Hallo,
ich heiße Sophia und ich lebe nun schon seit einigen Wochen in Südafrika – genauer gesagt in Durban. Während meines Praktikums an der Deutschen Schule habe ich nicht nur viel über den Schulalltag hier gelernt, sondern auch kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Südafrika feststellen können. Manche davon sind mir sofort aufgefallen, andere habe ich erst mit der Zeit bewusst wahrgenommen, wovon ich euch nun berichten möchte.
Was mir tatsächlich als erstes auffiel, war das allgegenwärtige Thema Sicherheit. Fast jedes Haus ist hier von einem hohen Zaun oder einer Mauer umgeben. In meinem Wohnviertel sind diese zusätzlich mit elektrischen Drähten versehen, mit Warnschildern beklebt und durch automatische Tore gesichert. Diese Sicherheitsvorkehrungen waren für mich vor allem zu Beginn sehr ungewohnt und sogar etwas erschreckend. Ich kannte so etwas aus Deutschland nicht. Gleichzeitig sieht man, wenn man auf der Autobahn unterwegs ist, auch das komplette Gegenteil: In den sogenannten Townships leben viele Menschen in sehr einfachen Verhältnissen. Oft mehrere Menschen in kleinen Wellblechhütten, ohne fließendes Wasser, ohne Strom, dicht aneinander gebaut. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Ich erinnere mich gut an das Gefühl, das mich überkam, als ich das zum ersten Mal bewusst wahrnahm: eine Mischung aus Erstaunen, Unverständnis und einem tiefen Gefühl von Privilegiertheit. Mehrfach wurde uns von den Lehrerin in der Schule und unseren Gasterltern davon abgeraten, diese Gegenden aus Sicherheitsgründen zu betreten. Auch wenn ich gerne offener unterwegs wäre, habe ich diese Hinweise ernst genommen.
Das wohl verrückteste Erlebnis bisher war für mich das sogenannte Loadshedding. Dabei handelt es sich um regelmäßige Stromabschaltungen, die von der Regierung durchgeführt werden, um das landesweite Stromnetz zu entlasten und Strom zu sparen. In der Praxis bedeutet das: Etwa alle zwei Wochen geht einfach der Strom aus oder es wird angekündigt, dass der Strom ausgeht und er geht nicht aus. Im ersten Fall gibt es dann kein Licht, kein WLAN, keine funktionierenden Ampeln, keine Kühlgeräte. Für mich als Europäerin war das zunächst kaum vorstellbar. Um sich unabhängig vom Staat zu machen, haben viele Menschen hier Solaranlagen auf dem Dach installiert. Das ermöglicht es zumindest, die wichtigsten Geräte weiter zu betreiben und den Alltag einigermaßen normal zu gestalten.
Ein weiterer Unterschied, den ich sehr schnell gespürt habe, ist das Klima und der Tagesrhythmus. Auch wenn hier offiziell gerade Herbst bzw. Winter ist, ist das Wetter unglaublich angenehm! Für mich ist es warm, aber nicht zu heiß , oft sonnig und und ein schöner angenehmer Luftzug. Immer noch deutlich wärmer als in Deutschland. Ich bin sehr froh, genau zu dieser Jahreszeit in Südafrika zu sein. Was allerdings auffällt: Es wird sehr früh dunkel. Bereits gegen 17. 30 Uhr fängt es an zu dämmern und gegen 18 Uhr ist es stockdunkel. Gerade wenn man aus Deutschland kommt, wo es nach dem langen Winter endlich wieder abends hell bleibt, war das eine große Umstellung für mich. Umgekehrt wird es allerdings das ganze Jahr über sehr früh hell, oft schon gegen halb sechs, sodass hier der Tag bei den meisten Familien auch schon früher beginnt.
Was mich ebenfalls sehr beeindruckt hat, ist die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen. Egal, wo man hinkommt, man wird immer freundlich begrüßt, gefragt, wie es einem geht, oft auch mit echtem Interesse. Gespräche sind herzlich und oft sehr persönlich, auch mit Menschen, die man gerade erst kennengelernt hat. In Deutschland sind wir da oft ein bisschen zurückhaltender. Hier dagegen hat man schnell das Gefühl, willkommen zu sein. Dieses herzliche Miteinander schafft eine besondere Atmosphäre, die ich sehr genieße.
Auch die Rolle der Religion ist hier eine ganz andere als in Deutschland. Viele Menschen sind sehr gläubig. Der Glaube spielt hier eine große Rolle im Alltag. Es ist ganz selbstverständlich, Gott vor und nach dem Essen zu danken oder über den eigenen Glauben zu sprechen. Die meisten Menschen, die ich hier kennenlernen durfte gehören einer lutherischen Glaubensgemeinschaft an.
Ich bin sehr dankbar, all das erleben zu dürfen.
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