• 1 Der Name der Stadt

    1262: Witze (Kletke I, S. 20). – 1328: Viez. – 1337: Vitze. – 1406: Vytz. – 1800: Vietze. – 1935: Vietz/Ostbahn.
    1945: Wicina. – 1946, 2019: Witnica.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Am von N zur Warthe (Warta) fließenden V.er Fließ (Witna) am Rand der Landsberger Heide gegen das Warthebruch. Höhe: 20 m.

    b Verkehrslage

    V. lag an der alten Höhenrandstr. über Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) und Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) nach O. Später verlief die Poststrecke von Berlin nach Königsberg/Pr. (Kaliningrad) über V. 1857 erfolgte der Anschluss an die Bahnstrecke von Küstrin nach Landsberg/W.
    V. liegt heute an der Bahnlinie von Dirschau (Tczew) nach Küstrin und der Wojewodschaftsstr. (DW) 132 von Küstrin nach Landsberg/W.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Das deutschrechtl. Dorf V., in dem mehrere, vermutl. usprüngl. slaw. Fischer lebten, wurde vermutl. von den Templern angelegt, die es 1261/62 an die Askanier abtraten. 1300 dem Kl. Kolbatz (Kołbacz) für das zu gründende Kl. Himmelstädt übereignet. 1537 kam V. an den Mgf. und wurde Teil des Amtes Himmelstädt (Mironice). Ab 1831 Marktflecken, 1865 die größte brand. Landgemeinde.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1261: Dorf. – 1820: Dorf und Erbzins‑VW. – 1871: Marktflecken. – 1935 Juli 1: Stadt.
    1946, 2019: Stadt.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    1719‑30: Anlage von Holländerhöfen im V.er Warthebruchland. – Der Plan des Dorfes V. von 1786 zeigt 52 Grundstücke von Bauern, den Hof des Mühlenpächters, die Pfarrei neben Kirche und Friedhof, neben der sich das Herrenhaus befand. Außerdem gab es Gärten und H von Hintersassen, überwiegend Fischer.
    1847: Umbau des Hafens V.er Ablage, um das Anlegen von Dampfschiffen zu ermöglichen. – 1878 erfolgte die Benennung der Str.
    Heute Bebauung vor allem mit Ein- und Mehrfamilienhäusern mit Garten, nur die Bebauung der Landsberger Str. ist dichter und von städt. Charakter.
    1804: 118 Feuerstellen. – 1820: 137 Feuerstellen. – 1840: 186 Wohngeb. – 1871: 308 Wohngeb. – 1885: 434 Wohngeb.; 1002 Haushltg. (V.er Schmelze: 10 Wohngeb.; 41 Haushltg.). – 1905: 491 Wohngeb. – 1925: 591 Wohngeb.; 1449 Haushltg. – 1939: 1906 Haushltg.
    1950: 567 Wohngeb.; 929 Whg. – 1960: 614 Wohngeb.; 1352 Whg. – 1970: 1457 Whg. – 1988: 1676 Whg., davon 240 in Geb. vor 1918, 971 in Geb. von 1918‑44, 95 in Geb. von 1945‑70, 36 in Geb. von 1971‑78 und 334 in Geb. von 1979‑88; 74,2 % aller Wohnungen mit Anschluss an die Wasserversorgung, 85,1 % mit Anschluss an das Gasnetz, 59,4 % mit WC, 57,9 % mit Bad, 50,2 % mit Warmwasser und 45,4 % mit Zentralheizung.
    2002: 827 Wohngeb.; 1940 bew. Whg., davon 324 in Geb. vor 1918, 694 in Geb. von 1918‑44, 241 in Geb. von 1945‑70, 78 in Geb. von 1971‑78, 350 in Geb. von 1979‑88 und 189 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989‑2002; 90,6 % aller bew. Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 90,6 % mit Anschluss an das Gasnetz, 82,5 % mit WC, 79,9 % mit Bad, 79,9 % mit Warmwasser, 65,4 % mit Zentralheizung. – 2016: 2147 Whg.; 93,5 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserleitungen, 79 % an das Gasnetz, 90,1 % mit WC, 87,5 % mit Bad und 72,1 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    1337: Kirche erw., Neubau Ende des 16. Jh. und Mitte des 18. Jh., 1806 abgebrannt.
    1810: 1 Fachwerkkirche mit Turm neu errichtet, 1878 abgerissen, nachdem 1875 eine neue Kirche errichtet worden war, die 1991‑93 renoviert wurde.
    1908‑11: Rathaus errichtet, 1945 abgebrannt.
    Mehrere Industriedenkmäler aus dem 18./19. Jh.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Brände: 1586 (2 Häuserreihen und der Sitz des Schulzengerichts durch Feuer zerstört), 1806 (die Franzosen zündeten ein Drittel des Dorfes mit der Kirche an), 1849 (97 Geb. in 14 Bauernhöfen).
    Überschwemmungen: 1920, 1929 und 1947 (jeweils Überflutung durch Zufrieren des V.er Fließes).

