg und das Lehrkräftezimmer mit der kleinen Küche heißt Berlin. Da kann man sich auch immer einen frischen Kaffee oder sauberes Trinkwasser holen, oder einfach in der Klimaanlage abkühlen, denn die meisten Klassenräume haben nur Ventilatoren an den Decken. Aus diesem Grund sind auch meist alle Fenster und Türen in allen Klassen offen, was etwas laut werden kann. Aber auch wenn es super heiß ist, gibt es einen Dresscode an der DSM. Die SchülerInnen haben richtige Uniformen, die Lehrkräfte ziehen ihre private Kleidung an, aber diese sollte natürlich angemessen sein –  alles mindestens knielang, keine Spaghettiträger, kein tiefer Ausschnitt etc. Viele Lehrkräfte sprechen deutsch, einige von ihnen sind sogar deutsch.

Die Nicas lieben Actos (Schulversammlungen). Gefühlt gab es jede Woche irgendeinen Acto – sei es der neue Direktor, Ferienbeginn oder -Ende, Abschluss der AbiturientInnen oder die heldenhafte Rückkehr der SchülerInnen von den Sportmeisterschaften in Guatemala. Diese Actos sind irgendwie nie richtig gut organisiert, man erfährt oft erst zwei Minuten vorher von ihnen und muss daher flexibel den Unterricht umplanen oder aufschieben. Mein Highlight war eine zweistündige Veranstaltung in der Turnhalle mit Tänzerinnen, Konfetti, Nebelmaschine und einer Blasinstrumententruppe. Das ist wirklich nicht das, was ich an diesem normalen Dienstag morgen erwartet hatte!

Nachmittags kannst du entweder in der Mensa der Schule oder im Comedor direkt nebenan warm essen. Dazu reicht es, morgens eine WhatsApp zu schreiben und das Essen vorzubestellen. Das Menü der Schulmensa schicken die netten Mitarbeiterinnen dir dann wöchentlich bei WhatsApp. Es gibt immer ein vegetarisches Menü und eins mit Fleisch. Dazu kommt ein Saft und du bist bei etwa 3,50€.

Falls du nicht fußläufig von der Schule lebst, kannst du eventuell auch mit einem der privaten Shuttles der DSM mitgenommen werden. Es gibt verschiedene Routen und du kannst mit dem Kind aussteigen, dass am nächsten zu dir wohnt – also vielleicht auch direkt bei dir zuhause, wenn deine Gastfamilie den Shuttle nutzt.

Der Unterricht

Das Schuljahr beginnt im Januar und endet im Dezember. Die großen Ferien liegen im Juni-Juli (4 Wochen) und irgendwann um den Jahreswechsel (8 Wochen, glaube ich). Die erste Stunde beginnt schon um 7:30 Uhr morgens. Zwischen den Doppelstunden gibt es 5 Minuten Pause und zwischen der 3. und 4. Stunde bzw. der 4. und 5. Stunde gibt es eine längere Pause wie in Deutschland auch. Ich würde schätzen, dass die Klassenstärke meist so bei 15-17 Kindern liegt. Das erscheint jetzt erstmal super entspannt, aber ich habe es trotzdem als mindestens genau so anstrengend empfunden, wie in deutschen Schulen mit bis zu 30 Kindern. Viele Kinder haben einen besonderen Förderbedarf, daher ist in den ersten Klassen grundsätzlich immer eine Assistenz dabei und auch in den weiteren Stufen sind teilweise bis zu fünf Erwachsene aus unterschiedlichen pädagogischen Berufen anwesend. Viele Lehrkräfte sind QuereinsteigerInnen und freuen sich daher total über kreativen, neuen Input von Lehramtsstudierenden! Generell ist der Mathe- und Deutschunterricht in der Grundschule auf Deutsch. Natürlich klappt das gerade zu Beginn der Schuleingangsphase mal mehr mal weniger gut, da die Kinder alle kaum deutsch sprechen. Es gibt oft gar keine SchülerInnen mit Deutsch als Muttersprache – in manchen Klassen sind es vielleicht 2-3 Kinder. Im Laufe der Jahre werden dann nach und nach auch andere Fächer auf Deutsch unterrichtet, allerdings war ich nur in der Grundschule während meines Praktikums. Total interessant fand ich, dass es ein Fach “Derechos y dignidad de la mujer” gibt, also so etwas wie Feminismus-Unterricht. Der findet auf Spanisch statt, aber ich konnte zu Beginn mal eine Stunde beobachten. Außerdem haben die Kinder in der Grundschule nicht viel Musik- und Kunstunterricht. Es ist meist nur eine oder zwei Stunden pro Woche und die Kinder wählen, ob sie lieber Kunst oder Musik belegen möchten. Der Sportunterricht ist hier super breit gefächert (ich war leider nie selbst beim Sportunterricht dabei), es gibt einen Fußballplatz, Tischtennisplatten, eine Sporthalle und das große Schwimmbecken, in dem die Kinder schwimmen lernen. In Nicaragua ist das keine Selbstverständlichkeit – an anderen Schulen gibt es keinen Schwimmunterricht, weshalb viele Nicas nicht schwimmen können!

