Wenn man schon mal so weit von zuhause weg ist, möchte man natürlich auch etwas vom Land sehen.
Mit Sophie, aus dem Gästehaus, habe ich zusammen einen Wochenendtrip nach Etosha geplant. Wir sind mit einem Shuttle hingefahren und haben in einer Lodge übernachtet. Mit eigener Hütte, großem Buffet zum Frühstück und Abendessen und ein paar freilaufenden Antilopen, die wir von unserer Terrasse aus beobachten konnten.
Zum Shuttle mussten wir freitags ganz früh morgens los und die Fahrt ging wirklich lange. Man unterschätzt, wie groß das Land ist. Die Strecken ziehen sich sehr, weil die Landschaft auf dieser Strecke bis auf ein paar einzelne Berge sehr flach ist. Man kann schon quasi sehen, wie der Weg für die nächste Stunde aussehen wird, bevor es hinter einem kleinen Hügel genau so weitergeht. Aber an dieser Landschaft sieht man sich nicht satt. Sie ist einfach atemberaubend. Riesige Ameisenhügel, gelb-rote Büsche und Bäume, und ab und zu mal ein paar Affen und Warzenschweine.
Nach ungefähr sechs Stunden Fahrt sind wir an einem Rastplatz angekommen. Dort wurden wir dann von einem Fahrer unserer Lodge abgeholt. Hinter dem Tor zur langen Auffahrt wurde aus der asphaltierten Straße ein Schotterweg. Es wurde ziemlich ruckelig, und der Fahrer erklärte uns, das sei die „Namibian Massage“.
Nachdem wir eingecheckt hatten, haben wir nochmal bei unserem Tourguide für den nächsten Tag angerufen, um sicherzugehen, dass alles klappt. Er bestätigte uns die Tour, meinte aber, es gebe eine neue Regelung der Lodge, dass andere Anbieter nicht mehr auf das Gelände dürfen und er uns deshalb nur unten am Tor abholen könne – 35 Minuten Fußweg.
Also beschlossen wir, morgens um kurz nach fünf einfach zu laufen. Mit Taschenlampen und Stirnlampen ausgestattet, ging es also in aller Frühe los. Nach ein paar hundert Metern hat sich dann aber doch jemand erbarmt und uns runter zum Tor gefahren. Dort wurden wir von unserem Guide eingesammelt. Er hat uns mit Decken ausgestattet, weil das Auto natürlich offen ist und es in der Dunkelheit mit Fahrtwind echt kalt wird. Wir waren die allerersten am Tor. Hinter uns bildete sich schon eine lange Schlange und wir fragten, wann denn die anderen Gäste dazu kommen würden. Er meinte, dass wir an dem Tag die einzigen seien. Also hatten wir eine private Tour – die eigentlich das Doppelte kostet.
Pünktlich um sieben Uhr öffnete sich das Tor und los ging’s. Weg von der Hauptstraße, über kleine Schotterwege. Schon nach kurzer Zeit sahen wir die ersten Antilopen. Dann wollte der Guide mit uns zum großen Wasserloch fahren. Auf dem Weg dahin erkannte ich im Gebüsch ein Zebra und habe ihn ganz aufgeregt gebeten, anzuhalten. Er war etwas irritiert, hat uns aber Fotos machen lassen. Später merkten wir, warum er zuerst nicht anhalten wollte – wir sahen irgendwann tausende Zebras. An jeder Ecke eine Gruppe, und es verging keine Stunde, in der wir keins gesehen haben. Es ist so unreal, so ein Tier in echt zu sehen, und sich irgendwann dabei zu erwischen, wie man denkt: „Ach ja, schon wieder ein Zebra.“ Für mich sehen sie trotzdem einfach immer noch aus wie angemalt.
