• 1 Der Name der Stadt

    1262: Damme (Kletke I 19, S. 21). – 1460: Obern Damme. – 1546: Thamm. – 1570: Thamb. – 1587: Thamme. – Ende 16. Jh.: Neothamum. – 1662: Tam. – 1696: Neuenthamb. – 1734: Dam oder Neuendamm. – 1797, 1939: Neudamm.
    1945: Dąb Nowy. – 1946: Dębno. – 1964: Dębno Lubuskie. – 1998: Dębno.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Auf sandiger Ebene am Stadtsee (Jezioro Lipowo, früher Amtssee) an seinem Ausfluss in die Mietzel (Myśla), dem Mühlengraben. Höhe: 43 m.

    b Verkehrslage

    N. lag an der Heerstr. von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Pommern. Erst 1852/53 Bau der Chaussee nach Küstrin und Soldin (Myślibórz), vorher wurde N. oftmals ö umgangen. 1882 Anbindung an die Eisenbahn von Stargard nach Küstrin.
    Im Jahre 2000 wurde der Eisenbahnpersonenverkehr eingestellt. Heute ist N. Knotenpunkt der Nationalstr. (DK) 123 von Soldin nach Zorndorf (Sarbinowo) und der Wojewodschaftsstr. (DW) 126 von Niederwutzen (Osinów Dolny) nach N. und 127 von Hälse (Porzecze) nach N.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    jüngerslaw. Keramikfunde auf der Gemarkung des Dorfes Damm.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Vermutl. im 14. Jh. verlegten die Johanniter einen bei Nabern (Oborzany) gelegenen Wirtschaftshof nach Damm. Aus dem ehemal. Johanniterhof, zu dem Ackerland zu 2 Pflügen gehörte, entstand von 1540-45 eine Sommerresidenz Katharinas von Braunschweig, der Gattin des Mgf. Johann von Küstrin. Diese siedelte Tuchmacher und andere Handwerker an und ließ N. vermutl. 1562 (andere Thesen vermuten 1540 bzw. 1570) zur Stadt erheben. 1581 klagten die Bauern des Dorfes Damm, dass sie durch die Pflichten am Bau der Stadt verarmt seien.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Verleihung des Stadtrechts durch Mgf. Johann von Küstrin auf Betreiben seiner Gattin Katharina von Braunschweig. – 1731: Zur Immediatstadt erhoben.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1460: Hof. – 1546: Haus. – 1570, 1614, 1696: Städtlein. – 1731, 1790, 1939: Stadt.
    1946, 2019: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Katharina von Braunschweig ließ Kirche, Pfarrei, Schule und Hospital errichten. Stadt mit annähernd rechteckigem Grundriss mit einer durchgehenden Längsstr. (Richtstr.), die sich 2 Mal gabelt und erneut vereinigt, wobei sie einen viereckigen Platz (Viehmarkt) und am N-Ende einen dreieckigen, langgestreckten Markt bildet. Eine 3. Längsstr. endete früher am O Wall.
    N. war nicht ummauert, von drei Seiten von einem Wall mit 3 Stadttoren (Küstrinsches, Nabernsches [mit doppeltem Torhaus] und Papiertor [später Soldinsches oder Berneuchensches Tor]) umgeben. Nach N vom Amtssee geschützt.
    Länge vom S- bis NW-Tor 620 m, größte Breite zw. O- und W-Wall 400 m.
    Nach dem Stadtbrand 1716 zwang Friedrich Wilhelm I. die in N. wohnenden Bauern und Kossäten, sich auf der Feldmark anzusiedeln (Kolonie vor dem Soldiner Tor).
    Das Lehnschulzenamt mit Braugerechtigkeit, 4 Lehn- und 2½ Bauernhufen blieben jedoch in N. und waren bis 1894 Sitz des Gemeindevorstehers von Dorf Damm. – Nach 1730: Parzellierung des Amtsgartens zwischen Markt und See sowie Anlage der NS mit 37 Baustellen.
    Erweiterungen durch kl. Vorstädte vor den Stadttoren und Streusiedlung zwischen O-Wall und Mühlengraben, später auch auf der vor dem Soldiner Tor beginnenden Dorfgemarkung, auf der sich auch die 3 Mühlen befanden.
    Ab Mitte des 19. Jh. Einebnung der Wälle und Verfüllung der Gräben, Anlage von Promenaden. Vor 1890 Anlage einer durchgehenden Str. zum Bhf.
    Nach der Eingemeindung des Dorfes Damm sowie des Domänengutes N. am O-Ufer des Sees 1894 und Ankauf von Ländereien der Staatsdomäne erfolgte der Ausbau der Stadt. – 1925 Errichtung einer Siedlung für Ostmarkflüchtlinge jenseits des Sees.
    Nach 1945: Gr. Teile der Innenstadt neu bebaut und Anlage von Großsiedlungen.
    1620: 102 Feuerstellen, um 1648 gut ein Fünftel wüst. – 1660: 18 Brau-, 49 gemeine Bg.-, 34 halbe Bürgerhäuser (ohne Gärten und Wiesen); 21 wüste Stellen. – 1696: 94 bew. Bürgerhäuser sowie 2 freie Bürgerstellen; 23 Büdnerstellen; 8 wüste Bürgerstellen. – 1719: 116 Wohngeb. (zus. mit Dorf Damm). – 1741: 173 Wohngeb. – 1783: 219 Feuerstellen. – 1790: 212 H mit und 4 ohne Strohdach. – 1801: 230 H mit Ziegel-, 8 mit Strohdach; 20 Scheunen. – 1818: 243 Feuerstellen. – 1849: 278 Wohngeb.; 6 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 270 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 263 Wohngeb. – 1885: 307 Wohngeb.; 892 Haushltg. – 1905: 605 Wohngeb. – 1925: 662 Wohngeb.; 2264 Haushltg. – 1939: 2699 Haushltg.
    1950: 705 Wohngeb.; 1659 Whg. – 1960: 739 Wohngeb.; 2132 Whg. – 1970: 2605 Whg. – 1988: 3873 Whg., davon 842 in Geb. vor 1918, 1009 in Geb. von 1918-44, 510 in Geb. von 1945-70, 668 in Geb. von 1971-78 und 844 in Geb. von 1979-88; 99,3 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 92,6 % mit Anschluss an das Gasnetz, 77,7 % mit WC, 75,2 % mit Bad, 74,5 % mit Warmwasser und 69,1 % mit Zentralheizung. – 2002: 1138 Wohngeb.; 4317 Whg., davon 1320 in Geb. vor 1918, 410 in Geb. von 1918-44, 586 in Geb. von 1945-70, 785 in Geb. von 1971-78, 916 in Geb. von 1979-88 und 314 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 99,5 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 94 % mit Anschluss an das Gasnetz, 92 % mit WC, 89,1 % mit Bad, 87,9 % mit Warmwasser. – 2016: 4908 Whg., davon 99,7 % mit Anschluss an die Wasserversorgung, 95 % mit Anschluss an das Gasnetz, 97,4 % mit WC, 95 % mit Bad und 84,9 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    1694: Rathaus abgebrannt, der Turm des wiedererrichteten Rathauses 1764 niedergebrannt und 1794 neu erbaut, 1817 eingestürzt. Rathaus 1820 neu errichtet, 1907 erweitert und der Turm neu gebaut.
    Kirche aus dem 13. Jh. durch Mgf. Katharina zur Stadtkirche umgebaut, 1845 abgerissen, 1852 Neubau nach Vorbild der Berliner Matthäikirche.
    Bauten aus der Gründungszeit und Färberhäuser aus dem 18. Jh. bis 1945 erh.
    Papiermühle vor dem Soldiner Tor, seit 1850 Tuchfab.
    1899 Einweihung des Amtsgerichtes.

