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Drei Monate in Oslo – Einblicke, Erfahrungen und Tipps

Als ich Ende März nach einer langen Nacht im Flixbus in Oslo ankam, schien die Sonne und so blieb es tatsächlich auch in den nächsten Wochen. Die Dunkelheit, Kälte und der Schnee der vergangenen Monate waren verschwunden. Oslo im Winter ist bestimmt auch eine tolle, wenn auch eine völlig andere Erfahrung. Wenige Tage nach meiner Ankunft in Norwegen begann also bei strahlendem Sonnenschein mein Praktikum in der Sprachabteilung am Goethe-Institut Norwegen. Dort darf ich von April bis Juni drei Monate lang einen Einblick in die Institutsarbeit gewinnen. Mehr zu meinem Praktikum erzähle ich euch in meinem nächsten Bericht. Hier soll es erstmal um meine Eindrücke und Erlebnisse in Norwegen gehen und vielleicht habt ihr nach dem Lesen dieses Blogbeitrags ja auch Lust ein paar Monate in den Norden Europas zu ziehen 😊

Mit etwas mehr als 700.000 Einwohner*innen ist Oslo die größte Stadt in Norwegen. Dennoch wirkt es recht überschaubar und ich konnte mich bereits innerhalb von wenigen Tagen gut zurechtfinden. Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten bietet Oslo vergleichsweise wenige touristische Highlights – wer nach unzähligen historischen Bauwerken oder großen Monumenten sucht, wird hier eher nicht fündig. Eines der imposantesten Wahrzeichen Oslos ist allerdings das moderne Opernhaus, welches mit seinem weißen Stein wie eine Eisscholle aus dem Fjord ragt. Es zeichnet sich nicht nur durch seine besondere Architektur aus, sondern auch, weil man einfach auf das Dach spazieren und den Blick über den Fjord genießen kann.

Das Opernhaus in Oslo.
Ausblick auf den Fjord.

Vor allem aufgrund der vielen Kulturangebote und der unmittelbaren Nähe zur Natur ist Oslo eine wirklich lebenswerte Stadt.  Hier gibt es zahlreiche Konzerte, Comedy-, Stand-up- und Theatershows. Viele Veranstaltungen finden auf Norwegisch statt, aber es gibt im Programm auch einiges auf Englisch. Auch ein Besuch in der Bibliothek lohnt sich. Im Gegensatz zu Bibliotheken in Deutschland handelt es hier weniger um einen Ort, an dem Bücher ausgeliehen werden, sondern vielmehr um einen öffentlichen Kulturraum und einen Treffpunkt an dem Sprachkurse und Workshops angeboten werden. Es gibt ein Kino, Tonstudios sowie Nähmaschinen und 3D-Drucker.

Da ich in Oslo nicht studiere, sondern ein Praktikum mache, konnte ich mich leider nicht auf Wohnheimsplätze bewerben. Auf dem privaten Wohnungsmarkt ein bezahlbares WG-Zimmer zu finden, war leider wirklich eine Herausforderung. Viele Zimmer kosten circa 8000 norwegische Kronen (je nach Wechselkurs zwischen 650 und 700 Euro) pro Monat. Meine Empfehlung für die Wohnungssuche ist die Website Hybel. Sie funktioniert ähnlich wie WG-Gesucht in Deutschland und ich habe dort ein Zimmer in einer sehr netten WG zur Zwischenmiete gefunden. Grundsätzlich muss man sich aber darauf einstellen, dass das Leben in Norwegen deutlich teurer ist als in Deutschland. Besonders Essen gehen ist wirklich super teuer. Am meisten Geld kann man auf jeden Fall sparen, indem man selbst kocht, wobei man auch in den günstigeren Supermärkten für viele Produkte mehr zahlt.

Vor meiner Ankunft in Oslo hatte ich mir überlegt ein gebrauchtes Fahrrad über das norwegische Kleinanzeigenportal zu besorgen. Allerdings ist Oslo doch recht hügelig und weitläufig, weshalb ich mir letztlich doch einfach ein Monatsticket für den öffentlich Nahverkehr besorgt habe.  Der ÖPNV in Oslo ist wirklich gut ausgebaut und fährt zuverlässig nicht nur innerhalb der Stadt, sondern bringt einen auch schnell in die Natur. Besonders praktisch ist, dass das Ticket auch für die Fähren gilt, die einen zu den kleinen Inseln im Oslofjord bringen.

Ein Ausflug zu den Inseln fühlt sich immer an wie Urlaub.
Von vielen Inseln hat man auch einen tollen Blick auf Oslo.

Von Aker Brygge aus ist man in weniger als zehn Minuten auf der Insel Hovedøya – mit Badeplätzen, grünen Wiesen und Blick auf die Stadt fühlt sich das fast wie ein Kurzurlaub an. Vielleicht ist es genau diese Nähe zur Natur, die den Outdoor-Lifestyle der Norweger so prägt. Ein wichtiger Bestandteil davon ist der Besuch von Saunen. In Oslo gibt es davon zahlreiche, viele direkt am Oslofjord oder an Seen gelegen, sodass man sich im kalten Wasser schnell abkühlen kann.

Saunen gehören in Norwegen einfach zum Alltag.

Vor allem an den Wochenenden sind viele Norweger*innen draußen in der Natur unterwegs. Im Alltag habe ich die Leute in Norwegen eher als zurückhaltend, aber sehr höflich erlebt. Smalltalk auf der Straße ist nicht üblich. Beim Wandern hingegen zeigen sie sich offener und gesprächiger und wenn man einmal ins Gespräch kommt, sind sie herzlich und interessiert.

Ausblick auf Oslo und den Fjord.

Neue Leute habe ich aber vor allem über Aktivitäten vom Erasmus Student Network (ESN) kennengelernt. Auch wenn ich in Oslo nicht studiert habe, wurde ich herzlich aufgenommen und habe vor allem die Möglichkeit genutzt an Wanderungen teilzunehmen und während der Sprachcafés mein Norwegisch zu verbessern. In Münster habe ich bereits zwei Semester lang Norwegisch gelernt und auch wenn viele Norweger*innen sehr gut Englisch sprechen, war es im Alltag doch oft praktisch die Landessprache zu beherrschen und so auch die Kultur und das Land besser zu verstehen. Anders als im Deutschen, wo Hochdeutsch als Standardsprache dominiert, werden in Norwegen viele verschiedene Dialekte gesprochen, die sich teils stark voneinander unterscheiden. Vor allem am Anfang war es daher gar nicht so leicht, sich auf die vielen verschiedenen Dialekte einzustellen, aber mit der Zeit hat es immer besser funktioniert. Und wirklich: Eine neue Sprache lernt man nirgendwo besser als vor Ort.

Swantje

Ich studiere Chemie und Sozialwissenschaften im Master of Education. Während des Sommersemesters 2025 habe ich für drei Monate ein Praktikum am Goethe-Institut Norwegen in Oslo gemacht.

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