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    1751: ca. 500 Ew. – 1804: 888 Ew. (V.er Schmelze: 161 Ew.). – 1820: 1073 Ew. – 1840: 1646 Ew. – 1871: 3060 Ew. – 1885: 4136 Ew. (V.er Schmelze: 143 Ew.). – 1910: 4313 Ew. – 1925: 4886 Ew. – 1939: 5454 Ew.
    1945 Dez. 1: ca. 2580 Ew. – 1946: 2599 Ew. – 1950: 3420 Ew. – 1961: 5701 Ew. – 1970: 5996 Ew. – 1988: 6384 Ew. – 2002: 6832 Ew. – 2011: 6966 Ew. – 2017: 6821 Ew.
    1945 Juni 22: 2770 Dt. und 544 Polen.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1589: 12 Hüfner, 36 Kossäten und Fischer, seit Anfang des 17. Jh. auch 16 landlose „Sandleute“. – 1664: 10 Bauern mit 1‑3 Hufen, 26 Büdner und 7 Arbeiter, die u.a. in der Ziegelei beschäftigt waren. – 1706: 5 2‑Hüfner, 45 1- und 1½‑Hüfner, 4 Halbkossäten mit je ½ Hufe, 19 Sandleute, 1 Schmied, 1 Hirte, 1 Schäfer und 1 Schweinehirte. – 1718: 13 Bauern mit 1‑3 Hufen, 37 Büdner mit 1 Hufe, 4 Büdner mit ½ Hufe, 19 Häusler, je 1 Küster, Schmied, Vieh- und Schafhirte. – 1804: 5 Ganz-, 8 Halbbauern, 37 Kossäten, 48 Büdner, 30 Einlieger (V.er Schmelze: 2 kgl. Offizianten, 21 Hüttenarbeiter). – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 18,1 % (790 Pers.) Selbstständige, 8,8 % (383) mithelfende Familienangehörige, 12,4 % (540) Beamte und Angestellte, 60,7 % (2651) Arbeiter.
    1871: 2967 Ev., 15 Kath., 78 Juden. – 1885: 4029 Ev., 36 Kath., 2 sonst. Christen, 69 Juden (V.er Schmelze: 133 Ev., 10. Kath.). – 1905: 3967 Ev., 42 Kath., 54 Juden. – 1925: 4644 Ev., 96 Kath., 31 Juden, 31 Bekenntnislose.
    1871: 1435 M, 1625 F; < 10 J.: 789. – 1885: 2009 M, 2127 F (V.er Schmelze: 64 M, 79 F). – 1895: 2133 M, 2295 F; 23 einzeln lebende M und 55 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft (V.er Schmelze: 53 M, 69 F; 1 M und 1 F mit eigener Hauswirtschaft). – 1925: 2393 M, 2493 F. – 1939: 2667 M, 2787 F; < 6 J.: 10,2 %, 6‑13 J.: 12,2 %, 14‑65 J.: 65 %, ≥ 65 J.: 12,6 %.
    1950: 1610 M, 1810 F. – 1970: 2988 M, 3008 F. – 1988: 3105 M, 3279 F; 0-19 J.: 35,7 %, 19‑39 J.: 31,9 %, 40‑59 J.: 18,8 %, ≥ 60 J.: 13,6 %. – 2002: 3221 M, 3511 F; 0‑19 J.: 29,7 %, 20‑39 J.: 29,1 %, 40‑59 J.: 26,7 %, ≥ 60 J.: 14,5 %. – 2011: 3404 M, 3562 F. – 2017: 3318 M, 3503 F; 0‑14 J.: 15,4 %, 15‑64 J.: 70,4 %, ≥ 65 J.: 14,2 %.
    Als im 18. Jh. mit dem Bau der Textilmanufaktur in Radorf (Radogoszcz) begonnen wurde und die Dörfer Balz (Białcz) und Neu Balz (Białczyk) angelegt wurden, kam es zu Protesten und Tumulten, da die V.er befürchteten, dass durch die Melioration des Graslandes und die Anlage von Deichen die Fischfangrechte eingeschränkt würden. Die V.er entsandten Delegationen zum Kg. Mit Soldaten wurde die Ruhe wiederhergestellt.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Kb. ab 1672, seit 1945 verschollen.
    Heute befinden sich ev. Kb. von 1823‑39 im APG.
    Standesamtsreg. von 1874‑1915 lückenhaft im APGW, Standesamtsreg. von 1909-38 lückenhaft im Standesamt V.
    Adressbücher des Kr. Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) von 1927 und 1930.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 6 Poln.- und 14 Anders- und Mehrsprachige.

