• 1 Der Name der Stadt

    1300: Neu-Bernow (Kletke 1, S. 62). – 1317: Nove Bernowe. – 1351: Bernow. – 1374: Newembernow. – 1486: Bernowichen. – 1571: Bernauchen. – 1697: Berneichen. – 1733: Bernauichen oder Berneucken. – 1800, 1939: Berneuchen.
    1947, 2019: Barnówko.
    Der ON wurde vermutl. von der Stadt Bernau auf dem Barnim übertragen.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Am Rande eines Waldgebietes im Tal der Mietzel (Myśla) auf einer Mergelsandfläche.

    b Verkehrslage

    An einer Str. von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Soldin (Myślibórz), wo noch eine Str. von Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) die Mietzel (Myśla) überquerte. 1882 Eisenbahnanschluss an die Strecke von Stargard nach Küstrin.
    Die Eisenbahnstrecke 1999 stillgelegt, das 2,5 km von B. entfernte Bahnhofsgeb. Ende 2009 abgerissen. Heute liegt B. an der Kreuzung der Landesstr. (DK) 23 von Soldin nach Zorndorf (Sarbinowo) und der Wojewodschaftsstr. (DW) 130 von B. nach Landsberg.

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    Auf dem Alten Wallgraben beim Ort befand sich ein vermutl. jüngerslaw. Burgwall, möglicherweise eine an der Westgrenze des Zantocher Burgbezirks gelegene Grenzburg.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    In der Forschung ist strittig, ob der offene Flecken in Anlehnung an die 1367 erw. Burg entstand oder die Burg nach der Stadt zw. 1351 und 1367 erbaut wurde.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Im 14. Jh. in adligem Besitz, bis 1347 in dem der von Stegelitz, die ihren Besitz an die Morner verkauften. 1349 ebenf. Arnold von Uchtenhagen auf Zantoch (Santok) unter den Besitzern B.s gen. 1373 im Besitz der von Wedel (im Landbuch versehentl. mgfl.), 1441 in den Händen der Fam. Kuhmeise, die noch 1573 erw. wird. 1608 von 4 Rittersitzen nur 2 bew. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte B. bis ins 20. Jh. mit zwei Rittersitzen (1867: nur noch 1 Rittergut) den von Borne.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1317: civitas. – 1347: opidum. – 1349: civitas. – 1373: opidum et castrum. – 1486: Stettichen. – 1653: Städtchen. – 1714: Dorf. – 1805: Dorf und Gut. – 1885, 1939: Dorf.
    2018: Dorf.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Gutsdorf mit Spuren der einstigen Stadtanlage, die auf ein einfaches Rippensystem mit Hauptstr. und 2 abzweigenden Querstr. schließen lassen. Nicht ummauert, nur Wall und Graben, die vor 1945 an mehreren Stellen noch deutlich erkennbar waren. Ehemals 2 Stadttore, Neudammer und Tornowsches Tor.
    Um 1800: 47 Feuerstellen. – 1818: 25 Feuerstellen. – 1844: 35 Wohngeb. – 1867: 39 Wohngeb. – 1871: 60 Wohngeb. – 1885: 33 Wohngeb.; 52 Haushltg. – 1905: 43 Wohngeb. – 1925: 79 Wohngeb.; 173 Haushltg. – 1939: 174 Haushltg.
    1988: 87 Whg., davon 53 in Geb. vor 1918, 8 in Geb. von 191- 44, 1 in Geb. von 1971-78 und 25 in Geb. von 1979-88; 90,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 51,7 % mit WC, 56,3 % mit Bad, 51,7 % mit Warmwasser und 55,2 % mit Zentralheizung. – 2002: 52 Wohngeb.; 87 Whg (davon 80 bew.), davon 10 in Geb. vor 1918, 42 in Geb. von 1918-44, 1 in Geb. von 1971-78, 20 in Geb. von 1979-88 und 7 in Geb. von 1989-2002; 95 % aller bew. Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 78,8 % mit WC, 82,5 % mit Bad, 71,3 % mit Warmwasser und 76,3 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    Kirche, Fachwerkbau mit Satteldach vom Anfang des 17. Jh., wahrscheinl. aus dem Jahre 1605. 1648 in schlechtem Zustand und renoviert. Turm 1711 erbaut, die Kirche 1844 und 1911 instandgesetzt. Innenausstattung u.a. Holzfiguren der Apostel und der Anna Selbdritt vom Anfang des 16. Jh., 1945 mit der gesamten Innenausstattung zerstört.
