• 1 Der Name der Stadt

    1248: Schonenvlete (Kletke I, S. 11). – 1281: Schowenfliet. – 1307: Scawenfliet. – 1320: Scowenflete. – 1529: Schonfliete. – 1665: Schönenfließ. – 1743, 1800: Schönfließ. – 1907, 1939: Bad Schönfließ.
    1946, 2019: Trzcińsko Zdrój

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Am Rand eines von N nach S verlaufenden Talzuges, der durch den Lauf der Thue (Tywa), zahlreiche Seen und Sumpfflächen ausgefüllt wird. Auf 3 Seiten von Wasser und Bruch umgeben. S des S.er Stadtsees befand sich einer der wenigen Pässe über diesen Talzug. Höhe: 55m.

    b Verkehrslage

    Am Pass der Str. von Königsberg/Nm (Chojna) nach Soldin (Myślibórz). In der Nähe auch die Str. von Schwedt nach Soldin. Chaussee nach Königsberg/Nm 1853, 1865 nach Soldin. Erst 1899 erhielt S. mit Anlage der Bahnlinie von Jädickendorf (Godków) nach Pyritz (Pyrzyce) Eisenbahnanschluss.
    Die Strecke wurde 1992 stillgelegt. Heute liegt S. an der poln. Nationalstr. (DK) 26 von Schwedt/O. nach Soldin.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    Eingeebneter Burgwall dicht ö am See. Auf dem Stadtgebiet mehrere Fundplätze mit älter- und jüngerslaw. Keramik. Die Gegend am ehem. Stresower Torturm wurde im Volksmund als Kiez bezeichnet, der Name ist aber wohl erst neuzeitl.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    1248 Hufen in S. gen., das zu vermutende Dorf S. ist wohl im N von S. an der Rörike (Rurzyca) zu suchen. Die deutschrechtl. Stadt S. entstand vermutl. unter askan. Einfluss vor 1266 in Anlehnung an das ältere Dorf.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Die Gründung der Stadt erfolgte vermutl. vor 1266 durch die Mgf. von Brandenburg. Stets Immediatstadt.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1281, 1307: civitas. – 1317: Stadt. – 1320: civitas. – 1350: oppidum. – 1373: civitas. – 1445, 1743: Stadt. – 1800, 1939: Stadt.
    1946, 2019: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    1281 vom Mgf. Bauten am Markt und anderen Str. sowie Gärten und die Anlage weiterer Mühlen erlaubt.
    Planmäßige Stadtanlage mit halbkreisförmigem Umriss, dessen flache Seite an den Stadtsee angrenzt, größte Ausdehnung 620 x 420 m. 3 fast gerade Längsstr., gr. rechteckige Baublocks und ein sehr gr. rechteckiger Marktplatz, der später mit 3 kl. Baublocks besetzt wurde, so dass noch Platz für den viereckigen Markt mit Rathaus und einen Kirchplatz n davon übrigblieb.
    Die Stadt spätestens im 14. Jh. ummauert, 3 Stadttore. Stresower Tor im N, Königsberger (Rohrbecker) Tor im W und Soldiner Tor (Steintor) im S. Außerdem existierte im O das Wasser- (Badstuben)tor, eine nur bei Feuersnot geöffnete Pforte. Königsberger und Soldiner Tor sowie die Stadtmauer erhalten, da keine Stadterweiterung nötig war. Der ehemalige Stadtgraben, der sein Wasser vom See erhielt, wurde im 19. Jh. ausgefüllt, der Wall eingeebnet.
    1719: 177 H mit Ziegel-, 32 mit Strohdach und 14 wüste Stellen. – 1796: 248 H. – 1801: 255 H mit Ziegel-, 3 mit Strohdach und 64 Scheunen. – 1818: 240 Feuerstellen. – 1849: 275 Wohngeb.; 15 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 566 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 293 Wohngeb. – 1885: 274 Wohngeb.; 715 Whg. – 1905: 294 Wohngeb. – 1925: 341 Wohngeb.; 735 Whg. – 1939: 830 Haushltg.
    1950: 254 Wohngeb.; 378 Whg. – 1960: 283 Wohngeb.; 549 Whg. – 1970: 630 Whg. – 1988: 732 Whg., davon 386 in Geb. vor 1918, 81 von 1918 44, 89 von 1945 70, 176 von 1971 88; 98,4 % der Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 60,4 % mit WC, 67,8 % mit Bad, 68,6 % mit Warmwasser und 32,3 % mit Zentralheizung. – 2002: 301 Wohngeb.; 730 Whg.; davon 39 in Geb. vor 1918, 314 von 1918-44, 167 von 1945-70, 143 von 1971-88 und 37 (mit im Bau befindl.) von 1989-2002; 91,6 % der Whg. mit WC, 88,5 % mit Bad, 72,3 % mit Warmwasser und 57,4 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    1409: Rat- und Kaufhaus (theatrum) erw. Auf dem Markt freistehend, spätgot. Giebel, 2. Hälfte des 16. Jh. mit Mauerfragmenten des 13./14. Jh.
    Stadtkirche got. Feldsteinbau des 13. Jh., wahrscheinl. im 14./15. Jh. Umbau als Kirche aus Backsteinen, Ende des 19. Jh. renoviert, wobei die Kirche tw. erneut umgebaut wurde.
    Das ma. Hospital mit Georgskapelle vor dem Steintor nicht erhalten; um ca. 1700 ein Hospital innerhalb des Tors errichtet.
    Stattl. Ummauerung, 1796 waren die noch wenige Jahre vorher vorh. Lücken geschlossen. Die Stadtmauer aus unbehauenem Feldstein, vermutl. aus dem 14. Jh., fast vollständig vorh.; eine der besterhaltenen der NM. Ursprüngl. Höhe durchschnittl. 6 m, Dicke 1 m. 3 Tore (Stein-, später Soldiner Tor, Königsbergisches oder Rohrbecksches Tor, Schwedtsches oder Stresowisches Tor Mitte des 19. Jh. abgebrochen, auch das Wassertor an der Seeseite, das nur bei Feuergefahr geöffnet wurde, nicht mehr vorh. Außer den Tortürmen noch drei Verteidigungstürme der Stadtmauer erhalten. Von den Weichhäusern 20 rechteckige und 5 flachgerundete erhalten. Auf dem Stadtplan von ca. 1720 sind 22 rechteckige und 7 runde Weichhäuser eingezeichnet.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Gr. Stadtbrände: 1433, 1450, 1468. 1634.
    Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 41970 Tlr. – 1801: 154650 Tlr. – 1859: 306050 Tlr.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1581: 169 Bg. – 1599: 217 Gemusterte. – 1623: 174 Bg. und 6 Hausarme. – 1750: 1448 Ew. – 1796: 1682 Ew. – 1801: 1495 Ew. – 1820: 1838 Ew. – 1840: 2296 Ew. – 1849: 2556 Ew. – 1858: 2730 Ew. – 1871: 3051 Ew. – 1880: 3149 Ew. – 1890: 2907 Ew. – 1910: 2555 Ew. – 1925: 2699 Ew. – 1939: 2659 Ew.
    1945 Dez. 1: 1415 Ew. – 1946: 1346 Ew. – 1948: 1221 Ew. – 1950: 1398 Ew. – 1961: 2550 Ew. – 1970: 2617 Ew. – 1988: 2581 Ew. – 2002: 2505 Ew. – 2011: 2485 Ew. – 2015: 2403 Ew.
    1945 Dez. 1: 1004 Polen, 411 Deutsche. – 1946 Okt. 1: 1112 Polen, 139 Deutsche. – 1947 IV. Quartal: 1165 Polen, 40 Deutsche.
    1948: 615 Repatrianten, 263 Reemigranten, 295 Umsiedler. – 1962: 39,3 % Autochtone (nach 1945 Geborene), 33,6 % Repatrianten aus der UdSSR, 25,6 % Umsiedler, 1,1 % Reemigranten, 0,4 % unbekannter Herkunft.

