• 1 Der Name der Stadt

    1232: Cozterina (Kletke I, S. 2). – 1309: Custryn. – 1317: Kostryn. – 1350: Custrin. – 1370: Custeryn. – 1396: Custrin. – 1450: Costrin. – 1482: Custrin. – 1529: Cüstryn. – 1800: Cüstrin. – 1880: Küstrin. – Bis 1928: Offiziell Cüstrin. – 1939: Küstrin.
    1945: Kietz. – 1991: K.-Kietz.
    1946: Kostrzyn. – 2003: Kostrzyn nad Odrą.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Inmitten des Sumpfgebiets der Warthemündung auf einer Talsandinsel auf dem rechten Oderufer direkt nw der Warthemündung, die bis zum Bau des Friedrich-Wilhelms-Kanals 1787 sö der AS in die Oder (Odrą) mündete. Höhe der AS 13-16 m, durch Brandschutt aufgehöht, die NS günstiger am Höhenrand gelegen. Höhe: 20 m.

    b Verkehrslage

    Am Zusammenfluss zweier gr. schiffbarer Flüsse. Bei K. überschritt ein Weg aus dem Lande Lebus nach Stettin (Szczecin) die Oderniederung, der von einer in wö Richtung laufenden Str. aus der Mittelmark gekreuzt wurde. Die ns Str. wurde beim Festungsbau verlegt. Ab 1604 führte sie wieder durch die Stadt. Die Chaussee von Berlin über K. nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) wurde 1819 eröffnet, die Chaussee von K. nach Posen (Poznań) über Sonnenburg (Słońsk) 1829-33, die Chaussee von K. nach Stargard über Neudamm (Dębno) 1851 und die Chaussee nach Göritz (Górzyca) 1884. – 1857 Eröffnung der Ostbahn, die K. über Frankfurt/O. mit Berlin verband, direkte Verbindung mit der Hauptstadt ab 1867. Die Bahnlinie von Breslau (Wrocław) nach Stettin über K. wurde 1875 eingeweiht, Eisenbahnverbindung nach Stargard 1885 und eine 1915 bis Hammer (Rudnica) weitergeführte Kleinbahnverbindung nach Sonnenburg 1896. – Anlage eines Flusshafens 1880, der Warthe- und der Oderablage 1912.
    Heute liegt K. an den Eisenbahnlinien von Breslau nach Stettin sowie von Dirschau (Tczew) nach Berlin. Die Bahnstrecke nach Hammer wurde 2008 abgebaut, nachdem der Personenverkehr bereits 1992 eingestellt worden war. – K. ist ein wichtiger Straßenknoten; durch K. führt die Nationalstr. (DK) 22 von K. über Marienburg (Malbork) nach Grechotki in Russland, die Nationalstr. (DK) 31 von Stettin nach Słubice und die Wojewodschaftsstr. (DW) 132 von K. über Vietz (Witnica) nach Landsberg/W.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    Mehrere slaw. Siedlungen im späteren Stadtgebiet nachgewiesen, ein slaw. Burgwall wird an der Stelle des späteren Schlosses vermutet.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Nach 1232 erfolgte vermutl. die Anlage eines Marktfleckens durch die Templer; Verleihung des Strausberger Rechts durch die Mgf. vermutl. um 1300 – 1397 an Jan von Wartenberg verpfändet, von 1398 bis 1402 an den Johanniterorden. Danach stets landesherrl.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    Ein 1261 ohne Namen gen. oppidum wird von der Forschung meist mit K. gleichgesetzt. – 1317: civitas. – 1323: oppidum et castellum. – 1373: civitas. – 1397: offen stete und kys mit der festen. – Um 1445, 1800, 1939: Stadt.
    1946, 2019: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Die Stadt auf dem Gebiet der späteren AS ursprüngl. wohl im Zweistraßensystem angelegt.
    Die Kirche vermutl. am ma. Standort, bei der wohl der alte Marktplatz der Bürgersiedlung K. lag. Befestigung durch Fluss und Gräben, 1397 war K. eine offene Stadt mit Kietz und Burg. – 1436: Oderbrücke erstmals erw.; 1451 Neubau, der seit 1478 sicher benutzt wurde. – 1444: K. erhielt das Recht, neue Gräben um die Stadt anzulegen. Direkt neben der Brücke befand sich an der Stelle des späteren Schlosses das feste H, das vom DO nach 1440 ausgebaut wurde. Die Burgfreiheit vor der langen Brücke wird 1489 erw.
    Ab 1537 erfolgte für rund 50 Jahre der Ausbau zur Festung nach italien. Vorbild, wobei die Struktur K.s grundlegend verändert wurde. – 1543: Armierung der Erdwälle mit aus Königsberg/Nm (Chojna) herangeholten Geschützen. Bereits vor dem Festungsbau erfolgte 1537 die Verlegung der Oderbrücke. Die alte, unmittelbar beim Schloss endende Oderbrücke wurde bis auf einen am rechten Ufer verbleibenden, mit 2 Mühlen besetzten Rest abgebrochen und unterhalb der Stadt neu erbaut. In und um K. wurden wassertechn. Bauten errichtet, wie der in die nördl. Bastion integrierte Kanal zur Sicherung des Mühlenbetriebs. Für Festungsgräben und Mühlen wurden eine Stauanlage sowie ein neuer Mühlgraben angelegt und der neue „Kurze Damm“ für den Verkehr geschaffen. Die Stadt wurde grundlegend umgebaut, nunmehr dehnte sie sich etwas mehr nach SO aus, die freien Räume, bes. im W und N, wurden mit herrschaftl. Geb., Zeug- und Vorratshäusern besetzt und im W der Renneplatz und der Schlossgarten angelegt.
    1397: Der erw. Kietz, der vermutl. im Uferbereich zw. Schloss und Kietzer Tor zu suchen ist (Lokalisierung in der älteren Literatur dicht sö der Stadt im Winkel zw. Oder und alter Warthemündung), wurde damals auf eine der Stadt gegenüberliegende Oderinsel verlegt.
    Die Bastionierung der Festung durch den italien. Architekten Francesco Chiaramella erfolgte vermutl. im letzten Viertel des 16. Jh. Damals entstanden wahrscheinl. die Bastionen Königin, Kronprinz, Kronprinzessin und Philipp; die Bastion Königin wurde in den Jahren 1586-88 grundlegend umgebaut. 1604 wurde der Verkehr durch das Gohriner Tor (Lange-Damm-Tor) wieder durch die Stadt geführt. Bis 1630 blieben die Festungswerke weitgehend unverändert, zw. 1631 und 1688 erfolgte die Anlage des Brückenkopfes links der Oder, des Hornwerks sowie der Bastion Brandenburg rechts der Oder zw. den Bastionen Königin und Philipp. Die ö Festungswälle wurden durch den Bau mehrerer Redans und Ravelins verstärkt. Ein Batardeau an der Bastion Philipp schloss den Wassergraben ab. Damit war K. eine der stärksten Festungen in Deutschland. Die Festungsstadt, die breite Gräben nach der Landseite zur Insel machten, hatte einen Umfang von 570 m Länge und 200-290 m Breite; 2 Haupttore: Gohriner Tor (ab 1604 Lebuser, ab 1797 Berliner Tor), Quartschener oder Kurze Damm Tor (ab 1797 Zorndorfer Tor), 2 Pforten: Mühlenpforte zur Oder, Kietzerpforte zur Warthe. Die Tore 1877-79 erweitert, für die Kietzerpforte 1888 ein Tor gebaut.
    Im 18. Jh. wurde der W-Teil der Stadt dem Wohnbau erschlossen, vor dem Berliner Tor entstand mit dem Hornwerk ein neuer Stadtteil (nach 1735: 15 H). Als einzige Stadt der Nm behielt K. nach dem 1. und 2. Schlesischen Krieg Festungseigenschaft. Vor der Zerstörung 1758 waren die meisten Geb. aus Holz, danach auf kgl. Kosten massiv wiederaufgebaut, damit wurde K. nach 1758 zur „Friedrichstadt“. Dieses Gepräge blieb bis zum Untergang erhalten. Im 19. Jh. wurde die Festung u.a. durch mehrere Lüneten und das von 1863-72 errichtete Fort „Neues Werk“ am Bhf. K.-Neustadt verstärkt. Die Oderbrücke wurde 1881 als eiserne Hängebrücke erneuert, 1877-79 wurde die Warthebrücke errichtet. Um 1900 begann man Teile der Festung abzutragen, bereits 1887 wurde die K.er Pforte durch das K.er Tor ersetzt, durch das Fuhrwerke fahren konnten, ab 1901 wurden die Oderwälle am Schloss abgetragen. 1912 tw. Entfestigung der AS und Aufhebung der Rayonbestimmungen für die NS. – 1920: Die Alliierten bestimmten, dass K. seine Geschütze abliefern musste. – 1921: Das Zorndorfer Tor und die Bastion Kronprinzessin, ab 1925 die Bastion Königin und das Albrechtstor abgetragen. Auf den Oderwällen wurden nach 1929 die Parkanlagen des Kattewalls angelegt, auf den verschütteten Gräben wurde eine Str. um die AS geführt.
    Bis ins 20. Jh. wurde das Wachstum der AS durch die restriktiven Rayonbestimmungen behindert, stärker entwickelten sich nur die Vorstädte, die seit dem Festungsbau längs der Landstr. vor den beiden Haupttoren entstanden waren, in denen sich anfängl. nur Gärten und Buden befanden hatten. In beiden Vorstädten bestand ein städt. Hospital; nach 1758 wurden sie in der Langen Vorstadt vereinigt.
    Die Lange Vorstadt, links der Oder, zw. dem Fluss und dem Mühlengraben (ab 1830 Vorflutkanal), war durch ihre Lage am Strom und an der Frankfurter Landstr. begünstigt, wodurch sich in ihr alle Schiffer und viele Handwerker niederließen (1623: 69 H, 1757: 187 H, 1813: 221 H). 1796 war sie von einem flachen Graben umgeben. 1813 abgebrannt, da der Wiederaufbau an alter Stelle wegen der Anlage eines gr. Brückenkopfes nicht gestattet war, wurde die Lange Vorstadt 1817/18 außerhalb des Rayons 2 km von der Stadt an der Landstr. mit vorwiegend ländl. Charakter w vom neuen Kietz neu errichtet. Teile der alten Bewohner siedelten sich nahe dem Strom in der Kuhbrückenvorstadt auf städt. und im Dorf Neu Bleyen auf Amtsboden (1820-26) an.
    Die Kurze Vorstadt entstand seit 1555 am Ende des nm Kurzen Damms, wo er das höhere Sandland erreicht und die Str. sich vierfach gabelte. Zunächst war sie nur von Büdnern und Tagelöhnern bew. Sie entwickelte sich zunächst langsam (1623: 23 H, 1757: 77 H, 1772: 92 H, 1810: 96 H). Bis 1758 war sie von Palisaden umgeben, danach unbefestigt. In der 2. Hälfte des 19. Jh. entwickelte sie sich als Str.- und Eisenbahnknotenpunkt (ab 1875), in dem viele Geschäfte und Fab. entstanden, und überflügelte später aufgrund u.a. ihrer Höherlage, die sie frei von Typhus machte, sowie der Freiheit vom Festungszwang die AS und die Lange Vorstadt.
    Eine kl. Begräbnis- oder Hospitalkirche wurde 1681 erbaut, 1758 und 1813 zerstört, 1822 neu errichtet. Die Friedenskirche 1890-93 von Fritz Gottlob neu erbaut, kath. Kirche 1861 errichtet. Ab 1907 amtl. Neustadt gen.
    Der Kietz (1375: vicus, 1397: kys, 1905: Kietz bei K., 1945-91: Kietz, ab 1991: K.-Kietz, seit 1997 Teil der Gemeinde K.er Vorland) war lange keine Vorstadt, sondern eine eigene Gemeinde, die erst 1928 eingemeindet wurde. Kietz war ein Fischerdorf mit 60 Fischerstellen, ausgedehnten Fischereirechten und Weideländern. 1536 wurde Kietz auf das linke Oderufer gegenüber der Stadt verlegt, an sumpfiger, sonst sehr günstiger Stelle s des langen Damms. Im 18. Jh. wurden 26 Büdner angesetzt; nach Niederbrennung durch die Franzosen 1818-19 über 1 km w weitläufiger und stattl. aufgebaut. Nach 1945 wurden K.-Kietz neben dem bisherigen Ortsteil K.-Kietz einschließl. der Langen Vorstadt, die Kuhbrückenvorstadt und die sog. Oderinsel eine eigene Gemeine Kietz. – Die Kaserne auf der Oderinsel, die während der Kämpfe 1945 stark zerstört worden war, wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut und war bis 1991 militär. Sperrgebiet. – Im Kulturhaus K.-Kietz befindet sich heute ein Museum zur Geschichte K.s. – Der 1945 zerstörte, um 1950 neu aufgebaute Bhf. K.-Kietz diente zur Zeit der DDR für die Grenzabfertigung im Güterverkehr. Die Bahnstrecke von K-Kietz nach Frankfurt/O. wurde 2000 stillgelegt. Auf dem Gebiet der Gemeinde K.-Kietz wird Erdöl gefördert. (1871: 83 Wohngeb.; 403 M, 384 F, 787 Ew., 774 Ev., 4 Kath., 1 Christ anderer Konfession, 8 Juden. – 1905: 97 Wohngeb., 611 Ew., Standesamt Kietz. – 2019: 712 Ew.).
    Nach 1945 blieb die völlig zerstörte AS weitgehend unbesiedelt, nur wenige Blöcke wurden errichtet. Die ersten Siedler waren wegen der Bedeutung K.s als Eisenbahnknotenpunkt vor allem poln. Eisenbahner. Die bei den Aufräumarbeiten geborgenen Baumaterialien wurden weitgehend für den Wiederaufbau Warschaus (Warszawa) benutzt. Auf der Bastion König wurde ein sowjet. Soldatenfriedhof mit einem 2008 demontierten Ehrenmal angelegt. Nach der Wiederinbetriebnahme der Zellulosefab. nahm der Wiederaufbau ab 1958 Tempo auf, das poln. K. entwickelte sich überwiegend auf dem Gebiet der ebenf. stark zerstörten NS. Neue Blöcke entstanden vor allem im S und O des ehemaligen Zentrums. 1975-78 wurde die Kirche Unserer Jungfrau Maria, Mutter der Kirche (Kościół NMP Matki Kościoła) errichtet. Seit 1994 erfolgt langsam der Wiederaufbau der AS, seitdem wurden u.a die Bastion Philipp, der Kattewall mit Bastion Brandenburg, das Berliner und Kietzer Tor mit Festungsgraben renoviert.
    1562: 147 H. – 1623: 166 H. – 1750: 340 H mit Ziegel-, 177 mit Strohdach; 109 Scheunen; 4 wüste Stellen. – 1796: 523 H ohne die kgl. Geb., 2 Stellen in der Langen Vorstadt wüst. – 1801: 513 H mit Ziegel-, 49 mit Strohdach. – 1800: (AS: 202 Bürgerhäuser, NS: 15 Feuerstellen, Lange Vorstadt: 195, Kurze Vorstadt: 92, Schanze: 6). – 1818: 446 Feuerstellen. – 1849: 529 Wohngeb.; 43 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 587 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 573 Wohngeb. (AS: 216, Lange Vorstadt: 132, Kurze Vorstadt: 217). – 1885: 736 Wohngeb.; 3116 Haushltg. – 1905: 759 Wohngeb. – 1925: 1182 Wohngeb.; 5733 Whg. – 1939: 6998 Haushltg.
    1950: 132 Wohngeb.; 419 Whg. – 1960: 488 Wohngeb.; 1625 Whg. – 1970: 2719 Whg. – 1978: 3444 Whg. – 1988: 4500 Whg., davon 330 in Geb. vor 1918, 944 in Geb. von 1918‑44, 1520 in Geb. von 1945‑70, 630 in Geb. von 1971‑78 und 1076 in Geb. von 1979‑88; 99 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 95,3 % mit WC, 92 % mit Bad, 65,9 % mit Warmwasser und 74,2 % mit Zentralheizung. – 2002: 948 Wohngeb.; 5510 Whg., davon 129 in Geb. vor 1918, 1175 in Geb. von 1918‑44, 1444 in Geb. von 1945‑70, 748 in Geb. von 1971‑78, 1112 in Geb. von 1978‑88 und 773 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989‑2002; 99,7 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 92,5 % mit Anschluss an das Gasnetz, 98,5 % mit WC, 96,6 % mit Bad, 91,6 % mit Warmwasser und 88,2 % mit Zentralheizung. – 2016: 6679 Whg.; 99,8 % mit Anschluss an die Wasserversorgung, 99,5 % mit WC, 99,9 % mit Bad, 91,2 % mit Zentralheizung und 66,7 % mit Anschluss an das Gasnetz.

