• 1 Der Name der Stadt

    1240: Sulench (CDB I 19, S. 124). – 1244: Zulenche. – 1286: Sulenzec. – 1322: Tzullenzk. – 1347: Zculenczig. – 1364: Zcullentzk. – 1575: Zyllenzig. – 1749: Zilentzig. – 1939: Zielenzig.
    1945: Cielęcin. – 1946, 2019: Sulęcin.
    Die Ersterwähnung bezeichnet nicht die Stadt, sondern ein Gebiet.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Zwischen den Anhöhen im Tal des Flüsschens Postum (Postomia). Höhe: 72 m.

    b Verkehrslage

    An der Kreuzung der alten Handelsstr. von Frankfurt/O. nach Posen (Poznań) und von Crossen (Krosno Odrzańskie) nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). Die Str. von Frankfurt/O. nach Posen wurde 1853/54 zur Chaussee ausgebaut. 1890 Anschluss an die Eisenbahn nach Reppen (Rzepin), nach Meseritz (Międzyrzecz) 1892, nach Landsberg/W. 1912.
    Heute liegt Z. an der Eisenbahnlinie von Wierzebaum (Wierzbno) nach Reppen sowie den Wojewodschaftsstr. (DW) 137 von Słubice nach Tirschtiegel (Trzciel) und 138 von Mauskow (Muszkowo) nach Gubin.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    Auf dem Stadtgebiet befinden sich mehrere bronzezeitl. Fundstellen, n der Stadt ist auch eine slaw. Siedlung archäolog. nachgewiesen. Eine vermutl. ins 12.-13. Jh. zu datierende Burganlage wird in den Ortsakten der Denkmalpflege erw.; genauere Informationen fehlen.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    1244 übertrug der schles. Gf. Mrotsek, Vasall des schles. Hz., dem Templerorden sein zwischen Lebus und Zantoch (Santok) gelegenes Erbgut Z. mit den dazugehörenden Dörfern und einer Stadt, die in der Forschung mit Z. identifiziert wird. Gf. Mrotsek war bereits 1241 vom Bf. von Lebus das Recht erteilt worden, im Gebiet Z. dt. Kolonisten anzusiedeln und im Umkreis soviel Hufen wie mögl. zu besetzen.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    1244 kam Z., das damals sicherl. bereits Stadt war, an den Templerorden. Nachdem die Mgf. von Brandenburg Herren des Landes Lebus geworden waren, erkannten sie die Besitzrechte der Templer nicht an, Z. ging dem Orden vermutl. zwischen 1257 und 1262 verloren. 1286 Okt. 27 erhielten die Templer von Mgf. Otto VI. Z. und 5 dazugehörende Dörfer. Nach der Auflösung des Ordens kam Z. 1318 in den Pfandbesitz des Mgf. 1322 erwarben die Johanniter Z. vom Hz. von Schlesien-Glogau, 1326 huldigte die Stadt jedoch Mgf. Ludwig d. Ä. von Brandenburg. 1350 kam die Stadt an die Johanniter, die sie zur Kommende Lagow (Łagów) legten und bei denen sie bis 1810 verblieb.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1244: civitas. – 1286: oppidum. – 1289: forensis villa. – 1308: oppidum. – 1318: Stat. – 1322: civitas et castellum. – 1351: oppidum. – 1460: Städtchen. – 1749, 1818, 1939: Stadt.
    1946, 2019: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Die Stadt mit unregelmäßig rechteckiger Grundform (500 m von Tor zu Tor, 300 m in der Breite) in Gitterform war rings mit Mauer und Wassergraben umgeben. 3 Längsstr., wovon die mittlere „Lange Gasse“ n zum Mühlentor und s zum Ostrower Tor führte. Die 3 Längsstr. durch kl. Gassen verbunden. Im N der „Langen Gasse“ der Marktplatz mit dem freistehenden Rathaus, versetzt davon im S die Nikolaikirche mit Kirchhof. Im SW der Stadt der unregelmäßige kl. Hammelmarkt, der in der Literatur oft als Überrest einer vorkolonialen Siedlung gesehen wird, dessen Form aber wohl eher mit dem Bau der Stadtmauer und einer Erweiterung der Stadt in Verbindung zu bringen ist. – Die Kommende oder Burg der Ritterbrüder (1322: castellum), die vermutl. um 1326 zerstört wurde, wird s der Stadt auf dem Gelände des Burgwalls gesucht, auf dem spätmittelalterl. und frühneuzeitl. Scherben gefunden wurden. Um 1830 wurde an diesem Ort das Kreishaus errichtet.
    1392: Stadthof an der Stadtmauer erw., der vermutl. nach 1350 von den Johannitern angelegt wurde, 1563 wurde er neu errichtet. Es handelt sich wohl um das spätere Burglehen.
    1562: Adliges Freihaus am Ring erw., ein weiteres Lehngut 1580 errichtet. – 1598: Der Orden besaß 1 Burglehen und 3 weitere Lehngüter in Z. – Um 1800: In der Stadt ein Ordenslehnhaus, ein Ordenslehngut mit 4 Hufen. Zum Burglehen gehörte ein VW in der Mühlenvorstadt mit 4 Hufen.
    Ab 1713: Fast ein Drittel der Stadt neugebaut, die Lange Str. vom Ostrower- zum Mühlentor, die Badergasse bis hinter das Rathaus und der halbe Markt mit dem Gässchen nach der Darre wurden 1732/33 neu gepflastert.
    1519: Die Stadtmauer war im Bau, evtl. wurde sie damals erneuert oder verstärkt, 1542 die Mauern ausgebessert, ein Teil der Mauer 1718 eingefallen und in den folgenden Jahren wiederaufgerichtet und für die Akzise durch Palisaden ergänzt. Auf dem Plan von 1724 noch an 3 Seiten geschlossen, die W-Seite zum Mühlenteich war wohl schon immer schwächer ausgebaut. Keine Weichhäuser, nur ein Rundturm an der NW-Ecke, 2 Tore (Ostrower Tor im S, Mühlentor im N) und 2 später angelegte Pforten um 1800 noch vorh., nicht erhalten. Z. war außerdem von Gräben umgeben. Im W. der Stadt wurden sie in die städt. Grünanlagen einbezogen, sonst zugeschüttet.
    2 kl. Vorstädte bereits um 1800, Siedlung des 19. und 20. Jh. vor allem entlang den Ausfallstr., bes. Richtung Bhf. und an der Str. nach Ostrow (Ostrów) und Schermeisel (Trzemeszno Lubuskie).
    Nach 1945: Wiederaufbau mit modernen Baublöcken, seit den 1970er-Jahren Anlage von modernen Wohnsiedlungen.
    1719: 304 H mit Ziegeldach, 23 H in den Vorstädten; 78 wüste Stellen. – 1750: 376 H mit Ziegel-, 51 mit Strohdach; 97 Scheunen; 7 wüste Stellen. – 1801: 418 H mit Ziegel-, 2 mit Stroh- und 25 mit Schindeldach; 99 Scheunen; 5 wüste Stellen. – 1818: 452 Feuerstellen. – 1849: 485 Wohngeb.; 16 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 607 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 561 Wohngeb. – 1885: 592 Wohngeb.; 1433 Haushltg. – 1905: 637 Wohngeb. – 1925: 713 Wohngeb.; 1679 Haushltg. – 1939: 2050 Haushltg.
    1950: 559 Wohngeb.; 1098 Whg. – 1960: 634 Wohngeb.; 1528 Whg. – 1970: 1819 Whg. – 1988: 2772 Whg., davon 403 in Geb. vor 1918, 744 in Geb. von 1918-44, 376 in Geb. von 1945-70, 746 in Geb. von 1971‑78 und 503 in Geb. von 1979-88; 96,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 76,4 % mit WC, 76,4 % mit Bad, 59,2 % Warmwasser und 59,6 % mit Zentralheizung. – 2002: 858 Wohngeb.; 3175 Whg., davon 347 in Geb. vor 1918, 766 in Geb. von 1918-44, 447 in Geb. von 1945-70, 617 in Geb. von 1971-78, 656 in Geb. von 1979-88 und 338 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1988-2002; 98,7 % aller bew. Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 91 % mit WC, 89,7 % mit Bad, 78,8 % mit Warmwasser und 74,8 % mit Zentralheizung. – 2016: 3781 Whg., 98,9 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 22,7 % mit Anschluss an das Gasnetz, 97,1 % mit WC, 95,1 % mit Bad, 80,2 % mit Zentralheizung.
    Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 65165 Tlr. – 1801: 161400 Tlr. – 1858: 524850 Tlr.