    b Bevölkerungsverluste

    1666: 54 Hausstellen bew., 149 wüst oder verarmt.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1719: 275 Wirte, 541 Kinder und 131 Dienstboten. – 1750: 302 M, 372 F, 304 Söhne, 298 Töchter, 19 Gesellen, 52 Knechte, 21 Jungen, 80 Mägde. – 1801: 353 M, 401 F, 376 Söhne, 415 Töchter, 53 Gesellen, 50 Knechte und Diener, 32 Jungen, 46 Mägde; darunter 10 Judenfam. mit 90 Mitgl. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 21 % (465 Pers.) Selbstständige, 9,5 % (211) mithelfende Familienangehörige, 10,6 % (235) Beamte und Angestellte, 58,9 % (1307) Arbeiter.
    1849: 1227 M, 1335 F. – 1871: 1450 M, 1601 F; < 10 J.: 792. – 1885: 1385 M, 1609 F. – 1895: 1330 M, 1547 F; 39 einzeln lebende M und 64 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1905: 1191 M, 1402 F. – 1925: 1285 M, 1414 F. – 1939: 1282 M, 1377 F; < 6 J.: 10,9 %, 6-13 J.: 14,5 %, 14-64 J.: 64 %, ≥ 65 J.: 10,6 %.
    1950: 673 M, 725 F. – 1962: 48,7 % M, 51,3 % F; ≤ 14 J.: 49,3 % M, 50,7 % F; 15-59 J.: 48,8 % M, 51,2 % F; ≥ 60 J.: 45,5 % M, 54,5 % F. – 1970: 1236 M, 1381 F. – 1988: 1199 M, 1382 F; 0-19 J.: 31 %, 20 39 J.: 30,8 %, 40-59 J.: 21,1 %, > 60 J.: 17,1 %. – 2002: 1183 M, 1322 F; 0-19 J.: 27,4 %, 20-39 J.: 26,5 %, 40-59 J.: 26,8 %, ≥ 60 J.: 19,3 %. – 2011: 1225 M, 1260 F; davon 430 im vorproduktiven Alter, 1617 im produktiven Alter und 438 im postproduktiven Alter. – 2015: 1208 M, 1208 F; < 14 J.: 13,4 %, 15-64 J.: 69,3 %, > 65 J.: 17,3 %.
    1849: 2456 Ev., 5 Kath., 101 Juden. – 1858: 2611 Ev., 10 Kath., 109 Juden. – 1871: 2941 Ev., 7 Kath., 103 Juden. – 1885: 2912 Ev., 4 Kath., 78 Juden. – 1905: 2492 Ev., 18 Kath., 35 sonst. Christen, 48 Juden. – 1925: 2556 Ev., 93 Kath., 20 Juden.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Ev. Kb. waren ab 1658 überliefert, die älteren Bestände seit 1945 verschollen. Die Jahrgänge 1882-1945 werden im kath. Pfarrarchiv S. aufbewahrt.
    Standesamtsreg. von 1874-1903 lückenhaft im APS, von 1904-1944 lückenhaft im Standesamt Königsberg (Chojna), von 1938-1944 lückenhaft im LAB und von 1945 im Standesamt S. überliefert.
    Ein Bg.-Eidbuch aus den Jahren 1713-1837 befindet sich im BLHA und als Kopie im FHL Utah.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 6 poln.-, 7 anderssprachige und 1 mehrsprachige Pers.