    b Markante Gebäude

    Eine Burg in K. existierte spätestens im 13. Jh., vermutl. an derselben Stelle, an der vom DO von 1444 an das Schloss als Zitadelle mit Bergfried, starken Mauern, Parcham und breitem Graben errichtet wurde. Mgf. Johann wandelte es, indem er die ganze Stadt zur Festung machte, in ein bedeutend erweitertes und verziertes Residenzschloss um. Die 4 Flügel bilden ein gr. Viereck um einen Binnenhof, mit Hauptturm und 3 Ecktürmen; der 4. SO-Flügel jedoch erst um 1600 erbaut. Im NW-Flügel wurde die reformierte Kirche nachträgl. eingerichtet. – Das Schloss ab 1723 reines Verwaltungsgeb., 1758 ausgebrannt, 1814 Kaserne, um 1939 Diensträume und Whg.
    Das Rathaus war ursprüngl. ein Holz- oder Fachwerkbau und stand anfängl. frei auf dem Markt, 1547 nebst den dabei liegenden Krambuden abgerissen, um den Markt zu vergrößern. Ein größeres zweistöckiges Rathaus wurde an der SO-Ecke des Markts 1572-77 errichtet, der Turm 1718 wegen Baufälligkeit abgetragen. Nach der Zerstörung 1758 bis 1770 neu errichtet, durch einen Umbau um 1840 stark verändert.
    Pfarrkirche St. Marien, auf der Schlossfreiheit, 1396 erw., Turm erst 1531 gebaut, 1597 erneuert und erhöht, 1786-87 grundlegend umgebaut, wobei ein Teil der ma. Mauern erhalten blieb, Turm von 1770, der untere Teil ebenf. ma. Das Innere neogot., nach Entwürfen Schinkels von 1815. Äußeres 1896 weitgehend erneuert. Fürstengruft, in der Mgf. Johann, dessen Gemahlin und 2 mgfl. Herrenmeister bestattet, erst 1882 unter Schutt wiederentdeckt und auf Stadtkosten wiederhergestellt.
    Kl. Kirche am Wall, 1629 aus Mitteln der Pfarrkirche als Begräbniskirche erbaut, ohne Turm, von 1722 bis 1806 als Garnisonskirche, danach für militär. Zwecke genutzt, ab 1875 Herberge zur Heimat.
    Das Zeughaus besaß ein Portal, das durch Pilasterarchitektur aus gebrannten Tonplatten umrahmt war.
    Vom Schloss sind noch die Keller, von der Marienkirche Umrisse der Mauer, Fußboden und Teile der Grüfte, vom Rathaus die Umrisse und die Fundamente erhalten. Von den Festungsanlagen sind der Ravelin August-Wilhelm, das renovierte Kietzer Tor, die renovierte Bastion Philipp mit dem Festungsmuseum, das renovierte Batardeau, die renovierte Bastion Brandenburg sowie die renovierungsbedürftige Bastion König erhalten. Von den Außenforts ist heute das Fort Gorgast tw. renoviert, die Forts Zorndorf, Tschernow und Säpzig sind als Ruinen erhalten.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Brände: 1450 und 1491 (mit Ausnahme des Kietzes völlig abgebrannt), 1758 (völlig zerstört). – Die Lange Vorstadt 1636 (ganz), 1672 (halb verbrannt) 1813 (durch die Franzosen niedergebrannt). – Die Kurze Vorstadt 1758 und 1813 (fast ganz zerstört). – Der Kietz 1673 (ganz), 1683 und 1749 (abgebrannt), 1813 (von den Franzosen niedergebrannt).
    Hochwasser: 1445, 1813, 1888.
    Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 195800 Tlr. – 1801: 552200 Tlr. – 1859: 1 Mio. Tlr.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1623: 300 Bg. – Nach starken Verlusten im Dreißigjährigen Krieg um 1715 wieder 300 Bg. – 1750: 4675 Ew. – 1780: 4337 Ew. – 1796: 4534 Ew. – 1800: 4934 Ew. – 1808: 5470 Ew. – 1813-14: von 5516 auf 760 Ew. gesunken. – 1818: 4483 Ew. – 1849: 8380 Ew. – 1871: 10141 Ew. – 1880: 11911 Ew. (davon in der Kurzen Vorstadt 5275 Ew., in der Langen Vorstadt 2044 Ew.). – 1890: 14418 Ew. (Kurze Vorstadt 8568 Ew., Lange Vorstadt 2097 Ew.). – 1910: 15285 Ew. – 1925: 20098 Ew. – 1939 21499 Ew. (mit Kietz: 23771).
    1946 Feb. 14: 634 Ew. – 1950: 1351 Ew. – 1961: 7451 Ew. – 1970: 11290 Ew. – 1988: 16061 Ew. – 2002: 17111 Ew. – 2011: 18070 Ew. – 2017: 17918 Ew.
    1956: 66,3 % der Ew. aus dem Gebiet der Volksrepublik Polen, 29,7 % aus den ehemaligen poln. Ostgebieten, 3,5 % aus dem sonst. Ausland, 0,5% ohne festgestellten Geburtsort.

