Hallo zusammen!
In diesem Blogeintrag möchte ich euch mehr über mein sechswöchiges Praktikum am Colegio Alemán Max Uhle in Arequipa erzählen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, mein Praktikum in Peru zu verbringen, da mich das Land schon immer fasziniert hat. Mittlerweile ist mein Praktikum fast zu Ende, aber die Faszination ist geblieben. Peru ist ein unglaublich abwechslungsreiches Land mit Bergen, Tälern, grünen Weiten, Regenwald und Meer. Die Menschen sind im Allgemeinen sehr freundlich und zuvorkommend und wenn man nicht gerade in der Touristenmetropole Cusco ist, wird man von den Einheimischen auf Spanisch angesprochen. Während in den Touristenvierteln der Städte europäische Standards herrschen, leben die Menschen auf dem Land einfacher und arbeiten vor allem in der Landwirtschaft. Für mich war es sehr spannend zu beobachten, wie vielfältig ein Land sein kann. Im Nachhinein bin ich außerdem sehr froh, Arequipa als Wohn- und Arbeitsort ausgewählt zu haben. Arequipa ist eine sehr dynamische Stadt mit einem wunderschönen historischen Kern. In der Innenstadt gibt es sehr schöne Cafés und Restaurants mit liebevoll eingerichteten Terrassen und Innenhöfen. Ich habe es sehr genossen, durch die gemütlichen, weißen Gassen zu schlendern oder auf dem Plaza de Armas ein Queso Helado zu essen.
Auch der morgendliche Blick aus dem Schulbus auf die drei Vulkane der Stadt und ihre schneebedeckten Gipfel hat mich stets fasziniert. Neben dieser Seite, die mich von Anfang an verzaubert hat, war das wilde Treiben und die schlechte Luft auf den Hauptstraßen sowie die Rufe der Busfahrer und das aufdrängende Verhalten der Straßenverkäufer eher gewöhnungsbedürftig. So hatte ich insbesondere am Anfang Schwierigkeiten, mich auf der chaotischen Seite einzuleben. Der größte Unterschied war, dass ich im Vergleich zu meinem Leben in Münster keine Strecke mehr mit Fahrrad oder zu Fuß machen konnte, sondern viel Uber fahren musste. Ich habe für die Dauer meines Praktikums in einer WG etwas außerhalb vom Stadtzentrum gewohnt. Mein Viertel war sehr schön angelegt und hatte gepflegte Straßen. Gegenüber von meiner Wohnung war sogar ein Park, in dem ich mich gerne hingesetzt und gelesen habe. Außerdem gab es in der Nähe zwei kleine Lebensmittelmärkte, die alles hatten, was man brauchte. Die Nachbarn waren untereinander sehr freundlich und kannten sich. Zudem habe ich mich immer sehr sicher gefühlt, da das Viertel durch eine Mauer abgeriegelt war und es Wachpersonal gab, das kontrolliert hat, wer hineinfährt. Auch generell hatte ich den Eindruck, dass Arequipa eine sehr sichere Stadt ist und musste keine negativen Erfahrungen in Bezug auf die allgemeine Sicherheit machen.
