• 1 Der Name der Stadt

    1360: Cargowo (CDMP I, Nr. 1426). – 1400: Kargowa. – 1434: Gargowa. – 1443: Dargowa. – 1510: Thargowa. – 1793: Unruhstadt, poln. Unrugowo oder Kargowa. – 1871: Unruhstadt (Karge). – 1939: Unruhstadt.
    1946, 2020: Kargowa.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Auf einem dem der Moränenlandschaft am N-Rand des Berlin-Warschauer Urstromtales vorgelagerten Sandfeld an der Faulen Obra (Obrzyca). Höhe: 60 m.

    b Verkehrslage

    An der 1856 zur Chaussee ausgebauten Str. von Posen (Poznań) nach Züllichau (Sulechów). 1905 Anschluss an die Eisenbahn von Wollstein (Wolsztyn) nach Züllichau, die durch die Grenzziehung 1919 unterbrochen wurde.
    Der Personenverkehr 1994 eingestellt. Heute liegt U. an der Nationalstr. (DK) 32 von Schenkendorf (Sękowice) nach Stenschewo (Stęszew) sowie den Wojewodschaftsstr. (DW) 313 von Bomst (Babimost) nach Kleinitz (Klenica) und 314 von U. nach Schwenten (Świętno).

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Das 1360 erw. Dorf Karge, das sich durch gr. Schweinehandel (Schweine-Karge) auszeichnete, erhielt 1637 Marktrecht mit 6 Jahrmärkten und einem Wochenmarkt. – 1641 erwarb Christoph von Unruh das Dorf, neben dem er bald Glaubensflüchtlinge aus Schlesien ansiedelte.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Um 1650 gründete der Starost von Gnesen Christoph von Unruh bei seinem Dorf Karge U. zur Ansiedlung von schles. Glaubensflüchtlingen. 1655 verlieh er dem Ort Statuten, die u.a. eine Feuerordnung und Bestimmungen über den Magistrat erhielten. – 1661 verlieh der poln. Kg. U. das Stadtrecht. – 1793: Mediatstadt.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1655: Städtlein. – 1659: freyherrliche Stadt. – 1777: Hochgräfliche Stadt. – 1793, 1849, 1939: Stadt.
    1946, 2020: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    1661 heißt es in der Stadtrechtsverleihung, dass U. nach dem Muster anderer Städte im Königreich Polen mit Mark, Rathaus und regelmäßig angelegten Str. errichtet werden sollte. – U. ist eine planmäßige, trapezförmige Stadtsiedlung mit 2 rechteckigen Marktplätzen und sich rechtwinklig kreuzenden Str. zw. den Chaussen, die nach Altreben (Chwalim) und Kleinitz (Klenica) führen. 1796 als regulär und gut gebaut bezeichnet, die H aus Fachwerk mit Schindeln gedeckt. Die Stadtkirche vor der Stadt im Dorf Karge auf dem Schlossplatz, hatte angebl. vorher auf dem 1796 noch vorh. poln. Kirchhof gestanden. Nicht ummauert und ohne Tore. In der Vorstadt entlang einer breiten Str. 2 Ross- und 36 Windmühlen. – 1849 U. durch die Abgabe von ca. 118 mrg. Gutsland erweitert, später durch die Gewinnung von Bauland an der Chaussee nach Altreben und 1927 durch die tw. Eingemeindung von Karge, mit dem die Stadt schon früher tw. zusammengewachsen war.
    Die Bebauung des 18./19 Jh. heute noch weitgehend erhalten. Im O des Stadtgebiets entstand in den letzten Jahrzehnten neue Bebauung mit Blöcken.
    1715: Ca. 170 H. – 1793: 288 Feuerstellen; 9 Scheunen; 105 H mit Braugerechtigkeit, die im öfftl. Brauhaus brauen mussten. 95 H mit massiven und 193 mit nicht massiven Feuermauern, 1 H mit Ziegel, der Rest mit Schindeln und Stroh gedeckt. – 1849: 251 Wohngeb.; 37 Fabrikgeb., Mühlen und Privatmagazine; 292 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 228 Wohngeb. – 1885: 229 Wohngeb., 431 Haushltg. – 1905: 252 Wohngeb. – 1925: 241 Wohngeb., 443 Haushltg. – 1939: 552 Haushltg.
