Das Projekt

Seit Januar 2014 wird am IStG zusammen mit der Historischen Kommission für Westfalen unter dem Titel "Historischer Atlas Westfälischer Städte" eine neue Publikationsreihe herausgegeben. Darin wird auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse Regionalgeschichte erlebbar. Ortsentwicklungen werden durch Karten, Schriftquellen, Ansichten, Fotografien und andere historische Dokumente vergleichbar dargestellt.

Die ersten Atlaswerke in dieser Reihe behandeln die Städte Eversberg (Meschede), Grevenstein (Meschede), Olfen, Westerholt (Herten), Gütersloh und Ramsdorf (Velen). Um die Entstehung aus den Anfängen und das weitere räumliche Wachstum der Orte bis zur Gegenwart sichtbar zu machen, hat das IStG verschiedene Karten unter Einbeziehung unterschiedlicher Quellen neu gezeichnet. Basierend auf dem Konzept des internationalen Projektes "Europäischer Städteatlas" gehören zu dem einheitlich festgelegten Kanon zunächst die erstmals aus vielen Teilkarten neu gezeichnete Urkatasterkarte des 19. Jahrhunderts, die als erste exakte Vermessung von Städten gilt und die den Zustand vor den Veränderungen durch Industrialisierung oder Zweiten Weltkrieg zeigt. Zudem spiegelt eine moderne Stadtkarte den aktuellen Entwicklungsstand. Zwei weitere auf dem Kataster basierende Karten verdeutlichen einerseits die Ursprünge bzw. wichtige Stufen der Ortsentstehung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und andererseits die durch Einflüsse der Moderne geprägten Veränderungen bis zur Gegenwart. Eine Umlandkarte setzt die Stadt topographisch in Beziehung zur Region, und weitere, auf die individuelle Stadt bezogene thematische Karten beschreiben ebenso wie das 16-seitige, illustrationsreiche Textheft jeweils die ortsspezifischen Besonderheiten und fügen diese in den Gesamtkontext westfälischer Geschichte ein.

So ist bei Eversberg (Band 1) u.a. ein besonderes Augenmerk auf das Montanwesen gesetzt. Darüber hinaus bietet das Heft einen umfangreichen Überblick über die Geschichte der Hausstätten im Ort vom Mittelalter bis heute.
Rezension von Andre Sonntag im Sauerlandkurier (041 - 16.04.2014)

Neben der Montanwirtschaft war für Grevenstein (Band 2) zudem die Entwicklung der Brauerei Veltins von Bedeutung, deren Geschichte ebenfalls einige Tafeln gewidmet werden.

Bei Olfen (Band 3) geht es v.a. um die Entwicklung des Wigbolds und den gleichnamigen Schultenhof mit zugehörigen Stadthöfen. Aber auch mittelalterliche Verkehrswege sowie Kanalbauprojekte des 19./20. Jh. zeigen die zentrale Lage der Kleinstadt zwischen Münster und Recklinghausen oder Dortmund.

Für Westerholt (Band 4) wird sowohl die Bedeutung der Herren von Westerholt für die Ortsentwicklung herausgearbeitet wie auch jene des Kohlebergbaus für einen topographischen wie demographischen Wandel um 1900.

Im Fall von Gütersloh (Band 5) werden beispielsweise die Herrschaftsverhältnisse des gleichnamigen Kirchspiels zwischen der Herrschaft Rheda und dem Fürstentum Osnabrück oder der Wandel von Industrie und Gewerbe in der Stadt dargestellt.

Das Blatt Ramsdorf  (Band 6) ist mit einer zusätzlichen Tafel über Herrschaftsbildungsprozesse um Ramsdorf in der Zeit zwischen 1320 und 1420 sowie mit einer Karte des Guts Barnsfeld von 1747 versehen.

Die Geschichte der Stadt Soest (Band 7) wurde im Atlas durch zahlreiche Karten und Thementafeln erlebbar gamcht, u.a. mit solchen zu Archäologischen Fundstellen (7.-13. Jh.), der Kartierung historischer Bausubstanz, Darstellung der Stadt im Bild, Umlandbeziehungen zur Soester Börde sowie zur Situation Soests im hansischen Kommunikationsraum.

Im Atlas zu Menden (Band 8), das im Mittelalter die kölnische Herrschaft im mittleren Westfalen sicherte, finden sich Thementafeln u.a. zum „Amt Menden im Mittelalter“, der „Bürgermeisterei Menden“ sowie zur „Entwicklung der Industriestandorte“.

