• 1 Der Name der Stadt

    1312: Blesowe, Blesow (CDPM 2, Nr. 953). – 1418: Bledzewo. – 1421: Blyedzewo. – 1460: Bledzow. – 1509: Blesso. – 1521: Bleszowo. – 1793: Blesen, Bledzow. – 1939: Blesen.
    1946, 2020: Bledzew.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Am W-Ufer der Obra, teilw. im alluvialen Tal, teilw. auf der diluvialen Höhenplatte.

    b Verkehrslage

    In verkehrsarmer Gegend, der nächste Bhf. befand sich 8 km von B. in Poppe (Popowo).
    Heute führt durch B. keine Wojewodschaftsstr., nur lokale Str.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    In der Nähe der Stadt befand sich am Fluss Obra eine älter- und jüngerslaw. Siedlung.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Um 1312/15 schenkten die Mgf. von Brandenburg ein Gebiet mit dem Dorf B. dem Zisterzienserkloster Semmritz (Zemsko), das im 15.-16. Jh. sukzessive nach B. übersiedelte. 1578 war Semmritz endgültig aufgegeben.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und "Gründer" der Stadt

    Zwischen 1458 und 1485 verlieh der poln. Kg. auf Bitte des Abtes Magdeburger Stadtrecht. B. wurde Mediatstadt des Abtes. – 1816: B. wurde kgl. Stadt.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1312: villa. – 1433, 1485: oppidum. – 1793, 1849, 1939: Stadt.
    1945, 2020: Dorf.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Die Stadt in einem Rechteck mit gitterförmigen Straßen angelegt; 2 auffallend gr. Märkte. B. war nicht ummauert, jedoch Landsberger und Zielenziger Tor erw., die ca. 450 m voneinander entfernt waren. 1793 als offene Stadt ohne öfftl. Geb. und Vorstädte beschrieben.
    1793: 96 Feuerstellen; 19 H mit Ziegel-, 60 mit Schindel , 17 mit Strohdach; 7 wüste Stellen; 30 Scheunen vor der Stadt. – Um 1800: 101 H, davon 20 mit Ziegeldach. – 1849: 130 Wohngeb.; 140 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 340 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 145 Wohngeb. – 1885: 174 Wohngeb.; 400 Haushltg. – 1905: 164 Wohngeb. – 1925: 181 Wohngeb.; 368 Haushltg. – 1939: 385 Haushltg.
    1988: 339 Whg., davon 141 in Geb. vor 1918, 69 in Geb. von 1918-44, 23 in Geb. von 1945-70, 46 in Geb. von 1971-78 und 60 in Geb. von 1979-88; 100 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 70,5 % mit WC, 72,9 % mit Bad, 73,5 % mit Warmwasser und 56,6 % mit Zentralheizung. – 2002: 298 Wohngeb.; 352 Whg., davon 83 in Geb. vor 1918, 113 in Geb. von 1918-44, 24 in Geb. von 1945-70, 45 in Geb. von 1971-78, 61 in Geb. von 1979-88 und 28 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 97,7 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 87,3 % mit WC, 87,6 % mit Bad, 87 % mit Warmwasser und 72,3 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    1843 wurde das 1835 säkularisierte Kloster auf Abbruch verkauft und abgetragen. Kunstschätze aus dem ehemal. Kloster gelangten in die Pfarrkirche.
    Die Pfarrkirche ein spätgot. Backsteinbau des 15. Jh., 1881 nach W verlängert.
    Das E-Werk von 1906-11 ca. 2 km ö von B. am B.er Stausee.
    Überreste der Befestigungen der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen, Werkgruppe Ludendorff aus den Jahren 1935/36.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Brände: 1592 (Stadt sowie Kirche und Kloster zerstört), 1632 Mai 22 (Stadt und das Dach der Pfarrkirche zerstört), im 2. Nordischen Krieg brannte B. 1660 mitsamt der Pfarrkirche ab, 1768 April 8 (In der Klosterbrauerei brach ein Feuer aus, das die gesamte Stadt mit Ausnahme der Pfarrkirche, des Pfarrhauses und zweier Str. zerstörte).