    1950: 312 Wohngeb.; 478 Whg. – 1960: 333 Wohngeb.; 592 Whg. – 1970: 673 Whg. – 1988: 868 Whg., davon 297 in Geb. vor 1918, 202 in Geb. von 1918‑44, 59 in Geb. von 1945‑70, 136 in Geb. von 1971‑78 und 174 in Geb. von 1979‑88; 95,4 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 74,9 % mit Anschluss an das Gasnetz, 79,1 % mit WC, 79 % mit Bad, 69 % mit Warmwasser und 59,9 % mit Zentralheizung. – 2002: 549 Wohngeb.; 964 bew. Whg., davon 276 in Geb. vor 1918, 215 in Geb. von 1918‑44, 84 in Geb. von 1945‑70, 143 in Geb. von 1971‑78, 173 in Geb. von 1979‑88 und 76 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 99,4 % aller bew. Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 91,7 % mit Anschluss an das Gasnetz, 94,3 % mit WC, 91,8 % mit Bad, 83,1 % mit Warmwasser und 77,5 % mit Zentralheizung. – 2018: 1197 Whg.; 99,5 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 91,6 % mit Anschluss an das Gasnetz, 98,6 % mit WC, 95,7 % mit Bad, 84 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    Das älteste Rathaus stammte aus der 2. Hälfte des 17. Jh. – 1748: Fertigstellung eines Neubaus, 1855 durch Feuer zerstört, 1856 als zweistöckiges quadrat. Geb. um einen Innenhof mit Turm an der O-Seite umgebaut.
    Die ehemals ev. Kirche (Kościól św. Maksymiliana Kolbego) 1801‑06 anstelle eines Fachwerkbaus von 1738 als spätklassizist. Massivbau errichtet. 1832 Anbau des Turms. 1945-79 als Getreidemagazin genutzt, 1979 als kath. Kirche geweiht.
    Neogot. Adalbertkirche (Kościół św. Wojciecha) 1902 erbaut, Umbau und Errichtung des Turms 1932.
    1615-23 erbaute Maciej Żychliński in seinem Gut Karge ein Schloss. Das im SO der Stadt gelegene spätbarocke Schloss wurde 1732 für den poln. Kg. August II. errichtet, dem es auf Lebenszeit verpachtet war. 1735 von einer Armee der Konföderierten angezündet. Das heutige Schloss mit Parkanlage nach 1735 als zweistöckiges Barockgeb. errichtet.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Stadtbrände: 1837 (20 H), 1841 (ca. 150 H), 1855 (70 H und das Rathaus).
    Hochwasser: 1854.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1793: 1561 Ew. – 1849: 2040 Ew. – 1871: 1959 Ew. (Dorf Karge: 728 Ew.). – 1880: 2023 Ew. – 1890: 1723 Ew. – 1910: 1612 Ew. – 1925: 1469 Ew. – 1939: 1679 Ew.
    1945 Dez. 1: 1705 Ew. – 1946: 1403 Ew. – 1950: 1796 Ew. – 1961: 2478 Ew. – 1970: 2629 Ew. – 1988: 3406 Ew. – 2002: 3604 Ew. – 2011: 3711 Ew. – 2019: 3768 Ew.
    1919 waren nach Angaben der poln. Delegation in Paris 820 Ew. der Stadt Polen und 970 Dt., im Dorf Karge 200 Polen und 70 Dt.
    Nach WK II wurden 452 Ew. als Autochthone anerkannt.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1793: 273 M, 317 F, 149 Söhne < 10 J., 92 Söhne > 10 J., 162 Töchter < 10 J., 89 Töchter > 10 J., 33 Gesellen, 14 Lehrjungen, 6 männl. und 75 weibl. Domestiken, 351 Juden. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 25,7 % (365 Pers.) Selbstständige, 7,4 % (105) mithelfende Familienangehörige, 20,5 % (290) Beamte und Angestellte, 46,4 % (657) Arbeiter.
    1793: 1181 Ev., 2 Reformierte, 27 Kath., 351 Juden. – 1849: 1649 Ev., 86 Kath., 250 Juden. – 1871: 1537 Ev., 289 Kath., 133 Juden. – 1885: 1289 Ev., 230 Kath., 1 sonst. Christ, 84 Juden. – 1905: 1222 Ev., 409 Kath., 3 sonst. Christen, 61 Juden. – 1925: 1054 Ev., 384 Kath., 21 Juden, 3 Bekenntnislose.
    1849: 977 M, 1008 F. – 1871: 1013 M, 946 F; < 10 J.: 348. – 1885: 707 M, 897 F. – 1895: 760 M, 910 F; 10 einzeln lebende M und 62 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 675 M, 794 F. – 1939: 773 M, 906 F; < 6 J.: 12,3 % (207 Pers.), 6-14 J.: 12,9 % (216), 14-64 J.: 64,9% (1090), ≥ 65 J.: 9,9 % (166).
    1950: 841 M, 955 F. – 1970: 1259 M, 1370 F. – 1988: 1643 M, 1763 F; 0-19 J.: 36,9 %, 20-39 J.: 31,4 %, 40‑60 J.: 19,2 %, ≥ 60 J.: 12,5 %. – 2002: 1758 M, 1846 F; 0-19 J.: 30,7 %, 20-39 J.: 28,8 %, 40-60 J.: 26,6 %, ≥ 60 J.: 13,9%. – 2011: 1793 M, 1918 F. – 2019: 1839 M, 1929 F; 0-14 J.: 15,9 %, 15-64 J.: 68,2 %, ≥ 65 J. 16 %.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Ev. Kb.-Duplikate von 1873/74 im BLHA und als Kopie im FHL Utah. – Kath. Kb. von 1921-45 im Diözesanarchiv Grünberg (Zielona Góra).
    Standesamtsreg. von 1874-1932 lückenhaft im StadtA Unruhstadt, von 1874-1937 lückenhaft im LAB, von 1874-90 lückenhaft als Kopie im FHL Utah.
    Jüd. Standesreg. von 1817-74 lückenhaft als Kopie im FHL Utah und von 1840-48 lückenhaft im APZ.
    Kb. der Militärgemeinde von 1835-80 lückenhaft im Archiv des kath. Militärbischofs in Berlin.