    b Bevölkerungsverluste

    Pest: 1566, 1601, 1624, 1631, 1638.
    Cholera: 1831 (20 Tote), 1873.
    Bis Mitte des 19. Jh. Sumpffieber in K. verbreitet.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    Die Kietzer bildeten eine eigene Gemeinde und waren zur Burg dienstpflichtig.
    Seit 1536 stellten die Eximierten, d.h. der städt. Gewalt nicht unterworfene Beamte und Militärpers., einen beträchtl. Teil der Bev. – 1750: 897 M, 931 F, 1024 Söhne, 1147 Töchter, 178 Gesellen, 99 Knechte, 65 Jungen und 293 Mägde. – 1801: 1053 M, 1196 F, 948 Söhne, 899 Töchter, 186 Gesellen, 129 Knechte und Diener, 120 Jungen, 434 Mägde, außerdem ca. 1200 Militärpers. – Nach 1809: Wegzug des Großteils der Beamtenschaft (80 Fam.).
    Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 11,1 % (2023 Pers.) Selbstständige, 3,2 % (583) mithelfende Familienangehörige, 37,5 % (6845) Beamte und Angestellte, 48,2 % (8809) Arbeiter.
    1849: 3433 M, 3643 F. – 1871: 5535 M, 4606 F; < 10 J.: 2000. – 1885: 8397 M, 6708 F. – 1895: 9635 M, 7635 F; 106 einzeln lebende M und 214 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 9994 M, 10104 F. – 1939: 10435 M, 11064 F; < 6 J.: 10,1 %, 6-13 J.: 10,8 %, 14-64 J.: 70,6 %, ≥ 65: 8,5 %.
    1950: 720 M, 816 F. – 1955: 0-17 J.: 41,2 %, 18-54 J.: 53,8 %, > 54 J.: 5 %. – 1961: 3806 M, 3645 F. – 1970: 5651 M, 5639 F. – 1971: 0-19 J.: 45,2 %, 20-39 J.: 34,5 %, 40-59 J.: 15,2 %, ≥ 60 J.: 5,1 %. –1988: 8058 M, 8003 F; 0-19 J.: 32,2 %, 20-39 J.: 34,5 %, 40-59 J.: 20,9 %, ≥ 60 J.: 8,3 %. – 2002: 8311 M, 8800 F; 0-19 J.: 28,4 %, 20-39 J.: 29,7 %, 40-59 J.: 28,1 %, ≥ 60 J.: 13,8 %. – 2011: 8889 M, 9181 F. – 2017: 8816 M, 9102 F; 0-14 J.: 16,8 %, 15-64 J.: 68 %, ≥ 65 J.: 15,2 %.
    1849: 6898 Ev., 76 Kath., 1 orthodoxer Christ, 101 Juden. – 1858: 9233 Ev., 178 Kath., 143 Juden. – 1871: 9593 Ev., 346 Kath., 28 sonst. Christen, 174 Juden. – 1885: 14075 Ev., 779 Kath., 36 sonst. Christen, 215 Juden. – 1905: 15829 Ev., 1281 Kath., 176 sonst. Christen, 118 Juden. – 1925: 18157 Ev., 1203 Kath., 141 Juden, 99 Bekenntnislose. – 1939: 19333 Ev., 1343 Kath., 230 sonst. Religionen (davon 191 Christen), 486 Gottgläubige, 98 Glaubenslose, 9 ohne Angabe.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Bis 1945 waren die Kb. der Schlosskirche ab 1664, der Pfarrkirche ab 1758 erhalten.
    Heute befinden sich Standesamtsreg. von 1939‑41 lückenhaft im Standesamt K.
    Jüd. Standesreg. von 1815-49 lückenhaft in der Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig und als Kopie im FHL Utah, von 1845-75 lückenhaft im GStA PK.
    Kath. Militärkb. von 1862‑95 lückenhaft im Kath. Militärbischofsamt Bonn.
    Ev. Kb der Garnisonsgemeinde von 1758-1943 lückenhaft im GStA PK und von 1758-1944 als Kopie lückenhaft im FHL Utah. – Kb. der Militär-Gem. 4. Div. von 1815-92 lückenhaft im GStA PK und von 1815‑29 im FHL Utah. – Kb. der Art.-Brigade von 1816‑36 lückenhaft im BLHA. – Kb. des Pionierbat. von 1819‑68 im BLHA und des Inf.-Rgt. Nr. 48 (5. Brand.) von 1860‑68 im GStA und als Kopie im FHL Utah.

    e Bedeutende Persönlichkeiten

    Katharina von Brandenburg-K. (* 1549 Aug. 10 in K., † 1602 Sept. 30), Tochter des Mgf. Johann von K. – Caspar von Barth (* 1587 Juni 21 in K., † 1658 Sept. 17 in Leipzig), Philologe und Privatgelehrter. – Johann Fromhold (* 1602 Nov. 12 in K., † 1653 Juli 11 in Regensburg), brand. Staatsmann und Diplomat. – Christian (auch Christoph) Albrecht Burggf. und Gf. zu Dohna (* 1621 Dez. 10 in K., † 1677 Dez. 14 in Gartz [Oder]), brand. General. – Wilhelm von Brandt (* 1644 Sept. 29 in K., † 1701 Dez 18), brand.-preuß. Generalleutnant. – Johann Ernst Schaper (* 1668 April 26 in K., † 11. Januar 1721 in Rostock), Mediziner und mecklenburg. Politiker. – Johann Ferdinand Martin Heyfelder, auch Ferdinand Heyfelder (* 1798 Jan. 19 in K., † 1869 Juni 21 in Wiesbaden), Chirurg und Hochschullehrer. – Alfred von Tirpitz (* 1849 März 19 in K., † 1930 März 6 in Ebenhausen), Großadmiral der kaiserl. dt. Marine und Staatssekretär des Reichsmarineamts. – Fedor von Bock (* 1880 Dez. 3. in K., † 1945 Mai 4 in Oldenburg in Holstein), dt. Offizier (seit 1940 Generalfeldmarschall).

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 262 Polnischsprachige, 23 Anders- und Mehrsprachige.