Das Praxissemester

Wenn du das Praxissemester im Ausland machst, laufen einige Dinge etwas anders ab. Die praxisbezogenen Studien und Studientage werden per Zoom durchgeführt – aber Achtung: Wenn die Seminare in Deutschland morgens beginnen, ist es in Nicaragua mitten in der Nacht. Im schlimmsten Fall musst du 6-8 Nächte durchmachen, um an den Seminaren teilzunehmen, im besten Fall findest du einen Kompromiss mit den Dozierenden und kannst die Leistung irgendwie anders erbringen oder nur einen Teil der Nacht teilnehmen. Auch die Hospitationen müssen digital durchgeführt werden. Du kannst die Unterrichtseinheit entweder live per Zoom mit der betreuenden Person teilen oder eine Videoaufnahme senden und die Unterrichtseinheit im Nachgang besprechen (das muss natürlich vorher genehmigt werden und der Datenschutz gewährleistet sein!).
Meinen Stundenplan habe ich in der ersten Woche mit der Praktikumsbeauftragten der DSM und der Grundschuldirektorin erstellt. Ich wurde gefragt, ob ich auch in höheren Klassen unterrichten möchte (komplett alleine, so wie ich es verstanden habe), aber das habe ich abgelehnt. Im Endeffekt war ich regelmäßig in einer 2., 3. und 4. Klasse. Ich fand es gut, nicht zu viele verschiedene Klassen zu wählen, sondern lieber umso häufiger in denselben Klassen zu sein. So lernt man die Kinder besser kennen und kann den Unterricht langfristig mitverfolgen.
Meine Studienprojekte und Unterrichtsvorhaben konnte ich frei wählen und die Lehrerinnen meiner Hospitationsklassen waren immer bereit, mich zu unterstützen. Sie haben mir Tipps gegeben, wie ich noch sicherer in der Praxis werden kann und mich im Gegenzug auch um Tipps gebeten, die ich in der Uni gelernt habe. Das wichtigste, das ich gelernt habe, ist, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Nutz alle Chancen, dich auszuprobieren, die du bekommst! Ja, du wirst mal hier und da Fehler machen, nicht jede Stunde wird super laufen, aber man lernt auch aus diesen Situationen so viel. Ich hatte zum Beispiel eine Mathestunde videografiert, in der alles so geklappt hat wie geplant, und eine Stunde, in der gefühlt alles schief gelaufen ist – ich habe die “schlechte” Stunde für die Hospitation des ZfSL gewählt, denn das bringt mir viel mehr für die Zukunft.
Die Hausarbeiten habe ich direkt vor Ort geschrieben. Ich habe schon relativ früh angefangen, den Theorieteil zu schreiben und die großen Ferien im Juni/Juli genutzt, um den Rest zu schreiben. Normalerweise geht das Praxissemester in Deutschland ja nur bis zu den Sommerferien im Juli und die Betreuung durch das ZfSL ist in den Sommerferien auch nicht unbedingt garantiert, weshalb ich sowieso schon alles vorher durchgeführt hatte und in den Ferien beide Hausarbeiten beenden konnte. Um trotzdem auf die 20 Wochen Praxissemester zu kommen, habe ich den Monat hinten drangehängt und bin bis Ende August an der DSM geblieben. Kurz vor meiner Rückkehr habe ich dann schon einmal den Termin für das Bilanz- und Perspektivgespräch im ZfSL vereinbart. Da ist normalerweise auch eine Ansprechperson der Praxissemesterschule dabei, aber da das im Ausland schwierig ist, war ich alleine dort. Für das Praxissemester im Ausland ist das ZfSL Gelsenkirchen zuständig. Das ist zwar nicht gerade um die Ecke, aber die Menschen sind unglaublich nett und hilfsbereit dort. Das BPG fand ich wirklich toll und aufschlussreich.