    c Vereine und politische Organisationen

    Um 1860: 2 Beerdigungsvereine. – 1862: Männer-Turnverein „Vorwärts“ gegr. – 1915: Sportclub „Deutsche Eiche“ gegr.
    1948: „Orzeł“ (Adler) Trzcińsko-Zdrój gegr.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    1281: Recht verliehen, eine Mühle am Bach Gnatzdorn zu errichten, 1349 kam die Wassermühle im Stadtgraben in den Besitz der Stadt. Die Mühlen vermutl. Anfang des 15. Jh. vom DO erworben. – 1296: Handelsbeziehungen mit Bahn (Banie) bez. – 1334: 6 Jahre Zollfreiheit und das Recht der Getreideausfuhr, 1356 die Zollfreiheit zu Wasser und zu Lande auf ewige Zeiten verliehen.
    1364: S. erhielt vom Mgf. das Recht, am Sonntag vor St. Simon-Judas (28. Okt.) einen Jahrmarkt zu halten, 1483 ein weiterer Jahrmarkt am Montag nach dem 2. Sonntag (Judica) vor Ostern vom Mgf. verliehen; 1541 vom Mgf. ein Vieh- und Jahrmarkt am Samstag nach und am Montag nach Laurentius verliehen, 1796 von den 4 Jahrmärkten 2 gut besucht.
    Ende des 18. Jh.: Handelsverkehr wegen der Nähe zu Landsberg (Gorzów Wielkopolski) und Soldin (Myślibórz) gering. Nur ein Materialist und der Apotheker, der ebenf. mit Materialien handelte. Die kl. Geschäfte gehörten den 10 privilegierten Juden. 7 Mühlen bei der Stadt. Die Maulbeerplantage war verpachtet.
    Um 1800: Hauptnahrung Ackerbau, Brauerei, Viehzucht, die Handwerker fanden ihr Auskommen nur mit Hilfe ihrer Gärten.
    1800: 1 Apotheker, 6 Bäcker, 2 Barbiere , 5 Böttcher, 7 Brauer, 2 Drechsler, 2 Färber, 1 Fischer, 6 Fleischer, 1 Gewandschneider, 2 Glaser, 5 Hufschmiede, 2 Hutmacher, 1 Kunstpfeifer, 14 Leineweber, 4 Lohgerber, 2 Materialisten, 4 Maurer, 3 Müller, 1 Pantoffelmacher, 4 Rademacher, 2 Riemer, 1 Sattler, 1 Scherenschleifer, 2 Schlosser, 16 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 40 Schuhmacher, 2 Seiler, 6 Tischler, 4 Töpfer, 2 Tuchmacher, 2 Zimmerleute, 1 Zinngießer; insges. 149 Meister, 45 Gesellen und 37 Lehrlinge. Außerdem 68 Ackerbg., 16 Branntweinbrenner, 4 Gastwirte, 3 Hebammen, 4 Höker und 15 Partikuliers. Damals keine Fabriken vorh.
    1831: 3 Bockwindmühlen, 2 Lohmühlen, 2 Wassermühlen mit 2 Gängen, 22 gewerbsweise gehende Webstühle in Leinen, 2 in Wolle und Halbwolle, 1 Ziegelei.
    9 Handelsgewerbe mit kaufmännischen Rechten mit offenen Läden (3 zum Ausschnitthandel, 5 Gewürz- und Materialwaren, 1 zu anderen Waren); 9 Handelsgewerbe ohne kaufmännische Rechte (8 herumziehende Krämer, 1 Viktualienhändler und Höker).
    Bäcker (5 Meister/2 Gehilfen), Böttcher (5/1), Buchbinder (1 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Drechsler (5/4), Fleischer (2/0), Gerber (5/5), Glaser (3/3), Grobschmiede (4/2), Maurer und Dachdecker (2/4), Rad- und Stellmacher (4/1), Riemer und Sattler (3/0), Schlosser (4/3), Schneider (14/6), Schuster und Altflicker (31/25), Schwarz- und Schönfärber (2/0), Seiler (2/1), Tischler (12/7), Töpfer und Ofenfabrikanten (4/1), Uhrmacher (1/0), Zimmerleute (1/0).
    1 männl. und 7 weibl. Dienstboten, 36 Knechte und 66 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 56,4 % der Bev. berufstätig (41,4 % im Gewerbe, 8,5 % in Handel und Dienstleistungen, 50,1 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 33,4 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3 Pers., Glaserei 8, Klempnerei 2, Malerei 1, Maurerei 13, Schornsteinfegerei 2, Tiefbau 160, Zimmerei 11), 45,8 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 2, Kürschnerei 4, Schneiderei etc. 26, Schusterei 36, Weißnäherei 207), 0,2 % in der chem. Industrie (Pharmazie 1), 0,3 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Kupferverarbeitung 2), 6,7 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 1, Tischlerei 39), 2,5 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 8, Sattlerei 7), 8,8 % im Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 6, Uhren 2, Wagenbau 9), 5,7 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 15, Müllerei 13, Schlachterei 6), 0,3 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 2), 0,8 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Steingut etc. 5), 1,3 % im Textilgewerbe (Seilerei 3, Zubereitung etc. 5).