    c Vereine und politische Organisationen

    1862: Älterer Turnverein gegr. – 1879: Männer-Turnverein gegr. – 1910: Automobilklub gegr. – 1911: V.er Fußballclub 1911. – 1924: Schulturnverein V. gegr.
    1945: Sportklub „Witnica“ gegr. – 1957: Sportklub „Czarni“ (Die Schwarzen) gegr. – 2016: 3 Sportklubs.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Bis zur Urbarmachung des Warthebruches im 18. Jh. waren Fischfang und Viehzucht die wichtigsten Erwerbsquellen. – 1298: Die Mühlen an der Vietze (Witna) wurden dem Kollegiatstift in Soldin (Myślibórz) verliehen. – 1337: 1 Krug, 2 Mühlen. – 1589: 2 Brauhäuser und 2 Krüge, Sägewerk, Salzlager, Ziegelei. – 1747: Anlage einer Strumpf- und Leinenfab., vermutl. 1758 zerstört. – 1755: Auf Anweisung Friedrichs des Großen Einrichtung einer Kanonen- und Kugelgießerei mit 2 Hochöfen auf dem Gelände eines früheren Sägewerks. Die Hochöfen 1842 stillgelegt, die Gießerei seit 1859 im Besitz der Fam. Hoffmann, die sie zur Maschinenfab. umwandelte.
    1795: 2 Bäcker, 4 Böttcher, 1 Fleischer, 1 Maurer, 1 Schlosser, 2 Schmiede, 7 Schneider, 9 Schuster, 2 Tischler, 2 Töpfer, 2 Wagenbauer, 1 Zimmermann. – Um 1800: Braukrug (V.er Schmelze: Schmiede, Krug), Mahl- und Schneidemühle, 2 Schmieden. – Nach der Regulierung der Warthe entstand die Vietzer Ablage, ein Lagerplatz. – 1795: Der V.er Schulze erhielt eine Konzession für ein Geschäft mit Waren wie Reis und Kaffee. – Ab 1811: 1 Jahrmarkt, ab 1833 2, Ende des 19. Jh. 4. – 1867: Marktflecken und 1 Erbzinsgut mit 1 Bahnwärterhaus, 1 Eisenbahnhof, 11 ausgebauten Etablissements, 1 Wasser- Mahl- und Schneidemühle, 2 Windmühlen, 4 Ziegeleien. – 1880: Dampfsägemühle, Eisenwerk, Ziegelbrennerei. – Um 1900: 1 Brauerei, 1 Druckerei, 1 E‑Werk, 1 Fab. für Kartoffelprodukte, 1 Kachelfab., 1 Maschinenfab., 5 Mühlen, 3 Sägewerke, 6 Ziegeleien. – 1910: Brauerei, Fab. für Landwirtschaftsmaschinen, Holzhandel, Kram-, Pferde- und Viehmärkte, Mühlen, Öfen, Öl, Zementwaren, Ziegeleien.
    Um 1939: Angora-Kaninchen-Großfarm, 2 Eisen- bzw. Walzwerke, Kachelofenfab., Möbelfab., Molkerei, Sägewerke, Stärke- bzw. Nährmittelfab., 2 Ziegeleien. – 1939 lebten 2,5 % (108 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von häusl. Diensten, 17,3 % (757) von Handel und Verkehr, 57,1 % (2490) von Industrie und Handwerk, 15,2 % (664) von der Land- und Forstwirtschaft, 7,9 % (343) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 183, 5 bis < 10 ha: 25, 10 bis < 20 ha: 36, 20 bis < 100 ha: 19, ≥ 100 ha: 2.