    c Brände und andere Zerstörungen

    1716: Fast die gesamte Stadt abgebrannt.
    Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 35264 Tlr. – 1801: 125000 Tlr. – 1859: 405525 Tlr.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1599: 167 Gemusterte. – 1623: 142 Bg. – Um 1700: 340 Bg. – 1750: 1550 Ew. – 1780: 1610 Ew. – 1801: 2178 Ew. – 1820: 2227 Ew. (VW N.: 73, N.er gr. Mühle: 13, N.er kl. Mühle: 13). – 1849: 3086 Ew. – 1867: 2760 Ew. – 1871: 3357 Ew. – 1880: 3775 Ew. – 1890: 4079 Ew. – 1910: 7827 Ew. – 1925: 7435 Ew. – 1939: 7493 Ew.
    1945 Dez. 1: 3947 Ew. – 1946: 3341 Ew. – 1950: 6017 Ew. – 1961: 9126 Ew. – 1970: 10760 Ew. – 1988: 13929 Ew. – 2002: 14064 Ew. – 2011: 14171 Ew. – 2017: 13931 Ew.
    Um 1562: Tuchmacher und andere Handwerker, die vermutl. aus den Niederlanden stammten, angesiedelt. – Ab 1747: Ansiedlung pfälz. Tuchmacher. – 1925: Ansiedlung von 25 dt. Fam. aus Polen.
    1945 Dez. 1: 3345 Polen, 602 Dt. – 1947 IV. Quartal: 4582 Polen, 7 Dt. – 1948: 2901 Repatrianten, 123 Reemigranten, 1662 Umsiedler. – 1962: 38,3 % Autochtone (nach 1945 Geborene), 32 % Repatrianten aus der UdSSR, 26,4 % Umsiedler, 1,5 % Reemigranten, 1,8 % unbekannter Herkunft.

    b Bevölkerungsverluste

    1566: Pest. – Starke Verluste im Dreißigjährigen Krieg. – 1866: Choleraepidemie.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    Im 17. Jh. wurde bei den Hütungsrechten zw. Braueigentümern, Bäckern und Fleischern einerseits und sonst. Eigentümern andererseits unterschieden, 1702 zw. Braueigentümern und sonst. Eigentümern. – 1776: Befreiung der Tuchmacher und Manufakturisten von der Pflicht, bei Wolfsjagden als Jagdläufer oder Treiber zu laufen.
    1719 (mit Dorf N.?): 182 Wirte, 33 Kinder, 125 Dienstboten. – 1750: 312 M, 333 F, 275 Söhne, 321 Töchter, 69 Gesellen, 17 Knechte, 38 Jungen, 188 Mägde. – 1800: 316 Herren und Meister, 150 Gesellen, 101 Lehrlinge. – 1801: 436 M, 506 F, 430 Söhne, 453 Töchter, 80 Gesellen, 17 Knechte, 66 Jungen, 190 Mägde. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 13,5 % (862 Pers.) Selbstständige, 4,7 % (302) mithelfende Familienangehörige, 19,2 % (1227) Beamte und Angestellte, 62,6 % (3992) Arbeiter.
    1849: 1501 M, 1580 F. – 1871: 1691 M, 1666 F; < 10 J.: 697. – 1885: 1817 M, 1956 F. – 1895: 3547 M, 3865 F; 38 einzeln lebende M und 87 einzeln lebende F mit eigener Haushltg. – 1925: 3599 M, 3836 F. – 1939: 3496 M, 3997 F; < 6 J.: 8,8 % (656), 6-13 J.: 10,1 % (759): 14-64 J.: 70,1 % (5252), ≥ 65 J.: 11 % (826).
    1950: 2849 M, 3168 F. – 1962: 49,1 % M, 50,9 % F; ≤ 14 J.: 50,4 % M, 49,6 % F; 15-59 J.: 48,9 % M, 51,1 % F; ≥ 60 J.: 45 % M, 55 % F. – 1970: 5089 M, 5671 F. – 1988: 6653 M, 7276 F; 0-19 J.: 36,4 %, 20-39 J.: 31,4 %, 40-59 J.: 20,8 %, ≥ 60 J.: 11,4 %. – 2002: 6779 M, 7285 F; 0-19 J.: 27,6 %, 20 39 J.: 27,8 %, 40-59 J.: 29,9 %, ≥ 60 J.: 14,7 %. – 2011: 6875 M, 7296 F. – 2017: 6666 M, 7265 F; 0-14 J.: 15,2 %, 15-64 J.: 68,2 %, ≥ 65 J.: 16,6 %.
    1849: 3034 Ev., 1 Kath., 46 Juden. – 1858: 3231 Ev., 16 Kath., 54 Juden. – 1871: 3260 Ev., 26 Kath., 1 sonst. Christ, 71 Juden. – 1885: 3679 Ev., 30 Kath., 1 sonst. Christ, 63 Juden. – 1905: 8181 Ev., 65 Kath., 1 sonst. Christ, 27 Juden. – 1925: 7172 Ev., 143 Kath., 10 Juden, 18 Bekenntnislose.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Kb. ab 1657, seit 1945 verschollen.
    Standesamtsreg. von 1874-96 lückenhaft im APS, tw. fälschl. unter Neuendamm (Ognica) geführt, von 1898 1908 lückenhaft im Standesamt Königsberg/Nm (Chojna) und von 1937-43 lückenhaft im Standesamt N. erhalten.
    Kath. Kb. von 1933-48 befinden sich im Diözesanarchiv Stettin (Archiwum Archidiecezjalne w Szczecinie).