    1867: Stadt mit 5 Abbauten, 4 Wind- und 1 Wasser, Ross-, Loh- und Gipsmühle. – 1880: Ackerbau und Viehzucht sowie Pferdemärkte. – 1890: Zusätzl. Anbau von Korbweiden. – 1898: Errichtung eines Moorbades auf dem Kirschwall S. – Ab 1907: S. durfte sich amtl. Bad nennen. – 1910: Brauerei, Kram- und Pferdemärkte, Mineralbad, Molkereien, Moor- und Mühlen, Ziegelei.
    1939: 16,6 % (784 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. lebten von Handel und Verkehr, 36,3 % (805) von Industrie- und Handwerk, 35,3 % (784) von der Land- und Forstwirtschaft und 11,8 % (261) von sonst. Berufen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 68, 5 bis < 10 ha: 8, 10 bis < 20 ha: 24, 20 bis < 100 ha: 22, ≥ 100 ha: 6.
    1948: Schließung der Kureinrichtungen. – 1950: 40,4 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1959: 2,7 % Bauwesen, 7,2 % Bildung und Kultur, 0,4 % Dienstleistungen, 6,3 % Handel, 14,7 % Industrie- und Handwerk, 1 % Justizverwaltung, 1,7 % Kommunal- und Wohnungswirtschaft, 62,8 % Land- und Forstwirtschaft, 1,7 % Transport und Kommunikation. – 1960: 23 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Um 1965: Dienstleistungszentrum für das Umland, Handel, Handwerksbetriebe, Kleinbetriebe, u.a. Mühle, Produktionsbetrieb von Fertigbauelementen. – 1970: 65,6 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1978: 50,3 % der Bev. berufstätig, 16,5% der Bev. in der Landwirtschaft und 33,8 % außerhalb der Landwirtschaft. – 1984: 24 Verkaufspunkte. – Um 2000: Betonwerk, Molkerei, kl. Produktions- und Dienstleistungsbetriebe. – 2002: 27 Läden und Tankstellen. – Betriebsgrößen 2017: 0 9 Beschäftigte: 190, 10-49: 14, 50-249: 1.
    2002: 104,3 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 85 %.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    1448: Knochenhauerinnung erw., Gildebrief von 1489. – 1712: Ackergilde erw. – Um 1860: Nebenkasse der Kreissparkasse. – 1910: Spar- und Darlehenskasse. – 1938: 1 Bank, 1 Kreisnebensparkasse.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1818: S. lag an der Strecke der fahrenden Post von Königsberg/Nm (Chojna) nach Soldin (Myślibórz) und der reitenden Post von Königsberg/Nm nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski).
    Taxis 1960, 1984, 2017: Keine. – 2017: Busverbindungen u.a. nach Neudamm (Dębno), Königsberg und Soldin.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
    Um 2000: Lokales Landwirtschafts- und Dienstleistungszentrum mit Kleinbetrieben.
    2011: 78 Aus- und 114 Einpendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    S. besaß vermutl. Magdeburger Recht mit Königsberg/Nm (Chojna) als Vorort.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1320, 1349: Ratmannen erw. – 1378: Alter und neuer Rat erw. – 1499: Bgm. erw. – 1572: Bgm., Kämmerer und 4 Ratmannen. – Um 1800: Magistrat bestand aus 1 Direktor, der zugl. Stadtrichter war, 1 Polizeibgm., der zugl. Kämmerer war, 1 Senator, 1 Servisrendant, 1 Stadtsekretär. – 1849: 4 Kommunalbeamte. – 1883: 6 Magistratsmitgl., 18 Stadtverordnete. – 1931: 1 Beigeordneter, Bgm., 4 Ratmannen, Stadtverordnetenvorsteher.
    2017: Bgm., stellvertr. Bgm., Kämmerer.