    c Vereine und politische Organisationen

    Um 1860: 2 Gesangsvereine (Männergesangverein und Harmonia) vorh. – 1858: K.er ält. Turnverein gegr. – 1882: Turnverein „Vorwärts“ gegr. – 1899: K.er Ruderclub von 1899 e.V gegr. – 1900: Ev. Jungmänner-Verein gegr. – 1910: Arbeiter Turn- und Sportverein gegr.; 1910: Bund der Kaufmannsjugend gegr. – 1918: Großdeutscher Jugendbund gegr. – 1919: K.er Sportvereinigung gegr.; Neuer Ruderclub Cüstrin 1919 e.V. gegr.; Sozialistische Arbeiterjugend gegr. – 1920: Ring- und Boxclub K. gegr. – 1923: Schwimmverein Cüstrin von 1923 gegr. – 1924: Wehrbund Ostmark e.V. gegr. – 1926: Eisenbahn-Turn- und Sportverein gegr.
    1946: Sportklub „Kolejarz“ (Eisenbahner) gegr. – 1958: Betriebssportklub ZKS „Celuloza” (Zellulose) gegr. – 2016: 12 Sportklubs.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Im MA bildeten Handwerk, Handel und Fischfang die wirtschaftl. Grundlage. – 1309: Der sehr ertragreiche Zoll erstmals erw., als der Mgf. ein Drittel einer Last Heringe jährl. aus dem Zoll zu K. dem Nonnenkloster bei Spandau übereignete. – 1388: Der Mgf. bestätigte der Stadt K. ihre Fischmarktgerechtsame. 1412 und 1417 kam es zum Vergleich zw. den Bg. und den Kietzern wg. Fischerei auf verschiedenen Gewässern. Zu dieser Zeit wurde der Berg Klössing bei K. zum Weinberg gemacht; Weinbau in K. wurde noch Ende des 18. Jh. betrieben. – 1444: 1 Windmühle bei K. gen. – 1424: Niederlage in K. erw. – 1482: Der Mgf. erlaubte der Stadt K., außer dem Jahrmarkt, den sie im Herbst hielt, noch einen zweiten Jahrmarkt in der Fastenzeit zu halten, um 1800 3 Jahrmärkte. – Seit Mitte des 16. Jh.: In K. wurde ein neues Brückengeld für Rindvieh, Schafe und Schweine erhoben. – Ab ca. 1690: In der lange sehr armen Gemeinde war eine starke Vermehrung der Gewerbe feststellbar, damals Verkehr, Handel (vor allem mit Fischen) und Brauerei (38 Brauhäuser in der AS) die wirtschaftl. Grundlage. Die wirtschaftl. Entwicklung wurde jedoch durch die Nähe von Frankurt/O. und Stettin (Szczecin) behindert.
    1796: 2 Apotheker, 1 Eisen- und 3 Leinwandhändler, 1 Italiener, 7 Materialisten, 4 Nadler, 3 Seidenkrämer, 3 Wollzeugfabrikanten. Das Brauwesen war wegen der gestiegenen Getreidepreise weitgehend eingegangen. In den Vorstädten waren Viehzucht und Branntweinbrennerei die Hauptgewerbe, in der Langen Vorstadt Schifffahrt nach Frankfurt/O. und Stettin. Damals 960 Maulbeerbäume in der nach 1763 angelegten Plantage. – Um 1800: K. besaß 3 Textilfab. mit 415 Beschäftigten sowie je 5 Wind- und 5 Wassermühlen, darunter mehrere Schiffmühlen.
    1800: 84 Ackerleute, 2 Apotheker, 4 Barbiere, 2 Beutler, 7 Böttcher, 11 Brauer, 39 Branntweinbrenner, 2 Braumeister, 3 Buchbinder, 1 Buchdrucker, 2 Büchsenmacher, 4 Drechsler, 1 Eisenkrämer, 2 Färber, 8 Fleischer, 7 Friseure, 4 Fuhrleute, 3 Gärtner, 12 Gastwirte, 1 Gelbgießer, 1 Gipser, 2 Glaser, 1 Goldschmied, 5 Hebammen, 5 Hufschmiede, 3 Hutmacher, 2 Kaufleute, 2 Klempner, 3 Kahnbauer, 3 Knopfmacher, 1 Koch, 2 Konditoren, 1 Korbmacher, 2 Krämer, 1 Kunstpfeifer, 3 Kupferschmiede, 3 Kürschner, 11 Leineweber, 2 Lohgerber, 1 Maler, 8 Materialisten, 3 Maurer, 8 Müller, 6 Nadler, 2 Nagelschmiede, 6 Pantoffelmacher, 1 Plumpenmacher, 2 Riemer, 1 Sattler, 69 Schiffer, 22 Schneider, 6 Schlosser, 1 Schornsteinfeger, 14 Schuster, 3 Seifensieder, 3 Seiler, 67 Spinner, 1 Spornmacher, 6 Stellmacher, 1 Scherenschleifer, 2 Strumpfweber, 2 Stuhlmacher, 1 Tabakspinner, 10 Tischler, 7 Töpfer, 3 Tuchmacher, 1 Uhrmacher, 1 Weinhändler, 2 Weißgerber, 2 Zeugmacher, 2 Ziegelstreicher, 3 Zimmerleute, 1 Zinngießer, 1 Zwillichmacher; insg. 243 Meister, 291 Gesellen, 110 Lehrlinge, 281 kgl. Offizianten.
    1831: 2 Kalkbrennereien; 5 Bockwindmühlen, 1 Lohmühle, 3 Ölmühlen mit 6 Pressen, 1 Rossmühle mit 1 Gang; 2 Ziegeleien.
    Bäcker (13 Meister/21 Gehilfen), Böttcher (7/6), Buchbinder (2 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Drechsler (3/1), Fleischer oder Schlächter (5/8), Glaser (5/3), Gold- und Silberarbeiter (1/0), Grobschmiede (9/15), Gürtler (1/0), Handschuhmacher (1/2), Hutmacher (1/0), Kammmacher (1/1), Klempner (3/5), Korbmacher (2/1), Kuchenbäcker (1/0), Kupferschmiede (1/0), Kürschner (3 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Maurer (2/53), Putzmacher und Putzmacherinnen (5/0), Rade- und Stellmacher (5/2), Riemer und Sattler (6/2), Rot-, Gelb- und Glockengießer (1/4), Schlosser (13/21), Schneider (31/21), Schuhmacher und Altflicker (40/29), Schwarz- und Schönfärber (2/2), Seifensieder und Lichtzieher (4/1), Seiler und Reepschläger (5/9), Tischler (15/13), Töpfer und Ofenfabrikanten (7/6), Uhrmacher (3/2), Zimmerleute (9/67), Zimmer- und Schildermaler (4/1).
    1 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten, ohne offene Läden (1 Handelshaus, das kaufmänn. Geschäfte bloß im Großen trieb); 32 mit offenen Läden (13 zu Gewürz- und Spezereiwaren, 10 zum Ausschnitthandel, 1 zu Metallwaren, 8 zu anderen Warenartikeln); 69 ohne kaufmänn. Rechte (27 Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram, 11 herumziehende Krämer, 31 Viktualienhändler und Höker).
    11 männl. und 87 weibl. Dienstboten, 64 Knechte und 173 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 53,2 % der Bev. berufstätig (34,8 % im Gewerbe, 42,3 % in Handel und Dienstleistungen, 22,9 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 29,2 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 1 Pers., Glaserei 11, Klempnerei 10, Malerei 12, Maurerei 50, Schornsteinfegerei 5, Steinsetzerei 3, Tiefbau 300, Zimmerei 62), 39,7 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 4, Hut- und Putzmacherei 10, Kürschnerei 17, Schneiderei etc. 87, Schusterei 106, Weißnäherei 393), 0,3 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation, Pharmazie 2), 0,4 % im Druckereigewerbe (Schriftgießerei, Druckerei), 0,7 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Erzgießerei 2, Gold und Silber 2, Kupferverarbeitung 6, Messing etc. 1), 8,7 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 11, Kämme, Schirme etc. 8, Lackiererei, Vergolderei 2, Sägewerk 6, Tischlerei 108), 1 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 2, Polsterei 1, Sattlerei 12), 5,1 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 44, Musikinstrumente 1, Uhren 6, Wagenbau 28), 9,1% in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 45, Brauerei 28, Brennerei 12, Genussmittel 13, Müllerei 25, Schlachterei 19), 0,3 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 5), 2,7 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei 24, Steingut etc. 18), 2,8 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 6, Seilerei 12, Spinnerei 4, Weberei 8, Zubereitung etc. 13).
    1867: Stadt und Festung mit 2 Kalkbrennereien; 2 Dampf- und 6 Windmühlen; 5 Ziegeleien. – Nachdem die NS 1876 einen eigenen Bhf. erhalten hatte, der zgl. als Kreuzungspunkt Hauptbhf. wurde, konzentrierten sich Handel und Gewerbe in dieser. – 1871: Bau der Norddeutschen Kartoffelmehlfab., der größten Deutschlands, in der Kurzen Vorstadt. – 1880: Fab. für Asphalt, Kupfer- und Messingwaren, Maschinen, Pinsel und Bürsten, Zigarren; Holzimprägnieranstalt; Schifffahrt; Handel. – In der Kurzen Vorstadt: Bierbrauerei, Dampfsägemühlen, Stärke- und Malzfab. – In der Langen Vorstadt: Ackerbau. – Um 1910: Dachpappen-, Drahtseile-, Fahrrad-, Feuerlöschgeräte-, Goldleisten-, Kartoffelmehl-, Maschinen-, Möbel-, Ofen‑, Pianoforte-, Wagen-, Walz-, Metallwaren-, Zementwaren- und Zigarrenfab.; 4 Bahnmeistereien; Bierbrauerei, Dampfschneidemühlen; Handel; Holzimprägnierungsanstalt; Schiffbau, Schifffahrt; Ziegelbrennerei. – 1925: 7468 Pers. im Gewerbe überhaupt tätig, u.a. 59,2 % (4422 Pers.) in Industrie und Handwerk und 38,1 % (2847) in Handel und Verkehr. – Baugewerbe (70 Werke/743 Mitarbeiter), Bekleidungsindustrie (147/296), chem. Industrie (6/41), Elektrotechn. Industrie (12/152), Holzindustrie (47/524), Hüttenwesen (4/354), Lebensmittelindustrie (78/703), Lederindustrie (11/26), Maschinen- und Apparatebau (28/707), Mineralindustrie (8/212), Papierherstellung, Druckereien und graf. Betriebe (14/52), Produktion von Stahl- und Eisenerzeugnissen (42/609), Textilindustrie (5/34), Wasser, Gas und Strom (5/38), Sonst. (2/2). – 1939: Baugewerbe (73 Werke/1515 Mitarbeiter), Bekleidungsindustrie (142/237), chem. Industrie (3/50), Papierherstellung, Druckereien und graf. Betriebe (15/314), Elektrotechn. Industrie (15/81), Holzindustrie (43/617), Hüttenwesen (3/137), Lebensmittelindustrie (79/897), Lederindustrie 6/11, Maschinen- und Apparatebau (26/573), Mineralindustrie (8/101), Produktion von Stahl- und Eisenerzeugnissen (29/166), Textilindustrie (21/68), Wasser, Gas und Strom (3/30), Sonst. (14/35). — 1939 lebten 33,6 % (6140 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 3,1 % (558) von häusl. Diensten, 31,6 % (5771) von Industrie und Handwerk, 4,5 % (822) von der Land- und Forstwirtschaft, 27,2 % (4969) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 112, 5 bis < 10 ha: 22, 10 bis < 20 ha: 34, 20 bis < 100 ha: 47, ≥ 100 ha: 2.
    1950: 100 % der Bev. mit nichtlandwirtschftl. Einkommensquellen. – 1960: 12 Dienstleistungsbetriebe und kl. Werkstätten, 36 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Beschäftigung 1960: 12,9 % im Bauwesen, 3,5 % im Gesundheitswesen, 6,3 % im Handel, 35,6 % in der Industrie, 4,8 % in der Kommunal- und Wohnungswirtschaft, 28,9 % in Transport und Kommunikation, 8 % Sonst. – Beschäftigung 1970: 6,9 % im Bauwesen, 7,3 % im Gesundheitswesen, 5,3 % im Handel, 45,6 % in der Industrie, 3,5 % in der Kommunal- und Wohnungswirtschaft, 21,9 % in Transport und Kommunikation, 9,5 % Sonst.; 96,9 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1980: 35 Dienstleistungsbetriebe, die Zellulosefab., die 1958 wieder ihren Betrieb aufgenommen hatte, war 1980 eine der größten in Polen, sonst Flusshafen; Speicher und Produktion von Maschinenteilen; Mühle. – 1984: 36 Verkaufspunkte. – 2002: 285 Läden und Tankstellen. – Um 2000: Logistikfirmen, Fab. von Maschinenteilen, Mühle und Speicher, Papier- und Zellulosefab. – Betriebsgrößen 2016: 0-9 Beschäftigte: 2092, 10-49: 91, 50-249: 16, 250-999: 4.
    2002: 86,5 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 87,3 %.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    1515: Die Viergewerke der Fleischer, Schuster, Schneider und Schmiede erw. – 1584: Gesellenordnung der Bäckerinnung. – Aus dem 17. und 18. Jh. sind die Privilegien folgender Innungen in K. bekannt: Böttcher, Buchbinder, Drechsler, Fleischer, Hutmacher, Kork- und Pantoffelmacher, Leineweber, Posamentierer und Bortenmacher, Schlosser, Sporen-, Büchsen- und Uhrmacher, Schmiede, Schneider, Schuster, Tischler, Töpfer, Tuchmacher, Zimmerleute und Mauer (1759). Aus anderen Quellen lassen sich weitere Innungen nachweisen, darunter Bäcker, Bader, Barbiere, Glaser, Goldschmiede, Kupferschmiede und Schornsteinfeger. – 1836: Sparkasse gegr. – Um 1860: Vorschussverein vorh. – 1910: Reichsbanknebenstelle, Sparkasse, Spar- und Darlehenskasse, Verwaltungsbank. – 1938: Niederlausitzer Bank, Raiffeisen-Bankverein, Reichsbanknebenstelle, Vereinsbank.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1691: Einrichtung einer Poststation in K. – 1818: K. lag auf der Strecke der fahrenden und reitenden Post von Berlin nach Königsberg/Pr. (Kaliningrad) über Konitz (Chojnice) und Marienwerder (Kwiedzyn) sowie über Bromberg (Bydgoszcz) und Graudenz (Grudziądz). K. lag ebenf. auf der Strecke der reitenden Post von Frankfurt/O. nach Stettin (Szczecin). K. war Ausgangspunkt der fahrenden Post nach Königsberg/Nm (Chojna), nach Stargard und einer Carriolpost nach Sonnenburg (Słońsk).
    1831: 74 Oderkähne, 1 kl. Kahn, 10 auf eigene Rechnung arbeitende Fuhrleute zu Fracht für Lohn. – 1849: 84 Frachtkähne, 19 Fuhrleute mit 77 Pferden. – Ab 1903: Pferdebahn zw. AS und NS, die Pferdebahn 1920 eingestellt. – 1925: Pferdebahn als elektr. Straßenbahn wieder in Betrieb genommen (3 Linien: Bhf. NS–Bhf. AS, Stern-Stadtwald, Stern-Finanzamt).
    Taxis 1960: Keine. – 1984: 13. – 2017: 41.
    Öfftl. Nahverkehr erst wieder seit den 1970er-Jahren. – 2017: Städt. Nahverkehr mit 3 Buslinien. – 2019: Busverbindungen u.a. nach Neudamm (Dębno), Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski), Göritz (Górzyca), Soldin (Myślibórz) und Słubice.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    1234/35, 1259, 1266: Das Land „Custerin“ erw. – 1536: K. vom Mgf. zur Hauptstadt der Nm erhoben, Sitz der nm Regierung und vieler Zentralbehörden sowie Verwaltungs- und Tagungsort der nm Stände. Auch nach dem Tod von Mgf. Johann diente das Schloss öfter als Residenz.
    Während der Franzosenzeit wurden die Behörden nach Frankfurt/O. verlegt. Seit dieser Zeit rückläufige Entwicklung K.s von einer Provinzhauptstadt zur Kreisstadt von 1816-35 und danach zur einfachen Landstadt.
    Um 1800: Zentraler Ort mit überregionalen Funktionen ohne Faktoren von gesamtstaatl. Bedeutung.
    Um 2000: Eisenbahnknotenpunkt und Industriezentrum.
    2011: 1057 Ein- und 360 Auspendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    1317: Soldin (Myślibórz) wurde als Oberhof mehrerer Städte, darunter K., bestimmt, die vorher ihr Recht in Strausberg gesucht hatten. – 1364: Der Mgf. bestätigte K. die von seinen Vorgängern Ludwig d. Ä. und Ludwig d. Römer verliehenen Privilegien.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1357: Ratmannen, Schulze und Schöffen gen. – 1462: Bgm. und Ratmannen erw. – Später meist 3 Bgm. und 5 Ratmannen, oligarch. Selbstergänzung. Nach der Ordnung von 1515 sollten die Älterleute der Viergewerke (Fleischer, Schuster, Schneider und Schmiede) und 2 gewählte Vertreter der Gemeinde an den Ratssitzungen teilnehmen. Die Älterleute im 17./18. Jh. jedoch nur geladen, wenn bes. Leistungen etc. nötig waren. Daneben Viertelleute, 2 für die Stadt, 2 (später 3) für die Vorstädte, die eine eigene Bürgerkasse führten und zw. Rat und Bürgerschaft vermittelten. – Ab dem 17. Jh.: Starke Einflussnahme der staatl. Stellen, fakt. regierten Gouverneur und Kammerpräsident. – 1719‑1802: Magistrat mit 7 Mitgl.: Direktor, Prokonsul, Kämmerer und 4 Senatoren. Der Magistrat war zuständig für Finanzen und Polizei. – 1809: Einführung der Städteordnung; Magistrat mit 12 Mitgl., davon 5 (später 3) besoldete; 45 Stadtverordnete (später 36). – 1849: 15 Kommunalbeamte. – 1883: 11 Magistratsmitgl.; 36 Stadtverordnete. – 1931: Magistrat bestehend aus 2 Bgm, 1 Jurist, Hilfsarbeiter, 1 Stadtbaurat, 8 Stadträte; Stadtverordnetenvorsteher.
    Der Kietz eigenständig, 1412 den Kietzern zu K. ein Privileg vom Hochmeister verliehen. Später im Kietz 1 Schulze und 2 Schöffen, Polizei und Justiz standen dem Amt zu.
    1945 Okt.: Übergabe der Stadt an die Zivilverwaltung. 1946: Vollständige Selbstverwaltung ab Frühjahr mit der Bildung des städt. Nationalrats (Miejska Rada Narodowa), die 1946 Sept. 17 abgeschlossen war.