    e Bedeutende Persönlichkeiten

    Ernst Christoph Grattenauer (* 1744 Aug. 24 in N., † 1815 März 18 in Nürnberg), Buchhändler und Verleger der Aufklärung. – Johann Friedrich Zöllner (* 1753 April 24 in N., † 1804 Sept. 12 in Berlin), Berliner Pfarrer und Kritiker der Aufklärung. – Franz Martin Hilgendorf (* 1839 Dez. 5 in N., † 1904 Juli 5 in Berlin), Zoologe und Paläontologe. – Gustav Jahn (* 1862 Sept. 26 in N., † 1940 April 9 in Berlin), Richter und erster Präsident des Reichsfinanzhofs. – Friedrich Wilhelm Karl Müller (* 1863 Jan. 21 in N., † 1930 April 8 in Berlin), Orientalist. – Heinz Schulz-Neudamm, eigentl. Paul Heinz Otto Schulz (* 1899 Juli 7 in N., † 1969 Mai 13 in Wiesbaden), Grafiker und Illustrator. – Marta Astfalck-Vietz, geb. Vietz (* 1901 Juli 21 in N., † 1994 in Nienhagen), Fotografin und Künstlerin.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 2 Polnischsprachige, 1 Anders- oder Mehrsprachiger.

    c Vereine und politische Organisationen

    Um 1860: Landwirtschaftl. Verein, Männergesangverein und Pastoral-Verein vorh. – 1874: Handwerkergesangverein vorh. – 1860: Männer-Turnverein Neudamm e.V. gegr. – 1896: Turnverein „Eiche“ gegr. – 1911: Arbeiter-Turnverein Vater Jahn e.V. gegr. – 1924: Verein für Bewegungsspiele gegr. – 1926: Insg. 23 Vereine, davon 9 Kegelklubs.
    2016: 3 Sportklubs, u.a. „Dąb Dębno“ (Eiche N.), gegr. 1945.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Im 16. Jh. Ansiedlung von Tuchmachern, das Tuchmachergewerbe war bis ins 19. Jh. wichtigster Wirtschaftszweig. Überwiegend Produktion von Uniformen für die preuß. Armee und Export. – Tuchmachergewerke 1694: 30 Meister. – 1759: 104. – 1779: 130. – 1794: 146. – 1845: 195 (davon arbeiteten 49 auf eigene Rechnung, 53 für Lohn, 49 fertigten Strumpfwolle, und 44 waren verarmt). – 1870: 65 selbstständige Meister. – Um 1700: Färberhaus vorh. – 1830: Walkmühle in Kutzdorf von den N.er Tuchmachern erworben. – 1783: Gründung der ersten Tuchfab. – Um 1800: Versand der Tuche auf die Messen in Frankfurt, Leipzig, Braunschweig und Naumburg. – Anfang des 20. Jh.: Tuchexport in die meisten europ. Länder sowie Nordafrika, Südamerika und Asien. – Wollwebermeister 1664: 30. – 1759: 108. – 1783: 130. – 1794: 146. – 1845: 151. – 1870: 65. – 1895: 24. – 1927: 4. – Niedergang des Gewerbes durch industriellen Großbetrieb. – 1845: Errichtung der ersten Dampfanlage durch die Firma C. G. Jahn.
    1568: Einrichtung einer Buchdruckerei und einer Papiermühle, die bis 1850 bestand.
    1764: Einrichtung von zwei Wochenmärkten. – Um 1800: 4 Jahrmärkte und 2 Wollmärkte. – Ab 1839: Vieh- und Pferdemarkt.
    1783: 15 Gewerke: Böttcher (3 Meister), Garnweber (5), Hufschmiede (3), Maurer (4), Schlächter (6), Schlosser (3), Schneider (12), Schuhmacher (25), Stell- und Rademacher (2), Tischler (5), Töpfer (3), Tuchbereiter (3), Tuchmacher (130), Tuchscherer (7), Weißbäcker (6). – Außerhalb der Gewerke waren in N. noch folgende Handwerksmeister ansässig: Apotheker (1), Chirurgen (3), Drechsler (2), Färber (2), Gelbgießer (1), Glaser (1), Handschuhmacher (1), Hutmacher (1), Knopfmacher (1), Kürschner (1), Lohgerber (4), Materialisten (2), Nadler (1), Nagelschmied (1), Pantoffelmacher (1), Posamentierer (1), Riemer (1), Seiler (3), Seifensieder (1), Strumpfwirker (1) Tuchhändler (1), Weißgerber (1), Zimmerer (1). – Um 1800: Kein Ackerbau der Bg., nur einige Gärten in deren Besitz. 12 Braustellen und 40 Branntweinblasen. – 1800: Produktion von Tuchen durch 724 Ouvriers auf 158 Webstühlen, 1 Strumpffab. produzierte Wollstrümpfe auf 4 Webstühlen. Von Bedeutung ebenf. die Handschuhmacher, Hutmacher, Leineweber, Loh- und Weißgerber; insg. 758 Arbeiter.
    1800: 1 Apotheker, 6 Bäcker, 2 Barbiere, 1 Beutler, 3 Böttcher, 20 Branntweinbrenner, 9 Brauer, 1 Buchbinder, 2 Drechsler, 23 Eximierte, 2 Färber, 8 Fleischer, 2 Friseure, 4 Gastwirte, 7 Gewandschneider, 1 Glaser, 3 Hufschmiede, 2 Hutmacher, 1 Kaufmann, 2 Knopfmacher, 1 Kunstpfeifer, 2 Kürschner, 8 Leineweber, 4 Lohgerber, 2 Materialisten, 4 Maurer, 1 Nadler, 2 Pantoffelmacher, 1 Pfefferküchler, 1 Pumpenmacher, 3 Rademacher, 1 Riemer, 1 Scherenschleifer, 3 Schlosser, 13 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 34 Schuhmacher, 1 Seifensieder, 2 Seiler, 1 Strumpfweber, 1 Tabakspinner, 8 Tischler, 3 Töpfer, 1 Tuchbereiter, 157 Tuchmacher (71 Gesellen, 66 Lehrlinge), 11 Tuchscherer, 20 Viktualienhändler, 1 Weißgerber, 2 Zimmerleute.
    1831: 172 gewerbsweise gehende Webstühle in Wolle und Halbwolle, 1 in Leinen.
    1 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten, ohne offene Läden (Handelshaus); 15 Handelsgewerbe mit offenen Läden (5 Ausschnitthandel, 10 Gewürz- und Spezereiwaren); 14 Handelsgewerbe ohne kaufmänn. Rechte (2 Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram, 4 herumziehende Krämer, 8 Viktualienhändler und Höker).