Reisen

Jetzt endlich zum besten Part an der ganzen Sache: viel reisen, entdecken und neue Menschen und Kulturen kennenlernen! An der DSM waren immer mal wieder andere Praktikantinnen aus Deutschland, mit denen ich mich schnell zusammen getan habe, um an den Wochenenden kleine Ausflüge zu machen. Wir sind dann meistens donnerstags oder freitags am Nachmittag mit dem Bus losgefahren und am Sonntagabend wieder zurück.

Meine absolute Lieblingsstadt ist Granada: eine kleine Kolonialstadt, in der auch andere TouristInnen und vor allem BackpackerInnen unterwegs sind. Hier gibt es schon mehr Auswahl an Restaurants und Bars, sogar zwei Clubs, in denen man auch einige wenige vegetarische Gerichte finden kann. In den Hostels gibt es ab und zu Partys oder andere Veranstaltungen, z.B. eine Booze Cruise, eine Tour durch die Isletas de Granada, einen Shuttle zur Laguna de Apoyo oder in andere Städte. Die Laguna de Apoyo ist super schön, ich war bestimmt sechs mal da.  Die Isletas de Granada sind auch schön, das sind 365 kleine Inseln auf dem Lago de Nicaragua. Hier ein bisschen mit dem Boot oder Kayak rumschippern und ab und zu ins warme Wasser springen! Und das dritte Highlight in Granada ist die berühmte Treehouse Party für BackpackerInnen, die jeden Freitag stattfindet. Du fährst mit einem Shuttle zur Location und feierst auf einem Baumhaus mitten im Dschungel! Stell dich auf elektronische Musik und Techno ein, aber selbst wenn das nicht deine Lieblingsmusik ist, der Ausblick und die Location sind unglaublich!

Auf dem Lago de Nicaragua liegt auch die “große” Insel Ometepe, die man mit der Fähre von San Jorge erreicht. Hier gibt es noch eine bekannte Backpackerparty. Die Party findet in einem Hostel mit Pool statt, es gibt Drinks, Musik, Spiele und verschiedene Live Acts, aber irgendwie fand ich die Party nicht so gut. Auf Ometepe leiht man sich am besten Roller aus, aber Achtung: man wird hier gerne mal über den Tisch gezogen. Das Essen im El Pital haben wir ehrlich gesagt nicht einmal probiert, weil es standard europäische Küche ist und direkt an der Straße oben ein nicaraguanischer Comedor ist (einer von Millionen, die den Namen “la bendición de dios” tragen), bei dem wir uns so willkommen gefühlt haben, dass wir dort jeden Tag mehrmals waren. Wenn es nicht gerade regnet, ist das Naturreservat Ojo de Agua auch absolut einen Besuch wert!

León ist auch eine schöne Kolonialstadt, deren weiße Kathedrale einen Besuch wert ist. Von hier kannst du mit einem Shuttle zum Vulkan Cerro Negro fahren, dem einzigen aktiven Vulkan der Welt, auf dem man sandboarden kann. Der Aufstieg ist nicht länger als eine Stunde und die Fahrt nach unten nur wenige Minuten wenn überhaupt. Das war ein absolutes Highlight meiner Reise! Der Shuttlebus hin und zurück ist ein Partybus – die Stimmung war erst etwas verkrampft, aber spätestens auf dem Rückweg sind alle locker drauf und es macht unerwartet viel Spaß. Mit einer anderen Praktikantin habe ich von León aus auch eine Vulkantour auf den El Hoyo mit Übernachtung gemacht. Der Ausblick auf die vielen naheliegenden Vulkane und Krater ist unglaublich. Am nächsten Tag ging es auf dem Abstieg noch am Vulkansee Asososca vorbei mit kurzer Badepause.

In San Juan del Sur hatte meine Gastfamilie ein riesen Ferienhaus, das ich auch nochmal mit meinen Freunden in den Osterferien benutzen durfte. Der Pool mit Meerblick ließ uns auch über den tödlichen Skorpion hinwegsehen, der sich hier in unseren offenen Rucksack geschlichen hatte – aufpassen und nicht nachmachen!! Die Stadt ist recht klein, aber in der Gegend gibt es wunderschöne Strände zum Surfen und leckeres Ceviche. Auch hier gibt es eine beliebte Backpackerparty: Sunday Funday. Man fährt mit einem Shuttle zu insgesamt vier Locations und die letzte ist ein kleiner Club am Strand.