    1950: 88,8 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1960: 25 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Um 1965: Brauerei, Kachelfab., Möbelfab., Molkerei, Sägemühle, Stärkefab., Terpentinfab., 2 Ziegeleien. – 1970: Stärkefab. stillgelegt, in den Geb. anschließend Produktion von Verschalungen; 88,8 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1984: 42 Verkaufspunkte. – Um 2000: Baumaterialien, Brauerei, Holz-, Metall- und Glasverarbeitung. – 2002: 93 Läden und Tankstellen. – Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 595, 10‑49: 29, 50‑249: 7.
    Durchschnittseinkommen 2002: 93,7 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 90,3 %.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    1787: 32 V.er Fischer erhielten infolge der Wartheregulierung eine neue Fischfangordnung. – 1884: Gemeindesparkasse gegr. – 1938: Genossenschaftskasse vorh.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1935: Kraftpostlinie von V. nach Ludwigsruh (Lubiszyn).
    Taxis 1960: Keine. – 1984: 9. – 2017: 1.
    2018: Busverbindungen u.a. nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski), Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) und Słubice.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    Um 1800: Industriesiedlung.
    Um 2000: Produktions- und Erholungszentrum.
    2011: 567 Ein- und 187 Auspendler.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    1935: Stadtrechtsverleihung.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1540: Dorfschulze erw., später ein vom Amt ernannter Setzschulze; dann Ortsvorsteher, zgl. kgl. Polizeiverwalter. – 1859: Ernennung eines dörfl. Gemeinderates mit 16 Mitgl. – Ab 1870: Ein Gemeindevorsteher bez. – Ab 1916: 6 Schöffen bildeten zusammen mit dem Gemeindevorsteher den Gemeindevorstand. – 1924: 21 Gemeindeabgeordnete. – 1935: 4 Stadträte und 10 Ratsherren.
    1945 April 10: Einsetzung des ersten poln. Bgm. – 1950 März 20: Auflösung der Selbstverwaltungsbehörden, Einsetzung des Rates der Stadt (Miejska Rada Narodowa). – 1990: Wiedereinführung der lokalen Selbstverwaltung.