    e Bedeutende Persönlichkeiten

    Sigismund Stern (* 1812 Juli 2 in Karge, † 1867 Dez. 9 in Frankfurt am Main), Pädagoge und Schriftsteller, wichtiger Vertreter des Reformjudentums. – Felix Bamberg  (* 1820 Mai 17 in U., † 1893 Feb. 12 in Saint-Gratien [bei Paris]), Diplomat, Schriftsteller und Publizist. – Wilhelm Blanke (* 1873 März 11 in U., † 1936 April 16 in Schwiebus), Maler und Lithograf.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., schles. Dialekt.
    1793: Alle Magistratsmitgl. der dt. Sprache mächtig. – 1797 konnten die Ew. des Dorfes Karge (Kargowa) kein Dt. und sprachen schlechtes Polnisch. – Bis 1907 wurden in U. poln. Gottesdienste für Protestanten aus U. und Umgebung abgehalten. – 1905: 283 Polnisch- und 2 Anders- oder Mehrsprachige. – Um 1930 gab es Bestrebungen des Bunds der Polen in U. eine poln. Schule zu gründen, die Zahl der poln. Schulkinder wurde auf 20 geschätzt.

    c Vereine und politische Organisationen

    Vereine 1928: Männerturnverein, gegr. 1884. – V(erein). F(ür). B(ewegungsübungen). U., gegr. 1921. – Wahlen zum preuß. Landtag 1921: SPD: 282 Stimmen, DVP: 220, DDP: 113, DNVP: 44, Zentrum: 39. – 1924 wurden bei den Reichstagswahlen in U. 50 Stimmen und im Dorf Karge 35 Stimmen für die poln. Liste abgeben. – Kommunalwahlen 1929 Nov. 17: SPD: 151 Stimmen, Zentrum: 123, Mittelstand und Rentier: 167, Grundbesitz und Kleingewerbe: 88, Parteilos: 218. – Reichstagswahlen 1932 Nov. 6: NSDAP: 495 Stimmen (46,1 %), Zentrum: 205 (19,1 %), SPD: 150 (14 %), DNVP: 127 (11,8 %), KPD: 57 (5,3 %).
    1947: Sportklub „Garde“ (Gwardia) gegr. – 2016: 1 Sportklub.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    1510: Mühle mit 1 Rad wüst. – 1581: Walkmühle mit 1 Rad und Sägemühle mit 1 Rad. – 1581: 1 Fischer, 4 Handwerker, 1 Schafhirte. – 1637: Das Dorf Karge erhielt Marktrecht mit 6 Jahrmärkten und einem Wochenmarkt. – 1802: Einführung von 2 Wollmärkten. – 1840: 4 Jahrmärkte.
    In der Umgebung alter Weinbau, schon vor der Stadtgründung bedeutender Schweine- und Borstenhandel. – In U. entwickelte sich bedeutende Tuchmacherei, die die Märkte in Leipzig, Naumburg und Braunschweig belieferte und bes. Militärtuche fabrizierte. Das Zunftbuch nennt 1653 17 Tuchmachermeister. – 1815: 95 Meister, bald darauf Niedergang wegen der Ausfuhrbeschränkungen infolge der Schließung der russ. Grenze um 1820. – 1845: In U. entstand eine Tuchmachergenossenschaft mit 17 Meistern, die moderne Maschinen anschaffte und nach anfängl. Erfolgen ebenf. einging. – 1852: Abbruch der Walkmühle. – In U. gab es sehr viele Windmühlen. 1800: 36. – 1937: 4.
    1748: Ca. 220-230 Handwerksmeister, darunter 15 Bäcker, 5 Böttcher, 10 Fleischer, 44 Müller, 37 Schankwirte, 6 Schneider, 17 Schuster, 4 Tischler, 66 Tuchmacher.
    1793: Branntweinbrennerei (29 Branntweinblasen), Handwerk und Tuchmacherei als Hauptnahrung gen. Viele Tuchmacher, in der Vorstadt, 2 Schrot- und 35 Windmühlen erw., die das für die Schweinemast nötige Getreide schroteten. Im Dorf Karge eine Wasser- und Walkmühle. 5 unbedeutende Kram- und Viehmärkte, 1 Wochenmarkt. Bis 1793 galt in U. Posener Maß.
    1793: 5 Materialhändler, 3 Krämer.
    Zünftige Meister: 19 Bäcker, 4 Böttcher, 1 Färber, 14 Fleischer, 1 Glaser, 1 Gürtler, 2 Handschuhmacher, 3 Huf- und Waffenschmiede, 1 Hutmacher, 5 Kaufleute, 1 Klempner, 1 Knopfmacher, 1 Kupferschmied, 4 Kürschner, 5 Lein- und Garnweber, 2 Lohgerber, 2 Maurer, 37 Müller, 1 Nadler, 1 Perückenmacher, 2 Schlosser, 12 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 24 Schuster, 2 Seifensieder, 4 Seiler, 3 Stell- und Radmacher, 1 Strumpfsticker, 6 Tischler, 4 Töpfer, 6 Tuchhändler, 67 Tuchmacher, 4 Tuchscherer, 3 Zimmerleute; außerdem insg. 33 Gesellen und 14 Lehrjungen.
    Nichtzünftige Gewerbe: 1 Apotheker, 4 Barbiere und Chirurgen, 29 Branntweinbrenner und -schenker, 105 Brauer, 1 Destillateurin, 1 Fuhrmann, 2 Gastwirte, 2 Hebammen, 1 Kornhändler, 1 Doktor der Medizin, 2 Musikanten, 4 Nachtwächter, 1 Organist, 1 approbierter Schulhalter, 1 Steinhändler, 1 Totengräber, 4 Weinschenker.
    Anfang des 19. Jh. war in U. wie in Betsche (Pszczew) eine weitverzweigte Verbrecherbande aktiv, ein Teil der Bev. lebte von Diebstahl und Hehlerei. Erst 1832 wurden die Gaunernester ausgehoben.
    1834: 35 Bockwindmühlen, 1 Rossmühle, 26 gewerbsweise gehende Webstühle in Wolle und Halbwolle, 4 in Leinen.