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1793: 598 Ew. – Um 1800: 649 Ew. – 1816: 832 Ew. – 1849: 1344 Ew. – 1871: 1546 Ew. – 1880: 1725 Ew. – 1890: 1761 Ew. – 1910: 1525 Ew. – 1925: 1413 Ew. – 1939: 1360 Ew.
    1961: 1025 Ew. – 1988: 1217 Ew. – 2002: 1202 Ew. – 2011: 1139 Ew.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1793: 128 M, 160 F, 96 Söhne < 10 J., 31 Söhne > 10 J., 74 Töchter < 10 J., 53 Töchter > 10 J., 5 Gesellen, 2 Lehrjungen, 27 männl. Dienstboten und Knechte, 11 weibl. Dienstboten und Mägde, 11 Fremde.
    Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 21,6 % (247 Pers.) Selbstständige, 14,9 % (170) mithelfende Familienangehörige, 5,2 % (59) Beamte und Angestellte, 58,3 % (666) Arbeiter.
    1793: 9 Ev., 589 Kath. – 1849: 144 Ev., 1130 Kath., 70 Juden. – 1871: 150 Ev., 1373 Kath., 23 Juden. – 1885: 178 Ev., 1535 Kath., 24 Juden. – 1905: 136 Ev., 1487 Kath., 11 Juden. – 1925: 136 Ev., 1267 Kath., 8 Juden.
    1849: 669 M, 675 F. – 1871: 732 M, 814 F; < 10 J.: 391. – 1885: 806 M, 931 F. – 1895: 837 M, 930 F; 4 einzeln lebende M und 23 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 659 M, 754 F. – 1939: 657 M, 703 F; < 6 J.: 11,9 %, 6-13 J.: 15,2 %, 14 bis 64 J.: 58,6 %, ≥ 65 J.: 14,3 %.
    1988: 615 M, 602 F; 0-19 J.: 33,8 %, 20-39 J.: 32,8 %, 40 59 J.: 21,3 %, ≥ 60 J.: 12,1 %. – 2002: 585 M, 617 F; 0 19 J.: 26,7 %, 20-39 J.: 28,5 %, 40-59 J.: 29,5 %, ≥ 60 J.: 15,3 %. – 2011: 537 M, 602 F; im vorproduktiven Alter: 17,5 %, im produktiven Alter: 65,1 %, im postproduktiven Alter: 17,5 %.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Kath. Totenbuch des Zisterzienserklosters B. von 1663-1791 im APP.
    Kb.-Duplikate von 1818-74 im BLHA und als Kopie im FHL Utah. – Ev. Kb.-Duplikate der Pfarrei Weißensee (Chycina) von 1826-74 lückenhaft im BLHA und als Kopie im FHL Utah.
    Standesamtsreg. von 1874-99 und von 1906-11 im APG, von 1874-1937 lückenhaft im LAB, von 1918-45 lückenhaft im StadtA Meseritz und von 1874-1925 lückenhaft als Kopie im FHL Utah.
    Jüd. Bevölkerungslisten von 1869-88 als Kopie im FHL Utah.

    e Bedeutende Persönlichkeiten

    Sebastian Grabowiecki (* um 1543 in Mszczyczyn bei Dolsk, † 1607 Okt. 19 in B.), Dichter und geistl. Schriftsteller. – Jan Dekert (* 1738 vermutl. in B, † 1790 Okt. 4 in Warschau [Warszawa]), Kaufmann, Bgm. von Warschau ab 1789.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    1793: Rat und Schöffen dt. – Um 1800: Bev. als überwiegend poln. beschrieben. – 1807-15: Amtssprache polnisch. – 1905: 29 Polnisch- sowie 3 Mehr- und Anderssprachige. – 1932 April 24: 1 Stimme für die poln. Liste bei den Landtagswahlen.