    c Gerichtsbarkeit

    Schulzengericht, Gericht Amt Himmelstädt (Mironice). – Ab 1810: St.- und L.‑Gericht Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1845: Einrichtung von Gerichtstagen, die bis 1890 erw. sind. – 1849: Kr.-Gericht Landsberg/W. – 1879: Amtsgericht Landsberg/W. – 1908: Amtsgericht V. – 1938: 3 Rechtsanwälte.
    2018: Amtsgericht Landsberg/W. (Sąd Rejonowy w Gorzowie Wielkopolskim).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    1857: Post. – 1874: Standesamt. – 1880: Telegraf vorh. – 1910: Telefon vorh. – 1938: Reichsarbeitsdienstabt. 2/86. – Um 1939: Reichsarbeitsdienstabt. 2/85, Arbeitsdienst für die weibl. Jugend, Lager 16/42.
    1948: Sitz einer Landgemeinde, die 14 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2019: Sitz einer Stadt-Landgemeinde, die insg. 62 Ortschaften umfasst.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Vor 1232: Hz. von Großpolen. – 1232‑61: Templer. – 1261: Mgf. von Brandenburg. – 1402‑55: DO. – 1455-1815: Mark Brandenburg bzw. Brandenburg-Preußen. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816: Kr. Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski).
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Landsberg/W. – 1950‑75: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra). – 1975‑98: Wojewodschaft Landsberg/W. – Seit 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Landsberg/W.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1627‑30: 21 Höfe und das Lehnschulzengut verwüstet. Noch 20 Jahre nach Kriegsende lagen 2 Bauern-, 10 Kossäten- und 9 Sandleutestellen wüst. – 1758: Russ. Truppen brannten die Eisenhütte, die Ziegelei und vermutl. die Textilmanufaktur nieder und verwüsten das Dorf. – 1806: Das franz. Heer brannte zwei Drittel des Dorfes und die Kirche nieder. – Während WK II bestand in V. ein Lager für Zwangsarbeiter.
    1945 Feb. 1: Von der Roten Armee besetzt und zu 15 % zerstört, Flucht und Vertreibung der dt. Bev.
    1945 Juni 26: Vertreibung von ca. 2300 der in V. verbliebenen Dt., ca. 100 dt. Fachleute blieben weiter in V.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 2. – 1910: Bezirkskommando Landsberg/W.

    c Garnison

    1714: Leibkarabiniers-Rgt. Nr. 11.
    1885: Keine Militärpers. – 1905: 1.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Das Siegel zeigte bis 1945 den preuß. Adler.

    b Wappen

    Die Gemeinde V. führt seit 2002 ein Wappen, das im geteilten Schild rechts in goldenem Feld Hopfenranken zeigt, links auf silbernem Feld eine rote Mauer mit drei Zinnen.

    c Stadtfarben

    Fahne seit 2002: Grün-gelb-rot.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    1589: Das Dorf leistete Abgaben an das Amt Himmelstädt (Mironice), Dienste waren nach Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) zu leisten. – 1842: Endgültige Ablösung der Abgaben und Dienste durch Land und Geldrenten.
    Verwaltungsetat 1900: 45000 Mk. – 1925: 237000 Mk. – 1935: 462000 Mk plus 132000 Mk außerordentl. Verwaltungskosten.
    2016: Einnahmen: 56,3 Mio. PLN; Ausgaben: 49,2 Mio. PLN; wichtigste Posten: Erziehung, öfftl. Verwaltung, Sozialhilfe; Investitionen: 6,1 %.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1337: 30 Hufen. – 1658: 72 Hufen. – 1685: 68 Hufen; 1706 hieß es jedoch, dass die Hüfner sog. Wasserhufen hatten, die meist aus Wiesen und Fischerei bestanden. – 1718: 72 Hufen. – 1751/52: 37 Kolonisten auf dem Hütungsland, dem Valz, angesiedelt. – 1885: 2505 ha. – 1905: 2779,7 ha. – 1931: 3220,4 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 20,65 Mk).
    1960: 27 qkm. – 1998: 8,2 qkm. – 2011: 8,24 qkm.

    d Eingemeindungen

    1935: Gutsbez. Radorf (Radogoszcz) und Scharnhorst (Grzybno) eingemeindet. – Wohnplätze 1867: Försterei Dolgensee (1 Wohngeb./12 Pers.), V.er Hegemeisterei (1/2 [VW zum Rittergut Raddorf]), Kolonie und Wallmeisterwhg. Schnellewarthe (2/18), Etablissement Pechbruch (3/13), Etablissement und Fährhaus V.er Ablage (4/30), Etablissement Reineckenhof (1/5), V.er Kirchen-VW (1/7). – Wohnplätze 1931: Ablage, Forsthaus Dolgensee, Dreiort, Hegemeisterei, Kirchen-VW, Radorf, Reinikenhof, V.er Rehne, V.er Schmelze, Schnellewarthe.
    1945: Papiermühle (Szczodrak) und Vietzer Schmelze (Kleczewko) eingemeindet.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Lebus, Sedes Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – 1337: Kirche erw., Pfarrgut 2 Hufen. – 1406: Der Bf. von Lebus beanspruchte vom Dorf V. widerrechtl. einen hohen Zehnten.
    1905: Kspl. Küstrin. – 1935: Errichtung der Heiligkreuzkapelle.
    1945 Sept. 9: Stadtkirche als Mariahilfkirche (Kościół Matki Bożej Nieustającej Pomocy) geweiht. – 1947 Mai 15: Heiligkreuzkapelle als Kościół Świętego Krzyża neu geweiht und als Filialkirche genutzt. – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg/W. (Diecezja zielonogórsko-gorzowska).