    Bäcker (8 Meister/10 Gehilfen), Böttcher (5/4), Buchbinder (1 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Drechsler (5/2), Fleischer (9/5), Gerber (5/4), Glaser (3/0), Gold- und Silberarbeiter (1/0), Grobschmiede (3/4), Hut- und Filzmacher (1/0), Korbmacher (2/2), Kupferschmiede (1/3), Kürschner (2 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Maler (1/0), Maurer und Dachdecker (1/3), Putzmacher und Putzmacherinnen (2), Rad- und Stellmacher (3/0), Riemer und Sattler (3/3), Schlosser (5/6), Schneider (12/14), Schuster und Altflicker (36/37), Schwarz- und Schönfärber (3/1), Seifensieder und Lichtzieher (2/2), Seiler (3/2), Tischler (11/9), Töpfer und Ofenfabrikanten (1/1), Tuchscherer und Tuchbereiter (16/19), Uhrmacher (1/0), Zimmerleute (0/5), Zinngießer (1/0), 3 Dienstbotinnen, 49 Knechte und 189 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 31,2 % der Bev. berufstätig (65,1 % im Gewerbe, 12,9 % in Handel und Dienstleistungen, 22 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 8,6 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3 Pers., Glaserei 3, Klempnerei 4, Malerei 1, Maurerei 13, Tiefbau 24, Schornsteinfegerei 3, Zimmerei 3), 16,8 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 3, Hut- und Putzmacherei 1, Kürschnerei 2, Schneiderei etc. 32, Schusterei 51, Weißnäherei 16), 0,2 % in der chem. Industrie (Pharmazie 1), 0,8 % in der Eisen , Stahl- und Metallverarbeitung (Erzgießerei 1, Gold und Silber 1, Kupferverarbeitung 3), 5,6 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 2, Tischlerei 33), 2,2 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 6, Sattlerei 8), 3,4 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau 10, Uhren 2, Wagenbau 9), 6,5 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 18, Brauerei 8, Schlachterei 15), 0,3 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 2), 0,3 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Steingut 2), 55,3 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 1, Seilerei 5, Spinnerei 1, Weberei 315, Zubereitung etc. 24). – 1855: 1 Fab. > 50 Beschäftigten zur Tuchfabrikation, Färberei, Walkerei und Appretur. – 1880: Beginn der Produktion von Haar- und Wollfilzhüten, die bald an Bedeutung mit der Tuchproduktion konkurrierte.
    1896: 3 Bierbrauereien, 4 Dampfschneidemühlen, 1 Dextrinfab., 1 Gasanstalt. 1 Glasurfab., 6 Hutfab., 2 Lederfab., 3 Maschinenbauanstalten, 1 Mistbeetfensterfab. mit Dampfschneidemühle, 10 Tuchfab., 1 Tonwarenfab., 1 Verlagsanstalt; Innungen: Bäcker, Bauhandwerker, Böttcher, Fleischer, Klempner, Kupferschmiede, Müller, Schneider, Schuster, Tischler, Tuchmacher, Tuchscherer, Uhrmacher, Schlosser, Schmiede.
    Um 1910: Bierbrauerei, Dampfschneidemühlen, Degras-, Dextrin-, Fahrrad-, Glasur-, Handschuh-, Hut-, Maschinen-, Tuchfab., gr. Dampfbuchdruckerei. – In den 1920er-Jahren ebenf. industrielle Produktion von Bilderrahmen, Bürstenwaren, Degras, Dextrin, Fenstern, Gewächshäusern, Glasuren, Heizanlagen, Kartonagen, Korbwaren, Lederhandschuhen, Maschinen, Maschinenfetten, Möbeln, Obstkonserven, Öfen, Rucksäcken, Speiseölen, Wagen, Zigarren, Zigarrenkisten. – 1925: 2838 Arbeitnehmer in Industrie und Handwerk, 57 in der Landwirtschaft.
    1938: Fabrikation von Bandagen, Bilderrahmen, Bürstenwaren, Dextrin, Gewächshäusern, Kartonagen, keram. Glasuren, Korbwaren, Lederhandschuhen, Maschinen, Möbeln, Obst- und Gemüsekonserven, Öfen, Rucksäcken, Stärke, Tonwaren, Treibhausfenstern, Wagen, Zentralheizungsanlagen, Zigarren; 2 Brauereien, Gerberei, graf. Großbetrieb und Verlag, Hut- und Textilindustrie, 5 Sägewerke. – 1939 lebten 17,4 % (1112 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) von Handel und Verkehr, 2,1 % (135) von häusl. Diensten, 65,9 % (4206) von Industrie und Handwerk, 7,5 % (480) der erwerbstätigen Bev. von der Land- und Forstwirtschaft, 7,1 % (450) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 109, 5 bis < 10 ha: 18, 10 bis < 20 ha: 19, 20 bis < 100 ha: 7, ≥ 100: 1.
    1950: 88,7 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1959: 6,5 % Bauwesen, 8,3 % Bildung und Kultur, 0,5 % Dienstleistungen, 1,3 % Finanzen und Versicherungen, 10,3 % Handel, 51,6 % Industrie und Handwerk, 4,3 % Justizverwaltung, 3 % Kommunal- und Wohnungswirtschaft, 10,2 % Land- und Forstwirtschaft, 0,9 % polit. und gesellschaftl. Organe, 2,8 % Transport und Kommunikation. – 1960: 70 Verkaufsstellen, davon 2 priv. – Um 1965: Filzfab., Handel bedeutend, ein gutes Dutzend Handwerkswerkstätten, Korbwarenherstellung, lebensmittelverarbeitende Industrie, kl. lebensmittelverarbeitende Betriebe, Maschinen-Traktoren-Station (POM), Möbel-, Möbelplatten- und Furnierfab., Produktion von Volkskunst, Reparatur- und Montagewerkstätten, 2 Sägewerke, Schraubenfab., Sofaherstellung, Tourismus. – 1970: 91,2 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1978: 50,3 % der Bev. berufstätig, davon 5,3 % in der Land- und Forstwirtschaft. – 1984: 104 Verkaufspunkte. – 1996: Entdeckung gr. Gas- und Ölvorkommen auf dem Gebiet der Gemeinde N., Förderung seit 2000. – Um 2000: Gasaufbereitungsanlage, Kunststoffproduktion, lebensmittelverarbeitende Industrie, Maschinenbau, Möbelindustrie, Schuh- und Textilherstellung. – 2002: 215 Läden und Tankstellen.
    Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 1718, 10 49: 74, 50-249: 13, 250-999: 1. – 2002: 76,6 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 84,1 %.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    Kelch der Tuchmacherzunft (Jahreszahl 1615) bis 1945 erhalten. Tuchmacher- und Schauordnung (1723), Schleifer- und Tuchscherergewerk (1731 gegr., Gildebrief 1735), Gildebrief der Tuchmacher (1734), Kaufleuteinnung (1752 gegr.). – 1832: 8 Bäcker, 8 Fleischer, 3 Gerber, 2 Kürschner, 3 Riemer und 25 Schuster und Pantoffelmacher, 2 Seifensieder, 3 Seiler noch in Innungen organisiert. – 1853: Eröffnung der Sparkasse. – 1868: Gründung des Kreditvereins. – 1938: Kreditgesellschaft.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1818: N. lag an der Strecke der fahrenden Post von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Stargard. – 1831: 4 auf eigene Rechnung arbeitende Fuhrleute. – 1849: 7 Fracht-, Stadt- und Reisefuhrwerker.
    Taxis 1960: 1. – 1984: 14. – 2017: 2.
    2017: Busverbindungen u.a. nach Słubice, Stettin (Szczecin), Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) und Posen (Poznań).