    c Vereine und politische Organisationen

    1923: Sportverein B. 1923 gegr.
    1945: „Strażak” (Feuerwehrmann) B. gegr., seit 1999 als „Gminny Klub Sportowy B.“ (Gemeindesportklub B.). – 2016: 1 Sportklub.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    1485: Der poln. Kg. verlieh auf Bitten des Abtes B. 3 Jahrmärkte: Am dritten Sonntag der Fastenzeit, am Sonntag nach Sankt Bartholomeus [Aug. 24] und am Sonntag nach Simonis und Jude (Okt. 28) sowie Märkte jeden Samstag. – 1565: Der poln. Kg. verlegte auf Bitten des Abtes die Jahrmärkte auf den dritten Sonntag in der Fastenzeit, den Sonntag vor Johannes d. T. (24.6.) und den Katharinentag (25.11.), den Markt verlegte er auf Mittwoch. – 1543: Kgl. Kommissare, die Streitigkeiten zwischen dem Abt und den Bg. entscheiden sollten, bestimmten, dass die Ew. von B. das Recht hatten, frei Handel, Handwerk, Bierbrauen und Verkauf in den Orten der Umgebung, u.a. Meseritz (Międzyrzecz), auszuüben.
    Hauptnahrung 1793: Ackerbau, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei. B. besaß damals 1 öfftl. Brauhaus und gut 30 Branntweinblasen. Der Branntwein ausgeführt, vor allem nach Meseritz, das Bier nur in B. konsumiert (um 1800: 29 Bg. mit dem Recht zu brauen). Die Jahrmärkte damals durch die wenige Jahre zuvor angelegten Jahrmärkte im ca. 4,5 km entfernten Grunzig (Goruńsko) nicht abgehalten, durch ein 1788 vom Abt von B. in der Stadt errichtetes Schankhaus war der städt. Bierhandel stark vermindert worden. Ebenf. in der Hand des Abtes waren 1 Ziegelei und 1 Mühle. – Um 1800: Das Flüsschen Puronket trieb 3 Mahl- und 1 Schrotmühle(n).
    Zünftige Meister: 1 Bäcker, 1 Böttcher, 1 Brunnenmacher, 3 Fleischer, 1 Glaser, 2 Kaufleute, 5 Maurer, 1 Müller, 1 Scherenschleifer, 1 Schlosser, 7 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 10 Schuster, 1 Siebmacher, 3 Tischler, 10 Wollspinner, 2 Zimmerleute.
    Nichtzünftige Handwerker: 2 Barbiere und Chirurgen, > 30 Branntweinbrenner, 10 Branntweinschenker, 2 Brauer, 1 Galanteriewarenhändler, 1 ungeprüfte Hebamme, 3 Musikanten, 2 Nachtwächter, 2 Offizianten bei den Spitälern, 1 Organist, 3 Splettreißer, 1 Totengräber, 1 Weinschenker.
    Anfang des 19. Jh. war in B. wie in Betsche (Pszczew) und anderen Städten des ehemal. Grenzgebietes eine weitverzweigte Verbrecherbande aktiv, die 1832 ausgehoben wurde.
    1834: 1 Bockwindmühle, 4 Wassermühlen mit 5 Mahlgängen, 1 Webstuhl zu grobem Wollzeug als Nebenbeschäftigung, 1 Ziegelei.
    5 Händler mit kaufmännischen Rechten mit offenen Läden (2 zu Gewürz- und Materialwaren, 3 zum Ausschnitthandel); 39 ohne kaufmännische Rechte (27 Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram, 1 herumziehender Krämer, 11 Viktualienhändler und Höker).
    Bäcker (5 Meister/2 Gehilfen), Böttcher (1/0), Fleischer (5), Grobschmiede (1/2), Korbmacher (1/0), Maurer und Dachdecker (3/11), Rad- und Stellmacher (3/2), Schlosser (1/0), Schneider (8/2), Schuster und Altflicker (12/9), Schwarz- und Schönfärber (1/0), Tischler (4/2), Zimmerleute (3/1).
    3 männl. Dienstboten, 45 Knechte und 21 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 41,3 % der Bev. berufstätig (54,1 % im Gewerbe, 8,8 % in Handel und Dienstleistungen und 37,1 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 36,8 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 9, Maurerei 26, Schornsteinfegerei 3, Tiefbau 60, Zimmerei 13), 40,7 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 2, Kürschnerei 1, Schneiderei etc. 14, Schusterei 20, Weißnäherei 86), 3,6 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 11), 0,7 % in der Lederverarbeitung (Sattlerei 2), 6 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 13, Wagenbau 5), 7,9 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 8, Müllerei 12, Schlachterei 4), 2,5 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 6, Steingut etc. 2), 1,7 % im Textilgewerbe (Seilerei 1, Weberei 2, Zubereitung etc. 2).
    1880: Dampfmühle. – 1890: Zusätzl. Stärkefab. – 1910: Kram-, Pferde- und Viehmärkte, Mühlen, Sägewerk, Stärkefab., Ziegelei. – 1920: Zusätzl. Schablonenfab. – Um 1939: E.-Werk am Obrastausee, Genossenschaftsstärkefab. mit Ölmühle, 4 Getreidemühlen, Landwirtschaft, bes. Obsthandel.
    1939 lebten 7,4 % (84 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 41,7 % (476) von Industrie und Handwerk, 35,8 % (409) von der Land- und Forstwirtschaft, 15,1 % (173) von sonst. Berufen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 45, 5 bis < 10 ha: 7, 10 bis < 20 ha: 11, 20 bis < 100 ha: 35, ≥ 100 ha: 2.
    1993: Schließung des Staatlichen landwirtschaftlichen Betriebs (PGR), Verlust eines Großteils der Arbeitsplätze und wirtschaftl. Niedergang. – Betriebsgrößen 2019: 0 9 Beschäftigte: 107, 10-49: 5, 50-249: 1.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    1549: Der Abt von B. bestätigte den Schneidern ihre Innungsartikel nach Vorbild der Stadt Schwerin/W. (Skwierzyna). – 1636 Sept. 29: Der Abt von B. bestätigte den Schustern ihre Innungsartikel. – 1793: Die Schusterinnung war eine geschlossene Innung. – 1659: Der Müllerinnung wurden ihre Statuten bestätigt. – 1910: Sparkasse, Spar- und Darlehenskasse vorh.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    In den 1980er-Jahren befand sich in B. eine PKS-Haltestelle.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung. – Um 2000: Erholungszentrum.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    Zwischen 1458 und 1485: Magdeburger Recht verliehen. – 1565: Der poln. Kg. glich die Rechte von B. an die anderer poln. Städte an. – 1619, 1767: Rechte bestätigt.
    1945 Aug. 30: Verlust des Stadtrechts.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1577: Bgm. und Rat erw. – 1793: 1 Bgm. und 6 Ratmannen sowie der Stadtsekretär und Kantor. – Bgm. und Stadtrichter wurden jährl. im Jan. gewählt, indem die Bürgerschaft über jeweils 4 Kandidaten aus Rat und Gericht abstimmte. Die Wahl musste vom Abt bestätigt werden. Damals 1 Rats- und 1 Gerichtsdiener. – 1849: 2 Kommunalbeamte. – 1883: Bgm., 2 Schöffen, 6 Stadtverordnete.