    c Gerichtsbarkeit

    Obergericht stets landesherrl. – 1373: Den Bg. von K. die niedere Gerichtsbarkeit vor dem Schulzen, 1388 der Besitz des Niedergerichts der Stadt bestätigt. Ein Bgm. war Richter, mit Schöffen auf Lebenszeit. Selbstergänzung mit Bestätigung durch den Rat; die Schöffen auch in der Verwaltung tätig.
    Im 18. Jh.: Vom Rat ernannte „Assessoren“. Seit der Herrschaft von Mgf. Johann Hofgericht in K. – Von 1540‑1719: 2. Bgm. gewohnheitsmäßig Hof- und Stadtrichter.– Um 1800: Stadt- und Hofgericht, vom Magistrat getrennt. Außerdem Gouvernementsgericht in der Festung. – Ab 1809: Kgl. St.- und L.-Gericht K. – 1847: Kr.-Gericht von Königsberg/Nm nach K. verlegt. – 1849: Kr.-Gericht K., 26 Zivilbeamte in der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht K. nebst Strafkammer. – 1883: 2 Rechtsanwälte und Notare. – 1938: 7 Rechtsanwälte und Notare.
    1796: Arbeitshaus, für F Spinnhaus.
    2019: Amtsgericht Słubice (Sąd Rejonowy w Słubicach).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1396: Sitz des Vogtes der Nm. Dann Vogt des DO und Vogt der Mgf., ab 1476 ebenf. ein Kastner. – Ab 1536: Residenz des Mgf. Johann von Küstrin. – Ab 1542: Hof- und Kammergericht bez., das Oberlandesgericht 1548 errichtet. – 1712: Postamt in K. vorh. – 1723: Das Schloss Sitz der nm Kriegs- und Domänenkammer (bis 1809). – 1800: Akzise- und Haupt-Wasser-Zollamt auf der Oder vorh., ebenf. 1 Zucht- und Arbeitshaus in der Schanze. – 1816-39: Sitz des Kr. K. – 1849: 28 Zivilbeamte in der allg. Landesverwaltung. – 1857: Telegrafenamt eröffnet. – Ab 1892: Fernsprecher. – Um 1910: Bergrevier, Deichinspektion, Eichamt, Gewerbegericht, Gewerbeinspektion, Katasteramt, Meliorationsamt, Oberfischmeisteramt, Strombauverwaltung, Wasserbauamt, Zollamt I. – 1938: Reichsarbeitsdienst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Anfängl. Pommern, dann Großpolen. – 1232: Den Templern geschenkt. – 1249: Schlesien. – 1252: Brand. Landesherrschaft. – 1261/62: Die Templer traten ihren Besitz an der Warthemündung auf mgfl. Druck an diese ab. K. fehlt im Landbuch der Nm von 1337, vermutl. gehörte es zum Land Lebus und wurde erst 1364 zur Nm geschlagen. – 1402-55: DO. – Danach: Brandenburg bzw. Brandenburg-Preußen. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O.; 1816-1839: Kr. K. – 1839‑1945: Kr. Königsberg.
    1945: Polen. – 1945-46: Kr. Königsberg (Chojna). – 1946-50: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1950-75: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Landsberg. – 1975‑98 Wojewodschaft Landsberg/W. – Ab 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Landsberg/W.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1623: Kurze Vorstadt von den Kroaten geplündert. – 1636: Lange Vorstadt durch Wrangel niedergebrannt. –1758 August 15 bis 24: Die gesamte AS bis auf 3 Geb. durch russ. Bombardement zerstört, die Vorstädte und der Kietz niedergebrannt. – 1806 Nov. 1: Kampflose Übergabe der Festung an die Franzosen. – 1813: Von russ. und preuß. Truppen belagert, wobei die lange Vorstadt und der Kietz niederbrannten. – 1814 März: Kapitulation der franz. Truppen. – 1923 Okt. 1: K.er Putsch der Schwarzen Reichswehr. – Von 1940 Juni bis 1945 Jan. 31: In Alt Drewitz (Stare Drzewice) 1 Kriegsgefangenenlager (Stalag III-C), in dem ca. 70000 Kriegsgefangene inhaftiert waren, von denen über 12000, vor allem Russen und Franzosen, die Haft nicht überlebten. – Von Ende 1940 bis Ende 1941: Ein Zwangsarbeitslager für Juden für den Bau der Reichsautobahn. – 1943 Mai bis 1945 April: 1 Außenkommando des KZ Sachsenhausen (Zellwolle-Herstellung, Heeresbauten). – 1945 Jan. 15: K. zur Festung erklärt. – 1945 Feb. 20./21.: Zivilisten aus K. evakuiert. – 1945 März 12: Eroberung durch die Rote Armee, K. während der Kämpfe zu 95 % zerstört. – 1945 Juni 23: Die verbliebene dt. Bev., ca. 1500 Pers., aus K. vertrieben.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1529: 9 Knechte zum Landesaufgebot. – 1604: 307 Gemusterte, 45 Mann zum Ausschuss. – 1623: 298 Waffenfähige. – 1800: 1108 Enrollierte. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommande K.