    c Gerichtsbarkeit

    1281: Schulzengericht erw., dem Schulzen stand ein Drittel der Zinse und Gerichtsgebühren zu. – 1373: Gerichtsstand der Bg. vor dem Schulzen bestätigt, dieses Niedergericht erst 1445 von der Stadt erworben. – Das oberste Gericht nie im Besitz der Stadt, 1354 vom Mgf. zwei Drittel der Gefälle dem Tile von Grafenburg zu Arnswalde pfandweise für 22 Mk Brandenburger Silber verliehen. – 1375: Der Mgf. im Besitz des obersten Gerichts gen. – 1454: Die Einkünfte vom Mgf. dem Adligen Betke von Werben, der zeitweilig auch Bgm. war, überwiesen. Außerdem besaß Betke Landbesitz, ein Wohnhaus in S. sowie den Burgwall am See. – 1489: 1 Freihof, mit dem das Obergericht verbunden war, verliehen. – 1572: Diese Güter im Besitz der Stadt, die sie damals Bgm. Wentzel verkaufte. – Um 1800: 1. Bgm. Stadtrichter. – 1840: L.- und St.-Gericht S. – 1849: Kr.-Gerichtskommission S.; 4 Zivilbeamte bei der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht Königsberg (Chojna). – 1880: Gerichtstag.
    2017: Amtsgericht Greifenhagen (Sąd Rejonowy w Gryfinie).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    S. war Ende des 18. Jh. Sitz eines Zollamts und eines Akziseeinnehmers. – 1818: Postwärteramt und station vorh. – 1874: Standesamt. – 1880: Telegraf. – 1910: Telefon und Zollamt 2. Kl. vorh.
    1948: Sitz einer Landgemeinde, die 9 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2019: S. ist Sitz einer L.-S.-Gemeinde, die außer S. weitere 22 Ortschaften umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Vor 1248 bis um 1255/1262: Hzm. Pommern-Stettin. – Um 1255/62: Mark Brandenburg. – 1402-55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Königsberg/Nm (Chojna). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816-1945: Kr. Königsberg/Nm.
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczecin), Kr. Königsberg/Nm. – 1975: Wojewodschaft Stettin. – Seit 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Greifenhagen (Gryfyno).
    1302: S. war Schiedsrichter in einem Streit zw. Brandenburg und Pommern. – 1320: Die nm Städte Königsberg (Chojna), S., Bärwalde (Mieszkowice) und Mohrin (Moryń) schlossen sich gegen künftige Widrigkeiten zusammen. – 1348: S. schloss mit den Nachbarstädten ein Bündnis zum Schutz Ludwigs d. Ä. gegen den falschen Woldemar, dem es kurzzeitig angehangen hatte. – 1470: S. war Mitgl. des Landfriedensbündnisses mit den Rittern und Städten der Nm.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1433: Zerstörung durch die Hussiten, Stadtbrand. – 1468: Durch den Hz. von Pommern niedergebrannt. – Im Dreißigjährigen Krieg: Einquartierungen und Schatzungen. – Die Durchmärsche der französ. Armee kosteten S. 21765 Tlr., S. war 1809 mit 19369 Tlr. verschuldet. – 1945 Feb. 2-4: Besetzung durch die Rote Armee, S. zu 20 % zerstört.
    1947 Aug. 13: Aussiedlung von 30 Deutschen; Aug. 28/29 von 41 Deutschen; Okt. 4 von 9 Deutschen.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1529: S. stellte 16 Kriegsknechte. – 1800: 480 Enrollierte. – 1840: Landwehrrgt. Nr. 8, Btln. Nr. 2. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).

    b Wehrverbände

    Um 1860: Schützengilde vorh.