    c Gerichtsbarkeit

    1793: 1 Stadtrichter und 6 Schöffen sowie 4 Stadtgeschworene. Der Magistrat hatte Jurisdiktion in Polizeiangelegenheiten. Einführung der preußischen Gerichtsordnung. – Vor 1793: Der Abt war Appellationsinstanz. – 1807-15: Code Napoléon, franz. System. – 1834: Neue Gerichtsverfassung für die Prov. Posen. – 1849: Gerichtsdeputation Schwerin/W. (Skwierzyna). – 1879: Amtsgericht Schwerin/W. – 1910: Gerichtstage bez.

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1874: Standesamt.
    1880: Post und Telegraf vorh. – 1910: Telefon vorh.
    1910: Sitz eines Polizeidepartements.
    1948: Sitz einer Landgemeinde, die 8 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2020: Sitz einer Landgemeinde, die insg. 25 Ortschaften umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Hz. von Großpolen. – Um 1300 kam B. an die Mark Brandenburg.— 1326-1793: Polen. – 1507: Kr. Posen (Poznań). – 1793: Südpreußen, Kammer zu Posen. – 1807-15: Hzt. Warschau (Warszawa), Kr. Meseritz (Międzyrzecz). – 1815: Kgr. Preußen, Prov. Posen. – 1818-87: Kr. Birnbaum (Międzychód). – 1887: Kr. Schwerin (Skwierzyna). – 1922: Grenzmark Posen-Westpreußen. – 1938: Prov. Brandenburg.
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Posen, Kr. Schwerin (Skwierzyna). – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Schwerin. – 1975: Wojewodschaft Landsberg/W. – Seit 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Meseritz.
    1513 Okt. 15: In B. fanden Verhandlungen zur Beilegung von Grenzstreitigkeiten zwischen Gesandten des Markgr. Johann und des poln. Kg. statt.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1433 Mai 6: Der Vogt der Nm eroberte B. und brannte es mitsamt dem Kloster und den umliegenden Dörfern nieder. – Von 1940-45: In B. bestand ein Zwangsarbeitslager für ca. 70 Gefangene, vor allem für Polen und Ukrainer.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1910: Bezirkskommando Samter (Szamotuły).