    b Wehrverbände

    1444: Schützengilde erw., Privileg von 1697.

    c Garnison

    Festungsgarde ab 1546, höchstens 150 Mann, 1620-30 nur 61 Mann, danach einzelne Feldkp., nach 1640 bedeutend verstärkt; seitdem die Last der Einquartierung sehr drückend. – 1641 Jan.: Gilt als Geburtsstunde des brand. stehenden Heeres, als Festungskommandant Konrad von Burgsdorff mit seinem neu gebildeten Rgt. dauerhaft in kfl. Dienste trat. – 1672: Rgt. Gf. Dohna. – Ab 1673: Rgt. von der Marwitz. – 1714-1806: Garnison- und Festungsartillerie-Kp. – 1714: Invaliden-Kp. von Barfus in K. errichtet. – 1714-19: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 19. – 1717: Garnison‑Btln. von Sydow in K., Peitz und Driesen (Drezdenko) errichtet, 1728 ins Inf.-Rgt. Nr. 30 übernommen. – 1726-32: Teile des Dragoner-Rgt. Nr. 3. – 1728/29: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 25. – 1729: Garnisonkp. in K. errichtet, 1741 ins Neue Garnison-Rgt. übernommen. – 1741: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 40. – 1742-63: Teile des Neuen Garnison-Rgt. – 1764-88: Teile des Garnison-Rgt. Nr. 7. – 1788-95: Inf.-Rgt. Nr. 19, Depot-Btln., 1796-1805: Musketen-Btln. – 1788‑95: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 23, Depot‑Btln. – 1796-1806: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 35, Musketen-Btln. – 1796-1805: Musketen-Btln. – 1806: Inf.-Rgt. Nr. 24, Depot‑Btln., Inf.-Rgt. Nr. 26; Invaliden-Kp.
    1808‑65: Teile des Garde-Feldart.-Rgt. – 1813/14: Btln. Nr. 1 des nm Landwehr-Rgt. und das Reserve‑Btln. – 1815-20: Garnison-Btln. – 1816-58: Garde-Pionier-Btln. – 1817: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 24. – 1820-38: Garnison-Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 14. – 1820-38: Garnison-Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 21. – 1820‑38: Garnison-Kp. der Division Nr. 4. – 1820-38: Garnison-Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 8. – 1820-38: Garnison-Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 12. – 1820-38: Garnison-Kp. der Division Nr. 5. – 1822-28: Teile des Feldart.-Rgt. Nr. 2. – 1827-59: Teile des Leib-Grenadier-Rgt. Nr. 8. – 1838-59: Kombiniertes Reserve-Btln. Nr. 3. – 1860-67: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 48, Teile des Feldart.-Rgt. Nr. 3, Teile des Inf.-Rgt. Nr. 20. – 1914: Standort der Kommandantur und von Teilen des Inf.-Rgt. Nr. 48, der 1. Abt. des nm Feldart.-Rgt. Nr. 54, des Pionier-Btln. Nr. 28, des Bezirkskommandos, eines Art.-Depots, des Proviantamts, der Garnisonsverwaltung und des Garnisons-Lazaretts.
    Ab 1814: Das Schloss als Kaserne genutzt. – 1816: 2 weitere Kasernen errichtet. – 1876: Neue Kaserne in der Landsberger Str. gebaut.  – 1902: Neue Kaserne am Bhf. AS (Neumärkisches Feldart.-Rgt. Nr. 54). – 1913: Neue Kaserne in der Warnicker Str. (2. Brand. Pionier-Btln. Nr. 28). – Ab 1918: In K. nur noch die 4. Eskadron der 3. Fahrabteilung und das 3. Pionier-Btln. – 1928: In K. die Kommandantur, das Heeres-Wirtschafts- und Rechnungsamt, das Heeresverpflegungsamt und das Heeresunterkunftsamt.
    Wehrmacht bis 1939 Aug.: In den 1930er-Jahren: Bau eines neuen Garnisonslazaretts im Stadtwald, einer Heeresbäckerei und eines gr. Proviantamtes. – Der 1934 begonnene Bau der „Oder-Warthe-Linie“ erfolgte in Verantwortung der K.er Kommandantur. – 1935: Stülpnagel-Kaserne im Stadtwald gebaut, in der das Inf.-Rgt. 50 untergebracht wurde. – 1. Abt. des Art.-Rgt. 39 in der ehemaligen Kaserne des Art.-Rgt. Nr. 54 einquartiert.
    Fronttruppenteile: 1934: Ausbildungs-Inf.-Rgt. 29. – 1934: Art.-Rgt. 3. (4. Abt.). – 1934-38: Pionier-Btln. K. – Ab 1935: Pionier-Btln. 3. – 1935-38: 50. Inf.-Rgt. (Stab und 3. Btln. ab 1936 Herbst in Landsberg/W. [Gorzów Wielkopolski]). – 1935‑38: Art.-Rgt. 39 (1. Abt.). – 1936: Festungs-Baugruppe K. – 1936: Ergänzungs-Btln. 14 – 1939: 513. Landes-Pionier-Btln.
    Ersatztruppenteile: 1936: Ergänzungs-Pionier-Kp. 6. – 1936/37: Heeresfachschule für Verwaltung und Wirtschaft. – 1936-38: Sanitäts-Staffel. – 1937: Ausbildungs-Leiter K. – Ausbildungs-Leiter 1 und 2. – 1938: Heeresfachschule (V).
    Kommandobehörden/Dienststellen: 1936: Festungs-Pionier-Stab 6. – 1936/37: Ev. Standortpfarramt. – 1936‑38: Wehrmeldeamt, Heeres-Verpflegungs-Amt, Festungs-Inspektion III, Wehrbez.-Kommando, Heeres-Standort-Verwaltung, Festungskommandantur. – 1937: Festungs-Pionier-Stab 7. – 1937/38: Landwehr-Kommandeur. – 1938: Ev. Standortpfarrer, Sperrdienstgruppe. – 1939: Festungs-Pionier-Kommando III, Schutzbereichsamt, Wehrmachtsfürsorgeoffizier.
    Einrichtungen: 1936/37: Heeres-Brieftaubenanstalt. – 1936-38: Standortfunkstelle, Heeresnebenzeugamt. – 1937/38: Übungslager Althöfchen (Stary Dworek). – 1938: Feste Brieftaubenstelle, Übungslager Alt Drewitz (Stare Drzewice).
    Wehrmacht ab 1939 Aug.: Fronttruppenteile: 1939/40: Landesschützen-Rgt., 1. und 3. Btln. – 1943: 513. Landes-Pionier-Btln. – 1945: Leichte Flak-Abt. 72.
    Ersatztruppenteile: 1939: 68. Reserve-Pionier-Btln., 338. Inf.-Ersatz-Btln. – 1939-42: 50. Inf.-Ersatz-Btln. – 1939-43: 39. Art.-Ersatz-Abt. – 1939-44: Pionier-Ersatz-Btln. 68. – 1940: Schwere Art.-Ersatz-Abt. 168 (2. Btln.). – 1942/43: 43. Panzer-Pionier-Ausbildungs-Btln. – 1942/43: Panzer-Grenadier-Ersatz-Btln. 50. – 1943: Kommandeur der Panzer-Truppen III (Brigade Stab). – 1943: Inf.-Ersatz-Btln. 50 (motorisiert). – 1943: Reserve-Grenadier-Btln. 50, Inf.-Ersatz-Btln. 196, Panzer-Grenadier-Ersatz-Btln. 196., Inf.-Pionier-Ersatz-Kp. 257, schwere Artillerie-Ersatz-Abt. 39. – 1943-45 Jan.: Division 433.
    Kommandobehörden/Dienststellen 1943: Grenzschutzabschnittskommando 12.
    K. war auch nach WK II von 1951 bis 1998 Garnison; u.a. waren in K. folgende Einheiten stationiert: 13. Kostrzyński Pułk Artylerii (13. K.er Art.-Rgt.), 18. Dywizjon Rakiet Taktycznych (18. Raketen-Division), 66. Btln. Saperów (66. Minenräumer-Btln.)
    1849: 29 Militärgeb.
    1675: 978 Militärpers. – 1704: Ca. 500. – 1801: 1200. – 1849: 1304 (1193 M, 111 F). – 1858: 1605. – 1905: 2280.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Auf dem ältesten Siegel von 1364 mit der Umschrift: „S. Civitatis. In. Custerin.“ Dreieckiger gespaltener Schild, rechts halber brand. Adler, links Fisch, an den Schildleisten rechts ein Blatt, links Schilfkolben. Der Rat besaß ein gr. und ein kl. Siegel, die von Mgf. Johann eingezogen und durch neue Siegel ersetzt wurden.

    b Wappen

    Gespaltener Schild mit halbem roten Adler in Silber, silberner Fisch in Blau. Der Adler lange Zeit schwarz.

    c Stadtfarben

    Rot-grün-weiß.

    d Andere Wahrzeichen

    Von Mitte des 15. Jh. bis um 1700 stand vor dem Rathaus ein hölzerner Roland und Pranger (Büttelstein).