    b Markante Gebäude

     

    Die Nikolaikirche aus dem 14. Jh., eine einschiffige gewölbte Backsteinkirche mit Feldsteinunterbau mit Schiff aus 3 Jochen und rechteckigem, nicht eingezogenem Chor aus 2 Jochen. Quadrat. W-Turm mit Schweifhaube aus der Achse verschoben, 1767 neu erbaut. – 1899-1900: Die Vorhalle im S und die Sakristei im N stark erneuert, die N-Vorhalle und die 2 Treppengehäuse am Turm 1900 neu erbaut. – 1945: Stark zerstört. – 1947-51: Wiederaufbau.
    Das Rathaus auf dem Markt, ein langgestreckter Bau des 16. Jh. mit Satteldach und Schweifgiebeln. – 1826: Durch Brand zerstört. – 1850: Als neugotischer, dreigeschossiger Bau mit kl. Innenhof neu erbaut, wohl unter Verwendung früherer Bauteile, nicht erhalten.
    1563: Der Ordenshof der Johanniter wurde an der Stadtmauer errichtet, wohl ident. mit dem späteren Burglehen.
    Ev.-Altluth. Kirche außerhalb der Stadtmauer, Neubau aus der 2. Hälfte des 19. Jh. anstelle einer 1846 errichteten Fachwerkkirche.
    Die Heinrichkirche, eine einschiffige, neogot. Kirche, 1862 als kath. Kirche errichtet, in den 1960er-Jahren umgebaut.
    1829: Die ehemalige Begräbniskirche auf dem Friedhof wurde abgebrochen.
    Von der Stadtmauer aus gemischtem Mauerwerk, von der 1718 ein großes Stück zusammenbrach, sind ca. 1,4 km im NW und NO mit 4 m Höhe erhalten.
    Die ma Burg oder der Wirtschaftshof lag vermutl. auf einem Hügel am O-Ufer der Postum (Postomia). Auf dem Terrain wurde bei der dortigen Kapelle in der 2. Hälfte des 18. Jh. ein Friedhof angelegt, um 1830 dann das Kreishaus erbaut.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Stadtbrände: 1822, 1829.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1599: 258 Bg. – 1623: 275 Bg. – 1750: 2291 Ew. – 1801: 2955 Ew. – 1818: 2923 Ew. – 1849: 4793 Ew. – 1871: 5844 Ew. – 1880: 5880 Ew. – 1890: 5958 Ew. – 1910: 5705 Ew. – 1925: 5632 Ew. – 1939: 6533 Ew.
    1946: 2566 Ew. – 1950: 3879 Ew. – 1961: 6139 Ew. – 1970: 7359 Ew. – 1988: 9655 Ew. – 2002: 9862 Ew. – 2011: 10248 Ew. – 2017: 10168 Ew.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1704: 26 Ackerbg. mit 50 Hufen. – 1719: 426 Wirte, 729 Kinder und 160 Dienstboten. – 1750: 483 M, 510 F, 429 Söhne, 465 Töchter, 76 Gesellen, 30 Knechte, 46 Jungen, 249 Mägde. – 1801: 668 M, 769 F, 488 Söhne, 581 Töchter, 132 Gesellen, 31 Knechte, 69 Jungen, 217 Mägde.
    Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 14,3 % (798 Pers.) Selbstständige, 5,2 % (291) mithelfende Familienangehörige, 24,4 % (1365) Beamte und Angestellte, 56,1 % (3130) Arbeiter.
    1849: 2354 M, 2427 F. – 1871: 2781 M, 3063 F; < 10 J.: 1464. – 1885: 2707 M, 3062 F. – 1895: 2802 M, 3221 F; 56 einzeln lebende M und 133 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 2671 M, 2961 F. – 1939: 3232 M, 3301 F; < 6 J.: 10,9 %, 6-13 J.: 12,5 %, 14 bis < 65 J.: 66,4 %, ≥ 65 J.: 10,2 %.
    1950: 1831 M, 2048 F. – 1970: 3633 M, 3726 F. – 1988: 4711 M, 4944 F; 0-19 J.: 34,9 %, 20-39 J.: 31 %, 40-59 J.: 21,5 %, ≥ 60 J.: 12,3 %. – 2002: 4801 M, 5061 F; 0-19 J.: 27,4 %, 20-39 J.: 27,3 %, 40-59 J.: 30,3 %, ≥ 60 J.: 15 %. – 2017: 4899 M, 5269 F; 0-14 J.: 15,6 %, 15-64 J.: 67,8 %, ≥ 65 J.: 16,6 %.
    1849: 4647 Ev., 45 Kath., 89 Juden. – 1858: 5106 Ev., 65 Kath., 106 Juden. – 1871: 5591 Ev., 116 Kath., 2 sonst. Christen, 135 Juden. – 1885: 5514 Ev., 113 Kath., 142 Juden. – 1905: 5416 Ev., 166 Kath., 1 sonst. Christ, 65 Juden. – 1925: 5236 Ev., 190 Kath., 64 Juden, 49 Bekenntnislose.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Ev. Kb. von 1625-99 lückenhaft in der Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig und als Kopie im FHL Utah, von 1626-51 lückenhaft im APZG und als Kopie im FHL Utah und aus der Zeit um 1850 (?) im kath. Pfarramt Z. – Standesamtsreg. aus der Zeit von 1874-99 lückenhaft im APG und von 1900-44 lückenhaft im Standesamt Z. – Jüd. Standesreg. von 1848-75 im GStA PK.