    37 Händler mit kaufmänn. Rechten, mit offenen Läden (9 zu Gewürz- und Materialwaren, 18 zum Ausschnitthandel, 10 zu anderen Waren); 33 ohne kaufmänn. Rechte (31 Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram, 2 Viktualienhändler und Höker).
    Bäcker (16 Meister/3 Gehilfen), Kuchenbäcker und Konditoren (2/0), Böttcher (3/1), Drechsler (3/0), Fleischer (14/2), Gerber (2/1), Glaser (3/0), Grobschmiede (3/2), Gürtler (1/0), Handschuhmacher und Beutler (1/0), Hut- und Filzmacher (1/0), Kammmacher (1/0), Klempner (1/0), Kupferschmiede (1/0), Kürschner (5 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Maurer und Dachdecker (1/1), Posamentierer (1/0), Putzmacher(innen) (1/0), Rad- und Stellmacher (2/1), Riemer und Sattler (4/3), Schlosser (4/3), Schneider (19/6), Schuster und Altflicker (19/3), Schwarz- und Schönfärber (2/0), Seifensieder und Lichtzieher (3/0), Seiler (3/1), Tischler (11/5), Töpfer und Ofenfabrikanten (4/2), Tuchscherer und -bereiter (3/0), Uhrmacher (2/1), Zimmerleute (1/0).
    3 Dienstbotinnen, 8 Knechte und 103 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 31,4 % der Bev. berufstätig (66,2 % im Gewerbe, 25,1 % in Handel und Dienstleistungen, 8,7 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 11,6 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 4, Glaserei 1, Klempnerei 3, Maurerei 9, Schornsteinfegerei 3, Tiefbau 24, Zimmerei 5), 26,2 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 1, Hut- und Putzmacherei 6, Kürschnerei 6, Schneiderei etc. 25, Schusterei 41, Weißnäherei 32), 0,7 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 2, Pharmazie 1), 0,5 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Gold und Silber 1), 8,7 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 1, Kämme, Schirme etc. 2, Tischlerei 34), 3,5 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 5, Sattlerei 10), 4 % im Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 8, Uhren 1, Wagenbau 8), 25,9 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 23, Brauerei 7, Brennerei 4, Genussmittel 1, Müllerei 53, Schlachterei 22), 0,2 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 1), 0,9 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Steingut etc. 4), 17,7 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 1, Seilerei 6, Spinnerei 25, Weberei 33, Zubereitung etc. 10).
    1880/90: Hopfen- und Weinbau, Schweinehandel, viele Windmühlen. – 1910: Brauerei, Kram-, Likör-, Pferde-, Sprit-, Viehmärkte, Zigarren-, Zuckerwarenfab., Molkerei, Mühlen, Sägewerke, Sparkasse, Ziegelei.
    Nach dem Niedergang des Handwerks entwickelten sich Brauerei, der Weinbau wich Erdbeer- und Johannisbeerzucht. – 1914: Eröffnung einer Schokoladenfab., in der 400 Arbeiter beschäftigt waren. – 1920: Bierbrauerei, 14 Mühlen, 1 Ölmühle, 2 Sägewerke, 1 Ziegelei. – Um 1939: Beerenkultur, Branntweinbrennereien, Zuckerwaren- und Schokoladenfab.
    1939 lebten 20,3 % (287 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 55,6 % (788) von Industrie- und Handwerk, 7,3 % (104) von der Land- und Forstwirtschaft und 16,8% (238) von sonst. Berufen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 34, 5 bis < 10 ha: 11, 10 bis < 20 ha: 6.
    1950: 72,8 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Erwerbsquellen. – 1960: 15 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Um 1965: Bonbonfab., Brauerei, Mühle und Tischlereibetriebe. – 1970: 80,4 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Erwerbsquellen. – 1984: 25 Verkaufspunkte. – Um 2000: Wenig Industrie, vor allem Lebensmittelverarbeitung (Geflügelschlachthof, Mühle, Schokolade- und Grützefab.). – 2002: 57 Läden und Tankstellen.
    2002: 83 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2018: 89,6 %. – Betriebsgrößen 2019: 0-9 Beschäftigte: 439, 10-49: 14, 50-249: 2.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    Zunftprivilegien: Tuchmacher (1653), Brauer (1661), Schneider (1665), Bäcker (1679), Müller (1744). – 1793: Bäcker, Schuster und Fleischhauer hatten geschlossene Innungen. – 1910: Sparkasse vorh. – 1938: Spar- und Darlehensbank.
    1947: Gründung der Genossenschaftsbank.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1818: U. lag an der fahrenden Post von Posen (Poznań) nach Züllichau. Von U. gingen Botenposten nach Bomst (Babimost) und Bentschen (Zbąszyń). – 1927: Gründung einer Busgenossenschaft, die eine Buslinie von Lupitze (Łupice) über U. nach Bomst bedienen sollte.
    Taxis 1960: 1. – 1984: 2. – 2018: Keines.
    2020: Busverbindungen u.a. nach Wollstein (Wolsztyn).