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
    Um 2000: Lokales Industrie- und Dienstleistungszentrum, Verkehrsknotenpunkt von lokaler und regionaler Bedeutung.
    2011: 501 Ein- und 546 Auspendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    1570: Mgf. Katharina verlieh dem Städtlein N. eine Polizeiordnung. – Anfängl. Mediatstadt, dem Amt N. unterworfen. – 1731: Von Friedrich Wilhelm I. zur Immediatstadt erhoben, dabei Befreiung der Ew. von Abgaben und Frondiensten und Verlegung des Amtes N. nach Wittstock (Wysoka). – 1809: Einführung der Städteordnung.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    Um 1700: Der Bgm. galt als Beamter des Amtes, nur Vorschlagsrecht der Stadt bei Ratswahlen, Ernennung durch die Regierung – 1730: 1 regierender Bgm., 2 beigeordnete Bgm., 2 Senatoren, 1 Stadtsekretär und Rendant sowie 4 Viertelsmänner. – Magistrat 1783: 1 Bgm., 1 Konsul, 1 Prokonsul, 1 Senator; außerdem 3 Deputierte und 4 Viertelsleute. – Um 1800: 1 dirigierender Bgm., zgl. Stadtrichter und Sekretär, 1 Senator zgl. Kämmerer und 1 Senator zgl. Servis-Rendant. – 1849: 3 Kommunalbeamte. – 1883: 6 Magistratsmitgl., 24 Stadtverordnete. – 1931: 1 Beigeordneter, 1 Bgm., 1 besoldeter Stadtrat, 3 unbesoldete Stadträte, 1 Stadtverordnetenvorsteher.
    1945 Mai 25: Bildung des ersten poln. Stadtrats. – 1950 Juli 1: Städt. Nationalrat (Miejska Rada Narodowa).

    c Gerichtsbarkeit

    Um 1700: Kf. Unter- und Obergericht. – Um 1800: Gerichtsbarkeit durch den Magistrat. – 1840: St. Gericht N. – 1849: Kr.-Gericht Küstrin, Gerichtskommission N., 3 Zivilbeamte bei der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht N. – 1938: 2 Rechtsanwälte.
    2019: Amtsgericht Soldin (Sąd Rejonowy w Myśliborzu).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1646: Poststation erw. – Um 1735: Postamt. – 1818: Postwärteramt und -station. – 1783: 1 Oberamtmann und 1 Justizbeamter. – Um 1800: Akzise- und Zollamt. – 1849: 2 Zivilbeamte bei der Staatsverwaltung. – 1880: Telegrafenamt. – 1910: Telefon vorh.
    1945-75: Sitz des Kr. Königsberg (Chojna). – 1948: N. war Sitz einer Landgemeinde, die 14 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2019: Sitz einer Stadt-Landemeinde, die mit N. 19 Gemeinden umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Hz. von Pommern. – Ab 2. Hälfte 13. Jh.: Mark Brandenburg. – 1402-55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Königsberg/Nm (Chojna). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O.; 1816: Kr. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą); ab 1836: Kr. Königsberg/Nm.
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczecin), Kr. Königsberg/Nm. – 1950-75: Wojewodschaft Stettin. – 1975-98: Wojewodschaft Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – Seit 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Soldin (Myślibórz).