    e Bedeutende Persönlichkeiten

    Joachim Ernst Bläsendorf (* 1640 Sept. 12 in Z., † 1677 Sept. 22. bei Stettin [Szczecin]), kurbrand. Ingenieur-Offizier und Generalquartiermeister der Armee. – Karl Leopold von Köckritz (* 1744 Juni 16 in Z., † 1821 Sept. 30 Berlin), preußischer Generalleutnant, Chef des Reitenden Feldjägerkorps. – Friedrich Wilhelm Buttel (* 1796 Dez. 1 in Z., † 1869 Nov. 4 in Neustrelitz), Architekt, Oberbaurat von Mecklenburg-Strelitz. – Richard Kund (* 1852 Juni 19 in Z., † 1904 Juli 31 in Sellin), Offizier und Forschungsreisender. – Charlotte Zinke, geb. Maetschke (* 1891 Juni 23 in Z., † 1944 Nov. 6 im KZ Ravensbrück), Abgeordnete der KPD im Deutschen Reichstag.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 3 Poln.- und 4 Anders- oder Mehrsprachige.

    c Vereine und politische Organisationen

    Auf dem 1848 Juli 22 von preuß. Liberalen organisierten konstitutionellen Kongress in Berlin war ein Klub aus Z. durch Delegierte vertreten.
    1860: Orchestermusikverein gegr. – 1864: Männergesangsverein vorh. – 1874: Patriot. Liedertafel. – Sportvereine 1928: Vereinigte Turnerschaft Z., gegr. 1862; Arbeiter-Turn- und Sportverein e.V., gegr. 1912; Sportclub „Preußen“ e.V., gegr. 1921; Sozialistische Arbeiterjugend, gegr. 1921.
    1954: Sportklub „Stal (Stahl)“ Z. gegr. – 1992: „Olimpia (Olympia)“ gegr. – 2016: 3 Sportklubs.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Grundlagen Ackerbau auf recht fruchtbarem Boden, Brauerei, Handwerk und Tuchmacherei. – 1542: Der Krugverlag wurde Z. verliehen. – Um 1600 gab es viel Streit der Stadt mit dem Ordensamt um Hütungs- und Braugerechtigkeit. – Um 1800: 65 perpetuelle Braustellen und 36 Branntweinblasen, noch 1806 sw der Stadt ein Weinberg.
    1286: Beim Übergang von Z. wurde an die Templer den Ew. der Stadt vom Mgf. garantiert, dass sie ihren Markt behalten durften. – 1594: Z. erhielt ein Privileg für den Fischhandel. – 1749: In Z. 3 Jahrmärkte gehalten (jeweils Mittwoch nach Estomihi, nach Johannis und nach Kreuzerhöhung).
    1392: Die Walkmühle (1569: Loh- oder Schustermühle) im Besitz des Rates bestätigt. – Um 1800: Die Wassermühle gehörte mit 4 Gängen zur Komturei Lagow (Łagów), die 2 Walkmühlen dem Tuchmachergewerk (1763: 219 Tuchmacher, 1790: 310), Tuchkammfab. 1788 angelegt. – Um 1800: Die Tuchmacher exportierten nach Russland, Sachsen, ins Reich und in die Schweiz. Neben der Tuchmacherei Mitte des 18. Jh. auch Schuhmacherei sowie Handel nach Polen bedeutend.
    1800: 55 Ackerbg., 1 Apotheker, 7 Bäcker, 3 Barbiere, 4 Beutler, 1 Bohrschmied, 5 Böttcher, 2 Brauer, 1 Buchbinder, 2 Drechsler, 2 Färber, 5 Fleischer, 1 Gärtner, 7 Gastwirte, 2 Glaser, 1 Gürtler, 2 Hebammen, 6 Höker, 4 Hufschmiede, 2 Hutmacher, 2 Kammmacher, 1 Kammsetzer, 2 Knopfmacher, 1 Korduanmacher, 1 Kupferschmied, 4 Kürschner, 12 Leineweber, 1 Lohgerber, 1 Maler, 3 Materialisten, 3 Maurer, 3 Müller, 1 Musikus, 2 Nadler, 2 Nagelschmiede, 1 Perückenmacher, 1 Riemer, 3 Sattler, 1 Scherenschleifer, 4 Schlosser, 16 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 73 Schuster, 2 Seifensieder, 4 Seiler, 1 Stabschläger, 9 Stellmacher, 2 Strohdachdecker, 1 Strumpfweber, 2 Tabakspinner, 6 Tischler, 4 Töpfer, 260 Tuchmacher, 12 Tuchscherer, 2 Weißgerber, 70 Wollspinner, 1 Winzer, 2 Zeughändler, 1 Ziegelstreicher, 3 Zimmerleute; 493 Meister, 150 Gesellen und 77 Lehrlinge.
    1818: Gerberei, Hut- und Handschuhmacherei, Leinenweberei, Strumpfwirkerei, Tuchweberei.
    1831: 1 Bockwindmühle, 1 Wassermühle mit 4 Mahlgängen; 156 gewerbsweise gehende Webstühle in Baumwolle und Halbbaumwolle, 8 gehende Webstühle als Nebenbeschäftigung zu Leinwand; 1 Ziegelei.
    22 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten mit offenen Läden (zum Ausschnitthandel 11, zu Gewürz- und Materialwaren 10, zu Metallwaren 1); 4 ohne kaufmänn. Rechte (Krämer und Kurzwarenhändler).
    Bäcker (9 Meister/4 Gehilfen), Böttcher (6/1), Buchbinder (1 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Drechsler (4/0), Fleischer (5/4), Gerber (11/4), Glaser (3/0), Grobschmiede (5/3), Gürtler (1/0), Handschuhmacher und Beutler (2/0), Hut- und Filzmacher (5/0), Kammmacher (1/0), Klempner (1/0), Korbmacher (2/0), Kuchenbäcker und Konditoren (2/0), Kupferschmiede (2/0), Kürschner (3 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Maurer und Dachdecker (3/12), Posamentierer (1/0), Putzmacher und Putzmacherinnen (3/0), Rad- und Stellmacher (8/1), Riemer und Sattler (6/5), Schlosser (7/6), Schneider (22/9), Schuster und Altflicker (80/30), Schwarz- und Schönfärber (4/0), Seifensieder und Lichtzieher (2/0), Seiler (2/2), Tischler (13/12), Töpfer und Ofenfabrikanten (3/3), Tuchscherer und Tuchbereiter (7/5), Uhrmacher (2/1), Zimmerleute (2/7).