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    a Münzprägung und Geldemission

    1621-22: Münzprägung in K. – Ca. 1916-23: Ausgabe von Notgeld.

    b Städtischer Haushalt

    Ab 1482: K. erhob einen Damm- und Deichselzoll am Kurzen Damm, war jedoch verpflichtet, die Dämme und Brücken zu unterhalten. – 1375: 9,5 Mk Urbede, jeweils hälftig von Stadt und Kietz. – 1491: 4 Jahre Abgabenfreiheit wegen Brandschadens. – 1562: K. wurde mit 761 Giebelhufen veranschlagt. – 1690: K. zahlte 761 Tlr. Steuern. – 1739: Die Stadt errichtete auf städt. Boden das VW Hirnschädel. – 1719: 3268 Tlr. 23 Gr. 5 Pf. Kämmereieinkünfte. – 1801: Einnahmen: 3844 Tlr. 11 Gr.; Kapital: 2500 Tlr.; Schulden: 10175 Tlr. 9 Gr. 3 Pf. – Kämmerei 1800: VW Hirnschädel, 1 Meierei, 1 Schäferei-VW, 3 Windmühlen und 1 eine Schiffmühle sowie die Hälfte der Pfahlmühle an der Oder, 1 Ziegelei in der Kurzen Vorstadt und den Damm- und Deichselzoll am Kurzen Damm. – Kämmereibesitz 1850: 2037 mrg. – 1680: Akzise eingeführt. – 1740: 2189 Tlr. 9 Gr. Ziese. – 1801: 2297 Tlr 17 Gr. Servis. – 1806/07: 24890 Tlr. Akzise, 23391 Tlr. Zoll, 22523 Tlr. Wasserzoll.
    1883: Zuschlage zur Staatsklassensteuer, ferner Hundesteuer; Einnahmen: 252549 Mk; Ausgaben: 252549 Mk. – 1911: 230 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Geb.-, Grund- und Gewerbesteuer, 100 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, Hunde- und Lustbarkeitssteuer; Einnahmen: 1519307 Mk; Ausgaben: 1430906 Mk; Kapitalvermögen: 487613 Mk; Schulden: 1747194 Mk; Stiftungsvermögen: 173317 Mk, Hausparzelle, Wiesengrundstücke.
    2016: Einnahmen: 83,1 Mio. Pln; Ausgaben: 73,9 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Sozialhilfe, öfftl. Verwaltung; Investitionen: 7,7 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1397: Wiesen und Ländereien der Stadt erw. – 1537: K. musste viel Bruchland im NW an den Mgf. abtreten. Das Stadtgebiet lag in Gemengelage mit dem Besitz des Amtes, dem auch der Kietz unterstand. – 1806: 44 Hufen. – 1842: K. überließ der Garnisonsverwaltung 50 ha Stadtforst, auf denen ein Exerzierplatz errichtet wurde. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 3788 mrg. Acker, 46 mrg. Gärten etc., 71 mrg. Hütung, 1415 mrg. Wald, 272 mrg. Wiesen. – 1885: 2353 ha. – 1905: 2354 ha. – 1931: 4669 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 38,02 Mk).
    1956: 21 qkm Wiesenflächen aus dem Gemeindegebiet ausgegliedert. – 1960: 32 qkm. – 1998: 41,4 qkm. – 2017: 46,1 qkm.

    c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande

    1466: Rat zu K. erwarb 6 Hufen in Voigtsdorf (Kurzycko) als Pfandbesitz.

    d Eingemeindungen und Wohnplätze

    Eingemeindungen 1928: Kietz. – 1952: Drewitz (Drzewice). – 1976: Warnick (Warniki).
    Wohnplätze 1931: Chausseehaus, Kietzer Busch Bahnhof, K. Forsthaus, Etablissement Neu Amerika, Stadtforst Abdeckerei, Waldrestaurant, Wasserwerk.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Lebus, K. war Sitz eines vermutl. bereits im 13. Jh. gegründeten Dekanats, zu dem 1405 17 Pfarreien gehörten. – 1396: Pfarrkirche St. Marien erw., Patronat vermutl. landesherrl. – 1401: Pfarrer erstmals erw. – 1396: Kaland. – 1517: Jakobsbruderschaft gen. – 1453 erscheint eine Petrikirche in den Quellen.
    1858: St. Meinolph (Pfarrerichtungsurk. 1861), Bst. Breslau (Wrocław), Dekanat Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1937: Grundsteinlegung der Christus-König-Kirche.
    1946 Juni 16: Weihe der luther. Kapelle als Kirche des heiligsten Herzens Jesu (Kościół Najświętszego Serca Jezusowego) – 1948 Nov.: Ernennung des ersten ständigen Priesters. – 1978: Weihe der Kirche Unserer Herrin Maria, Mutter der Kirche (Kościół Najświętszej Maryi Panny Matki Kościoła), 1991 wurde aus ihrer Pfarrei die Pfarrei der Muttergottes von Roktitten (Parafia MB Rokitniańskiej) ausgegliedert. – Ab 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat K.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkr. K. – Stadtpfarrkirche (Marienkirche): 1. Pfarrstelle (Oberpfarrer, Superintendent) ab 1562; 2. Pfarrstelle (Archidiakonus) ab 1547; 3. Stelle (Diakonus) ab 1565, 1896 eingezogen.
    Friedenskirche (abgezweigt von der Stadtpfarrkirche 1896 Jan. 1): 1. Pfarrstelle ab 1896; 2. Pfarrstelle ab 1909.
    Schlosskirche, ehemal. reformierte Personalgemeinde ab 1662, ab 1931 unbesetzt, 2. Pfarrstelle ab 1700, 1830 eingegangen.
    1856: Herrnhuter Brüdergemeinde in K.-Kietz gegr., ab 1881 Gemeindehaus. – 1856: Baptistenversammlung erw. – 1890: Gründung der Gemeinde K.-Tschernow, Weihe der Kirche 1906. – 1883/84: Neuapostol. Gemeinde in K.-Kietz gegr. – Ab 1911: Altluther. Gemeinde. – 1913: Ev.-luth. Pfarrkirchengemeinde in der AS, ev.-luth. Friedenskirchengemeinde in der NS, ev.-reform. Schlosskirchengemeinde, Militärgemeinde, apostol. Gemeinde, altlutheran. Gemeinde, Baptistengemeinde. – 1938: 8 ev. Pfarrer.

    c Juden

    Juden war es bis 1812 verboten, in K. zu wohnen. – 1827: Friedhof in der Kurzen Vorstadt angelegt. – 1843: Gemeinde mit 80 Mitgl., durch 2 gewählte Vorsteher vertreten. Judenschule gemietet, zu der sich ebenf. Juden aus 6 anderen Orten hielten, insg. 102. – 1884: Neue Synagoge errichtet. – 1905: 149 Juden, Kantor. – 1925: 120 Juden, Prediger, Kantor und Lehrer. – 1932: 150 Juden, 45 Zensiten, Synagoge in der Frankfurter Str., Friedhof, Schechichta, Religionsunterricht für 10 Kinder. – 1920: Verein zur Wohlfahrtspflege „Chewrah Kadischah“ gegr. (Unterstützung Ortsansässiger und Durchreisender, Krankenpflege, Bestattung), 32 Mitgl. – Die Synagoge in der Bäckereigasse wurde durch Abbrucharbeiten an den ö Wallanlagen der AS schwer beschädigt, Neubau in der Stülpnagelstr. 1934 eingeweiht, 1938 Nov. 9 niedergebrannt. Der Friedhof in WK II durch Nationalsozialisten geschändet, 1945 noch Tor, Mauern und Grabsteine erhalten. In den 1960er-Jahren Anlage eines Schrottplatzes auf einem Teil des Geländes, heute nur Mauerreste, keine Grabsteine erhalten. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet in K. 48 Pers. 17 Ew. von K. wurden nachweisl. Opfer des Holocaust.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    Vor 1548: Hofapotheke, 1563 privilegiert; die Adler-Apotheke 1714 privilegiert. – 1796: Stadtphysikus und 2 Ärzte, 2 Chirurgen, 2 Apotheker, 3 Hebammen in der Stadt und 2 Hebammen in der Langen Vorstadt. – Um 1800: Direktorium für die Verpflegung der Stadtarmen, 12 Arme im Spital in der Langen Vorstadt, das mit dem ehemal. Spital in der Kurzen Vorstadt verbunden war, 1791 ausgebaut. – Ab 1823: Städt. Krankenhaus, 1899 40 Betten. Anfang der 1920er-Jahre kaufte die Stadt das Garnisonslazarett und baute es zum städt. Krankenhaus um. – 1849: 1 öfftl. Krankenanstalt, 2 Apotheken; 3 Zivilärzte, 1 zur zivilen Praxis berechtigter Militärarzt, 1 Zivilwundarzt erster Klasse, 11 geprüfte Hebammen, 2 Tierärzte. – Um 1860: 1 christl. Armenverein vorh. – 1878: Garnisonslazarett mit 185 Betten eröffnet; Vaterländ. Frauenverein gegr. (Tätigkeiten 1916: Kindergarten, Siechenhaus mit 75 Insassen, 2 Gemeindekrankenpflegestationen: K. NS mit 3 Diakonissen und K. AS mit 2 Diakonissen). – 1885: Eröffnung des Siechenhauses (Wilhelm-Augusta-Stift) für alte Menschen. – 1895: 2 Apotheken; 15 Ärzte, 1 Zahnarzt, 8 Hebammen. – 1898: Eröffnung einer Priv.-Heilanstalt für Augenkranke mit 4 Betten. – 1931: Städt. Krankenhaus, 3 Apotheken; 15 Ärzte, 6 Zahnärzte, 15 Dentisten, 6 Tierärzte, 7 Hebammen. – 1938: 3 Apotheken; 12 Ärzte, 5 Zahnärzte, 10 Dentisten, 2 Tierärzte.
    1954: Gesundheitszentrum eröffnet. – 1957: Provisor. Apotheke. – 1962: Tuberkulosesanatorium eröffnet. – 1984: 302 Krankenhausbetten, 3 Gesundheitszentren, 3 Hebammenstationen, 1 Notaufnahme, 5 Krankenwagen, 1 Apotheke; 35 Ärzte, 10 Zahnärzte, 116 Krankenschwestern. – 1992: 271 Krankenhausbetten; 48 Ärzte, 11 Zahnärzte, 143 Krankenschwestern. – 2002: 1 Krankenhaus mit 209 Krankenbetten, 2 öfftl. und 4 priv. Gesundheitszentren, 4 Apotheken.

    b Versorgungseinrichtungen

    1796: 14 öfftl. Brunnen. – Um 1800: 91 Laternen, 315 öfftl. und priv. Brunnen. – 1898: 37 öfftl. und ca. 300 priv. Brunnen, teils gemauert, teils Rohrbrunnen. – 1891/92: Wegen der schlechten Wasserqualität in der Festung wurde eine einheitl. Wasserversorgung, die filtriertes Oderwasser lieferte, auf städt. Kosten ausgeführt, die einen Teil der Stadt mit 4600 Ew. versorgte. – 1903: Wasserwerk der NS errichtet. – 1911: 750 Grundstücke in K. an die Wasserversorgung angeschlossen. – Kanalisation der Kurzen Vorstadt mit Entwässerung in die Warthe (Warta) 1872-98 eingerichtet. – 1892: Beginn der Kanalisation in der AS, 1900 in alle Stadtteile geführt. – 1905: 12 km Rohrnetz. – 1911: 723 Grundstücke und 3 Anstalten angeschlossen.
    1883: Gaswerk erbaut, wegen lokaler Verhältnisse konnte anfangs nur die Kurze Vorstadt beleuchtet werden. 2 Monate später ebenf. für die innere Stadt. – 1911: 1427 Haushltg. angeschlossen.
    1895/97: Schlachthof errichtet.
    1911: 3 Feuerlöschanstalten vorh. – 1913: Freiwillige Feuerwehr AS, NS und Lange Vorstadt vorh.
    1911: Desinfektionsanstalt, 1 Freibank, 1 Bedürfnisanstalt, 9 ha Friedhöfe mit 3 Leichenhallen vorh.
    1960: 19,8 km Wasserleitungen, keine Gasleitungen. – 2002: 41,4 km Wasserleitungen, 27,3 km Kanalisation, 63,2 km Gasleitungen.