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    1885: Polizeidistrikt U.
    Um 2000: Lokales Zentrum für Gewerbe und landwirtschaftl. Dienstleistungen.
    2011: 414 Ein- und 263 Auspendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    1655 Sept.: Christoph von Unruh verlieh U. eine Stadtordnung mit 18 Punkten. – 1661 Juni 8: U. erhielt vom poln. Kg. Magdeburger Recht verliehen.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1661: Bei der Verleihung des Magdeburger Rechtes bestimmte der poln. Kg., dass es in U. 1 Stadtrat, 1 Bgm. und ein St.-Gericht mit Richter geben sollte. – 1665: Bgm. (Consul) erw. – 1723: Stadtschreiber erw. – 1793: 6 Ratmannen, von denen einer als Bgm. fungierte. Aus 3 von der Bürgerschaft vorgeschlagenen Kandidaten wählte der Stadtherr einen aus; 1 Ratsdiener. – 1849: 3 Kommunalbeamte. – 1883: 4 Magistratsmitgl., 12 Stadtverordnete. – 1925: 5 Magistratsmitgl., 12 Stadtverordnete.

    c Gerichtsbarkeit

    1400/02: 1 Schultze in Karge erw. – 1793: 1 Richter mit 5 Schöffen. – 1807‑16: Gericht in U., nach Wollstein (Wolsztyn) verlegt. – 1849: Kr.-Gericht Wollstein. – 1879: Amtsgericht U. – 1938: 2 Rechtsanwälte.
    2020: Amtsgericht Schwiebus (Sąd Rejonowy w Świebodzinie).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1793: U. wurde Kreisstadt. – 1796: Postamt und Hauptzollamt vorh. – Von 1807‑15: Zollamt. – 1818: Verlegung des Landratsamts von U. nach Bomst (Babimost). – 1849: 3 Zivilbeamte in der allgemeinen Landesverwaltung. – 1874: Standesamt. – 1880: Postamt. – 1910: Telegraf und Telefon vorh., Bahnmeisterei. – Um 1939: Arbeitsdienst für die weibl. Jugend, Lager 12/41.
    1948: U. war Sitz einer Landgemeinde, die 8 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2020: U. ist Sitz einer Stadt-Landgemeinde, der insg. 14 Ortschaften angehören.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Polen. – 16. Jh.: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Kosten (Kościan). – 1793-1807: Südpreußen, Kr. U. – 1807-15: Hzm. Warschau (Warszawa). – 1815: Preußen, Prov. (Großhzm.) Posen. – 1818: Kr. Bomst (Babimost). – 1922: Prov. Grenzmark-Westpreußen, Kr. Bomst. – 1938: Prov. Brandenburg, Kr. Züllichau-Schwiebus (Sulechów-Świebodzin).
    1946: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Bomst. – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Züllichau. – 1975: Wojewodschaft Grünberg. – Seit 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Grünberg.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1735: Im poln. Erbfolgekrieg unter dem Wojewoden Graf Tarlo geplündert, dabei das Schloss angezündet. – 1759: Durchmärsche feindl. Truppen. – 1793 Jan. 28: Die 60-köpfige Garnison wehrte sich gegen die Preußen, der Kommandeur wurde festgenommen. – 1919 Jan. 24- Feb. 12: U. war während des Großpolnischen Aufstands kurzzeitig von poln. Aufständischen besetzt. – 1945 Jan. 29: Einmarsch der Roten Armee, U. dabei kaum zerstört, die Nordseite des Marktes nach der Besetzung durch sowjet. Soldaten niedergebrannt. Dabei U. zu ca. 45 % zerstört. Flucht und Vertreibung der dt. Bev., systemat. Vertreibungen sind von 1945 Juni bis Mai 1947 bez.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1885: Landwehr Bataillonsbezirk Kosten (Kościan). – 1910: Bezirkskommando Kosten.