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkr. Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1631: Ev. Pfarrer gen. – Ab 1903: Sitz der Superintendentur Landsberg/W. II. – 1938: 1 Ev. Pfarrer.

    c Juden

    1706: Mehrere Juden auf kgl. Befehl aus V. ausgewiesen. – 1854: Gründung der jüd. Gemeinde V. mit 31 stimmberechtigten Mitgl., die 7 Dörfer umfasste. – 1859: 59 Juden mit Betsaal und eigenem Lehrer. – 1864: Synagoge errichtet. – 1905: 64 Juden. – 1925: 30 Juden, Synagoge und Friedhof. – 1930: Synagoge geschlossen, 1935 verkauft. – 1932: 11 Juden. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnete 13 Pers.
    Die Synagoge nach WK II als Magazin genutzt. – 1965: Abbruch der Synagoge, um einem Wohnblock Platz zu machen. – 1995: Auf dem nach 1945 vernachlässigten Friedhof waren noch 7 Grabsteine vorh., der älteste stammte aus dem Jahre 1835.

  • 16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    Anfang des 19. Jh.: 1 niedergelassener Arzt erw. – 1830: Apotheke eröffnet. – 1850: Armenhaus errichtet. – 1866: Gründung einer Ortsgruppe des Roten Kreuzes. – 1898: Krankenhaus vorh., damals wurden 15 Kranke verpflegt — Um 1916: Der Vaterländische Frauenverein Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) betrieb in V. eine Gemeindekrankenpflegestation. – 1938: 1 Apotheke; 3 Ärzte, 1 Zahnarzt, 3 Dentisten, 1 Tierarzt.
    Nach WK II wurde ein Gesundheitszentrum gegründet. 1946: Gesundheitsdienst und Apotheke vorh. – 1986: Errichtung einer Poliklinik. – 1984: 2 Gesundheitszentren, 1 Hebammenstation, 1 Apotheke; 2 Ärzte, 2 Zahnärzte, 12 Krankenschwestern. – 1992: 3 Ärzte, 3 Zahnärzte, 12 Krankenschwestern. – 2002: 1 öfftl. und 1 priv. Gesundheitszentrum, 2 Apotheken.

    b Versorgungseinrichtungen

    1881: Freiwillige Feuerwehr gegr.
    1889: Die Wasserwerke nahmen ihre Tätigkeit auf. – Vor 1945: Abwasserkanalisation
    Seit Ende des 19. Jh.: Elektrifizierung. – 1900: Gaswerk errichtet. – 1920: E.-Werk vorh.
    1960: 627 Gasabnehmer. – 2002: 44,8 km Gasnetz.
    Ab 1996: Bau der Kanalisation – 1999: Klärwerk. – 2002: 18,6 km Wasserleitungen, 13 km Kanalisation.

