• 1 Der Name der Stadt

    1389: Foerten (Codex diplomaticus Lusatiae superioris III, S. 130). – 1439: Forten. – 1584: Pforten. – 1741: Pförten oder Pfürten. – 1818, 1939: Pförten.
    1946, 2019: Brody.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    In einer sich von O nach NW erstreckenden sumpfigen Niederung, die tw. mit flachen Seen ausgefüllt ist, am P.er See (Jezioro Brodzkie). Im S Höhen bis 105 m und ein gr. Waldgebiet. Höhe 63 m.

    b Verkehrslage

    Am Schnittpunkt der Str. von Forst nach Sommerfeld (Lubsko) und Görlitz über Guben nach Frankfurt/O. Die Chaussee von Cottbus nach Sommerfeld wurde 1860 eröffnet. Kein Eisenbahnanschluss, der nächstgelegene Bhf. war im 8½ km entfernten Jeßnitz (Jasienica).
    Heute liegt. P. an der Wojewodschaftsstr. (DW) 289 von Forst nach Naumburg/B. (Nowogród Bobrzański).

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Die von der älteren Forschung vermutete Burg an der Stelle des späteren Schlosses konnte archäolog. nicht nachgewiesen werden. 1578 kann ein 1622 bez. Herrenhaus erschlossen werden. Burglehner wurden erst im 17. Jh. angesetzt.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Stadtgründung nicht bekannt, vermutl. durch die Bibersteiner. In der 2. Hälfte des 16. Jh. war P. im Besitz städt. Gewerbe- und Braugerechtigkeit. 1633 ging P. an die Gf. von Promnitz über, 1740 erwarben die Gf. von Brühl den Ort.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1454: oppidum. – 1749: Städtlein. – 1818: adl. Stadt. – 1939: Stadt.
    1945, 2019: Dorf.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Der unregelmäßige Burgflecken wurde ab 1747, nachdem die Herrschaft P. durch den Minister Gf. Brühl erworben worden war, nach den Plänen des sächs. Oberlandbaumeisters Knöffel innerhalb eines von Gräben umzogenen Rechteck einheitl. angelegt. Der Ort war nicht umwallt, von den 3 Toren nach Forst, Guben und Sommerfeld (Lubsko) nur das erste erhalten. – Um 1750: Vorstadt vor dem Gubener Tor („Mariannenstadt“) angelegt, dort auch spätere Erweiterung. – 1755: Bauordnung Brühls, die ein einheitl. Aussehen der H und massive Fassaden zur Straßenseite hin vorschrieb. – Der Kanzleijurisdiktion gen. Schlossbezirk, zu dem u.a. die ev. Kirche, das Spital und die Schulgeb. gehörten, bildete bis 1928 eine eigene Gemeinde bzw. Gutsbezirk.
    1802: 103 H. – 1818: 130 Feuerstellen. – 1849: 110 Wohngeb.; 13 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine, 222 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 107 Wohngeb. – 1885: 115 Wohngeb.; 282 Haushltg. – 1905: 114 Wohngeb. – 1925: 166 Wohngeb. (einschließl. der 42 des Schlossbezirks); 343 Haushltg. – 1939: 346 Haushltg.
    1988: 279 Whg., davon 159 in Geb. vor 1918, 62 in Geb. von 1918-44, 48 in Geb. von 1971-78 und 10 in Geb. von 1979-88; 94,3 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 69,1 % mit WC, 71,3 % mit Bad, 63,1 % mit Warmwasser und 37,9 % mit Zentralheizung. – 2002: 124 Geb.; 298 Whg., davon 44 in Geb. vor 1918, 183 in Geb. von 1918-44, 12 in Geb. von 1945-70, 41 in Geb. von 1971-78, 3 in Geb. von 1979-88 und 15 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 99,7 