Am Wasserloch hat sich dann alles Mögliche versammelt: Zebras, Oryx, Gnus, Springböcke, Impala, Kudus …
Kurz darauf sahen wir viele Autos an einer Stelle stehen. Jemand hatte einen Löwen gesehen. Viel mehr seine Pfote, die aus dem Gebüsch ragte, aber schon das war ein unfassbares Gefühl. Und dann, keine zehn Minuten später, lief sie plötzlich an uns vorbei – eine Löwin, noch mit Blut im Gesicht. So nah war ich noch nie an einem Löwen. Wir blieben bestimmt eine halbe Stunde und haben sie beobachtet. Auf der anderen Seite des Fahrzeugs zog währenddessen eine Herde Zebras vorbei, aber die Löwin war ja schon satt.
Zur Mittagspause sind wir zu einer Lodge neben einem anderen Wasserloch gefahren. Gerade als wir wieder los wollten, hieß es, dass eine Elefantenherde auf dem Weg zum Wasserloch sei. Also warteten wir. Und wenige Minuten später kamen sie dann. Zuerst ein riesiger Bulle, danach eine Herde von nicht 20, nicht 30, sondern über 40 Elefanten mit Babys. Das war beeindruckend. Sie sind gekommen, um zu trinken, zu schwimmen, sich abzuspritzen und im Wasser zu spielen. Als diese große Gruppe ankam, sind alle anderen Tiere, die zuvor dort waren, ehrfürchtig weggegangen. Denn so friedlich Elefanten auch wirken – sie können gefährlich werden. Gerade mit Jungtieren sollte man mit einem Auto nicht zu nah rangehen.
Der Tag war ohnehin schon unfassbar, und in der zweiten Hälfte haben wir dann auch noch Giraffen gesehen, die direkt vor uns die Straße gekreuzt haben. Kurz bevor wir den Park verlassen haben, sogar noch ein Nashorn. Ein perfekter Tag.
Aber man darf nicht vergessen, wie anstrengend es ist, den ganzen Tag mit dem Gesicht im Wind zu sitzen und aufmerksam nach Tieren zu suchen. Gleichzeitig ist es aber auch eines der entspanntesten Dinge, die ich mir vorstellen kann. Umgeben von weiter Landschaft im goldenen Sonnenlicht, mit all den faszinierenden Tieren um einen herum. Einfach den Geräuschen lauschen und dem Lauf der Dinge folgen.
Abends sind wir superglücklich, aber völlig k.o., ins Bett gefallen. Auf der Rückfahrt am nächsten Tag haben wir die Fotos ungläubig durchgeschaut und uns abends, als wir wieder in Windhoek waren, noch eine Pizza von Robertos gegönnt, während wir den anderen von unserem Trip erzählt haben.
Ein paar Wochen später stand ein Trip nach Sossusvlei an. Gemeinsam mit den Praktikantinnen der deutschen, finnischen und französischen Botschaft und der KfW haben wir uns einen 4×4 mit zwei Dachzelten gemietet. Freitags sind Lea und ich direkt nach der Arbeit zur Autovermietung gefahren und haben das Auto abgeholt. Uns wurde noch erklärt, wie das Zelt aufgebaut wird und wie wir den Druck aus den Reifen lassen und wieder einfüllen, und dann bekamen wir die Schlüssel in die Hand gedrückt. Eingekauft hatten wir in den Tagen zuvor schon. Wir luden alles ein, holten die anderen ab und fuhren los. Zuerst ging es über die Autobahn, aber schon wenige Kilometer hinter Windhoek wurde daraus eine Schotterstraße. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich an das Geruckel.
Wir waren spät dran und es wurde langsam dunkel. Die erste Regel in Namibia lautet: nicht im Dunkeln fahren. Also beeilten wir uns und kamen in der Dämmerung am Campingplatz an. Der war allerdings Wochen im Voraus schon ausgebucht gewesen. Eine Kollegin hatte gesagt, dass meist doch noch etwas frei sei und wir es versuchen sollten. Im schlimmsten Fall wollten wir uns an die nahegelegene Tankstelle stellen. Und genau so kam es. Immerhin gab es dort eine Überdachung, Toilettenhäuschen und Strom. Also bauten wir die Dachzelte auf und schmissen den Campingkocher an. Es gab klassisch Nudeln mit Tomatensoße und Savanna (mein absoluter Lieblingscider). Dann ging es ins Bett, denn am nächsten Morgen hieß es wieder mal früh aufstehen.