    b Wehrverbände

    1505: Schützengilde erw. – 1918/19: Beim Großpoln. Aufstand Einwohnerwehr.

    c Garnison

    1849: 6 Militärpers. (4 M, 2 F). – 1905: Keine.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Das an einem Dokument von 1576 erhaltene Siegel (26 mm) mit der Umschrift „°SI ° CIVITATIS ° BLES” zeigt den poln. Adler im Schild, über dem sich eine kl. Lilie befindet. 1778 wurde ein ovales Siegel (25 : 23 mm) mit der Umschrift „SIGILLVM CIVI ·· I BLESDZOVIENSIS” benutzt, das das Siegelbild zeigt. – Von 1748-1805 ist ein Siegel (33 mm) mit der Umschrift „SIGILLVM CIVITATIS BLEDZOVIENSIS SACRI ORDINIS CISTERCIENSIS“ belegt mit dem Adler mit den oben gen. Attributen und einer Bügelkrone, dessen Brust mit einer Scheibe belegt ist, die ein Wappen mit geschachtem Schild, Helm und Decken zeigt. – Aus der Zeit kurz nach dem Anfall an Preußen stammt vermutl. ein Siegel (32 mm) mit der Umschrift „SIEGEL DER STADT BLESEN“, das im Feld den fliegenden preußischen Adler mit Schwert und Zepter in den Fänger zeigt, unter diesem durch einen Strich getrennt ein Wappen mit einer Bügelkrone auf dem Helm.

    b Wappen

    Silberner Adler in rotem Feld, der in einem Fang einen Abt- oder Bischofsstab, in anderen Versionen eine Mitra trägt.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    1507: B. zahlte 4 Gulden und 3 Gr. Schoss. – 1581: B. zahlte 568 Gulden 10 Pf. 12 Gr. Steuern. – 1742: B. zahlte dem Abt von B. 143 Tympfe 18 Gr. – 1793: Keine Kämmerei. Die Stadt erhob einen Pflaster- und Brückenzoll, der aber zur Instandhaltung der Brücken nicht ausreichte. B. gab damals jährl. 2 Gulden pro Feuerstelle, 182 Gulden Getreidezehnt, 500 Gulden 15 Gr. Tranksteuer (Czopowe) und 585 Gulden Subsidium Charitativum an die Geistlichkeit; zusammen 1651 Gulden 15 Gr. Außerdem leisteten die Ew. grundherrl. Abgaben, u.a. 25 Tlr. Martinszins und den 20ten der Kaufsumme bei Güterverkäufen. Umstritten waren Frondienste, die der Abt von den Ew. forderte. – Nach 1793: Akzise und Servis.
    1883: Keine Zuschläge zu den staatl. Steuern, keine Gemeindesteuern; Einnahmen: 7979 Mk; Ausgaben: 7947 Mk. – 1911: 130 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Geb.-, Gewerbe- und Grundsteuer, 100 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, Hunde-, Lustbarkeits- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 46350 Mk; Ausgaben: 45342 Mk; Kapitalvermögen: 115944 Mk; Schulden: 49313 Mk.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    Das Stadtgebiet im O, S und W vom Parnickelfließ, in N vom Landsberger Tor begrenzt. – 1581: B. zahlte Steuer (Pobór) von 8½ Hufen. – 1793: Stadtflur nicht vermessen. – 1885: 2673 ha. – 1905: 2702,4 ha. – 1931: 2661,4 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 4,83 Mk).