    6 männl. und 40 weibl. Dienstboten, 39 Knechte und 125 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 41,2 % der Bev. berufstätig (57,7 % im Gewerbe, 14,4 % in Handel und Dienstleistungen und 27,9 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 19,5 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3 Pers., Glaserei 4, Klempnerei 3, Maurerei 17, Schornsteinfegerei 3, Steinsetzerei 1, Tiefbau 183, Zimmerei 9), 30 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 2, Hut- und Putzmacherei 3, Kürschnerei 4, Schneiderei etc. 40, Schusterei 96, Weißnäherei 197), 0,4 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 4, Pharmazie 1), 0,3 % im Druckereigewerbe (Schriftgießerei, Druckerei 3), 0,3 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Kupferverarbeitung 2, Messing etc. 2), 4,5 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 42 , Steingut etc. 9), 5,3 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 3, Kämme, Schirme etc. 2, Tischlerei 55), 1,3 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 10, Sattlerei 5), 2,4 % im Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 16, Uhren 4, Wagenbau 7), 6,8% in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 23, Brauerei 14, Brennerei 6, Genussmittel 4, Müllerei 16, Schlachterei 14), 0,3 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 3), 28,9 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 3, Seilerei 6, Spinnerei 147, Weberei 149, Zubereitung etc. 25).
    1855: Fab. > 50 Beschäftigen: 1 Wollspinnerei; damals ebenf. noch 3 größere Tuchfab. vorh. – Um 1860: 3 Kram-, Vieh- und Pferdemärkte. – 1867: Kreisstadt mit 2 Braunkohlegruben (Abbau ab 1843), 1 Chausseegeldhebestelle, 1 Dampf-, 1 Dampfschneide‑, 1 Dampfwalk-, 1 Wasser- und 1 Wasserwalkmühle, 10 abgebauten Etablissements, 4 Spinnereifab., 1 ausgebauten Pulverhaus, 2 priv. VW, 2 Windmühlen, 5 Ziegeleien. – 1880: Ackerbau, Bierbrauerei, Braunkohlengrube, viele Schuster, Wollspinnerei und Tuchfabrikation, Ziegelbrennerei. – 1890: Zusätzl. Färberei und Korkfab. – 1910: Brauerei, Braunkohleindustrie, Färberei, Getreidehdlg., Kork-, Maschinen- und Stärkefab., Kram- und Viehmärkte, Mühlen, Sägewerke, Schuhmacherei, Spinnerei, Ziegelei. – 1935: Gründung der Molkerei-Genossenschaft Oststernberg und 1936 Bau einer neuen Molkerei. – Um 1939: 16 kl. priv. Brennereien, Elektromotorenwerke Kaiser mit bis zu 800 Beschäftigten, Fab. für landwirtschaftl. Maschinen, 1 Genossenschaftsbrennerei, 1 kl. Holzbearbeitungsfab., Mahlmühlen, 1 Möbelfab., Sägewerke, 1 Stärkefab.
    1939 lebten 14,4 % (805 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 3,3 % (186) von häusl. Diensten, 46,7 % (2609) von Industrie- und Handwerk, 9,5 % (527 Pers.) von der Land- und Forstwirtschaft, 26,1 % (1457) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 45, 5 bis < 10 ha: 10, 10 bis < 20 ha: 18, 20 bis < 100 ha: 31, ≥ 100 ha: 5.
    1950: 88,6 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1960: 46 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Um 1965: Holz-Chemie-Genossenschaft (Spoldzielnia drzewno-chemiczna), Landmaschinenfab., Mühle, Sägewerk, Stärkefab. – 1970: 90,8 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1984: 75 Verkaufspunkte. – Um 2000: Bekleidungs- und Metallgewerbe, Chemieindustrie, Druckerei, Kräuterunternehmen, Landwirtschaftsmaschinenfab., Lebensmittelverarbeitung, Sägemühle. – 2002: 168 Läden und Tankstellen.
    Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 873, 10-49: 49, 50-249: 10, 250-999: 1, ≥ 1000: 1.
    2002: 73,6 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 76,6 %.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    Vor dem Dreißigjährigen Krieg waren in Z. 19 privilegierte Gewerke vorh. – 1854: Sparkasse gegr. – 1910: Reichsbanknebenkasse, Sparkasse, ländl. Spar- und Darlehenskasse. – 1922: Kr.- und Stadtsparkasse Z. gegr. – 1938: Vereinsbank.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1818: Z. lag an der fahrenden und reitenden Post von Berlin nach Posen (Poznań). – 1849: 5 Fuhrwerker mit 25 Pferden.
    Taxis 1960: 4. – 1984: 18. – 2017: 12.
    2019: Busverbindungen u.a. nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski), Königswalde (Lubniewice) und Słubice.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    Es kann als sicher angenommen werden, dass Z. eine Kommende des Templerordens war, obwohl keine Urk. diesen Status sicher belegt. – Von 1542 bis 1810: Z. besaß den Krugverlag in sämtl. Dörfern der Komturei. – Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen und bedingter regionaler Bedeutung.
    Um 2000: Gewerbe- und Dienstleistungszentrum.
    2011: 1195 Ein- und 518 Auspendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    Vermutl. Magdeburger Recht. – 1809: Einführung der Städteordnung.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1326: Ratmannen, Schöffen, Schultheiß und Gemeinde erw.; universitas 1351. – 1392: Der Stadt jährl. Ratswahl und gewisse Polizeibefugnisse verliehen, dabei die Viergewerke gen. – 1591: Viertelsmeister erw., sie sollten Anliegen der Bürgerschaft vorbringen und die jährl. Ratsrechnungen beaufsichtigen. – 1704: Der Komtur hatte das Recht, Bgm., Rat und Richter abzusetzen und andere zu erwählen, auf ihn wurden Magistrat, Hofgericht, Viertels- und Handwerksmeister vereidigt. – 1731: Dirigierender Bgm., 6 Senatoren, davon 1 Kämmerer und 1 Stadtsekretär, ebenso noch um 1800. – 1849: 6 Kommunalbeamte. – 1883: 9 Magistratsmitgl., 24 Stadtverordnete.