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 89,3 % mit WC, 88,6 % mit Bad, 81,2 % mit Warmwasser und 64,4 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    1622: Ein Herrenhaus abgebrannt. – Um 1670: Gf. Hipparchos von Promnitz ließ ein neues Schloss, eine dreistöckige Dreiflügelanlage, erbauen. – 1741-49: Für Gf. Heinrich von Brühl nach Plänen von Johann Christoph Knöffel erweitert und prachtvoll ausgestattet. – 1758: Auf Befehl Friedrichs II. bis auf die Hauptmauern und unteren Gewölbe niedergebrannt. – 1858: Notdürftig wiederhergestellt. – 1919-24: Wiederaufgebaut. – 1945: Durch Brand beschädigt. – 1961-64: Sicherungsarbeiten. – Seit 2013: Sanierung.
    Die kath. Kapelle in einem Gewölbe des Schlosses diente als kath. Kirche für P. und Umgebung.
    1754/55: In NS-Achse zum Schloss ließ Gf. Brühl das Mariannenschloss erbauen, einen zweigeschossigen Putzbau mit Mansarddach von 15 Achsen. – Nach 1945: Das Schloss zur Gewinnung von Baumaterialien abgetragen. – 1753: Forster Tor (Brama Zasiecka) errichtet.
    Die ev. Pfarrkirche aus dem 17. Jh. – 1945: Inneneinrichtung zerstört. – 1983: Restaurierung abgeschlossen.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Brände: 1622 (der größte Teil der Stadt und das Herrenhaus abgebrannt), 1751 (Stadtbrand), 1758 (Schloss niedergebrannt).
    Versicherungssumme in der Feuerversicherung 1859: 97950 Tlr.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    Um 1800: 792 Ew. – 1818: 995 Ew. – 1849: 955 Ew. – 1871: 976 Ew. – 1880: 988 Ew. – 1890: 992 Ew. – 1910: 715 Ew. – 1925: 1151 Ew. – 1939: 1086 Ew.
    1961: 566 Ew. – 1988: 982 Ew. – 2002: 1030 Ew. – 2011: 969 Ew.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    Die Bev. von P. war ebenso wie die Bauern der Güter zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. – Erst unter den Gf. von Promnitz Ansiedlung von sog. Burglehnern, freien Leuten, die allerdings keine Bg. im eigentl. Sinne waren.
    Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 21,1 % (196 Pers.) Selbstständige, 7,8 % (73) mithelfende Familienangehörige, 13,7 % (127) Beamte und Angestellte, 57,4 % (534) Arbeiter.
    1849: 891 Ev., 64 Kath. – 1871: 888 Ev., 88 Kath. – 1885: 924 Ev., 99 Kath. – 1905: 668 Ev., 83 Kath., 4 Juden. – 1925: 992 Ev., 144 Kath., 12 Bekenntnislose.
    1849: 456 M, 499 F. – 1871: 440 M, 536 F; < 10 J.: 217. – 1885: 445 M, 578 F. – 1895: 373 M, 496 F; 9 einzeln lebende M und 42 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 514 M, 637 F. – 1939: 502 M, 584 F; < 6 J.: 8,2 %, 6-13 J.: 15,1 %, 14 bis < 65 J.: 63,9 %, ≥ 65 J.: 12,8 %.
    1988: 469 M, 513 F; 0-19 J.: 40 %, 20-39 J.: 34,4 %, 40 59 J.: 16,7 %, ≥ 60 J.: 8,9 %. – 2002: 503 M, 527 F; 0 19 J.: 32,3 %, 20-39 J.: 30,2 %, 40-59 J.: 28,4 %, ≥ 60 J.: 9,1 %. – 2011: 478 M, 491 F.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Ev. Kb. ab 1699, seit 1945 die ältesten Jahrgänge verschollen. – 1738-1812: Ev. Kb. im APZG.
    1876-1938: Standesamtsreg. im LAB.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt. Die sorb. Sprache wurde 1698 im Gottesdienst verboten.
    1850: 0,3 % der Bev. wendischsprachig.
    1905: 1 Mehr- und Anderssprachiger.