    c Garnison

    1720-1806: In S. Teile (meist 1 Eskadron) der folgenden Einheiten stationiert: 1720-1744: Dragoner-Rgt. Nr. 3. – 1743-1806: Dragoner-Rgt. Nr. 1. – 1743: Kürassier-Rgt. Nr. 5. – 1772/73: Kürassier-Rgt. Nr. 7. – 1813/14: Teile (u.a. das Depoteskadron) des Pomm. Landwehr.-Kavallerie.-Rgt. Nr. 1. 1801: 231 Militärpers. – 1849: 4 (1 M, 3 F). – 1858: 2. – 1905: Keine.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Das älteste bekannte Siegel an einer Urk. von 1320 „†SIGI… CIVITATIS SCOWENVLIET“ (65mm) zeigt eine Burg mit offenem Tor und zwei hohen Zinnentürmen, von diesen ist der rechte mit einem rechtsgewendeten Helm mit dem brand. Flug, der linke mit dem rechtsgelehnten brand. Adlerschild belegt. Das „†SECRETUM CIVITATIS SCOWENVLIT“ (30mm) von 1381 hat dagegen im Feld nur eine Burg mit drei spitzbedachten Türmen, deren mittlerer höher ist, ebenso ein erst 1513 nachgewiesenes Siegel. Das spätere Bild bringt das „.SIGILL CIVITATIS SCHON:FLIES….“ (oval 30 : 26mm) aus dem 16. Jh., dies, wie auch das „*RAHTS UND GERICHTS.SIEGEL D.STADT SCHONFLIES.I.D.N.++MARCK 1731“ (oval 36 : 32 mm) hat den Adler nach links schauend.

    b Wappen

    Ein Tor zwischen zwei Türmen mit schlanker Turmspitze. Über dem Tor eine Kuppel, die von einem Adler bekrönt wird.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    Die Urbede ursprüngl. 50 Mk, 1338 um 5 Mk reduziert, 1349 um weitere 8 Mk. Die verbliebenen 37 Mk Urbede waren 1376 an den Rat verpfändet. – 1388: S. zahlte 100 Mk Bede, 1445 dann 42 Schock Gr. minus 4 Gr. – Vor 1454: Der Vogt der Nm hatte in S. 66 Gulden jährl. Einnahmen. – 1403: Dammzollgerechtigkeit verliehen. – 1483: Deichselzoll von allen auswärtigen Wagen, die durch S. fuhren, vom Kf. verliehen. – 1507: Vom Kf. das Recht, auch eine Abgabe von den Pferden, der mit zu verzollendem Gut beladenen Wagen, zu erheben. Die Zollabgaben von den Jahrmärkten waren im Besitz der Stadt. – 1722: 382 Rtlr. 17 Gr. Ziese. – 1806/07: 4381 Rtlr. Akzise. – 1801: 1189 Rtlr. 15 Gr. 3 Pf. Servis; 1462 Rtlr., 5 Gr. wirkl. Einquartierung; 138 Rtlr. 4 Gr. Judengelder. – 1809: 19369 Tlr. Schulden. – Um 1800: Die Kämmerei besaß das seit 1795 verpachtete sog. Rats-VW in der Stadt mit 6 Hufen Land, einem Drittel des Dorfes Gossow (Goszków), die Pächte der Mühlen bei der Stadt, den Deichselzoll und die Pacht für die Fischerei des Kloster-, Stadt- und des Sonnenburger Sees.
    Kämmereieinkünfte 1801: 969 Rtlr. 21 Gr. 11 Pf. sowie 3870 Rtlr. ausstehende Kapitalien. – 1883: Hundesteuer; Ausgaben: 20470 Mk; Einnahmen: 30470 Mk. – 1911: 135 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Betriebs-, Geb.-, Grund- und Gewerbesteuer, außerdem Hunde-, Lustbarkeits-und Umsatzsteuer. – Kommunalhaushalt 1911: Einnahmen: 151460 Mk; Ausgaben: 146783 Mk; Stiftungsvermögen: 20363 Mk.
    Budget 2015: Einnahmen: 18,2 Mio. PLN; Ausgaben: 19,8 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung, Kommunalwirtschaft, Soziales, Umweltschutz; Investitionen: 14,2 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1281: Die Mgf. versprachen der Stadt, die Stadtgemarkung nicht nachmessen zu lassen. – 1572: Abtretung eines Teils der städt. Feldflur an das Amt Zehden (Cedynia). – Um 1800: 260 Hufen 11 mrg. 165 QR Land und 1096 mrg. 135 QR Wiesen sowie eine Eichen- und Kiefernwaldung von 198 mrg. 175 QR. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 7366 mrg. Acker, 600 mrg. Gärten etc., 423 mrg. Hütung, 190 mrg. Wald, 2630 mrg. Wiesen. – 1885: 2888 ha. – 1905: 2890,5 ha. – 1930: 2892,6 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 21,32 Mk). 1960: 16 Quadratkilometer. – 1977: 12,6 Quadratkilometer aus dem Stadtgebiet ausgegliedert. – 2017: 2,33 Quadratkilometer.