Der beste Ort zum Surfen soll Popoyo sein, aber meiner Meinung nach, waren die Wellen dort super schwach und selten… vielleicht hatten wir einfach Pech (ich fand El Tránsito in der Nähe von León zum Surfen am besten). Leider ist Popoyo auch nicht so leicht zu erreichen ohne Auto, daher lohnt es sich fast nicht, nur für ein Wochenende hinzufahren. Die ganzen Hostels dort sind schäbig und teuer – buch lieber direkt ein Bett im Tukasa, die paar Euro mehr lohnen sich absolut, denn das Ambiente ist wirklich schön. An einem geheimen Strand findet samstags die Popoyo’s secret Party statt. Ich wollte erst nicht hingehen, aber bin so froh, dass ich doch gegangen bin! Die Location war auch wieder unglaublich. Die beiden Dancefloors sind klein, direkt am Strand, überall sind Lichterketten und die Stimmung war super. Das einzige Manko ist, dass man die Party nur mit dem Shuttle erreicht (da die Location ja so super geheim ist), und man dann ewig dort bleiben muss. Ich meine es war von 16/17 Uhr bis 1/2 Uhr nachts.

 

Zu Las Peñitas habe ich nicht viel zu sagen… mich hat ein Rochen in die Ferse gestochen, das waren die schlimmsten Schmerzen meines Lebens, haha.

Ein Wochenende haben wir in Somoto und Estelí verbracht. Die Tour durch den cañon de somoto war ganz nett, aber nur dafür lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, so weit in den Norden Nicaraguas zu fahren. Auf dem Rückweg waren wir dann noch eine Nacht in Estelí, wo die meisten Zigarren in Nicaragua produziert werden. Leider war es ein Sonntag, weshalb die spannenden Fabriken geschlossen waren und wir nur durch die Straßen und Märkte gebummelt sind.

Und das Beste nun zum Schluss: Corn Island! Es gibt Big Corn Island und Little Corn Island, zwei kleine Karibikinseln, die man mit einem mini Flugzeug vom Flughafen in Managua anfliegt. Ich habe es leider zeitlich nicht geschafft, in der Trockenzeit nach Corn Island zu fliegen, und die Regenzeit ist dort wirklich deutlich ausgeprägter als in Managua. Trotz Regen konnte ich sehen, wie toll diese Inseln sind. Auf Big Corn gibt es zwei floating Bars im Meer an der Westküste, die besonders bei Sonnenuntergang beliebt sind. Wir haben uns auch hier wieder Roller geliehen und sind um die Insel gedüst, um den perfekten Schnorchelspot zu finden. Little Corn hat keine richtigen Straßen und es gibt nur Fahrräder. Hier sind auch auffällig viele ausländische Menschen, die sich in der Ruhe und Idylle niedergelassen haben. Die ganze Insel ist voll mit süßen Hunden, um die sich die EinwohnerInnen gut kümmern. Wenn man zum Strand im Norden geht, folgen einem ein paar Hunde, denn sie wissen sofort, dass man zu ihrem Lieblingsstrand geht. Die Hunde haben 4 Stunden auf uns gewartet, um uns danach wieder nach Hause zu bringen, denn der Weg ist wirklich abenteuerlich, um es mal so zu sagen. Bei der Tauchschule kann man Kurse buchen und sich danach gemütlich ins Tranquilo setzen, wo es auch Spiele- und Quizabende gibt. Wir waren im Airbnb des Besitzers und können es nur weiter empfehlen!

Das war meine Zeit in Nicaragua. Ich bin so froh, dass ich die Chance hatte, so viele neue Erfahrungen zu sammeln, das Land, die Menschen und neue Freunde kennenzulernen! Ohne das Praxissemester wäre ich wahrscheinlich nie dort gelandet und hätte all das nicht erlebt.
Lilith

Ich bin Lilith, 27 Jahre alt und studiere im Master für das Lehramt an Grundschulen. Ich war von Februar bis August in Nicaragua und habe das Praxissemester dort an der Deutschen Schulen Managua absolviert.

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