    c Vereine und politische Organisationen

    1864: Männergesangverein vorh. – 1879: Turnverein P. gegr. – 1919: Ev. Jungmännerverein gegr.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Ab der 2. Hälfte des 16. Jh. städt. Brau- und Gewerbegerechtigkeiten bez. – Nach 1750: Gf. Brühl siedelte in der Mariannenstadt Gewerbe an, u.a. 1 Druckerei, 1 Eisenhammer, 1 Kunsttischlerei, 1 Sägemühle, 1 Seifensiederei, 1 Spezialschlosserei, kurzfristig 1 Tabakmanufaktur, 1 Tuch- und 1 Leinwandfab., 1 Ziegelei. – 1778: Leinwandfabrikation, Seifenraffinerie und Tapeten-Weberei erw. Wollspinnereien für Cottbuser und Forster Fabrikanten. – 1786: Kein Hauptgewerbe gen., hauptsächl. Nebengewerbe, Professionen und Gartenbau. 81 Gewerbetreibende und Manufakturisten, darunter: 7 Bäcker, 1 Bader, 1 Büchsenmacher, 3 Böttcher, 1 Färber, 7 Fleischer, 2 Glaser, 1 Kupferschmied, 2 Kürschner, 5 Leineweber, 1 Maler, 2 Maurer, 1 Nagelschmied, 1 Peruquier, 1 Riemer, 1 Sattler, 2 Schlosser, 4 Schmiede, 9 Schneider, 19 Schuster, 3 Töpfer, 1 Seiler, 2 Zimmerleute.
    1806: 91 Gewerbetreibende und Manufakturisten, darunter: 7 Bäcker, 1 Bader, 5 Böttcher, 1 Färber, 7 Fleischer, 1 Glaser, 1 Kupferschmied, 3 Kürschner, 1 Leineweber, 2 Maurer, 1 Nagelschmied, 1 Peruquier, 4 Rademacher, 1 Riemer, 1 Sattler, 3 Schlosser, 3 Schmiede, 10 Schneider, 23 Schuster, 1 Seifensieder, 3 Seiler, 6 Tischler, 2 Töpfer, 1 Zimmermann, 2 Zirkelschmiede.
    1831: 2 Wassermühlen mit 5 Mahlgängen, 8 gewerbsweise gehende Webstühle in Leinen und 10 als Nebenbeschäftigung zu Leinwand, 1 Ziegelei.
    8 Handelsgewerbe mit offenen Läden (Gewürz- und Materialwaren 3, Ausschnitthandel 5).
    Bäcker (6 Meister/2 Gehilfen), Böttcher (5/3), Fleischer (6/4), Gerber (1/2), Glaser (1/0), Grobschmiede (4/3), Kupferschmiede (1/0), Kürschner (1 auf eigene Rechnung arbeitende Pers.), Rade- und Stellmacher (4/5), Riemer und Sattler (3/1), Schlosser (4/4), Schneider (10/3), Schuster und Pantoffelmacher (26/9), Schwarz- und Schönfärber (2/0), Seifensieder und Lichtzieher (1/1), Seiler und Reepschläger (2/2), Tischler (10/3), Töpfer und Ofenfabrikanten (4/5), Ziegeldecker (1/12), Zifferblattmacher (1/0), Zimmerleute (1/9).
    15 männl. und 10 weibl. Dienstboten, 17 Knechte und 64 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 58,6 % der Bev. berufstätig (65,1 % im Gewerbe, 14,7 % in Handel und Dienstleistungen, 20,2 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 20,6 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3 Pers., Glaserei 2, Klempnerei 1, Maurerei 15, Schornsteinfegerei 3, Tiefbau 43, Zimmerei 11), 50,1 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 2, Kürschnerei 3, Schneiderei etc. 9, Schusterei 36, Weißnäherei 133), 0,8 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 2, Pharmazie 1), 0,3 % im Druckereigewerbe (Bildhauerei etc. 1, Kupferstecherei 1), 0,3 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Kupferverarbeitung 1), 9 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 1, Sägewerk 2, Tischlerei 30), 1,9 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 4, Sattlerei 3), 5,8 % im Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 7, Uhren 2, Wagenbau 12), 6,6 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 11, Brauerei 2, Brennerei 2, Schlachterei 9), 0,5 % in der Herstellung von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Steingut etc. 2), 3,9 % im Textilgewerbe (Seilerei 5, Weberei 8, Zubereitung etc. 1).
    1880: Bierbrauerei. – 1910: Braunkohleindustrie, Kram- und Viehmärkte. – In der Zwischenkriegszeit Entwicklung als Naherholungsort.
    1939 lebten 10,3 % (95 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 46,3 % (429) von Industrie- und Handwerk, 30,7 % (285) von der Land- und Forstwirtschaft und 12,3 % von sonst. Berufen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 36, 5 bis < 10 ha: 11, 10 bis < 20 ha: 2, ≥ 100 ha: 2.
    Um 2000: Fischwirtschaft, Holzkohleproduktion, Sommerfrische.
    Betriebsgrößen 2017: 0 9 Beschäftigte: 79, 10-49: 4.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    1721: Seiler- und Fleischerprivileg. – 1910: Spar- und Darlehenskasse vorh. – 1938: Zweigstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    Nach 1740: Postverkehr von Dresden nach Warschau (Warszawa) über P., das eine Poststation erhielt. – 1818: P. lag am Postkurs von Guben nach Spremberg, von P. ging die Botenpost nach Sommerfeld (Lubsko) ab.
    1849: 1 Fuhrwerker mit 2 Pferden.
    2019: Busverbindungen u.a. nach Züllichau (Sulechów).