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    Nach dem Dreißigjährigen Krieg 20 % der H wüst. – 1758: N. diente Friedrich II. als Stützpunkt für die Schlacht von Zorndorf (Sarbinowo). – 1808: 80038 Tlr. Kriegskosten. – Während WK II bestand in N. ein Außenlager des KZ Sachsenhausen.
    1945 Jan. 31: Besetzung durch die Rote Armee, N. zu 35 % zerstört. Flucht und Vertreibung der dt. Bev. – 1947 Aug. 13: Abtransport von 70 Dt., 1947 Aug. 28/29 von 51 Dt., 1947 Okt. 4 von 42 Dt.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1800: 560 Enrollierte. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, 1. Btln. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).

    b Wehrverbände

    Seit 1708: Schützengilde.

    c Garnison

    1743-70: Teile (1 Eskadron) des Dragoner-Rgt. Nr. 3 – 1938: Waffentechn. Versuchsstation Neumannswalde.
    1801: Keine Militärpers. – 1849: 5 (3 M, 2 F). – 1858: 8. – 1905: 2.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Ein undatiertes „+ SIGILLVM ∙ CIVITATIS .: TAM ∙:“ (27 mm) mit dem Löwen im Schild stammt vermutl. aus der Zeit der Stadtgründung. Die späteren Siegel zeigen dasselbe Bild.

    b Wappen

    In Rot ein goldener, blaubewehrter Löwe, das Wappentier der Mgf. Katharina von Braunschweig.

    c Stadtfarben

    Seit 1999: N. besitzt eine Flagge in den Farben gelb-rot-gelb.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    a Münzprägung und Geldemission

    Von ca. 1916-23 Ausgabe von Notgeld.

    b Städtischer Haushalt

    1648: Einnahmen aus dem Ratskeller erw. – 1730: Einführung der Pfennigsteuer, einer Konsumsteuer. Außerdem erhielt N. jährl. aus Akziseeinnahmen 29 Tlr. Pflastergeld und ca. 30 Tlr. Bierziese, die beiden letzten Einnahmen 1842 vom Staat abgelöst. – 1756: Kämmereieinnahmen: 440 Tlr. 10 Silbergr.; Ausgaben: 322 Tlr. 5 Pf. – Nach dem Siebenjährigen Krieg bis 1770 Erhebung einer Kriegssteuer, um die Kriegsschulden zu bezahlen. – 1801: Kämmerei ohne Besitzungen. Einnahmen vor allem aus der Wollwaage und den Marktstandsgeldern, außerdem die 413 Tlr. 13 Gr. 1 Pf. der sog. Pfennigsteuer von Getreide und Vieh. – 1883: Bes. Gemeindesteuern, Hundesteuer; Einnahmen: 34160 Mk; Ausgaben: 40392 Mk. – 1911: 220 % der Staatseinkommenssteuer und der staatl. veranlagten Geb.-, Grund- und Gewerbesteuer, 100 % der staatl. veranlagten Betriebs- und Umsatzsteuer. – Kommunalhaushalt 1911: Einnahmen: 645436 Mk; Ausgaben: 649338 Mk; Kapitalvermögen: 42621 Mk; Schulden: 665610 Mk.; Stiftungsvermögen: 6323 Mk und 1 Stiftungsgeb.
    2016: Einnahmen: 95,1 Mio. PLN; Ausgaben: 92,1 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Sozialhilfe, Transport und Kommunikation; Investitionen: 13,1 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    Stadtgebiet ursprüngl. sehr kl. N. besaß keine eigene Feldmark und war von der Gemarkung des Dorfes und des Amtes Damm umschlossen. Durch die Ablösung der Hütungsrechte im 19. Jh. Ackerland erworben. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 299 mrg. Acker, 99 mrg. Gärten etc., 107 mrg. Wiesen. Das Dorf Damm umfasste zu dieser Zeit 2527 mrg. – 1885: 230 ha. – 1905: 1001 ha. – 1931: 2753,1 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 9,72 RM).
    1960: 18 qkm. – 1998, 2019: 19,5 qkm.

    c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande

    1610, 1627: N. erhielt Hütungsrecht im Zicherschen Forst, das 1860 abgelöst wurde.