    Das Gutshaus im Kern ein Fachwerkbau von etwa 1780 im 19. Jh. massiv unterfangen, 1890 umgebaut, nach 1945 zerstört. Der ehem. Gutspark erhalten.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    Um 1800: 356 Ew. – 1818: 312 Ew. – 1844: 369 Ew. – 1864: 433 Ew. – 1871: 486 Ew. – 1885: 231 Ew. – 1905: 301 Ew. – 1910: 481 Ew. (davon 205 im Rittergut). – 1925: 400 Ew. – 1939: 452 Ew.
    1988: 309 Ew. – 2002: 289 Ew. – 2011: 294 Ew.
    Die älteste Namensform Neu-Bernow deutet auf Herkunft der ersten Siedler aus dem mittelmärk. Bernau.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    1658: Kein Bauer, 14 Kossäten, 2 Schäfer und  1 Schmied, 1 Küster, 1 Kuh- und Schweinehirte. – 1718: 14 Bauern, 20 Kossäten, 1 Schmied, 1 Kuhhirte, 1 Schweinehirte, 1 Müller und 1 Küster. – Um 1800: 15 Halbbauern, 13 Büdner, 29 Einlieger, 1 Fischer, 1 Förster.
    Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 12,6 % (49 Pers.) Selbstständige, 9 % (35) mithelfende Familienangehörige, 12,4 % (48) Beamte und Angestellte, 66 % (256) Arbeiter.
    1871: 483 Ev., 1 Kath., 2 sonst. Christen. – 1885: 231 Ev. 1895: 125 M, 154 F; 2 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1905: 292 Ev., 5 Kath., 8 sonst. Christen. – 1925: 649 Ev., 51 Kath.
    1871: 236 M, 250 F; < 10 J.: 137. – 1885: 101 M, 131 F. – 1925: 386 M, 314 F. – 1939: 215 M, 237 F; < 6 J.: 7,7 % (35 Pers.), 6-13 J.: 8 % (36), 14-64 J.: 71,2 % (322), ≥ 65 J.: 13,1 % (59).
    1988: 158 M, 151 F. – 2002: 146 M, 143 F. – 2011: 153 M, 141 F; 21,8 % im vorproduktiven Alter, 63,6 % im produktiven Alter, 14,6 % im postproduktiven Alter.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Kb. ab 1643, seit 1945 verschollen. – Standesamtsreg. von 1866-93 lückenhaft im APG überliefert.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    1486: Mühle. – 1494: 1 Schneidemühle. – 1571: Märkte erw. – Um 1600: Ausgegrabene Fehlbrände lassen auf das Bestehen einer Fayencemanufaktur in B. schließen. – 1714: Armut wegen des Misswuchses so gr., dass befürchtet wurde, noch mehrere Bauern würden ihre Höfe verlassen. – Um 1800: Krug, Mühle, Schmiede und Teerofen. – 1867: 1 Schneid- und Wassermühle, 1 Ziegelei. – 1871: Anlage von Fischteichen durch den Gutsherrn, die noch heute genutzt werden. – 1939: Fischzucht, Ziegelei. – 1939: 3,9 % (15 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. lebten von Handel und Verkehr, 44,1 % (171) von Industrie und Handwerk, 45,1 % (175) von der Land- und Forstwirtschaft, 6,9 % (27) von sonst. Berufen.
    Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 25, 5 bis < 10 ha: 1, 10 bis < 20 ha: 4, 20 bis < 100 ha: 1, ≥ 100 ha: 2.
    Seit 2000: Gas- und Ölförderung.
    Betriebsgrößen 2017: 0-9 Mitarbeiter: 35, 10-49: 4, 50-249: 1.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    Im 19. Jh.: Webergilde vorh. – 1910: Spar- und Darlehenskasse vorh.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    2018: Busverbindungen u.a. nach Neudamm (Dębno), Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski), Soldin (Myślibórz), Posen (Poznań) und Słubice.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    1317: Soldin (Myślibórz) wurde als Oberhof mehrerer Städte, darunter B., bestimmt, die vorher ihr Recht in Strausberg gesucht hatten. – 1608: B. war früher ein offener Flecken gewesen, jetzt aber wurde kein Markt- oder Fleckenrecht dort mehr gebraucht.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    1867: Polizeiverwaltung durch das Dominium in B.