    b Wüstungen in der Stadtflur

    1307: Der Wald des wüsten Dorfes Sonnenburg (Sonnenburger Bruch ö von S.) mit Weiden und Äckern von den Mgf. für 90 Pfund erworben.

    c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande

    1317: S. erwarb einen Wald ö der Stadt für 450 Pfund. Erwerb der halben Feldmark Schmarfendorf (Gogolice) 1463 und eines Drittels des Dorfes Gossow (Goszków) 1508. – 1558: Die Stadt S. und die von Sydow verkauften die Zeidelheide zu Schmarfendorf an die Brüder Matzdorf. – Um 1700: Die Stadt hatte den größten Teil ihrer Güter wieder in Besitz (die in der Askanierzeit erworbene Feldmark des wüsten Dorfes Sonnenburg [Sonnenburger Bruch] und einen Teil von Gossow). – 1647: Die halbe Mark Schmarfendorf wurde verpfändet und ging 1722 endgültig verloren. Das Gehege bei Schmarfendorf, ehemals Rats-VW, wurde 1777 unter Vorbehalt der Weiderechte verkauft, die 1838 abgelöst wurden. Außerdem ein Teil von Velgen im Besitz der Stadt.

    d Eingemeindungen

    Wohnplätze 1867: Hindernißmühlen (Wasser- und Windmühle mit 2 Wohngeb. und 25 E.), Neidfeld (VW mit 1 Ziegelei, 6 Wohngeb. und 36 E.) und Steineck (Stadtgut nebst Ziegelei mit 6 Wohngeb. und 73 E.). – Wohnplätze 1931: Engelke’s Ziegelei, Ernsthof, Falkenthal, Hindernismühle, Neidfeld, Preuß’sche Ziegelei, Steineck, Wernersfelde. Nach der Separation entstanden auf dem städt. Landbesitz 2 gr. und 2 mittelgr. Güter, darunter das ehemalige Kämmerei-VW Reidfeld.

    e Landwehren

    1317: Ein Holz zw. dem Dorf Görlsdorf und der Landwehr erw., bei Görlsdorf nahe S. waren Reste der Landwehr noch vor WK II erhalten.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Kammin (Kamień Pomorski). – 1474: Archidiakonat S. erw. – S von S. am O-Ufer des Klostersees wurde vor 1248 das Kloster Schönbeck gegründet, das vor 1281 aufgegeben wurde. Möglicherweise wurde es nach Marienfließ bei Freienwalde in Pommern (Chociwel) verlegt. – 1332: Die Pfarrkirche von S. mit Kirchhof erw., 1350 gelangte das Patronat an das Domstift Soldin (Myślibórz).
    1905: Kspl. Schwedt. – 1925: Kspl. Königsberg/Nm (Chojna).
    1946: Die ehem. ev. Kirche als Kirche der Muttergottes der unaufhörl. Hilfe geweiht (Kościół Matki Bożej Nieustającej Pomocy). – 1951: Errichtung der Pfarrei S. – Ab 1972 bzw. 1992: Erzbst. Stettin-Cammin (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska), Dekanat Königsberg.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkr. Königsberg II. – 1536: 1 ev. Pfarrer an der Marienkirche bez. – Ab 1563: 2. Pfarrstelle (Diakonus). – 1811-1905: Mit dem Diakonat war das Rektorat verbunden. – Um 1800: Oberprediger vom Kg., Diakon vom Magistrat berufen. – 1938: 1 ev. Pfarrer und 1 Superintendent.

    c Juden

    1690: 5 Judenfam. – 1709: Das Gelände für den ca. 700 m s des Zentrums gelegenen Friedhof erwarb die jüd. Gemeinde für 10 Tlr. – 1717: 2 Judenfam. – 1809: 9 ordinäre Juden mit 9 F und 59 Kindern, 3 extraordinäre Juden mit 2 F und 7 Kindern, kein öfftl. Bediensteter. 2 Juden besaßen ein eigenes H, 2 Juden waren Branntweinbrenner, 1 Jude lebte vom Tuchhandel, 1 Jude vom Handel mit Kramwaren, 1 Jude vom Handel mit Kramwaren und Schaffellen, 1 Jude lebte vom Handel mit alten Sachen, 1 Jude war verarmt und arbeitete als Taxator beim Gericht, 3 Juden waren verarmt und 1 Jude sollte sich in Leipzig aufhalten. – 1830: Die Fachwerksynagoge beim ehem. Wassertor genehmigt. – 1843: 96 Juden; Kantor, gleichzeitig Schächter vorh. – 1904: 51 Juden. – 1925: 4 Juden, Kantor und Religionsschule vorh., keine Synagoge und kein Friedhof erw. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 4 Pers. in S. – 2 S.er Juden wurden nachweisl. Opfer des Holocaust.
    Die Synagoge überdauerte den Krieg und wurde wg. Baufälligkeit in den 1950er-Jahren abgerissen, der Friedhof, von dem kaum noch Spuren erhalten sind, in den 1970er-Jahren beseitigt.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    1402: Georgspital nebst Kapelle vor dem Steintor erw., später Stadthospital für Arme. – Um 1800: Armenkasse aus Beiträgen der Bg. für Stadtarme sowie arme und kranke Durchreisende. – 1796: 1 Apotheker, 2 Chirurgen, 2 approbierte Hebammen. – Um 1800: 1 Apotheker und 3 Hebammen. – 1854: Krankenhaus aus städt. Mitteln angekauft, 8 Betten. – 1931: Städt. Krankenhaus, 1 Apotheke; 2 Ärzte, 3 Dentisten, 1 Tierarzt, 2 Hebammen. – 1938: 1 Apotheke; 2 Ärzte, 2 Dentisten, 1 Tierarzt.
    Um 1965: Einrichtung für unheilbar Kranke. – 1984: 1 Gesundheitszentrum, 1 Hebammenzentrum, 1 Apotheke; 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 15 Krankenschwestern. – 1992: 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 17 Krankenschwestern. – 2002: 1 Apotheke.