    c Freizeiteinrichtungen

    1831: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 7 Krüge und Ausspannungen, 58 Schankwirte, 3 Speisewirte und Garköche; 6 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1849: 4 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 9 Krüge und Ausspannungen, 28 Schankwirte, 7 Speisewirte und Garköche; 25 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1911: 3 Flussbadeanstalten. – Um 1900: Eine 1843 eröffnete städt. Schwimmanstalt in der Warthe (Warta) und je ein öfftl. Badeplatz in der Warthe und im Vorflutkanal. 1 priv. Anstalt mit Wannenbädern, röm.-irirschen Bädern etc. – 1929: 2 Bootshäuser, 4 Freiluftschwimmbäder, 1 Schießsportanlage, 3 behelfsm. Spiel und Sportplätze, 2 Tennisanlagen, 2 Turnhallen, 3 Turn- Spiel und Sportplätze. – 1938: 10 Gast- und Logierhäuser, 18 Gaststätten, 6 Hotels.
    1947: Renovierung des Stadthotels. – 1960: 3 Restaurants und 1 Bar. – 1984: 6 gastronom. Betriebe – 1960: 55 Hotelbetten. – 1984: Keine. – 1992: 3 Tourismusobjekte mit 324 Betten. – 2002: 3 Tourismusobjekte mit 221 Betten, 7964 Übernachtungstouristen. – 2017: 1 Hotel, 1 sonst. Hotelobjekt und Gästezimmer.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1401: Ein „rector scholae“ erw., 1534 Rektor und 1 Lehrer, um 1560 Rektor und 2 Lehrer, 1603 4 Lehrerstellen, die sog. Große Stadtschule. – Seit 1709: Daneben die nach Friedrich I. benannte reformierte Schule mit 3 Lehrern. – 1758: Beide Schulen zerstört, 1771 zu einer Gelehrtenschule mit 4 luth. und 3 reformierten Lehrern vereinigt. – 1788: 7 Lehrer, davon 3 mit Universitätsausbildung, 1809 wegen zu geringer Schülerzahl aufgelöst. Nach 1835 Reorganisation zu einer vierklassigen höheren Bg. (Real‑) Schule, 1859 als Realschule 2. Ordnung anerkannt (Patronat städt., mit kirchl. Compatronat, Konfession ev.). – 1866: Die Realschule in ein Gymnasium umgewandelt, die daneben bestehenden Real- und Vorschulklassen 1867 zu einer Mittelschule umgestaltet. – 1870: Neues Schulgeb. mit Turnhalle eingeweiht. – 1890: Das Gymnasium vom Staat übernommen, ab 1914 Realgymnasium.
    Um 1800: Kombinierte reformierte Friedrichs- und luther. Stadtschule, Garnisonschule, Armenschule und 1 Erziehungsanstalt. – Ab 1836: Städt. höhere Mädchenschule in der AS (priv. ab 1794), 1910 mit priv. Mädchenschule in der NS vereinigt, ab 1912 Lyzeum. – 1830-72: Sonntagsschule, ab 1882 städt. gewerbl. Berufsschule. – 1849: 4 Elementarschulen, 1 Schule für Töchter, 1 höhere Bürgerschule, kath. Schule (1858 priv., ab 1906 städt.). – 1871: 6,2 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1880: Kaufmänn. Berufsschule eröffnet. – 1912: Hilfsschule für Schwachbegabte. – 1926: Städt. Berufsschule für Mädchen. – 1913: In der AS: Lyzeum, kgl. Gymnasium, städt. Mittelschule, städt. Volksschule; NS: städt. Knabenschule, städt. Mädchenschule, Knabenvorschule; Lange Vorstadt: städt. Volksschule; kath. Volksschule, 1 kaufmänn. und 1 gewerbl. Fortbildungsschule. – Nach WK I: Heeresfachschule. – 1919: Volkshochschule gegr. – 1931: Staatl. Realgymnasium, städt. Lyzeum, städt. Knabenmittelschule, städt. Mädchenmittelschule, Mädchenvolksschule K.-NS, Volksschule K.-AS, Knabenvolksschule K.-NS, Volksschule K.-Kietz, kath. Volksschule, Pestalozzischule, gewerbl. Berufsschule, kaufmänn. Berufsschule, Mädchenberufsschule, außerdem Heeresfachschule.
    1946: Grundschule eröffnet. – 1960: 143 Vorschulplätze, 2 Grundschulen. – Ab 1962: Technikum. – Ab 1971: Allgemeinbildende Oberschule. – 1984: 2 Krippen, 8 Vor- und 4 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 2 berufsbildende Schulen, 1 Berufsschule mit Abitur. – 1992: 4 Vor- und 4 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule, 1 Berufsschule mit Abitur. – 2002: 4 Vor-, 3 Grund- und 2 Mittelschulen sowie 1 allgemeinbildende Oberschule. – 2016: 4 öfftl. und 2 priv. Vorschulen, je 2 öfftl. Grund- und Mittelschulen, 1 öfftl. und 1 priv. allgemeinbildende Oberschule, 1 öfftl. und 1 priv. allgemeinbildende Oberschule für Erwachsene, 1 öfftl. Technikum, 1 öfftl. Berufsschule, eine priv. akadem. Berufsfachschule für Gymnasialabsolventen.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1893: Bibliothek des kgl. Gymnasiums, 5900 Bde.; Militärbibliothek in der Kommandantur, 7000-8000 Bde. – 1908: Städt. Bücherei gegr.
    1901: Verein für die Geschichte K.s. gegr. – 1908‑12: Sommertheater vorh. – 1920: Stadttheater vorh.
    Kinos 1941: K.er Lichtspiele, gegr. 1913, 304 Plätze, tgl. – Apollo-Theater, gegr. 1922, 500 Plätze, tgl. – Urania, gegr. 1932, 400 Plätze, tgl.
    1960: 2 Kinos mit 517 Plätzen und 922 Vorführungen pro Jahr. – Um 1970: 2 Kinos. – 1984: 372 Kinoplätze. – 1992: 1 Kino.
    1949: Stadtbibliothek vorh. – 1960: 5678 Bde. – 2016: 53531 Bde.
    1959: Kulturhaus der [Zellulose-]Fabrik (Zakładowy Dom Kultury). – 1965: Städt. Kulturhaus (Miejski Dom Kultury), beide Kulturhäuser 1976 zum städt. zwischenbetriebl. Kulturhaus (Miejski Międzyzakładowy Dom Kultury) vereinigt. – 2017: Museum der Feste K. und Naturkundemuseum vorh.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1564: 1 Buchbinder erw, Innung im 18. Jh. vorh. – 1711: 1 Hofdruckerei privilegiert, die Ende des 18. Jh. nach Frankfurt/O. umzog. — 1800: 1 Buchdrucker, 3 Buchbinder. – 1831: 2 Buchbinder. – 1849: 2 Buchdruckereien mit 3 Pressen, 3 Buchbinder. – 1938: 4 Druckereien, 1 Buchhdlg.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    Cüstriner Anzeiger (1830-31 erm.). – Cüstriner Wochenblatt (1832-38 erm.). – Cüstriner Bürgerfreund. Wochenblatt für Cüstrin und die Nachbarstädte, K. (1837‑46 erm., nachgew. bis 1912; 1869: 2 x wöchtl.; Auflage: 680; 1912: 6 x wöchtl.), vermutl. weitergeführt als: Oder- und Warthe-Zeitung: der Bürgerfreund. (1914‑26 erm., vor 1934 vereinigt mit Oderblatt). – Der Volksfreund. Organ der Demokratie (1849 nachgewiesen, 1 x wöchtl.). – Cüstriner Tageblatt (1885 gegr., bis 1920 nachgew.; vor 1934 vereinigt mit Oderblatt). – Cüstriner Zeitung (gegr. 1866), vor 1912 vereinigt mit „Oderblatt“ (ab 1870 nachgew.; Auflage 1870: 450, 1912: 3975, 1928: 8000), vor 1921 vereinigt mit C.er Anzeiger (1921-33 erm.), ab 1934: Oderblatt, vereinigte nm. Provinzzeitungen (Küstriner Zeitung, Oderblatt, Oder- und Warthe-Zeitung, Cüstriner Anzeiger, Cüstriner Tageblatt …, 1934‑44 erm.; Auflage 1936: 10457). – Neumärkischer General-Anzeiger, später Küstriner Generalanzeiger, Neudammer Generalanzeiger, Letschiner Generalanzeiger, K.er Generalanzeiger, Neudammer Generalanzeiger, Letschiner Generalanzeiger (1930‑32 erm.).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 3, S. 475-481. – Rister, S. 241-244.

    b Quelleneditionen

    CDB I 19, S. 1-65.

    c Gesamtdarstellungen

    C. Fredrich, Die Stadt K., 1913. – G. Berg, Geschichte der Stadt und Festung Cüstrin, 2 Bde., 1917-18. – KDM VII 1, 1928, S. 303-57. – DSB 1, 1939, S. 566-69. – K. Dt. Städteatlas IV, Nr. 8, 1989. – K. nad Odrą. Dzieje Dawne i nowe, hg. von J. Marczewski, 1991. – Słownik Historyczny Nowej Marchii w średniowieczu 2, 2016, S. 123-136.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Plan der Feste K., 2. Hälfte des 16. Jh. – Plan von Jakob Holst, 1650, und eine Vielzahl anderer Pläne des 17./18. Jh. (Kartenabt. der SBB PK Berlin). – 5 Pläne, aus den Jahren 1631-87 (Kgl. schwed. Kriegsarchiv Stockholm).

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Das StadtA 1758 vernichtet, die Sammlungen des Vereins für die Geschichte K.s und des Friedrichmuseums im Schloss seit 1945 verschollen. Das StadtA heute im BLHA.