    c Gerichtsbarkeit

    1840: Patrimonialgericht B. – 1849: Kr.-Gericht Soldin (Myślibórz). – 1879: Amtsgericht Soldin.
    2019: Amtsgericht Soldin (Sąd Rejonowy w Myśliborzu).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    Ab 1874: Standesamt. – 1910: Post und Telegrafenamt vorh.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Bis ca. Mitte des 13. Jh.: Großpolen. – 2. Hälfte des 13. Jh. bis 1402: Mark Brandenburg. – 1402-55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. 1759: Kr. Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816: Kr. Landsberg/W.
    1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczeciń), 1945-75: Kr. Landsberg/W. – 1975: Wojewodschaft Landsberg/W. – 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Soldin (Myślibórz).

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    Vom Dreißigjährigen Krieg stark mitgenommen, noch 1658 fast 60 % der Feldmark wüst.
    1945 Feb. 2: Von der Roten Armee besetzt. Flucht und Vertreibung der dt. Bev.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1840: Brand. Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 2. – 1910: Bezirkskommando Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski).

  • 12 Die Wahrzeichen

    Keine Informationen

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    1354: Die Bede aus B. vom Mgf. einem Bg. verschrieben. – 1375: 15 Mk Urbede, an anderer Stelle im Landbuch heißt es, B. gibt keine Urbede.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1405: 64 Hufen, davon 4 Pfarrhufen. – 1658: B. soll 52¾ Hufen haben. – 1718: 52¾ Matrikelhufen oder 49¾ Realhufen, davon nur ein Teil bestellt. – Das Gutsland auf Kosten der Gemeinde vergrößert, noch 1818 wurden 10 Höfe gelegt. – 1856: 978 mrg. 43 QR. – 1885 und 1905: 222 ha. – 1931: 1193,8 ha (Grundsteuerertrag pro ha: 10,77 Mk).

    d Eingemeindungen

    Wohnplätze 1867: 1 Forsthaus und 1 Etablissement am Glambecksee, die VW Hohefeld (1 Wohngeb./18 Pers.) und Winkel (3/52) sowie Kolonie Lindwerder (31/250) mit 1 Windmühle.
    Wohnplätze 1931: Jagdschloss Bärnen, Forsthaus B., Haltestelle B., Bornhofen, Finkenberg, Hohefeld, Töpperkuthen.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Lebus, Sedes Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – 1300: Der Pfarrer von B. erw. – 1405: 8 Pfund Cathedraticum. – 1406: Der Bf. von Lebus forderte erhöhten Zehnt aus B. – 1905: Kspl. Soldin (Myślibórz).
    Seit 1945: Die ehem. ev. Friedhofskapelle als kath. Kirche genutzt, 1967 als Kirche des heiligsten Herzen Jesu (Kościół Najświętszego Serca Pana Jezusa) geweiht. – Seit 1972 bzw. 1992: Erzbst. Stettin-Cammin (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska), Dekanat Neudamm (Dębno).

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Kirchenkr. Landsberg II (Gorzów Wielkopolski). – Ab 1618: Ein ev. Pfarrer erw., Patronat das Gut B. – 1923 28: B. war der Treffpunkt der B.er Bewegung. – 1938: 1 ev. Pfarrer.

  • 16 Sozial-, Versorgungs. und Freizeiteinrichtungen

    Keine Informationen

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    1871: 11,5 % der Bev. ≥ 10 J. Analphabeten. – Schule ab 1902 nachweisbar.
    1946: Einrichtung einer drei-, später vierklassigen Grundschule, die 2004 geschlossen wurde. – 2011: 1 priv. Vor- und 1 priv. Grundschule.

     

  • 18 Das Pressewesen

    Keine Informationen

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 3, S. 103. – Rister, S. 213.

    c Gesamtdarstellungen

    KDM Landsberg, S. 47-51

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Pfarrarchiv seit 1945 verschollen.