    c Freizeiteinrichtungen

    1900: 14 Gaststätten mit dem Recht auf Alkoholausschank. – 1906: Anlage einer Sport- und Spielfläche auf dem früheren Turnplatz. – 1926: Beginn des Stadionbaus. – 1928: 1 Jugendherberge, 1 Schießsportanlage. – 1938: 6 Gast- und Logierhäuser, 2 Gaststätten, 3 Hotels.
    1960: 1 Bar, 1 Café, 1 Restaurant. – 1984: 9 gastronom. Betriebe. – 1960: 21 Hotelbetten. – 1984: 32 Hotelbetten. – 1992: 2 Tourismusobjekte mit 111 Betten, davon 1 Hotel mit 38 Betten. – 2002: 3 Tourismusobjekte mit 106 Betten, davon 2 Hotels mit 98 Betten; 1551 Übernachtungstouristen. – 1977: Bau eines Erholungszentrums in Charlottenhof (Sosny) am Dolgensee (Jezioro Długie). – 2000: 2 Hotels und 1 Pensionen.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1717: Pfarrschule erw. – 1774: 80 Schüler. – 1830: Gründung einer Privatschule zur Vorbereitung auf das Gymnasium. – 1857/58: Bau des Schulgeb. mit 4 Klassenräumen, 1885 erweitert. – 1871: 10,2 % der Bev. > 10 J.: Analphabeten. – 1910: Bau des Kindergartens. – 1900‑23: Hauswirtschaftsschule für Mädchen. – 1920: Höhere Privatschule erw. – Ab 1923: Mittel- bzw. Hauptschule.
    1945 Nov.: Städt. Mittel- und Oberschule (Miejskie Gimnazjum i Liceum Koedukacyjne) bis 1948. – 1947: Gründung der öfftl. mittleren Berufsschule (Publiczna Średnia Szkoła Zawodowa). – 1960: 60 Vorschulplätze, 2 Grundschulen. – Anfang der 1960er-Jahre: Landwirtschaftsschule. – Ab 1964: Oberschule. – 1984: 1 Krippe, 3 Vor-, 2 Grundschulen und 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule und 1 Berufsschule mit Abitur. – 1992: 1 Vor-, 2 Grundschulen und 1 allgemeinbildende Oberschule und 1 berufsbildende Schule. – 2002: 2 Vorschulen, 1 Grund-, 1 Mittel- und 1 Oberschule. – 2016: Je 1 öfftl. Vor-, Grund-, Mittel- und Oberschule, 1 öfftl. Berufsschule und 1 öfftl. Technikum.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1933: Volksbücherei gegr., Träger NS-Lehrerbund und Gemeinde.
    Kino 1941: Kammer-Lichtspiele, gegr. 1913, 397 Plätze, 5 Tage pro Woche.
    1946: Wiederaufnahme des Kinobetriebs. – 1960: 221 Plätze, 510 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 274 Plätze. – 1989: Kino geschlossen.
    1945: Priv. Leihbücherei. – 1949: Öfftl. Stadt- und Gemeindebibliothek. – 1960: 6479 Bde. – 2016: 25578 Bde.
    1946: „Haus des Feuerwehrmanns (Dom Strażaka)“, das die Funktion eines Kulturhauses erfüllte, ab 1973 „Stadt- und Gemeindezentrum für Kultur (Miejsko-Gminny Ośrodek Kultury)“.
    1985: Gründung der Gesellschaft der Freunde V.s. (Towarzystwo przyjaciół Witnicy). – Seit 1985: Priv. „Museum des poln. Waffenruhms (Muzeum Chwały Oręża Polskiego). – 1994: Anlage des Parks der Wegweiser und der Meilensteine der Zivilisation (Park drogowskazów i słupów moilowych cywilizacji). – 2000: Eröffnung der Heimatstube der Tradition (Regionalna Izba Tradycji).

    c Wissenschaftliche Institutionen

    Um 2000: Eine Abt. des Zentrums für euroregionale Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften vorh.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1938: 1 Buchdruckerei.
    1946: Buchhdlg. und Leihbücherei.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    V.er Anzeiger (1874‑1924; Auflage 1912: 1250), ab 1925 als V.er Tageblatt (Auflage 1928: 1600), 1934 aufgegangen in: Neumärk. Zeitung (bis 1944 erm.). – Tagespost für’s Warthebruch. Organ für das gesamte Warthebruch, Nebenausgabe des V.er Anzeigers (1920 nachgewiesen, 1923‑31 erm.).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 4, S. 330f. – Rister, S. 273.

    c Gesamtdarstellungen

    O. Kaplick, Landsberger Heimatbuch, 1935, S. 215‑218. – KDM Landsberg, 1937, S. 132f. – Z. Czarnuch, W. na trakcie dziejów/V. am Wege der Geschichte, 2000.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Flurplan, 1786 (GStA PK). – Dorfplan, 1813 (GStA PK).

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Keine Informationen.