Als ich nach Ilanz kam, hatte ich das Gefühl, mitten in einer Postkarte gelandet zu sein. Die kleinen Häuser mit ihren hölzernen Balkonen, die Berge im Hintergrund und der Rhein, der sich türkis durch das Tal schlängelt. Ich war voller Vorfreude, aber auch etwas nervös: Würde ich mich in diesem kleinen Ort im Bündnerland schnell zurechtfinden? Würde ich Anschluss finden?
Schon am ersten Tag bemerkte ich die Unterschiede zu Deutschland. Zunächst einmal die Sprache: Ich hatte zwar erwartet, viel Schweizerdeutsch zu hören, aber dass es so viele verschiedene Dialekte gibt, hätte ich nicht gedacht. Die Patienten im Spital sprechen oft Rätoromanisch, das wie eine Mischung aus Italienisch und Rumänisch klingt. Ich verstand anfangs kaum ein Wort – ein eigenartiges Gefühl, wenn man in einem Land ist, das eigentlich deutschsprachig sein sollte. Zum Glück waren die Kolleginnen und Kollegen sehr hilfsbereit und übersetzten für mich. Nach ein paar Wochen gewöhnte ich mich an die Sprachmelodie des Schweizerdeutschen und konnte zumindest im Alltag besser folgen. Da im Spital fast die Hälfte der Mitarbeitenden aus Deutschland kamen, kam ich im Arbeitsalltag aber bestens zurecht.
Keine Überraschung waren dagegen die Lebenshaltungskosten. Mein erster Einkauf im Supermarkt war gar nicht so ein riesiger Schock wie ich gedacht hatte. Für Gemüse, Brot und zahlt man meistens nicht sehr viel mehr, dafür sind Markenprodukte und verarbeitete Lebensmittel wie Käse, Kekse, Schokolade deutlich teurer.. Gleichzeitig habe ich die hohe Qualität der Lebensmittel zu schätzen gelernt – das frische Brot und die regionalen Käsesorten sind einfach unschlagbar, besonders das Kilo Käse vom Bauern nebenan lohnt sich auf jeden Fall mitzunehmen!
Sehr positiv fiel mir die Lebensweise der Menschen auf: Alles wirkt etwas ruhiger und gelassener. Züge fahren super pünktlich, die Verwaltung funktioniert unkompliziert, und selbst in stressigen Situationen im Krankenhaus bleibt die Stimmung oft erstaunlich entspannt.
Ein besonderes Highlight meiner Wochenenden waren Ausflüge ins nahegelegene Laax. Das Skigebiet ist nur eine kurze Busfahrt entfernt, und plötzlich steht man mitten in einem riesigen Wintersportparadies mit perfekten Pisten und traumhaften Bergpanoramen. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche auf Station war es ein unglaubliches Gefühl, am Samstagmorgen in die Skischuhe zu steigen und einfach die frische Bergluft zu genießen.
Diese Wochenenden gaben mir das Gefühl, dass Arbeit und Freizeit hier in einer besonderen Balance stehen. Auch die zahlreichen anderen Skigebiete in der Region sind oft mit dem Bus zu erreichen und je nach Größe relativ erschwinglich.
Da ich im Personalhaus mit vielen anderen PJlern, Assistenzärtinnen und Pflegschülern untergebracht war, kam es auch nicht zu Langeweile. Oft steht man mit mehreren in der Küche oder trifft sich zum gemeinsamen Spieleabenden oder Ausflügen am Wochenende. Da viele Deutsche in die Schweiz gehen, kann man auch die kulturellen Erfahrungen sowie Tipps und Tricks austauschen.
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