    c Gerichtsbarkeit

    1326: Schöffen und Schultheiß erw., der Richter 1350. – 1392: Die Johanniter behielten sich das Obergericht vor, das Niedergericht gehörte dem Rat, später flossen Ober- und Niedergericht anscheinend zusammen. – 1655: Auf Bitte des Rats wurde entschieden, dass es keinen beständigen Richter mehr geben solle, sondern der vorherige Bgm. Richter sein solle. – 1704: Der Komtur, der den Richter absetzen konnte, war Appellationsgericht 1. Instanz. – 1731: Hof- und St.-Gericht vom Magistrat getrennt, unter der Ordensregierung, der Hofrichter war zgl. dirigierender Bgm. – 1810: Kgl. L.- und St.-Gericht Z. – 1849: Kr.‑Gericht Z.; 40 Zivilbeamte in der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht Z. – 1883: 1 Rechtsanwalt und Notar. – 1932 und 1938: 3 Rechtsanwälte und Notare.
    2019: Amtsgericht Z. (Sąd Rejonowy w Sulęcinie).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1712: Postamt vorh. – Um 1800: Kgl. Akziseamt vorh. – 1865: Telegrafenamt vorh. – 1910: Telefon vorh. – 1826‑51: Kreisstadt des Kr. Sternberg (Torzym). – 1849: 10 Zivilbeamte in der allg. Landesverwaltung. – 1873: Standesamt, ab diesem Jahr Z. Sitz des Kr. Oststernberg. – 1910: Zollamt II, Katasteramt, Eichamt, Bahnmeisterei. – 1938: Arbeitsdienstgruppe 84, Arbeitsdienstabt. 6/84.
    1948: Sitz einer Landgemeinde, die 10 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2019: Sitz einer Stadt-Landgemeinde, die mit Z. 19 Ortschaften umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Bis 1249: Hzm. Schlesien. – 1249-52/53: Kondominium des Erzbf. von Magdeburg und der Mgf. von Brandenburg, dann Mark Brandenburg. – Später bis 1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Sternberg (Torzym). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816-73: Kr. Sternberg. – 1873-1945: Kr. Oststernberg.
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Z. – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Z. – 1975-98: Wojewodschaft Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – Ab 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Z.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1269: Der Mgf. errichtete eine hölzerne Burg bei Z., die als Ausgangspunkt für Feldzüge gegen Polen diente und vom Hz. von Großpolen Ende 1269 niedergebrannt wurde. – 1635: Ein Teil der Bg. floh vor den Schweden, die Kontributionen eintrieben, nach Meseritz (Międzyrzecz). – Nach dem Dreißigjährigen Krieg: Z. verarmt, die Bev. durch Krieg und Seuchen dezimiert. – 1758 Sept. 6-19: Mehrere russ. Kavallerie-Rgt. lagen in Z.; Kontributionen und Plünderungen. – 1945 Feb. 2: Z. kampflos von der Roten Armee eingenommen, durch Brandstiftung etc. zu 45‑60 % zerstört. – Flucht und Vertreibung der dt. Bev. – 1945 Juni 24: Vertreibung der verbliebenen dt. Bev.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1350 verpflichtete sich der Johanniterorden, Z. jederzeit dem Mgf. zu öffnen. – 1604: 40 Mannschaften zum Ausschuss. – 1623: 269 Waffenfähige. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 3. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).

