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Mein Alltag in Tansania. Von Fremdheit zu Vertrautheit: wie Chamazi zu meinem Zuhause wurde…

In Chamazi hatte ich schnell einen festen Rhythmus. Von Montag bis Freitag arbeiteten wir an der Schule, die Wochenenden waren frei für Ausflüge, Märkte oder Entspannung (Genaueres in meinem dritten Blogeintrag).

Frühstück & Start in den Tag

Der Tag begann gegen 8:30 Uhr mit dem Frühstück: oft Pfannkuchen mit Peanut Butter und dazu schwarzen oder frischen Ingwertee. Peanut Butter ist hier wirklich allgegenwärtig als Aufstrich, aber auch für warme Gerichte in cremigen Soßen. Danach machten wir uns auf den Weg zur Schule.

Vorschulalltag in der Samaritan School

Ich war in der Middle Class (Kinder zwischen 4 und 5 Jahren) eingesetzt. Daneben gab es noch die Baby Class (2–4 Jahre) und die Top Class (5–6 Jahre), die im neuen Schuljahr in die Primary School wechselt. Ungefähr 100 Lernende wurden von 4 angestellten Lehrerinnen betreut. Als Freiwillige unterstützte ich die jeweilige Lehrerin der Klasse. Am Vormittag stand immer ein Fach auf dem Plan: Kiswahili, Mathe, Zeichnen oder Englisch. Manchmal übernahm ich die Unterrichtseinheit in Mathe oder Englisch. Da wenige der Kinder vollständig lesen konnten, wurde viel über Nachsprechen gelernt. Arbeitsaufträge wurden alle von Hand ins Heft geschrieben. Drucker gab es nicht. Ein großer Teil meiner Arbeit bestand darin, Aufgaben für zwei Gruppen (Middle 1 und Middle 2) vorzubereiten. Die Kinder kamen zu meinem Tisch und ich unterstützte sie bei den Übungen und korrigierte. Anschließend wurden die Arbeitsaufträge für Zuhause vorbereitet.

Gegen 10:30 Uhr gab es Frühstück für die Kinder, das wir austeilten: Samosas (gefüllte Teigtaschen), süßes oder auch herzhaftes Gebäck, dazu schwarzen Tee oder Porridge. Danach hieß es: Hände waschen – nicht in einem Waschbecken, sondern an einem Eimer mit Wasserhahn. Das Wasser lief in einen zweiten Eimer darunter ab. Anschließend tobten die Kinder etwa 20 Minuten auf dem kleinen Schulhof. Ein Highlight für die Schüler_innen waren die Proben am späten Vormittag für die „Graduation“ im Oktober: Die Kinder übten traditionelle Tänze, Lieder, kleine Theaterstücke, einen Catwalk und Akrobatik.

 

Die Schule selbst ist klein: zwei Räume für den Unterricht von 100 Schüler_innen, ein Büro und ein kleiner Innenhof für die Pause. Die Wände sind bunt bemalt mit Tieren, Farben, Zahlen und Vokabeln. Die Schule finanziert sich durch Spenden – für Uniformen, Schuhe, Hefte, Rucksäcke und das Schulgebäude. Die Kinder zahlen kein Schulgeld, was in Tansania nicht selbstverständlich ist. Sie kommen aus ärmeren Verhältnissen und haben meist nicht das Geld für private oder religiöse Schulen.

Mittage & Nachmittage

Gegen 12:30 Uhr endete der Unterricht, die Kinder machten Mittagsschlaf.

Für uns Volunteers gab es Mittagessen im Main House: oft Reis (Pilau) mit Gemüse, Ugali oder Nudeln, manchmal auch Fleisch oder Fisch. Gegessen wurde zusammen im Gemeinschaftsraum – entweder auf dem Sofa oder dem Teppich. Die Einheimischen essen in den Dörfern auf dem Boden auf geflochtenen Matten und ohne Besteck. Das in Ostafrika weit verbreitete Grundnahrungsmittelbrei Ugali aus Maismehl und Wasser, das in einer Soße „gedipt“ wird, stellt nahezu jeden Tag eine Mahlzeit dar.

Jeden Tag wurde es um die 30 Grad Celcius. Die Mittagshitze war sehr extrem, sodass wir den Nachmittag immer frei hatten. Dennoch gingen wir oft zur Main Road (15 Minuten zu Fuß), um frische Früchte wie Mango, Avocado oder Passionsfrucht zu kaufen, oder besuchten kleine Stoffläden, in denen man sich etwas nähen lassen konnte. Dort gab es auch einen ATM, um Geld abzuheben. Mit Kreditkarte kam man in den ländlichen Gegenden nicht weit. Zum Bezahlen brauchte man tansanische Schillinge. Einmal pro Woche stand außerdem die Wäsche an: mit der Hand, kaltem Wasser und Waschpulver in großen Wannen. Für mich anstrengend, aber hier ganz normal.

 

Evening Class & Abendessen

Um 16:30 Uhr begann die Evening Class. Dort unterrichteten wir Volunteers zusammen mit drei lokalen Lehrern ältere Kinder, die zusätzlich zu ihrer Schule zu diesen Kursen kamen. Ich unterrichtete jeden Nachmittag für 90 Minuten eine Gruppe aus ungefähr zehn 8-11jährigen in Mathematik und Englisch. Dazu bereitete ich meistens vorher Aufgaben zum Üben vor. Nach dem Unterricht spielten wir manchmal noch draußen mit den Schüler_innen und Nachbarkindern, ab 18:20 Uhr wurde es schon dunkel und Mosquitoschutz war wichtig (!!!). Um 19 Uhr gab es dann Abendessen. Mein Lieblingsgericht war Chapati – eine Art Brot, das man mit Avocado und Kokossoße wie einen Wrap füllt und einrollt. Dazu gab es frischen Saft aus Mango, Passionsfrucht und Ingwer.

Chapti heißt das Brot, was man unten links sehen kann.

Abende & Gemeinschaft

Abends saßen wir Freiwilligen oft im Wohnzimmer zusammen, spielten Spiele oder quatschten einfach. Manche Volunteers wohnten im Main House, andere – wie ich – in einem Apartment in der Nähe. Geduscht wurde kalt und mit Eimern, die Hygiene war nicht immer perfekt, aber wir haben uns arrangiert.

Zuhause in Chamazi

Nach und nach entstand ein Gefühl von Vertrautheit. Aus Fremdheit wurde Routine, aus Unsicherheit ein Zuhause auf Zeit. Ich hatte nicht nur einen festen Rhythmus, sondern auch das Gefühl, wirklich Teil des Lebens in Chamazi zu sein.

Charlotte

Heyy ;) ich bin Lotte, 20 Jahre alt und eine ZweiFach-Bachelor Studentin in Mathematik und Erziehungswissenschaft an der Universität in Münster. Im Sommer 2025 habe ich für zwei Monate in einer Vorschule in Chamazi, Tansania gearbeitet.

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