Von Bier und Waffeln!

Brüssel – die “Hauptstadt” Europas, eine Großstadt, in der zwei verschiedene Sprachen gesprochen werden, das Atomium, zwei Stunden mit dem Zug nach Paris und London, und ein Wohnungsmarkt, der noch herausfordernder ist, als der Wohnungsmarkt in Münster. Viel mehr wusste ich vor meinem Praktikum nicht über Brüssel – und wurde sehr positiv überrascht.

Doch erst einmal zu mir. Ich bin 25 Jahre alt und habe vor eineinhalb Jahren mit dem Masterstudium in Münster angefangen. Gerade habe ich das große Glück, ein dreimonatiges Praktikum im Europäischen Parlament zu machen. Während ich mir morgens auf dem Weg zur Arbeit manchmal insgeheim den späten Unibeginn um 10.15 Uhr zurückwünsche, freue ich mich abends und am Wochenende um so mehr, dass nun wirklich Feierabend ist und mir keine Präsentationen oder Case Studies im Kopf rumschwirren. Ich habe also genug Zeit, Brüssel zu erkunden!

Tim und Struppi im Zentrum von Brüssel

Brüssel ist eine Stadt, die einem mit jedem Tag besser gefällt, denn es gibt immer etwas neues zu entdecken. Offiziell wird hier Flämisch und Französisch gesprochen: Metroplan, Straßenschilder und Untertitel in Kinos – alles ist in beiden Sprachen aufgeschrieben. Also komme ich trotz nicht vorhandener Flämisch-Kenntnisse mit Französisch bestens zurecht.

Ich wohne in Ixelles, einem schönen Viertel im Südosten in Brüssel, das viele tolle Bars und Restaurants zu bieten hat – alle mit einer großen Auswahl an belgischem Bier. Denn mein Fazit der ersten vier Wochen lautet: „Wer Bier mag, wird Belgien lieben“. So findet man auf den Karten zwar auch bekannte Namen wie „Stella Artois“, aber es lohnt sich, die verschiedenen Sorten Blondes, Blanches und Brunes durchzuprobieren. Ein besonderer Geheimtipp ist die Bar „L’amère à boire“, die etwas versteckt am Place Flagey liegt und eine große Auswahl an lokalem Bier und ein immer gut gelauntes Publikum bietet. Wer den Abend lieber mit Essen verbringen möchte, sollte die Restaurants am Place Fernand Coq oder Place Saint Boniface wählen, auch wenn man hier manchmal um einen Sitzplatz kämpfen muss. Neben tollen Bars und Restaurants gibt es in Ixelles ebenfalls die besten Pommes der Stadt – wahlweise am Place Flagey („Frit Flagey“) oder Place Jourdan („Maison Antoine“).

Eine kleine Bierauswahl.

Doch auch außerhalb von Ixelles gibt es viel zu sehen. Jeden Donnerstag findet auf dem Place Lux vor dem Europäischen Parlament eine große Open Air After Work Party statt; besonders bei schönem Wetter ein gemütlicher Ausklang des Arbeitstages. Ebenfalls ein Ausflug ins „Delirium Café“ in der Innenstadt ist lohnenswert. Diese Touristenattraktion Brüssels hat eine Bierkarte vom Umfang eines Ikea Katalogs! Neben Pommes, Waffeln und dem Mannequin Pis ein Pflichtprogramm für alle Besucher Brüssels. Sonntags lohnt sich ein Spaziergang zum Markt am Gare du Midi, wo man nicht nur günstig Obst und Gemüse kaufen, sondern auch leckere marokkanische Crêpes genießen kann.

Der Grande Place in Brüssel

Der Frühling ist sehr schön in Brüssel, denn es gibt viele Events, wie z.B. das „Brussels Short Film Festival“, welches dieses Wochenende beginnt. Wenn die Sonne scheint, lässt sich auch von weitem erkennen, wer Belgier(in) ist, denn diese(r) packt bei sonnigen 12°C sofort die kurze Hose aus. Ich bevorzuge noch einen Pulli, aber freue mich trotzdem über die vielen Möglichkeiten, auf den kleinen Plätzen vor Cafés und Restaurants in der Sonne zu sitzen – etwas, was den Charme Brüssels sicherlich ausmacht.

Ausblick über Brüssel

Alles in allem gefällt es mir also sehr gut, doch ein paar Schattenseiten hat wohl jede Stadt. Der Helikopter, der aus der Luft das Treffen der Staats- und Regierungschefs überwacht, ist vermutlich eine Standardmaßnahme, aber dass ein Polizist mit Maschinengewehr meine Straße patrouilliert, ist wohl eher ein Anzeichen für die angespannte Sicherheitslage Belgiens. An die bewaffneten Soldaten, die uns jeden morgen vor dem Parlament begrüßen, habe ich mich mittlerweile gewöhnt… Nichtsdestotrotz fühle ich mich nie unsicher – ganz entgegen aller Vorurteile, die Brüssel hat! Ab und zu werde ich ein klein wenig wehmütig, wenn ich in Gedanken um den Aasee jogge – denn trotz ein paar kleinen Parks fehlt mir ein bisschen Grün hier.

Also heißt es am Wochenende: Raus aus Brüssel und den Rest Belgiens erkunden! Denn von Brüssel aus kann man mit der belgischen Bahn gut und günstig (und vor allem pünktlich!) quer durchs Land reisen. Mein erster Ausflug ging nach Brügge – bei bestem Wetter am Wasser entlang flanieren, belgische Waffeln genießen und ein bisschen im Grünen verweilen. Kann man einen arbeitsfreien Tag besser verbringen? Doch auch in den kommenden Wochen stehen noch weitere Ausflüge ans Meer oder nach Antwerpen an! Denn es ist überraschend, dass unser Nachbarland so viel zu bieten hat – und man leider so wenig darüber weiß! Von nun an werde ich jedem eine Reise nach Belgien empfehlen.

Ein Ausflug nach Brügge  DSC00161

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