    b Wehrverbände

    1553: Privilegierte Schützengilde gegr. – 1579: Schützengilde erw. – 1711: Privilegierte Schützengilde erw. – 1771: Vogelschützengesellschaft gegr.

    c Garnison

    1714-32: Teile (1 Kp.) des Inf.-Rgt. Nr. 19. – 1813/14: Teile des Neumärkischen Landwehr-Kavallarie-Rgt. Nr. 2. – 1934-38: Küstriner Pionierstab 7 zum Bau der Festung Oder-Warthe-Bogen nach Z. verlegt. – 1938: Anlage des Truppenübungsplatzes Wandern (Wędrzyn) mit Kasernen, der tw. auf der Gemarkung Z. entstand. – 1938: Ebenf. Wehrmeldeamt, Heeres-Bauamt und Heeres-Standort-Verwaltung. – 1943: Wehrgeräte-Lehr- und Gerätestelle.
    1801: Keine Militärpers. – 1849: 12 (7 M, 5 F). – 1858: 13. – 1905: Keine.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Ein in der Literatur erw. Stadtsiegel von 1318 nicht erhalten. Ein Siegel aus dem 14. Jh. mit der Umschrift „S’CIVITATIS SCILENZIN“ zeigt im gegitterten Feld das linksgewandte Lamm mit Fahne, sein Blut in einen Kelch verspritzend. Ein Siegel (24 mm) „﹡S ∙ DER ∙ STADT ∙ CIELLENZIGK 1577“ mit dem gleichen Bild, ebenso die jüngeren Siegel, die über dem Schild noch den preuß. Adler zeigen.

    b Wappen

    In Schwarz auf grünem Boden ein silbernes Gotteslamm mit silberner Fahne und rotem Johanniterkreuz.

    c Stadtfarben

    Weiß-schwarz.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    1354: Der Mgf. befreite Z. für 9 Jahre von der Urbede. – 1392: Die Johanniter behielten sich die Urbede von 16 alten Pfund brand. Geldes und den Hufenzins vor. – 1450: Urbede 15 Pfund Gr. – 1598: 15 Schock Gr. Urbede sowie die Bierziese an das Ordensamt Sonnenburg (Słońsk), außerdem waren die Bg. zu gewissen Diensten, vor allem Transportdiensten, verpflichtet. – 1519: Z. erhielt für 10 Jahre die Bierziese zum Bau der Stadtmauer. – 1561: Z. wurde mit 196 Giebelhufen veranschlagt. – 1563 und 1591: Mehrfach Vorwürfe der Bg. gegen den Rat wegen eigennütziger Wirtschaft, Schlichtung durch den Ordensmeister. – 1597: Die Viertelsmeister beschwerten sich erneut beim Komtur über Ausgaben der Ratmannen. – 1594: Der Kf. erließ Z. alle seine Schossrückstände. – 1690: Z. zahlte 281 Tlr. Steuern. – Kämmerei um 1800: 144 mrg. Acker und Wiesen, 1 Hufe Land, mehrere Seen und ein Forst von 2000 mrg. bei Költschen/W. (Kołczyn), der Stadthof in der Mühlenvorstadt, 1 VW, 1 Ziegelei.
    Ziese 1719: 668 Tlr. 7 Gr.; Akzise: 3626 Tlr. 4 Gr. 5 Pf. – 1806/07: 9419 Tlr.; Servis 1801: 805 Tlr. 13 Gr. 5 Pf.; Judengelder: 86 Tlr. 17 Gr. 8 Pf. – 1883: Zuschläge zur staatl. veranlagten Staatsgeb.-, Staatsgrund-, Staatsklassen- und klassifizierten Einkommenssteuer und zur Staatsgewerbesteuer. – 1911: 170 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Betriebssteuer sowie der Geb., Gewerbe- und Grundsteuer, Hunde-, Lustbarkeits-, Umsatz- und Wertzuwachssteuer; Einnahmen: 319263 Mk; Ausgaben: 317124 Mk; Kapitalvermögen: 92544 Mk; Schulden: 168545 Mk; Stiftungsvermögen: 43677 Mk.
    2016: Einnahmen: 63 Mio. PLN; Ausgaben: 56,9 Mio. PLN; wichtigste Posten: Sozialhilfe, Bildung und Erziehung, öfftl. Verwaltung; Investitionen: 6,8 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1704: 50 Hufen. – 1800: 60 Hufen und 400 mrg. Wiesen. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 7800 mrg. Acker, 250 mrg. Gärten etc., 1700 mrg. Wald, 413 mrg. Wiesen. – 1885: 2622 ha. – 1905: 2623 ha. – 1931: 2645,6 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 7,74 Mk).
    1960: 26 qkm. – 2019: 8,6 qkm.