    d Eingemeindungen

    Wohnplätze 1871: Ausbauten, VW B., Brauhaus, Thiemsmühle. – 1931: VW B., Hintermühle, Malzmühle, Schützenhaus, Stärkefab., Thiemsmühle.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Posen (Poznań). – 1412: Die Pfarrei B. erw. – 1589: Nur noch 6 Kath. in B. – 1603: Katharinenkirche erw., zu der damals 9 Klosterdörfer gehörten. – 1793: 1 kath. Kirche mit einem Propst und Commendarius. –  Im 16. Jh. wurden die urprüngl. dt. Mönche des Klosters B. polonisiert. – 1793: Im Kloster 22 Professen, 2 Novizen, 2 Laienbrüder. – 1796: Konfiszierung des Klosterbesitzes, was zum Niedergang der Klostergemeinschaft führte. – 1835: Säkularisierung des Klosters. – 1918: Ansiedlung von Boromäerinnen in B. – 1923: Apostolische Administratur Schneidemühl (Piła). – 1938: 1 kath. Pfarrer.
    Ab 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Betsche (Pszczew).

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Die zur Reformationszeit in B. eingedrungene ev. Religion wurde unter Abt Andrzej Kościelecki (1589-91) unterdrückt. – 1885: Kspl. Weißensee (Chycina).

    c Juden

    1543: Juden in B. erw. – 1563: Die Juden in B. und Meseritz (Międzyrzecz) zahlten 90 Zloty Kopfsteuer. – 1800: 6 Juden. – 1842: 113 Juden, Synagoge mit Rabbiner. 3 Juden betrieben Schankwirtschaft und Kramhandel auf dem Land, 24 stehenden Handel, 4 haussierten, 1 Jude betrieb Schank- und Gastwirtschaft, 1 Jude selbstständiges Handwerk oder Fabrikation. – 1905: Filiale von Meseritz, 13 Juden. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet in B. 2 Pers. – Auf dem nach 1800 ca. 1,5 km w von B. angelegten Friedhof befinden sich noch 30 Grabsteine, der älteste aus dem Jahr 1826.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    1849: 1 H zur Aufnahme von Kranken und Altersschwachen, 1 Zivilwundarzt 2. Klasse, 1 geprüfte Hebamme. – 1938: 1 Apotheke, 1 Arzt, 1 Dentist, 1 Tierarzt.
    2020: 2 priv. Gesundheitszentren, 2 Apotheken.

    b Versorgungseinrichtungen

    1793: 1 öfftl. und 16 priv. Brunnen.
    1910: E- und Gaswerk sowie Überlandzentrale vorh.
    2002: 98,5 % aller Wohngeb. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 91,4 % mit Anschluss an die Kanalisation.

    c Freizeiteinrichtungen

    1834: 1 Krug und Ausspannung, 7 Schankwirte. – 1928: 2 Schießsportanlagen, 1 Turn-, Spiel- und Sportplatz, 1 Turnhalle. – 1938: 2 Hotels
    1980er Jahre: Jugendherberge vorh. – 2019: 1 Ferienanlage, 1 Stadion.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1448: Der Schulrektor erw. – 1793: 1 Trivialschule mit 1 Lehrer. Gründung eines theologischen Studiums im Kloster. – 1849: 2 Elementarschulen. – 1871: 16,7 % der Bev. < 10 J. Analphabeten. – Um 1939: Kath. und ev. Volksschule.
    2018: Je 1 öfftl. Vor-, Grund- und Mittelschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    2008: Bibliothek vorh. – 2019: 3605 Bde.

  • 18 Das Pressewesen

    Keine Informationen.

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliographien

    Verzeichnis Grenzmark, S. 395f. – Rister, S. 215.

    b Quelleneditionen

    Quellen zur Geschichte von B. sind im CDMP gedruckt.

    c Gesamtdarstellungen

    Wuttke, Städtebuch, 1864, S. 270. – L. Hertel, Geschichte des ehemal. Zisterzienserklosters B., 1928. – DSB 1, 1939, S. 506f. – Słownik historyczno-geograficzny województwa poznańskiego w średniowieczu 1, 1981, S. 57f.

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Reste des StadtA befinden sich heute im APZG.