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    1578: Die von Biberstein erstmals als Herren auf Forst und P. gen., damals P. sicherl. bereits Verwaltungsmittelpunkt.
    Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
    Um 2000: Dienstleistungs- und Erholungszentrum.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    Stadtrechtverleihung nicht bekannt.
    1945 Verlust des Stadtrechts.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1849: 2 Kommunalbeamte. – Bis 1872: Standesherrschaftl. Polizeiamt. – 1883: 3 Magistratsmitgl., 7 Stadtverordnete. – 1928: 3 Magistratsmitgl., 12 Stadtverordnete.

    c Gerichtsbarkeit

    1778: 1 Stadtrichter, 2 Stadtschöffen (Assessoren), von der Stadtherrschaft eingesetzt und vereidigt und von Diensten frei; außerdem 3 Älteste. – Bis 1849: Standesherrschaftl. Justizkanzlei P. – 1849: Kr.-Gerichtskommission P., 3 Zivilbeamte in der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht P. – 1938: 1 Rechtsanwalt.
    2019: Amtsgericht Sorau (Sąd Rejonowy w Żarach).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1438: Zollstätte erw. – 1818: Postwärteramt und  station vorh. – 1874: Standesamt. – 1880: Telegraf vorh. – 1910: Telefon. – Um 1939: Arbeitsdienst für die weibl. Jugend, Lager 23/41.
    1948: P. war Sitz einer Landgemeinde, die 17 Ortschaften (Gromada) umfasste.
    2018 ist P. Sitz einer Landgemeinde, die mit P. 20 Ortschaften umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Markgraftum Niederlausitz. – Im 14. Jh.: Häufig wechselnde Landesherrschaft. – U.a. 1303 19: Mgf. von Brandenburg. – Ab 1367: Krone Böhmen. – 1635: Kurfürstentum Sachsen. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O., 1816: Kr. Sorau (Żary).
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Breslau (Wrocław), Kr. Sorau. – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Sorau. – 1975-98: Wojewodschaft Grünberg. – Seit 1998: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Sorau.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    Im 19. Jh.: Im Schloss P. fanden zahlreiche poln. Flüchtlinge, vor allem Aufständische, Schutz.
    1945 Feb. 14: Einmarsch der Roten Armee, dabei fast keine Zerstörungen. Flucht und Vertreibung der dt. Bev.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Btln. Nr. 3. – 1910: Bezirkskommando Guben.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    Im 19. Jh.: Im Schloss P. fanden zahlreiche poln. Flüchtlinge, vor allem Aufständische, Schutz.
    1945 Feb. 14: Einmarsch der Roten Armee, dabei fast keine Zerstörungen. Flucht und Vertreibung der dt. Bev.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Ein Siegel mit der Umschrift „DER ∙ STAD ∙ SIGIL ∙ ZV ∙ BPERTEN“ zeigt eine Hirschstange, das Wappen der Fam. Biberstein. Als P. im Besitz der Gf. von Promnitz war, erhielt es ein Siegel mit der Umschrift „DER ∙ STAD ∙ SIGIL ∙ ZV ∙ PFERTEN“ und dem Wappen der Gf., einen Pfeil mit 2 Sternen, dem ein Pferd, vermutl. als redendes Wappenbild, hinzugefügt wurde. Als P. 1740 an den Gf. Brühl kam, führte die Stadt ein Siegel (27 mm) mit der Umschrift „SIEGEL DER STAT PFORTHEN“; dessen geviertes Wappen, das 2x den Doppeladler und 2x Sparren zeigt, mit 3 Helmen und 2 Löwen als Schildhalter.

    b Wappen

    In Rot ein springendes goldenes Ross über einen unten von 2 silbernen Sternen begleiteten silbernen Pfeil.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    a Münzprägung und Geldemission

    Notgeld ca. 1920 21.

    b Städtischer Haushalt

    Öfftl. Steuern, Zinse der Grundstücke und Dienste an die Herrschaft. – Nach 1726: Ablösung der Dienste durch Dienstgelder. Erbzins von den Haushltg. in 3 Abstufungen, außerdem Ertragsabgaben. – 1883: Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgrund- und Staatsklassen- und klassifizierten Einkommenssteuer, Hundesteuer; Einnahmen: 6635 Mk; Ausgaben: 6635 Mk. – 1911: 145 % der Staatseinkommens-, der staatl. veranlagten Geb.-, Grund-, und Gewerbesteuer, Bier-, Brau- oder Braumalz-, Lustbarkeits-, Hunde- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 15949 Mk; Ausgaben: 14375 Mk; Vermögen: 1665 Mk; Schulden: 5122 Mk; Stiftungsvermögen: 25772 Mk.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1849: Landwirtschaftl. Nutzflächen: 505 mrg. Acker, 54 mrg. Gärten etc., 138 mrg. Hütung, 580 mrg. Wiesen, 66 mrg. Wald. – 1869: 1528 mrg. – 1885, 1905: 391 ha. – 1931: 683,8 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 8,66 Mk).
    2018: 3,06 qkm.