Die Nacht war… sagen wir spannend. Der Wind hat ordentlich gegen die Zeltplanen geschlagen, und wirklich sicher fühlte es sich nicht an, aber am Ende war alles halb so wild. Mit ein paar Stunden zu wenig Schlaf haben wir vor noch Sonnenaufgang die Zelte zusammengepackt, ein schnelles Müsli gegessen und sind los, rein in den Sesriem-Nationalpark: Bei Sonnenaufgang strahlten uns die Wüste und die Dünen entgegen. Ein unglaublicher Anblick.
Wir fuhren geradeaus an der berühmten Dune 45 vorbei, denn wir wollten zu Big Daddy, der größten Düne mit Blick aufs Deadvlei. Von der anfangs noch asphaltierten Straße ging es schnell auf Schotterwege, und zuletzt hielten wir an einem Parkplatz, von dem aus es nur noch über Sand weiterging. Es gab Shuttles, aber wir wollten selbst fahren. Also Luft aus den Reifen und los. Auf dem Weg blieben ständig Autos liegen und steckten fest, die Strecke war so hügelig, dass wir uns trotz Gurt dauernd die Köpfe gestoßen haben, aber weiter ging’s, denn „speed is safety“, wenn man durch Sand fährt. Einmal anhalten oder zu langsam werden und man muss schieben. Lea ist gefahren wie ein Profi.
Dann hieß es: Schuhe aus und los. Der Sand war noch kühl unter den Füßen, und der trockene Boden war teilweise echt piksig. Am Fuß der Düne ging es dann hoch. Schritt für Schritt, und mit jedem Schritt rutschte man wieder ein Stück runter. Bis zu den Waden standen wir im Sand. Aber der Weg hat sich gelohnt. Was für ein Ausblick. Wohin man schaut: Dünen und Wüste. Auf der einen Seite der Hang hinunter ins Deadvlei mit den Kameldornbäumen. Wir legten uns in den Sand, der durch die Sonne inzwischen warm war, und genossen für ein paar Stunden einfach den Blick.
Dann ging’s runter ins Vlei. Nicht langsam runterrutschen – alle sind einfach den steilsten Hang hinunter GERANNT. Man konnte kaum fallen, weil man bei jedem Schritt bis zum Knie im Sand steckte, der einen abgefangen hat. Das Gefühl war echt witzig.
Unten angekommen standen wir vor dem Instagram-Hotspot schlechthin. Leute mit Stativen und Kamerateams, und natürlich mussten wir auch ein paar Fotos machen.
Durch die Mittagshitze ging es dann weiter zur Hakos Astro-Farm. Dort stehen riesige Teleskope und Astronomen aus aller Welt kommen dorthin. Wir haben uns dort mit einer großen Freundesgruppe getroffen. Jeder kannte jemanden und hat noch jemanden mitgebracht, und am Ende waren wir ungefähr 20 Leute und haben unser großes Zeltlager aufgebaut. Während die anderen schon gegrillt haben, bekamen wir eine Sternführung. Der Himmel war zwar bewölkt, aber Saturn haben wir trotzdem sehen können. Das war echt nochmal ein krönender Abschluss für das Wochenende und die Zeit mit Freunden hat so gut getan, bevor es Montags wieder ins Büro ging.
Also: Elefanten, Löwen, Wüste, Sternenhimmel … was will man eigentlich mehr?
Ich würde sagen, wir haben aus den paar Wochen wirklich das Beste rausgeholt und so viel vom Land gesehen.
Aber eines steht fest: Ich komme wieder.







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