    b Versorgungseinrichtungen

    1796: Die Str. in und bei der Stadt in gutem Zustand. 12 öffentl. Brunnen. – 1801: 86 öfftl. und priv. Brunnen, Str. und Markt damals bereits gepflastert. – 1922: Wasserleitungen verlegt.
    1884: Freiwillige Feuerwehr gegr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
    1910: E-Werk vorh. – 1911: Freibank vorh.
    1960: 4 km Wasserleitungen. – 1966: Kanalisation vorh., kein Gasnetz. – 2014: 15,9 km Kanalisation; 92,2 % der Bev. an die Kanalisation und 100 % an die Wasserversorgung angeschlossen; kein Gasnetz.

    c Freizeiteinrichtungen

    1800: 4 Gastwirte. – 1831: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 7 Krüge und Ausspannungen, 3 Schankwirte; 1 Musikant, der gewerbsweise in Wirtshäusern spielte. – 1849: 5 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 5 Krüge und Ausspannungen, 7 Schankwirte; 12 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1929: Freiluftschwimmbad, Jugendherberge und behelfsm. Spiel und Sportplatz vorh. – 1938: 2 Gast- und Logierhäuser, 1 Gaststätte, 1 Hotel.
    1960: 3 gastronom. Betriebe, davon 1 Bar und 1 Restaurant. – 1984: 4 gastronom. Betriebe. – 1960, 1984, 2002: Keine Hotelbetriebe.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    Im 15. Jh.: Schulmeister erw. – 1788: 2 Lehrer, davon 1 mit Universitätsausbildung. – Um 1800: Knaben- und Mädchenschule. – 1849: 2 Elementarschulen. – 1871: 7,7 % der Bev. ≥ 10 J. Analphabeten. – 1931: Mittelschule für Knaben und Mädchen sowie Volksschule.
    1945: Achtklassige Grundschule. – 1960: 50 Vorschulplätze, 1 Grundschule. – 1984: 2 Vor- und 1 Grundschule. – 1992: 1 Vor- und 1 Grundschule. – 2002, 2015: 1 Vor-, 1 Grund- und 1 Mittelschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1911: Volksbibliothek vorh.
    1948: Eröffnung der Stadtbibliothek. – 1960: 5553 Bde. – 2016: 15990 Bde.
    Kinos 1960: 1 mit 180 Plätzen, 446 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 162 Kinoplätze. – 1992: Kein Kino.
    Um 1965: Kulturhaus und Volkshaus (dom ludowy) vorh. – 2017: Kulturhaus vorh.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1831: 1 Buchbinder. – 1849: 1 Buchbinder und Futteralmacher. – 1938: 1 Buchdruckerei.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    S.er Zeitung (ab 1886), später als: Zeitung für Bad S., (Neumärkische Post), 1920: Neumärkische-Pommersche Post, Zeitung für Bad S. und die umliegenden Ortschaften, 1934 aufgegangen in: Oder-Blatt. Vereinigte Neumärkische Prov.-Zeitungen. ... Zeitung für Bad S. (bis 1944 erm.).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 3, S. 67f.

    b Quelleneditionen

    CDB I 19, S. 65-123.

    c Gesamtdarstellungen

    KDM VII 2, 1927, S. 240-259. – DSB 1, 1939, S. 632f. – Słownik Historyczny Nowej Marchii w średniowieczu 2, 2016, S. 204-209.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Stadtplan, ca. 1721 (Druck: Wittlinger, Untersuchungen, Tafel 14). – Straßenplan der Stadt, gezeichnet um 1720 (bis 1945 im Rathaus; Abb. KDM, S. 258).
    Merian, um 1650. – Petzold, um 1710 (H. Meisner, Daniel Petzolds Ansichten märk. Städte).

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    StadtA vor 1945 im GStA PK, heute im BLHA und im APS.