    b Wehrverbände

    1719: Schützengilde. – 1848: Aus der Schützengilde bildete sich eine 200 Mann starke Bürgerwehr, die aus der Festung Glogau (Głogów) Waffen erhielt.

    c Garnison

    Vor 1793: 1 poln. Kommando von 60 Mann des Brandowskischen Rgt. – 1796-99: 1 Eskadron des Dragoner-Rgt. Nr. 12. – 1807-15: Ein poln. Kommando. – 1815-59: Verschiedene Stämme der Landwehr. – 1860: 3. und 4. Eskadron des Ulanen-Rgt. Nr. 10, 1883 nach Züllichau (Sulechów) verlegt.
    1849: 1 Militärgeb. – 1878: Depot-Magazin-Verwaltung, Garnison-Lazarett.
    1849: 55 Militärpers. (25 M, 30 F). – 1859: 543 Militärpers. – 1905: Keine. – 1919: 206 Militärpers.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    1675: Das Siegel (24 mm) mit der Umschrift „STADTSIEGEL IN VNRU STADT“ zeigt den gekrönten poln. Adler mit dem Wappenschild der Unruh. – 1777: Das Siegel (37 mm) mit der Umschrift „STADT SIEGEL in UNRUHSTADT“ zeigt die neue poln. Krone mit Bütteln.

    b Wappen

    In Rot der gekrönte silberne poln. Adler mit einem Brustschild: In Gold ein roter Löwe.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    U. leistete Steuern an die Krone Polen und Grundzins an die Grundherrschaft.
    Kämmereieinnahmen 1793: 546 Tlr. 24 Gr.; Ausgaben: 244 Tlr. – Der Stadtherr erhielt damals jährl. 1152 poln. Gulden Herdschoss (Dymowe) und 1491 poln. Gulden 27 Gr. Ziese (Czopowe) von Bier und Branntwein, insg. 2643 poln. Gulden 27 Gr. Außerdem erhielt der Stadtherr jährl. 2150 Tlr. 12 Gr. für Bier, Branntwein, Grundzins und Abgaben von Handwerkern etc. – 1883: Bes. Gemeindesteuern, Hundesteuer; Einnahmen: 11792 Mk; Ausgaben: 11792 Mk. – 1911: 115 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Geb.-, Grund-. und Gewerbesteuer; Bier, -Brau- oder Braumalzsteuer, Hunde- und Lustbarkeitssteuer; Einnahmen: 89724 Mk; Ausgaben: 70412 Mk; Kapitalvermögen: 21809 Mk; Schulden: 98403 Mk; Stiftungsvermögen (Grundbesitz): 750 Mk.
    2018: Einnahmen: 27,4 Mio. PLN; Ausgaben: 25,7 Mio. PLN, wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Verkehr und Kommunikation, öfftl. Verwaltung; Investitionen: 9,8 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1510: Das Dorf Karge hatte 9 besetzte und 8 wüste Halbhufen. – 1793: Keine Stadtflur. – 1849: Keine landwirtschaftl. Nutzflächen. – 1885: 24 ha. – 1905: 25 ha. – 1927: 41 ha eingemeindet, 1932 weitere 26 ha. – 1931: 66,3 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 5,03 Mk).
    1948: 1912 ha. – 1961: 24,61 qkm. – 1972: 14,3 qkm aus der Stadtfläche ausgegliedert. – 1998: 4,1 qkm. – 2019: 4,6 qkm.

    d Eingemeindungen

    1927: Tw. Eingemeindung des Dorfs Karge.
    Wohnplätze 1931: Bhf. U.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Posen (Poznań). – 1408: Der Posener Bf. errichtete eine neue Pfarrei in Kopnitz (Kopanica) und legte ihr mehrere Dörfer bei, die vorher zur Pfarrei Groß Nelke (Niałek Wielki) gehört hatten. – 1510: Das Dorf Karge war der Pfarrei in Kopnitz abgabenpflichtig.
    1902: Bau der Adalbertkapelle. – 1905: Ksp. Kopnitz (Kopnica). – 1923: Apostol. Administratur Schneidemühl (Piła). – 1923: Errichtung des Ksp. U.‑Karge. – 1938: 1 kath. Pfarrer.
    1979: Ev. Kirche als Kirche des hl. Maximilian Kolbe (Kościół św. Maksymiliana Kolbe) geweiht, Filia der Adalbertkirche (Kościół św. Wojciecha). – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Züllichau (Sulechów).

