Die Unterkunft, in der ich meine Zeit in Windhoek verbracht habe, habe ich über Airbnb gefunden. Ich wollte nicht in einer Wohnung landen, in der ich jeden Nachmittag alleine bin, sondern fand die Idee eines Gästehauses schön, weil man dort andere Reisende kennenlernt.
Und das war die mit Abstand beste Entscheidung! Auf Airbnb stand: „Weitere wichtige Hinweise: Wir betreiben eine kleine NGO für schutzbedürftige Kinder und unser Hauptbüro befindet sich in der Unterkunft.“ Und tatsächlich waren fast alle anderen Gäste als Freiwilligendienstler*innen in der Organisation in Schulen oder Kinderheimen tätig. Als ich im Gästehaus ankam, war es noch relativ leer. Außer mir waren acht andere Gäste dort, einige schon seit mehreren Monaten. Henog, ein Mitarbeiter des Hauses, hat mich in Empfang genommen, mir alles gezeigt, mich den anderen vorgestellt und ist danach mit mir einkaufen gegangen. Er hat mir direkt gezeigt, welches Bier das beste ist.
Auch wenn ich nicht zu der Organisation gehörte, wie alle anderen, sondern nur dort gewohnt habe, habe ich mich total dazugehörig gefühlt. Ich habe enge Freundschaften geschlossen und man hatte immer jemanden zum Reden oder für Unternehmungen. Auch wenn ich außerhalb des Hauses schnell viele Freund*innen gefunden habe und die Angst, nachmittags allein zu sein, absolut unbegründet war, war es trotzdem schön, mit so vielen zusammenzuwohnen.
Wir hatten außerdem einen Hund im Haus, Kayla. Sie hat immer bei mir im Bett geschlafen und von dem Stipendiumsgeld habe ich ihr regelmäßig Leckerlies gekauft – jeder Hund braucht doch Leckerlies, oder? Das Zusammenleben konnte auch manchmal etwas chaotisch werden. Ich habe mir mein Schlafzimmer mit einer Person geteilt und Bad und Küche mit fünf weiteren Mädels. Insgesamt konnten etwa 25 Personen in dem Haus wohnen. Während meiner Zeit dort wurden es immer mehr, am Ende war es echt voll, aber auch schön, weil immer jemand da war. Die meisten waren gerade 18 und nach dem Abi zum ersten Mal weg von zuhause. Das hat man beim Kochen und bei der Sauberkeit schon manchmal gemerkt, aber irgendwie hat es mich dort, obwohl ich in Münster in meiner WG eher pingelig war, gar nicht gestört.
Schon nach kurzer Zeit habe ich mich wirklich zuhause gefühlt. Weil alle mit ähnlichen Ängsten angekommen sind, wir im Haus wirklich wie eine Familie waren und Windhoek wie ein Dorf funktioniert: ich kannte mich schnell gut aus, wusste wo was ist und man trifft überall die gleichen Menschen.
Mit meinen Mitbewohner*innen in Nambani hatten wir irgendwann richtige Rituale. Mittwochs sind wir zu Fuß zum Goodfellas, einer Bar ein paar Straßen weiter, gegangen. Dort gab es 1-Liter-Mojito-Gläser und manchmal sogar Livemusik. Man saß draußen unter Bäumen mit Lichterketten. Da wurde es gerade am Anfang meiner Zeit, als es noch Winter war, schonmal ziemlich frisch. Jeden ersten Mittwoch im Monat war Bingo. Wenn man gewonnen hat, gab es eine Flasche Wein. Danach ging es immer ins Mynt zur Karaokenacht. Und dort kamen wirklich alle zusammen, die ich kannte. Wir haben gesungen, getanzt und ein paar Shots waren auch dabei.
Natürlich haben wir in Nambani nicht nur gefeiert. Wir haben zusammen gekocht, sind mit Kayla Gassi gegangen, haben Nachmittage am Pool verbracht, Pizza bei Roberto’s geholt (wir haben wirklich viel zu viel Pizza gegessen), Filmabende gemacht oder Billardturniere veranstaltet. Bei einem davon war sogar der Sohn der Präsidentin da.
Henog, mit dem ich über die Zeit hinweg eine wirklich gute Freundschaft geschlossen habe, wohnt in Katutura. Für eine Tour hat er uns dorthin mitgenommen, die Kolonialgeschichte und die Apartheid erklärt, über die man in der Schule viel zu wenig lernt, und gezeigt, wie ein Großteil der Menschen lebt und wie strukturelle Ungerechtigkeiten bis heute wirken. Katutura stammt aus der Herero-Sprache und bedeutet so viel wie „der Ort, an dem wir nicht leben möchten“. Während der Apartheid wurde die schwarze Bevölkerung dorthin umgesiedelt und isoliert. Und das hat Folgen bis heute.
Man sagte mir oft, nach längerer Zeit in einem Land kenne man ja das „richtige Leben“ dort. Und ja, ich habe viel mehr mitgenommen, als wenn ich nur einen kurzen Urlaubstrip gemacht hätte. Aber das Leben, das wir dort geführt haben, war extrem privilegiert. Eine Bubble mit Kindern von Politiker*innen, bekannten Künstler*innen, Menschen, die im Monat mehr verdienen als andere im Jahr. Genau das darf man nicht vergessen.
Die Zeit, die ich in Namibia und im Nambani erlebt habe, ist unvergesslich und eine Erinnerung, die ich nicht missen möchte. Und ich würde jedem, der nach Windhoek kommt, die Unterkunft bei Lena von Herzen empfehlen – Bestellt liebe Grüße, wenn ihr dort seid!






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