    d Eingemeindungen

    Das Dorf Damm (1783: 9 Bauern, 16 Kossäten, 1 Lehnschulze, 1 Papier- und 2 Wassermühlenbesitzer; 1871: 1791 Ew.) und das Domänengut N. (1871: 78 Ew.) wurden 1894 eingemeindet. – Wohnplätze 1931: Ausbau Andersohn, Ausbau Bähne, Ausbau Bengs, Ausbau Buchholz, Ausbau Horst, Ausbau Knoll, Försterei N., N.er Gr. Mühle, N.er Kl. Mühle, N.er Lehngut, N.er Ofen- und Tonwarenfab. Ernst Kothe, Mariannenhof, Ausbau Preuß, Saubucht, Ausbau Völker, Ausbau Witschel.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Kammin (Kamień Pomorski). – 1905: Kspl. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – Kirche St. Antonius, Dekanat Neuzelle, Bist. Breslau (Wrocław). – 1938: 1 kath. Priester.
    1945: Kirche St. Antonius (Kościół św. Antoniego) weiter Pfarrkirche. – 1945 Dez. 24: Die ev. Stadtkirche als Peter und Paulkirche (Kościół Świętych Apostołów Piotra i Pawła) geweiht, die Kirche wurde 1974 von der Pfarrei St. Antonius abgetrennt. – 1994: Weihe der Kirche der Muttergottes von Fatima (Kościół Matki Bożej Fatimskiej), die in Nachfolge der Kirche St. Antonius als Pfarrkirche errichtet wurde, die zur Tochterkirche wurde. – Ab 1972: Bst. (seit 1992 Erzbst.) Stettin-Kammin (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska), Dekanat N.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkr. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), 1. Pfarrstelle (seit 1743 Oberpfarrer) ab ca. 1572, 2. Pfarrstelle (Diakonus) ab 1743, Patron der Besitzer der Domäne. – 1830: Union mit den Reformierten. – 1938: 2 ev. Pfarrer.

    c Juden

    1717: 1 Judenfam. – 1801: 5 Judenfam. mit 42 Mitgl. – 1809: 5 ordinäre Juden mit 4 F und 12 Kindern, 3 extraordinäre Juden mit 1 F und 5 Kindern. 3 Juden besaßen ein eigenes H, 3 Juden lebten vom Kramwarenhandel, 2 von Handlungsgeschäften, 1 Jude vom Pferdehandel, und 1 armer Jude lebte vom Makeln. – 1841: Bau der Synagoge genehmigt. – 1843: 57 Juden, außerdem 64 Juden aus 3 Orten zur Gemeinde nach N. 1 Kantor zgl. Schächter; Friedhof und Synagoge vorh. – 1904: 34 Juden, Synagoge. – 1925: 8 Juden, Synagoge, Friedhof. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 12 Pers. in N. – 2 N.er Juden wurden nachweisl. Opfer des Holocaust. – Der Friedhof während WK II von Dt. verwüstet, 1995 wurden Aufräumarbeiten durchgeführt, keine Grabsteine erhalten.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    Das Hospital vor dem Küstrinschen Tor bereits von Mgf. Katharina von Brandenburg gegr., 1694 darin 5 Arme. – 1835: Neubau des Katharinenhospitals errichtet, Platz für 5 Arme und 1 Anwärterstelle. – Ab 1657: 1 Materialist und Apotheker erw. – 1797: Medizin. Versorgung „ziemlich gut“: 2 Chirurgen, 2 Hebammen, 1 Apotheker (alle approbiert). – 1849: 1 Apotheke; 2 Zivilärzte, 1 Zivilwundarzt 1. Klasse, 3 geprüfte Hebammen. – 1880: Eröffnung des neugebauten Krankenhauses. – 1907/08: Errichtung eines Krankenhauses in der Friedenstr. – Um 1887: Gründung eines Diakonissenvereins. – 1911: Diakonissenstation, Kinderbewahrungsanstalt, 3 Wohltätigkeits- und Armenanstalten, 2 Krankenhäuser vorh. – 1931: Städt. Krankenhaus, 1 Apotheke; 4 Ärzte, 1 Zahnarzt, 4 Dentisten, 2 Tierärzte, 3 Hebammen. – 1938: 1 Apotheke; 4 Ärzte, 1 Zahnarzt, 4 Dentisten, 2 Tierärzte.
    1945 April: Krankenhaus wieder tätig. – 1953: Einrichtung des medizin. Rettungsdienstes (Powiatowa Stacja Pogotowia Ratunkowego) mit 2 Rettungswagen in N. – Um 1965: Spital, Ärztehaus, Kinderheim (das Kinderheim 1972 abgebrannt, Wiedereröffnung 1977). – 1975: 21 Ärzte, 7 Zahnärzte und 53 Krankenschwestern. – 1984: 3 Gesundheitszentren, 180 Krankenhausbetten, 2 Hebammenstationen, 1 Notaufnahmestation, 6 Krankenwagen, 1 Apotheke; 27 Ärzte, 4 Zahnärzte, 96 Krankenschwestern. – 1990: Eröffnung der Poliklinik mit 18 ärztl. Fachkabinetten. – 1992: 150 Krankenhausbetten; 34 Ärzte, 7 Zahnärzte, 98 Krankenschwestern. – 2002: 1 Krankenhaus mit 144 Krankenbetten, 2 priv. Gesundheitszentren, 4 Apotheken. – 2017: Krankenhaus, 7 priv. Ärztehäuser, medizin. Rettungsdienst.

    b Versorgungseinrichtungen

    Um 1800: Marktplatz und ein Teil der Str. gepflastert. 109 öfftl. und priv. Brunnen, noch Ende des 19. Jh. Wasserversorgung ausschließl. aus gegrabenen Brunnen, von denen 13 öfftl. waren. Wasserleitungen seit 1909. – 1870: Straßenbeleuchtung mit zunächst 20 Laternen eingerichtet. – 1888-93: Neupflasterung und Kanalisierung der Innenstadt.
    1872: Feuerwehr gegr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
    Seit 1890: Gaswerk, 1910 kommunalisiert, 1911 636 Haushalte angeschl.
    1911: Desinfektionsanstalt. – 3,4 ha Friedhöfe und 1 Bedürfnisanstalt vorh. – 1920er-Jahre: Neuanlage des Friedhofes am Seeberg und Errichtung einer Friedhofskapelle.
    1922/23: Anschluss an das Stromnetz.
    1960: 15,1 km Kanalisation, 427 Wohngeb. angeschlossen, 515 Wohngeb. an die Wasserversorgung angeschlossen, 1136 Gasabnehmer. – 2002: 24,1 km Kanalisation, 40,2 km Wasserleitungen, 59,7 km Gasleitungen.