    d Eingemeindungen

    Der Forstgutbezirk Z. wurde 1928 eingemeindet. – Wohnplätze 1867: Forsthaus Augustenwalde (1 Wohngeb./8 Ew.), VW Carolinenhof (1/21), Kämmerei-VW Rand-Vorwerk (2/20) und See-Vorwerk (2/19). – Wohnplätze 1931: Augustenwalde Stadtwaldrestaurant, VW Fritsche, Jüdischer Friedhof, VW Guckel, VW Herfurth, Villa Hesse, Karolinenhof, Lerchenspring, Possards Fichten, Gasthaus zur Randheide, VW Randvorwerk, Olmühle Rau, Scheidemanns Ausbau, VW Schöpke, VW Seevorwerk, Unterm Rande, Ziegelei Sukrow.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Lebus. – 1405: Sedes des Bst. Lebus. – 1405: 12 Talente jährl. Cathedraticum. – 1244: Der Bf. Heinrich von Lebus gestattete den Templern den Zehnt, den sie von Feldern auf der Gemarkung Z. zu leisten hatten, in die Zahlung von fünf Vierdung umzuwandeln. Patronat der Templer, dann der Johanniter.
    Kirche St. Heinrich, Pfarrerrichtungsurk. von 1862, Bist. Breslau (Wrocław), Dekanat/Landsberg W. (Gorzów Wielkopolski). – 1938: 1 kath. Priester.
    Nach 1945: Die ev. Nikolaikirche (Kościół świętego Mikołaja) wurde von den Kath. übernommen, Tochter der Heinrichkirche (Kościól świętego Henryka). – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska). – 1982: Dekanat Z. gegründet.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Nach der Reformation zur Diözese Sonnenburg (Słońsk), später Kirchenkr. Sternberg (Torzym) I. – Ab 1539: 1. Pfarrstelle (Oberpfarrer). – Ab 1575: 2. Pfarrstelle (Diakonus). – Um 1800: Der Oberpfarrer wurde vom Herrenmeister, der Diakon vom Magistrat gewählt. – 1938: 1 ev. Pfarrer.
    1849 erbaute die altlutheranische Gemeinde eine Kirche.

    c Juden

    1770: 2 Judenfam. – 1777: 4 Judenfam. – 1801: 4 Judenfam. mit 24 Pers. – 1843: 82 Juden, die Gemeinde durch einen Vorsteher und Deputierte vertreten, Vorbeter und Schächter. Synagoge vorh., die Gemeinde besaß das Henoch‘sche Legat von 200 Gulden für Arme. – 1905: 82 Juden, Kantor, Lehrer, Schächter. – 1925: 80 Juden, Kantor und Lehrer. – 1932: 92 Juden, 15 Zensiten, Kantor und Schächter, Lehrer und Kantor, Chewra Kadischa und Hennoch’sche Stiftung, Synagoge und Friedhof. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 16 Pers. in Z. 8 namentl. bekannte Ew. von Z. wurden Opfer des Holocaust. – Der nach 1800 n der Waldchaussee angelegte, von einer Feldsteinmauer eingefriedete Friedhof wurde während WK II zerstört, die Mauer ist noch vorh., der älteste erhaltene Grabstein stammt von 1818.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    1351: Hospital am Mühlentor erw. – 1604: Ein Apotheker erw. – 1677: Apotheke privilegiert. – Um 1800: Hospital für arme, alte Pers. und Armenkasse. – 1849: 1 Apotheke; 3 Zivilärzte, 5 geprüfte Hebammen, 1 Tierarzt. – 1856: Städt. Krankenhaus errichtet, 1899 neu erbaut, 23 Betten. – 1859: Johanniterkrankenhaus eröffnet. – 1870: Vaterländischer Frauenverein gegr. (Tätigkeiten 1916: Unterstützung der 1906 gegr. Kleinkinderschule und Armenpflege). – 1890: Waisenhaus vorh. – 1911: 2 Armen- und Sanitäranstalten vorh. – 1932: Städt. Krankenhaus, 1 Apotheke; 3 Ärzte, 1 Zahnarzt, 1 Tierarzt. – 1938: 4 Ärzte, 1 Zahnarzt, 2 Dentisten, 2 Tierärzte.
    1984: 93 Krankenhausbetten, 3 Gesundheitszentren, 1 Hebammenstation, 1 Notaufnahme, 1 Apotheke, 4 Krankenwagen; 19 Ärzte, 4 Zahnärzte, 59 Krankenschwestern. – 1992: 156 Krankenhausbetten; 26 Ärzte, 4 Zahnärzte, 89 Krankenschwestern. – 2002: 1 Krankenhaus mit 150 Betten, 1 öfftl. Gesundheitszentrum und 2 priv. Gesundheitszentren, 5 Apotheken. – 2019: Kreiskrankenhaus, 2 priv. Gesundheitszentren, 5 Apotheken.

    b Versorgungseinrichtungen

    Zw. 1754 und 1764: Der Friedhof vom Kirchplatz vor das Ostrower Tor beim späteren Landratsamt verlegt, 1834 abermals in die SO-Ecke der Stadt verlegt. – 1911: 3,84 ha Friedhöfe und 1 Leichenhalle vorh.
    1876: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
    Um 1800: 150 öfftl. und priv. Brunnen. – 1898: Zahlreiche Brunnen im Ort, davon 31 öfftl. Wasserversorgung in den 1930er-Jahren geplant, wegen des Krieges wurde das Projekt jedoch nicht durchgeführt.
    1909: E-Werk erbaut. – 1911: E-Werk mit 350 Abnehmern.
    1909: Badeanstalt erbaut. – 1911: 1 Volksbadeanstalt, 1 Desinfektionsanstalt, 1 Fäkalienanstalt, 400 Grundstücke an die Kanalisation angeschlossen.
    1960: 2,5 km Wasserleitungen. – 2002: 29,3 km Wasserleitungen, 19,9 km Kanalisation, 10,9 km Gasleitungen.