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    1630: Der Grundherr in Karge errichtete im Schloss eine ev. Kapelle. – Ein ev. Pfarrer in Karge vor 1648 erw. – Bis 1727: Karge stand unter Aufsicht des kath. Propstes zu Kopnitz (Kopnica). Visitation der Kirchen durch den Bf. von Posen (Poznań). – 1740-1854: Die Ev. aus Kopnitz waren in U. eingepfarrt. – 1793: 1 ev. Kirche, ein Pastor und 1 Diakon. – 1805: Fertigstellung der ev. Kirche in U. – 1865: Diözese Karge. – 1923: Kirchenprov. Grenzmark Posen-Westpreußen. – 1938: 2 ev. Pfarrer.

    c Juden

    1765: 289 Juden. – 1793: 351 Juden. Die Juden besaßen keine Privilegien, es gab aber mündl. Vereinbarungen mit dem Stadtherrn, die ihnen erlaubten, verschiedene Berufe auszuüben. Synagoge vorh. – Anfang des 19. Jh. exportierten viele U.er Juden Tuche nach Russland, nach der Einführung von Schutzzöllen 1823 wanderten viele von ihnen nach Kongresspolen aus, vor allem in die Gegend von Lodz (Łódź), wo sie Anteil an der Entstehung der dortigen Tuchindustrie hatten. – Ab 1813: Rabbiner erw. – 1834/35: 74 Juden naturalisiert, darunter 1 Übersetzer und Bibliothekar, 3 Lehrer, 11 Kaufleute, 36 Händler, 7 Schneider, 1 Gutspächter, 1 Kaufmannsfrau, 1 Posamentierer, 1 Optikus, 1 Kantor, 1 Buchbinder, 1 Wattefabrikant, 1 Zahnarzt, 1 Pächter, 1 Kürschner, 1 Mechanikus, 1 Silberspinner, 1 Schullehrer, 1 Doktor der Medizin, 1 Rabbiner und 1 Seifensieder. Damals besuchten 89 Kinder die jüd. Elementarschule, 1844 59 Kinder. – 1858: Schule letztmals erw. – 1842: 376 Juden, Synagoge mit Rabbiner. 41 Juden betrieben stehenden Handel, 4 hausierten, 16 betrieben selbstständige Handwerke oder Fabrikation. – 1843: Die 1841 Sept. 21/22 abgebrannte Synagoge wurde wiederaufgebaut, 1888 im neoroman. Stil umgebaut. – Mitte des 19. Jh. besaß die Gemeinde ein Siegel (ca. 25 mm), das einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln zeigte. Umschrift „VERWALTUNGS BEAMTEN D. ISRAELITISCHEN CORPORATION ZU UNRUHSTADT“. – 1856: Errichtung der jüd. Schule. – 1857: Armenverein und Frauenverein vorh. Die Gemeinde durch 3 Vorsteher und 9 Repräsentanten vertreten. – 1858: 320 Juden. – 1893: Jüd. Frauenverein vorh. – 1899: Verein gegen Wanderbettelei vorh. – 1905: 72 Juden, Kantor, Religionsschule. – 1925: 22 Juden, Synagoge, Friedhof. – 1932: 25 Juden. – 1936: 11 Juden. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 3 Pers. in U. – 1936: Synagoge verkauft, danach als Holzlager genutzt, nach 1945 Wohngeb., in den 1980er‑Jahren letztmals umgebaut, wobei fast alle Spuren der ehemal. Funktion verschwanden. – Der Friedhof ca. 2 km ö der Stadt während WK II verwüstet, vermutl. 1944/45 für die Anlage von Verteidigungsstellungen. Heute sind noch Fragmente von Grabsteinen vorh.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    1788: Apotheker erw. – 1793: 1 Apotheke, 1 Doktor, 4 Chirurgen, 2 Hebammen. 1 Spital oder Armenhaus für 6 Pers. – 1849: 1 Apotheke, 1 zur zivilen Praxis berechtigter Militärarzt, 1 Zivilwundarzt 2. Klasse, 1 zu medizin. Hilfsleistungen berichtigte Pers., 3 geprüfte Hebammen. – 1910: Ev. Hospital vorh. – 1916: In U. gab es eine vom 1902 gegr. Vaterländischen Frauenverein, Kr. Bomst (Babimost), finanzierte Schwester vom Roten Kreuz. – 1938: 1 Apotheke, 1 Arzt, 1 Zahnarzt, 2 Dentisten, 1 Tierarzt.
    1945: Gründung des städt. Sozialamts, das u.a. von 1945-49 eine Volksküche organisierte. – 1948: Je 1 Arzt, Zahnarzt, Arzthelfer und Hebamme sowie 2 Tierärzte. – 1951: Eröffnung der Ambulanzstelle. – 1984: 1 Gesundheitszentrum, 1 Apotheke, 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 5 Krankenschwestern. – 1992: 3 Ärzte, 2 Zahnärzte, 6 Krankenschwestern. – 2002: 1 priv. Gesundheitszentrum, 2 Apotheken.