    c Freizeiteinrichtungen

    1797: 7 Wirtshäuser, tw. mit Fremdenlogis. – 1800: 4 Gastwirte. – 1831: 3 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 13 Schankwirte; 8 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1849: 3 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 5 Krüge und Ausspannungen sowie 5 Schankwirte. – 1896: 23 Gast- und Schankwirtschaften. – 1911: 3,28 ha öfftl. Grünanlagen. – 1927: Bau einer Turnhalle auch für festl. Veranstaltungen. – 1929: 2 Freiluftschwimmbäder, 1 Jugendherberge, 3 Schießsportanlagen, 1 behelfsm. Spiel- und Sportplatz, 3 Turn-, Spiel- und Sportplätze, 2 Turnhallen, 1 Wintersportanlage (Stadtsee). – 1937/38: Bau einer Badeanstalt am Seeberg. – 1938: 3 Gast- und Logierhäuser, 5 Gaststätten, 1 Hotel.
    Um 1965: Schiffsanlegestelle, 2 Sportplätze, Strandbad. – 1960: 4 gastronom. Betriebe, davon 1 Bar, 1 Café und 1 Restaurant. – 1984: 8 gastronom. Betriebe. – 1960: 35 Hotelbetten. – 1984: Keine. – 1992: 2 Tourismusobjekte mit 92 Betten. – 2002: 2 mit 46 Betten, 287 Übernachtungstouristen.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    Seit dem 16. Jh.: Knabenschule, Rektor bis 1881 der 2. Prediger, im 18. Jh. dazu Mädchenschule. – 1788: 2 Lehrer, davon 1 mit Universitätsausbildung. – Um 1800: Knaben- und Mädchenschule. – 1825: Neben der Elementarschule noch eine Bürgerschule, bis 1870 eine Armenschule. – 1849: 2 Schulgeb. – 1871: 6,5 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1911: 2 Volksschulen. – 1931: Knabenvolksschule, Mädchenvolksschule, Mittelschule (seit 1922).
    1945: Grund-, Mittel- und Oberschule. – Einrichtung einer 11jährigen allgemeinbildenden Schule. – 1960: 212 Vorschulplätze, 3 Grund- und 1 allgemeinbildende Oberschule. – 1965: Zusätzl. 2 berufsbildende Schulen und 1 berufsbildende Schule für Werktätige. – 1976: Eröffnung des Schulkomplexes „Dębno” als allgemeinbildender Schule, Wirtschaftsoberschule sowie Berufsschule. – 1984: 2 Krippen, 6 Vor- und 3 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule und 4 Berufsschulen mit Abitur. – 1990: Eröffnung einer priv. allgemeinbildenden Oberschule. – 1992: 4 Vor-, 3 Grund- und 2 allgemeinbildende Oberschulen, 1 berufsbildende Schule und 2 berufsbildende Schulen mit Abitur. – 2002: 3 Krippen, 3 Vor-, 2 Grund-, 2 Mittel- und 2 Oberschulen. – 2015: 2 öfftl. und 1 priv. Vorschule, 3 Grundschulen, 2 öfftl. und 1 priv. Mittelschule, 1 öfftl. und 2 priv. Oberschulen, 1 Technikum, 1 Berufsschule, 1 priv. Berufsfachschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1849: 1 Leihbibliothek. – 1900: Volksbibliothek eröffnet, in Trägerschaft des Vereins zur Hebung der Volksbildung und der Gemeinde.
    1911: Stadtmuseum vorh.
    Kinos 1941: Neudammer Lichtspiele, gegr. 1912, 582 Plätze/tgl.; Odeon-Lichtspiele, gegr. 1932, 263 Plätze, 4-7 Tage pro Woche.
    Ab 1946: Kino. – 1960: 1 Kino mit 159 Plätzen, 931 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 160 Kinoplätze. – 1992: Keine Kinos.
    Seit 1946: Stadtbibliothek. – 1960: 1 mit 25162 Bde. – 1992, 2002: 2 Bibliotheken. – 2016: 2, zus. 69943 Bde.
    1957: Auflösung des Kulturhauses (Dom Kultury), 1990 wiedereröffnet.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1568: Der Typograf Christoph Runge eröffnete eine Druckerei in N., in der u.a. 1573 die „Visitations- und Consistorialordnung“ gedruckt wurde. 1606 nach Berlin verlegt. – 1849: 2 Buchbinder und Futteralmacher. – 1872: Gründung des überregional bedeutenden Verlages J. Neumann, der Jagd-, Forst- und Kolonialliteratur verlegte. – 1938: 1 Verlag, 2 Buchdruckereien, Buchhdlg.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    N.er Wochenblatt (um 1848). – N.er Tageblatt (ab 1867; Auflage 1912: 1925), 1932 aufgegangen in: Oder-Blatt. Vereinigte Neumärkische Provinz-Zeitungen, Wochenblatt für die Stadt N. und Umgebung (bis 1944 erm.). – N.er Volksblatt für Stadt und Land zur Förderung gemeinnütziger Zwecke (1848 erm.). – Neumärkische Tägl. Nachrichten (1912-28 nachgew.). – Volksfreund: Sozialdemokratische Tageszeitung für Frankfurt a. O. …, N., …, (1919-33 Febr. erm.). – Küstriner Generalanzeiger. N.er Generalanzeiger. Letschiner Generalanzeiger (1930 32 erm.). – Im Verlag J. Neumann erschienen um 1938 insg. 14 Zeitungen und Zeitschriften, u.a. Cüstriner Zeitung, Bärwalder Tageblatt, Deutsche Jäger-Zeitung (ab 1883).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 4, S. 34f. – Rister, S. 255f.

    c Gesamtdarstellungen

    N., die Industrie- und Handelsstadt der nordwestl. Nm, 1927. – DSB 1, 1939, S. 601-603. – Karty z dziejów Dębna/Karten aus der Geschichte von Neudamm, 2005.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Kolorierter Stadtplan, 1772.
    Ansichten von Merian, um 1650, mit fälschlich abgebildeter Stadtbefestigung. – Daniel Petzold, um 1710.

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Das bereits im 18. Jh. zweimal zerstörte StadtA wurde 1945 völlig vernichtet. Seit dieser Zeit ist ebenf. das ehemalige Pfarrarchiv verschollen