    c Freizeiteinrichtungen

    1831: 4 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 25 Schankwirte; 2 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1849: 3 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 4 Krüge und Ausspannungen, 23 Schankwirte; 4 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1911: 2,26 ha Park und Promenade (die Promenade an der ehemaligen Stadtmauer wurde 1910 angelegt), ein bes. Spielplatz sowie 1 Turnhalle vorh. – 1928: 2 Turn-, Spiel- und Sportplätze, 1 behelfsm. Spiel- und Sportplatz, 1 Hallenbad, 1 Schießsportanlage, 2 Tennisanlagen und 1 Jugendherberge. – 1938 gab es in der Stadt Parkanlagen, Promenaden und Sportplätze sowie eine neuerrichtete Freibadeanstalt am Weinberg. Z. besaß im Stadtwald am Bürgersee 1 Freibadeanstalt, 1 Fremdenpension und 1 Restaurant. – 1938: 6 Gast- und Logierhäuser, 2 Gaststätten und 1 Hotel.
    1960: 1 Café und 2 Restaurants. – 1984: 7 gastronom. Betriebe. – 1984: 48 Hotelbetten. – 1992: 2 Tourismusobjekte mit 78 Betten, davon 1 Hotel mit 53 Betten. – 2002: 6 Tourismusobjekte mit 184 Betten, kein Hotel, 2815 Übernachtungstouristen.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1591: Jeder Bg. musste von alters her den vierteljährl. Bakkalaureusgroschen geben. – Schulpersonal 1592: Rektor, Kantor, Organist und Küster. – 1787: Abschaffung der Lateinklassen in der Stadtschule. – 1788: 3 Lehrer, davon 2 mit Universitätsausbildung. – 1849: 1 Elementar‑, 1 Mittel- und 1 höhere Bürgerschule. – Um 1860: Es existierten außerdem 2 Privatschulen (1 höhere Töchterschule und 1 Vorschule fürs Gymnasium). – 1871: 9 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1911: 2 Volksschulen, 1 Mittelschule (ab 1910), 1 höhere Lehranstalt für Knaben und 1 gewerbl. und kaufmänn. Fortbildungsschule. – 1912: Gründung der Landwirtschaftsschule. – 1929: Kindergarten eröffnet.
    1960: 127 Vorschulplätze, 2 Grundschulen und 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule. – 1984: 1 Krippe, 6 Vor- und 2 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 2 berufsbildende Schulen, 2 Berufsschulen mit Abitur. – 1992: 2 Vor- und 2 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule, 4 Berufsschulen mit Abitur. – 2002: 2 Vorschulen, 1 Grund-, 1 Mittelschule und 2 Oberschulen. – 2016: 2 öfftl. Vor-, 2 öfftl. Grund-, 2 öfftl. Mittel- und 2 öfftl. allgemeinbildende Oberschulen, 1 öfftl. allgemeinbildende Oberschule für Erwachsene, 1 Technikum, 1 weiterführende Aufbauschule für Gymnasialabsolventen, 1 öfftl. berufsbildende Schule und 1 Sonderschule zur Arbeitsvorbereitung.

    b Kulturelle Einrichtungen

    Mitte des 19. Jh.: Umfangreiche Schulbibliothek vorh. – 1849: 1 Leihbibliothek vorh.
    Um 1860: 1 Orchester
    Kinos: Kupkes Lichtspiele, gegr. 1912, bis 1938 nachgewiesen; Kammer-Lichtspiele, 1925 erw.; Schützenhaus-Lichtspiele, gegr. 1928, bis 1932 nachgewiesen.
    Kinos 1941: Zieten-Lichtspiele, gegr. 1937, 398 Plätze/tgl.
    1960: 1 Kino mit 315 Plätzen, 593 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 285 Kinoplätze. – 1992: Kein Kino.
    1960: Kulturhaus und Bibliothek vorh., 15608 Bde. – 2016: 1 Bibliothek mit 33658 Bde. – 2007: 1 wissenschaftl. Bibliothek vorh. – 2016: 29798 Bde.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1800 und 1831: 1 Buchbinder. – 1849: 1 Druckerei mit 2 Pressen, 3 Pers. als Buchbinder tätig. – 1938: 1 Buchdruckerei.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    Neumärkisches Politisches Wochenblatt (ab 1848, bis 1944 erm.; Auflage 1912: 3270; 1936: 1738). – Sternberger Kreis-Blatt (ab 1842, ab 1872 Oststernberger-Kreisblatt; Auflage 1936: 310), 1928: Nebenausgabe des Neumärkischen politischen Wochenblattes.

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 4, S. 389-391. – Rister, S. 278..

    b Quelleneditionen

    CDB I 19, S. 124-172.

    c Gesamtdarstellungen

    A. Schädlich, Aus Z. Vergangenheit, eine Chronik, 1924. – DSB 1, 1939, S. 681-83. – KDM Oststernberg, 1960, S. 252-280. – A. Wędzki, S., in: Studia nad początkami i rozlanowaniem miast nad środkową Odrą i dolną Wartą 1, 1967, S. 317-328. – Brandenburgisches Klosterbuch 2, 2007, S. 1338-1344.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Stadtplan mit einem die Besitzernamen enthaltenden Kataster, 1725 (ehemals im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Berlin, seit 1945 verschollen; Abb. in KDM des Kr. Oststernberg, S. 254).
    Ansicht der Stadt von SW, um 1710, Daniel Petzold.

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Das StadtA 1939 im GStA PK, heute im BLHA.