    b Versorgungseinrichtungen

    1793: Mit Ausnahme des Neuen Rings die Str. meist gepflastert. 19 öfftl. und 55 priv. Brunnen sowie 2 öfftl. Pumpen. – 1905: Gasanstalt errichtet. – 1906-09: Badeanstalt errichtet. – 1922: Anschluss an das Stromnetz.
    1945: Gründung der freiwilligen Feuerwehr (OSP). – 1948 Dez.: Wiedereröffnung des Gaswerks. – 1960: 372 Gasabnehmer.
    1955: Gründung der Stadtreinigung.
    1960: 372 Gasabnehmer. – 1961: Bau der Wasserleitungen. – 2002: 99,6 % aller Wohngeb. an die Wasserversorgung, 98,2 % an die Kanalisation und 91,4 % an die Gasversorgung angeschlossen.

    c Freizeiteinrichtungen

    1793: 2 Wirtshäuser. – 1834: 4 Krüge und Ausspannungen, 1 Speisewirt und Garkoch, 19 Schankwirte. – 1849: 5 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 4 Krüge und Ausspannungen, 1 Speise- und 15 Schankwirte. – 1928: 1 Schießsportanlage, 1 Turnhalle, 1 Turn-, Spiel- und Sportplatz. – 1938: 2 Gast- und Logierhäuser, 6 Gaststätten, 2 Hotels.
    1960: 1 gastronom. Betrieb. – 1984: 4.
    1984: Keine Hotelbetten, 25 Übernachtungsplätze. – 2002: Keine Tourismusobjekte. – 2019: 3 Gästezimmer.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1655: Schulmeister erw. – 1793: 1 Knaben- und 1 Mädchenschule, 1 Winkelschule. – 1849: 2 Elementarschulen. – 1871: 5,2 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1910: Präparandenanstalt. – 1921: Gründung einer Berufsschule. – 1937: Volksschule, Familienschule (Unterstufe einer höheren Lehranstalt.), Berufsschule und Landwirtschaftsschule.
    1945 April 21: Eröffnung der Grundschule. – 1946: Gründung einer staatl. Vorschule. – 1960: 70 Vorschulplätze, 1 Grundschule. – 1984: 3 Vor- und 1 Grundschule. – 1992: 1 Vor- und 1 Grundschule. – 2002: 1 Vor-, 1 Grund- und 1 Mittelschule. – 2018: 1 öfftl. Vor- und Grundschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1920: Privattheater vorh.
    Kinos 1941: Eichlers Lichtspiele, gegr. 1925, 400 Plätze, 1-2 Tage pro Woche.
    1946: Bibliothek gegr., 38 Bde. – 1960: 5583 Bde. – 2019: 22068 Bde.
    1954 Sept. 9: Eröffnung des Gemeindegemeinschaftsraums, später städt. Kulturhaus.
    1952 Mai: Eröffnung des Kinos „Nowe“. – 1960: 1 Kino mit 226 Plätzen, 468 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 169 Kinoplätze. – 1992: 1 Kino.

  • 18 Das Pressewesen

    b Zeitungen und Zeitschriften

    1919: U.er Zeitung gegr. (Auflage 1928: 1400, 1936: 611); aufgegangen in: – Züllichau-Schwiebuser Kreiszeitung. Schwiebuser Stadt- und Landbote, hervorgegangen aus: Schwiebuser Tageblatt. Schwiebuser Zeitung. Züllichauer Nachrichten. Grenzmarkbote für Neu Bentschen. Unruhstädter Zeitung (bis 1944, Juni erm.). – Züllichauer Nachrichten: verbunden mit Neu Bentschener Nachrichten. Tageszeitung für Unruhstadt, Bomst und südl. Grenzmark-Züllichau (1925‑39, Juni erm.).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Verzeichnis Grenzmark, S. 443f. – Rister, S. 273.

    c Gesamtdarstellungen

    H. Wuttke, Städtebuch des Landes Posen, 1964, S. 463. – O. Dobrint, Der Kr. Bomst, 1919. – Ders., Alte Dokumente zur Geschichte von U.: Grenzmärkische Heimatblätter 1935/2, S. 46-56. – DSB 1, 1939, S. 665f. – SHGZP Poznań 2, 1992, S. 128-130. – W. Strzyżewski (Hg.), Historia Kargowej/Die Geschichte der Stadt Kargowa, 2013.

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Das StadtA heute im APZ