Bei Metelen (Band 9) liegt der Fokus v.a. auf dem Damenstift des 9. Jahrhunderts, um das sich der Ort entwickelt hat. Besondere Tafeln wurden hier zum „Besitz des Stifts Metelen 1539“, den „Hausnummern und Bonitätsklassen der Gebäude 1827–1867“ sowie der „Entwicklung der Textilindustrie“ erstellt.

Bei Gronau (Band 10), an der Grenze zu den Niederlanden gelegen, finden sich Informationen zu dem mittelalterlichen Verwaltungsmittelpunkt mit Schloss und Herrlichkeit nahe des „Drilands“ sowie zur Entwicklung der Textilindustrie im 19. und frühen 20. Jahrhundert, ferner zu den umfassenden Veränderungen des Stadtbildes nach flächenhafter Stadtkernsanierung, dem Niedergang der Textilindustrie und dem Umbau für die Landesgartenschau mit wiederholt radikaler Umgestaltung des städtischen Gefüges.
Rezension von Dr. Timothy Sodmann in "Historische Landeskunde des Westmünsterlandes Bd. 2"

Lengerich (Band 11) war im Mittelalter ein blühender Wallfahrtsort, der im 18. Jahrhundert erneut aufblühte, nachdem er 1727 im Zuge der Einführung der preußischen Akzise im Tecklenburger Land zur Stadt erhoben worden war. Der Anschluss an die Bahnstrecke Köln-Hamburg 1871 leitete die Industrialisierung der Stadt ein, wodurch Lengerich bis heute zu einem Zentrum der Kalk- und Zementindustrie, der Verpackungsherstellung und des Maschinenbaus wurde.
Rezension von Dr. Marcel Remme auf lehrerbibliothek.de

Versmold (Band 12) Jahrhunderte im Grenzgebiet zwischen drei Territorien gelegen — war im Mittelalter eine wenig beachtete Ortschaft, die 1719 zur Akzisestadt erhoben wurde. Durch den Zuzug der Familie Delius im 18. Jahrhundert erlebte der Ort einen überproportionalen Aufschwung in der Textilindustrie und der Landwirtschaft. Die verbesserten äußeren Bedingungen und der Niedergang der Textilindustrie ermöglichten einen Umschwung zur fleischverarbeitenden Industrie, die bis heute — unterstützt vom ansässigen Speditionswesen — die wirtschaftliche Grundlage der Stadt bildet.

Horstmars (Band 13) - Geschichte ist untrennbar mit der gleichnamigen Burg verbunden. Bis zu ihrer Zerstörung war sie ein bevorzugter Aufenthaltsort der Münsteraner Fürstbischöfe und Sitz der Verwaltung des Amtes Horstmar. Die Entwicklung der Stadt wurde im Mittelalter von den Burgmannen bestimmt, deren Höfe das Stadtbild bis heute prägen und die zentrales Element des städtischen Marketingkonzepts sind. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Standort der Textilindustrie. Nach deren Niedergang ist Horstmar auch heute noch Sitz überregional bekannter Unternehmen.

Dorsten (Band 14) - In seinem 60-seitigen Textheft und mit 15 lose eingelegten Karten wird nicht nur die ältere Geschichte dieser Stadt an der Lippe behandelt, auch die Industriegeschichte seit dem 19. Jahrhundert, der Wiederaufbau nach 1945 und die gegenwärtige Struktur werden hier ausführlich dargestellt.

Blomberg (Band 15) - Die Gründung der Stadt Blomberg in der Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte im Kontext der Konkurrenzsituation zwischen den Edelherren zur Lippe und den Pyrmonter sowie Schwalenberger Grafen. Die Stadt, für deren Entwicklung die Burg eine entscheidende Rolle spielte, wurde seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Residenzstädte der Edelherren zur Lippe. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts verlor die Stadt zunehmend ihre zentralörtliche Funktion, aber ökonomisch blieb ein relativ starkes Exportgewerbe prägend, das v. a. von der Tischlerei getragen wurde. Daraus entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine blühende holzverarbeitende Industrie, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihren Niedergang erlebte. Heute ist die Stadt, deren historischer Ortskern zahlreiche denkmalgeschützte Häuser aufweist, Standort bedeutender Elektroindustrie.
Rezension von Andreas Ruppert in Rosenland - Zeitschrift für lippische Geschichte (Nr. 27)