Nun zu meinem Praktikum selbst. Das Colegio Alemán Max Uhle umfasst alle Altersstufen vom Kindergarten bis zum Abschlussjahrgang. Deutsch wird den Schülern dabei von klein auf vermittelt. Ich selbst habe vor allem den Deutschunterricht der Mittelstufe begleitet, aber hatte auch eine vierte und eine zehnte Klasse. Meine Aufgaben bestanden vor allem darin, die Lehrkräfte zu unterstützen. Generell waren alle sehr herzlich und zuvorkommend und hatten keine Probleme damit, auch mir die Möglichkeit zu geben, selber zu unterrichten. Außerdem habe ich den DaM-Unterricht für die Deutsch-Muttersprachler in Kleingruppen übernommen. Auch hierbei hatte ich große thematische Freiheiten. Der Schulalltag sah so aus, dass ich morgens um 6:30 Uhr von dem Schulbus abgeholt wurde. Die erste Stunde hat dann um 7:30 Uhr angefangen. Zwischendurch gab es natürlich Pausen. Besonders hat mir die “Kaffeepause” gefallen, in der sich alle Lehrkräfte im Pausenraum getroffen, Kaffee getrunken und geredet haben. Da die Schule je nach Fach unterschiedliche Lehrerzimmer hat, konnte man so auch die Lehrkräfte anderer Fächer kennenlernen. Generell war ich jeden Tag bis um 14:45 Uhr in der Schule, sodass ich nachmittags noch Zeit hatte, mich mit meinen Freunden zu treffen, die ich auch über die Schule kennengelernt habe. Oft haben wir uns von einem Café aus den Sonnenuntergang angeschaut. Netterweise wurde ich auch regelmäßig von einer Lehrerin zu sich nach Hause eingeladen, sodass ich ihre Familie treffen konnte und Peru auch ein Stück weit aus der Sicht von Einheimischen kennenlernen durfte. Am Wochenende konnte ich dann auch die Umgebung rund um Arequipa erkunden. Zum einen natürlich den bekannten Colca Canyon, durch dessen Schlucht ich eine zweitägige Wanderung gemacht habe und den weniger stark besuchten, aber wunderschönen Salinas See, bei dem ich frei lebende Flamingos, Vicuñas und Guanacos beobachten konnte.
In der einen Woche Schulferien, die meine Schule Anfang Mai hatte, hatte ich dann sogar noch genügend Zeit, um nach Cusco zu fahren und weitere Wanderungen zur Inka-Zitadelle Machu Picchu, den Regenbogenbergen und den Sieben Seen zu unternehmen, sowie das Heilige Tal kennenzulernen. Das war eine aufregende, aber auch aufgrund der Höhe anstrengende Zeit!
Insgesamt war das Praktikum eine sehr bereichernde Erfahrung. Besonders spannend war es für mich als Spanisch-Studentin, meine Muttersprache als Fremdsprache im Ausland kennenzulernen. Ich habe gelernt, spontaner zu unterrichten und auf Unterrichtsstörungen zu reagieren, da meine Schulklassen auch sehr gerne diskutiert haben. Außerdem war es spannend, den DaM- Unterricht alleine vorzubereiten und umzusetzen. Insbesondere die Kinder der Grundschule sind mir dabei sehr ans Herz gewachsen und haben mein Praktikum durch ihre Offenheit zu etwas ganz Besonderem gemacht. Natürlich hat mir das Praktikum auch die Unterschiede zwischen dem Schulleben in Peru und Deutschland gezeigt. Im Vergleich zu Deutschland wurden beispielsweise öfter Tests geschrieben, in der Oberstufe sogar jede Woche. Dies hatte jedoch zur Folge, dass der Unterricht generell weniger abwechslungsreich und stattdessen sehr theoriebasiert war, was ich für den Lernprozess eher eintönig fand. Insgesamt war die Schule strukturell sehr gut aufgestellt. Die vielen Wasserspender und die weitläufige Grünanlage, die es dort gab, würde ich am liebsten direkt an deutschen Schulen übernehmen. Außerdem war ich von der dort umgesetzten “Lesezeit” begeistert, die jeden Morgen 15 Minuten lang stattfand und von den Schülern genutzt werden konnte, um ein frei ausgesuchtes Buch zu lesen. Zudem fand ich schön, dass die Lehrkräfte ein persönlicheres Verhältnis zu den Schülern hatten und die Lehrerzimmer weniger auf Konkurrenzdenken basierten. Für meinen Berufseinstieg als Lehrerin nehme ich auf jeden Fall mit, dass ich methodenreichen Unterricht auf Augenhöhe der Schüler machen möchte, der sie in ihrer Lebensrealität abholt. Außerdem ist es mir besonders für meinen zukünftigen Spanisch-Unterricht wichtiger geworden, Lateinamerika als Themeninhalt in den Fokus zu nehmen, um mit Vorurteilen aufzuräumen.
Schlussendlich konnte ich viel über Peru, seine Menschen und die Schule, beziehungsweise den Deutschunterricht vor Ort lernen und habe das Gefühl, mich selbst ein Stück mehr gefunden zu haben. Meiner Rückkehr nach Deutschland blicke ich positiv entgegen und freue mich darauf, meine gesammelten Erfahrungen auch dort umsetzen zu können.
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