    d Eingemeindungen

    Wohnplätze 1931: Babo.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Meißen. P. in der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 (1495) nicht erw., vermutl. bis zur Stadterhebung Filia von Nieder Jeser (Jeziory Dolne).
    Seit dem 18. Jh. Allerheiligenkirche (Kościół Wszystkich Świętych), Dekanat Cottbus, Bist. Breslau (Wrocław). – Seit 1846: Kuratie. – 1938: 1 kath. Pfarrer.
    Seit 1972 bzw. 1992 Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Sommerfeld (Lubsko).
    Bis 1983: Die kath. Gemeinde nutzte die Schlosskapelle im Kavaliershaus.
    Seit 1983: Die ehemalige ev. Kirche von der kath. Gemeinde genutzt.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkreis Forst. Ab 1541: 1. Pfarrstelle. 2. Pfarrstelle, mit dem Rektorat war von 1752-1904 eine Pfarrstelle verbunden, deren Inhaber coll. Rev. Min., Hilfsprediger, Subdiakonus oder Diakonus gen. wurde. – 1938: 1 ev. Pfarrer.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    1725: Apothekenprivileg. – 1769: Der Stadtherr ließ ein Armenhaus zwischen Kirche und Marktplatz erbauen. – 1849: 1 Apotheke, 2 Zivilärzte, 1 Zivilwundarzt 1. Klasse, 1 geprüfte Hebamme. – 1860: Gräfl. von Brühl'sches Privatkranken- und Armenhaus eröffnet, 9 Betten. – 1920: Kath. Krankenhaus vorh. – 1938: 1 Apotheke, 1 Arzt, 1 Dentist, 1 Tierarzt.

    b Versorgungseinrichtungen

    1910: Wasserwerk vorh. – 1911: 600 m Wasserleitung zu öfftl. Brunnen ohne Hausanschlüsse.
    1911: Feuerlöschanstalt vorh. – 1920: Freiwillige Feuerwehr vorh. – 1938: 1 städt. Badeanstalt.
    2002: 100 % aller Geb. an die Wasserversorgung und 99,2 % an die Kanalisation angeschlossen.

    c Freizeiteinrichtungen

    Um 1750: Errichtung des gr. Gasthofs Zum Weißen Adler für weniger vornehme Gäste, die nicht im Schloss unterkamen. – 1831: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 4 Speisewirte und Garköche; 1 Musikant, der gewerbsweise in Wirtshäusern spielte. – 1849: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 18 Schankwirte; 7 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1928: 1 Freiluftschwimmbad vorh., 1 Turn-, Spiel und Sportplatz. – 1938: 4 Gast- und Logierhäuser.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1849: 1 Elementarschule. – 1928: 1 ev. Volksschule, 1 kath. Schule, 1 Fortbildungsschule.
    2018: Je 1 öfftl. Vor-, Grund- und Mittelschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1893: Gräfl. Brühl'sche Schlossbibliothek vorh.
    2008: Bibliothek vorh. – 2016: 13817 Bde.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1759: Druckerei, noch 1785 erw. – 1938: 1 Buchhdlg.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    Forster Wochenblatt: Zgl. Anzeiger für P. und die benachbarte Gegend. Wochenblatt für die Städte Forst, P., Triebel und die benachbarte Gegend (1842 Okt. 1-1892 Juni erm.). – Intelligenz- und Wochenblatt für die Städte Forst und P. (nachgew. 1850; Auflage: 150). – Generalanzeiger für Forst, P., Triebel und Umgebung (1893 und 1907-15 erm.).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Lehmann, Bibliographie, 1928, S. 153; 1954, S. 143. – Rister, S. 258.

    c Gesamtdarstellungen

    R. Joksch-Poppe, Die patrimoniale Verfassung und Verwaltung der Standesherrschaft Forst und P., 1905. – KDM Sorau, 1939, S. 151-163. – DSB 1, 1939, S. 613f. – C. Wecke und S. Zuber, P./Brody, 2012.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Verjüngter Plan Von Ihro des [...] Reichs Grafen von Bühl Excellenz Schloß und Garten, nebst der Alt, und Neuen Stadt Pföhrten, Marianen Stadt, und der daran liegenden See, 1757, E. E. Francken (SBB PK).

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Gräfl. Archiv bis 1945 im Schloss, seitdem verschollen.