Bad Fredeburg (Band 16) - Die territoriale Gemengelage im südlichen Westfalen bestimmte die Entstehungsgeschichte Fredeburgs. Die Edelherren von Bilstein versuchten, mit dem Erwerb der Freigrafschaft Fredeburg ihren Einflussbereich gegen die Grafen von Arnsberg zu erweitern. Zur Absicherung der Herrschaftsansprüche legten die Edelherren von Bilstein zunächst die Burg und wahrscheinlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Stadt an. Mit dem Aussterben der Bilsteiner fiel die Stadt an die Grafen von der Mark, die nach der Soester Fehde auf diesen Stützpunkt im südlichen Westfalen verzichteten. Mit dem Übergang an Kurköln entfiel die Grenzlage, sodass Burg und Stadt zunehmend an Bedeutung verloren. Mehrere Stadtbrände verwüsteten den Ort. 1810 erfolgte eine Neuanlage der Stadt nördlich der Burg. Im 19. Jahrhundert erlebte Fredeburg einen beschränkten ökonomischen Aufschwung durch Tabakverarbeitung, Schwammherstellung und Schieferabbau. Im 20. Jahrhundert wirkte sich der aufkommende Fremdenverkehr positiv aus. Die Stadt setzte auf eine Entwicklung zum „Bad“ – ein Ziel, das durch die Einrichtung von Kurkliniken und mit der Erhebung zum Kneippheilbad 1995 erreicht wurde.

Witten (Band 17) - Die Ursprünge des 1214 erstmals genannten Dorfes Witten liegen in drei Siedlungszellen auf den Ruhrterrassen (Ober- und Unterdorf sowie dem sog. Süddorf). Witten profitierte von seiner Lage am Ruhrübergang, während die herrschaftliche Gemengelage zwischen den Kölner Erzbischöfen, den Grafen von Limburg, den Grafen von der Mark und der Reichsstadt Dortmund sowohl Spielräume als auch Gefährdungssituationen schuf. Gravierend wirkten sich die Konflikte der örtlichen Grundherren aus. Seit dem 18. Jahrhundert war der Ort zunehmend gewerblich geprägt. Neben Hammerwerken und Papierfabrikation war es der Kohleabbau, der die ökonomische Entwicklung beeinflusste. Offenbar war es dieser wirtschaftliche Aufschwung, der dazu führte, dass Witten bei der Einrichtung des Provinziallandtags 1824 unter dem Stand der Städte aufgenommen wurde, zog es aber 1842 vor, die westfälische Landgemeindeordnung anzunehmen. Ab 1856 wurde Witten nach der Westfälischen Städteordnung verwaltet. Die Stadt wuchs im Zeitalter der Industrialisierung rasch an und entwickelte sich zu einem bedeutenden Standort der Metallindustrie. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt massiv zerstört. Der Atlas behandelt neben dem Wiederaufbau auch den Strukturwandel seit den 1960er Jahren.
Zeitungsartikel in der WAZ vom 08.04.2024

Emsdetten (Band 18) verdankt seine frühe Entstehung der topographisch vorteilhaften Lage auf einer hochwassersicheren Anhöhe in der Nähe der Ems (detten super Emesan, 1301). Eine Furt im heutigen Mühlenbach stellte die Verbindung zwischen Münster und Rheine im Verlaufe der Friesischen Straße her. Als Standort einer Pfarrkirche für die umliegenden Bauerschaften gewann der Ort im 12. Jahrhundert an zentralörtlicher Bedeutung. Durch die zunehmende Ansiedlung von Handwerkern, insbesondere von Wannenmachern, wuchs die Bevölkerung seit dem ausgehenden Mittelalter stetig an. Aber erst mit der Entwicklung als Textilstandort im 19. Jahrhundert und der Anbindung an das Schienennetz 1856 nahm Emsdetten einen städtischen Charakter an. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte erst spät im Jahre 1938. Strukturwandel und Altstadtsanierung prägten das späte 20. Jahrhundert.

 

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Aktuelle Arbeiten

Die nächst erscheinenden Bände der Reihe "Historischer Atlas westfälischer Städte" behandeln die Städte LENNESTADT und HORN-BAD MEINBERG.

 

Weitere Projekte

Neben den bereits erschienenen Atlanten befinden sich folgende Bände in der weiteren Planung und Bearbeitung:

  • Hagen
  • Lennestadt
  • Horn-Bad Meinberg
  • Bödefeld

Kooperationspartner

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Der Historische Atlas westfälischer Städte wird in Kooperation mit der Historischen Kommission für Westfalen (LWL) erstellt.